Die Ökonomie sozialer Beziehungen - Ressourcenbewirtschaftung als Geben, Nehmen, Investieren, Verschwenden, Haushalten, Horten, Vererben, Schulden

Die Ökonomie sozialer Beziehungen - Ressourcenbewirtschaftung als Geben, Nehmen, Investieren, Verschwenden, Haushalten, Horten, Vererben, Schulden

Veranstalter
Gabriele Jancke, FU Berlin; Daniel Schläppi, Universität Bern
Veranstaltungsort
FU-Berlin, Friedrich Meinecke-Institut, Koserstr. 20, Raum A 163
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.09.2010 - 10.09.2010
Website
Von
Gabriele Jancke, Daniel Schläppi

Die Überlieferung birgt unzählige Hinweise auf die eminente Bedeutung vielfältiger Ressourcen für alle sozialen Konstellationen. Der Workshop fragt nach dem Zusammenwirken und gegenseitigen Durchdringen von sozialen Beziehungen einerseits, der real-sachlichen Dimension des Daseins andererseits. Materielle und immaterielle Güter sowie die Konvertierung unterschiedlicher Kapitalsorten waren Gegenstand sozialer Transfertechniken. Das Konzept „Gemeinbesitz“ war im Licht des „gemeinen Nutzens“ äusserst bedeutsam. Soziale Beziehungen nährten sich von Ressourcen oder bezweckten deren interaktive Mehrung. Insofern müssen Mikro- und Alltagsökonomie auf der Folie menschlicher Bindungen und Abhängigkeiten gesehen werden - und umgekehrt.

Sozial- und kulturwissenschaftliche Konzepte reduzieren die dingliche Dimension des Sozialen auf Chiffren wie „Gabe“, „Gabentausch“ oder „Reziprozität“ und unterstellen, dass Menschen fallweise utilitaristisch oder altruistisch handeln. Alternative Strategien wie das gemeinsame Verwalten oder Mehren bzw. die Teilhabe an nicht auf Individuen bezogenen Ressourcenpools oder -kreisläufen gehorchen indes anderen Logiken. Zur Diskussion stehen Verhaltensmodi in pluralen Transferkonstellationen, die sich dem Einmaleins eines dyadischen Gabentauschs entziehen und als Ausdruck impliziter Regeln bzw. wechselseitiger Verpflichtungen beschreiben und verstehen lassen. In Verbindung von Sozial-, Politik-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte sowie historischer Anthropologie macht ein vielschichtiges Ressourcenkonzept den gegenständlichen Generalbass sozialer Beziehungen und kollektiver Logiken im Rauschen der historischen Quellen hörbar.

Programm

Donnerstag, 09.09.2010

13:00-13:30 Begrüssung / Einführung

Gabriele Jancke und Daniel Schläppi

13:30-15:10 Gemeinsam Besitzen

- Daniel Schläppi (Bern): Buchführen, Bilanzieren und gemeinsam Begiessen. Wie in der alten Eidgenossenschaft korporative Besitztümer bewirtschaftet und deren Erträge verteilt wurden
- Martin Leutzsch (Paderborn): Gemeinsame Ressourcen. Die biblische Gütergemeinschaft als Ideal, Konfliktherd und Verwirklichung 1400-1800

15:30-18:00 Ressourcen im Transfer

- Sebastian Kühn (Berlin): Kauf, Haushalt, Tausch. Ressourcentransfer und -umwandlung in Arbeitsökonomien der Naturforschung um 1700
- Gregor Kanitz (Weimar): „Heiligtum des Verkehrs zwischen Jünger und Meister“. Zur Schwellen-Ökonomie des Gelehrten im 19. Jahrhundert
- Christof Jeggle (Bamberg): Transfer unterschiedlicher Ressourcen unter den Leinewebern in Münster im 17. Jahrhundert

18:15-18:45 Brainstorming 1

Freitag, 10.09.2010

09:30-12:00 Beziehungslogiken 1: Ehe und Verwandtschaft

- Kristina Bake (Halle): Von der Ökonomie des Eheglücks
- Margareth Lanzinger (Wien): Ökonomie und Liebe. Symbolische und materielle Ressourcen im Kontext von Verwandtenehen
- Nathalie Büsser (Zürich): Kollektiver Besitz und individuelle Ansprüche in frühneuzeitlichen Soldunternehmerfamilien (Schweiz, 16.-18. Jahrhundert)

13:30-16:00 Beziehungslogiken 2: Ökonomien des Schuldens

- Mischa Suter (Zürich): „Rechtstrieb“. Personen und Verfahren in der Zwangsvollstreckung bei privaten Kreditbeziehungen (Schweiz, 19. Jahrhundert)
- Claudia Jarzebowski (Berlin): Geschäfte mit Gott - Emotionen zwischen Himmel und Erde
- Gabriele Jancke (Berlin): „... damit man im Nothfall Hülffe suchen und credit haben kann“. Gastfreundschaft in der Frühen Neuzeit und die Ökonomie sozialer Beziehungen

16:15-17:00 Brainstorming 2 / Schlussdiskussion

Kontakt

Daniel Schläppi

Historisches Institut Universität Bern

+41 31 301 36 47
+41 31 301 36 47
daniel.schlaeppi@hist.unibe.ch


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung