Das Begriffspaar „arm und reich“ prägt nicht nur die Realgeschichte, sondern bindet auch die wirtschafts- und sozialgeschichtliche Forschung thematisch, analytisch und methodisch zusammen. Die Diskussion ist ubiquitär, Themen der jüngeren Zeit waren bzw. sind der Pauperismus, die Folgen der Industrialisierung, die Entstehung des modernen Wohlfahrtsstaates und dessen Grenzen, politische Radikalisierung im Zeitalter der Extreme, die Folgen der Globalisierung und jüngst die Bankenkrise, die Rolle von Bildung und die demographische Entwicklung. Die Dokumentation bzw. die empirische sozial- und wirtschaftshistorische Forschung reicht von den frühen Schriften des Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen über die Untersuchungen des Vereins für Socialpolitik vor rund 100 Jahren bis zum „Armuts- und Reichtumsbericht“ der Bundesregierung in unseren Tagen.
Das Problemfeld ist über Fragen der differenten Verteilung von Ressourcen und unterschiedliche Zugänge zu den property rights, über die Inklusion und Exklusion gesellschaftlicher Gruppen hinaus heute in vielfältiger Weise auch kulturwissenschaftlich ausdifferenziert. Die 24. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (GSWG) vom 16. bis zum 19. März 2011 in Bonn möchte zum Thema „arm und reich“ vom Mittelalter bis heute umfassende wie beispielhaft auswählende, theoretisch-systematische wie empirische Beiträge zusammenführen und damit – anlässlich des 50. Geburtstags der GSWG – zugleich die Spannweite, Vielfalt und Einheit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in inhaltlicher, theoretischer und methodischer, räumlicher und zeitlicher Hinsicht demonstrieren. Vorschläge für Tagungsbeiträge werden im Umfang von 1-2 Seiten bis zum 9. Oktober 2010 an die unten angegebene Adresse erbeten.
Darüber hinaus bietet die Tagung Nachwuchswissenschaftler(inne)n in einem „Offenen Forum“ die Möglichkeit, laufende Forschungen vorzustellen, die nicht notwendig im Zusammenhang mit dem Thema der Tagung stehen. Bewerbungen (Lebenslauf und Abstract) senden Sie bitte bis 9. Oktober 2010 an:
Prof. Dr. Günther Schulz
Institut für Geschichtswissenschaft
Abtlg. für Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Konviktstraße 11
53113 Bonn
Telefon: +49 228/73-5172
Telefax: +49 228/73-5171
E-Mail: gswg@uni-bonn.de
Weitere Informationen finden Sie unter www.gswg.net.