Die Christianisierung Europas: Entstehung, Entwicklung und Konsolidierung im archäologischen Befund

Die Christianisierung Europas: Entstehung, Entwicklung und Konsolidierung im archäologischen Befund

Veranstalter
Universität zu Köln, Archäologisches Institut, gefördert von der DFG. Organisation: Dr. Orsolya Heinrich-Tamáska (GWZO Leipzig) – Dr. Niklot Krohn (Universität Freiburg) – PD Dr. Sebastian Ristow (Universität Köln)
Veranstaltungsort
Thomas-Morus-Akademie
Ort
Bergisch Gladbach / Bensberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.12.2010 - 18.12.2010
Von
Ristow, Sebastian

Die Hinwendung zum christlichen Glauben ist ein in den einzelnen Regionen Europas in funktionaler und chronologischer Hinsicht äußerst vielschichtiger Prozess. Die Bandbreite reicht von „altchristianisierten“ Gebieten in den Provinzen des römischen Reiches über die in mehreren Schüben verlaufende Christianisierung in den Randgebieten des Imperiums und im germanischen Einflussgebiet bis zu den erst im fortgeschrittenen Hochmittelalter vom christlichen Glauben erreichten Regionen, die durch die Wikinger im Norden und die Slawen im Osten geprägt waren. Im heutigen Deutschland treffen die drei unterschiedlichen Zonen der Christianisierung an Rhein und Elbe aufeinander.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass die angeführten Kulturräume in sich jeweils nicht geschlossen dem Prozess des Glaubenswandels unterworfen waren. Städtischer und ländlicher Raum unterscheiden sich etwa gravierend, wie Beispiele aus Belgien, Skandinavien oder auch Polen deutlich zeigen können.

In der Zusammenschau ergibt sich ein über rund 1000 Jahre andauernder Prozess, der die unterschiedlichen Regionen Europas mit verschiedener Intensität und Nachhaltigkeit sowie den jeweiligen Verhältnissen angepassten Organisationsformen der christlichen Religion erfasste. Auch beibehaltene Formen vorchristlicher Glaubensvorstellungen besitzen kleinräumig unterschiedene Ausprägungsvarianten.

Die angezeigte Tagung steht am Anfang einer Aufarbeitung des skizzierten Themenkreises von archäologischer Seite bei gleichzeitiger Berücksichtigung der kritischen Gewichtung der eigentlichen Aussagefähigkeit von Sachquellen in diesem Zusammenhang. Unerlässlich erscheint die Ausarbeitung einer Terminologie, welche die Sachquellen vorurteilsfrei beschreibt und keine Wertung in Hinsicht auf eine mögliche christliche Deutung etwa von Bau- oder Grabbefunden vorwegnimmt, bevor diese zweifelsfrei erwiesen ist.

Die aus allen Teilen Europas eingeladenen Referenten werden die entsprechende Quellen- und Forschungslage ihrer Regionen vorstellen und Möglichkeiten aufzeigen, die weitere Klärung und Sammlung der Befunde in der näheren Zukunft voran zu bringen.

Als Grundlage für weitere Arbeiten werden die Tagungsbeiträge in der Reihe „Studien zu Spätantike und Frühmittelalter“ (http://www.verlagdrkovac.de/1-2.htm) gedruckt. Ziel eines europaweit organisierten Projekts muss die Visualisierung eines Gesamtergebnisses sein, etwa in Form einer dynamischen Karte und einer interaktiven europaweit betriebenen Quellendatenbank. Eine spätere transdisziplinäre Ausweitung des Forschungsansatzes kann ebenfalls eine Option sein.

Programm

16.12.2010

11:15 Begrüßung der Referenten und Tagungsgäste durch die Organisatoren

11:30 Spanien: Achim Arbeiter (Göttingen), „Frühe monumentale Zeugnisse des frühen Christentums auf der iberischen Halbinsel“

12:00 Großbritannien: Raghnall Ó Floinn (Dublin), „Early Christianity in England und Ireland“

Kaffeepause

13:00 Belgien: Laurent Verslype (Louvain-la-Neuve), „Christianity in contemporaneous Belgium: the archaeological evidence“

13:30 Frankreich und Westdeutschland: Sebastian Ristow (Köln), „Frühes Christentum in Gallien und Germanien – Nachhaltige und unterbrochene Christianisierung in Spätantike und Frühmittelalter“

Pause und Mittagessen

15:00 Mittel- und Süddeutschland: Niklot Krohn (Freiburg im Breisgau), „Von Heiden, Christen und Synkretisten. Begrifflichkeiten und Befundansprachen im Kontext der Erforschung des Christentums bei Alamannen, Bajuwaren und Thüringern“

Kaffeepause

16:00 Schweiz: Guido Faccani (Zürich), „Vom Städter zum Bauern – spätantike Bischofstädte, frühe Seelsorgezentren und die Ausbildung der Pfarreistrukturen im ausgehenden ersten Jahrstausend im Gebiet der heutigen Schweiz“

16:30 Österreich: Franz Glaser (Graz), „Frühes Christentum im Ostalpenraum“

17:00 Italien: Yuri A. Marano (Mailand), „The Christianization of Towns of Northern Italy (4th–6th century A.D.)“

17:30 Rom: Sible de Blaauw (Nijmegen), „Kultbauten als Zeugnisse der Christianisierung Roms“

18:00 Generaldiskussion

Abendessen

17.12.2010

9:30 Dalmatien: Branka Migotti (Zagreb), „Early Christian Archaeology in Croatia: The State of Research and selected Problems“

10:00 Ungarn: Orsolya Heinrich-Tamáska (Leipzig), „Fortleben, Abbruch und Neuanfang: Spuren des Christentums in Pannonien (4.–9. Jh.)“

10:30 Slowakei: Hana Chorvatova (Bratislava), „Forschungsstand und neue archäologische Funde zur Christianisierung der Slowakei“

Kaffeepause

11:30 Tschechien: Petr Sommer (Prag), „Zum gegenwärtigen Stand der archäologischen Erforschung des Christentums in Tschechien“

12:00 Serbien: Mihailo Milincovic (Belgrad), „Verbreitung des Christentums im zentralen Balkanraum von den Anfängen bis zum 11. Jahrhundert anhand der archäologischen Funde – Forschungsgeschichte und Resultate“

12:30 Bulgarien: Uwe Fiedler (Berlin), „Der archäologische Niederschlag der Christianisierung des donaubulgarischen Reiches (864/5)“

Pause und Mittagessen

15:00 Rumänien: Alexandru Madgearu (Bukarest), „The Significance of the early Christian Artifacts in Post-Roman Dacia“

15:30 Griechenland: Efthymios Ritzos (Oxford), „The Dawn of Christianity on the Shores of the Aegean“

Kaffeepause

16:30 Krim: Annegret Plontke-Lüning (Jena), „Christianisierung am Rande des Imperiums: Die Krim“

17:00 Zypern: Marko Kiessel (Girne/Kyrenia): „Forschungsstand und Forschung zum Frühchristentum in Zypern und Einblicke in das frühchristliche südliche und westliche Kleinasien (4.–6. Jh.)“

17:30 Generaldiskussion

Abendessen

18.12.2010

9:30 Ostdeutschland: Axel Pollex (Berlin), „Christianisierung in Pommern. Die kulturanthropologische Perspektive“

10:00 Dänemark: Sunhild Kleingärtner (Kiel), „Nachweisbarkeit christlicher Institutionalisierung Dänemarks aufgrund archäologischer Belege“

10:30 Schweden: Michaela Helmbrecht (Lund), „Siðaskipti - Funde und Forschungen zur Christianisierung Schwedens“

Kaffeepause

11:30 Polen: Marcin Wołwosczyn (Krakau), „Ostpolen und das Kiever Rus – Grenzgebiet und Christianisierung“

12:00 West- und Südpolen: Aneta Bukowska (Krakau), „Earliest Stone Architecture in Poland: Controversies and Contradictory Research Attitudes. Remains of Architecture as the Fundamental Archaeological Evidence for the Christianization of Poland beside Single Artefacts“

Nachmittags Exkursion in eine Kölner Kirchengrabung

Kontakt

Sebastian Ristow
Archäologisches Institut der Universität zu Köln

Christentum.EU@gmail.com

http://christeu.web.officelive.com/default.aspx
Redaktion
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