Schreiben im Krieg - Schreiben vom Krieg. Feldpost im Zeitalter der Weltkriege

Schreiben im Krieg - Schreiben vom Krieg. Feldpost im Zeitalter der Weltkriege

Veranstalter
Museum für Kommunikation Berlin
Veranstaltungsort
Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.09.2010 - 15.09.2010
Deadline
20.08.2010
Von
Dr. Veit Didczuneit

Das Gesicht Europas und der Welt wurde durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Die Kriegsereignisse ließen Soldaten und Zivilisten verschiedenster Nationen und Kulturen in einem bis dato ungekannten Ausmaß aufeinander treffen. Der briefliche Austausch war in diesen Zeiten das wichtigste Medium privater Verbindungslinien zwischen Angehörigen und Soldaten. Auf der anderen Seite waren die Briefe gleichsam eine tragende Säule gesellschaftlicher Kohärenz.

Heute liefern die privaten Texte der Feldpostbriefe forschungsrelevante Einblicke in die politische, mentale und emotionale Verfassung der aus den Fugen geratenen Kriegsgesellschaft(en). Für die Forschung ist es notwendig, den Erfahrungs- und Erkenntnisaustausch im Hinblick auf diese Quellen zwischen den Nationen und Disziplinen voranzubringen. Aus diesem Grund richtet das Museum für Kommunikation Berlin als Sammlungs- und Forschungseinrichtung vom 13. bis zum 15. September 2010 eine wissenschaftliche Konferenz aus.

Fachwissenschaftler verschiedener Disziplinen werden ihre aktuellen Arbeiten präsentieren und eine wegweisende Diskussion zur Verwendung und Bedeutung der Quelle Feldpost führen. Die Konferenz bietet gerade auch Nachwuchswissenschaftlern eine Plattform für eigene Forschungsergebnisse.

Programm

13.09.2010

12.00 – 13.00 Uhr
Anmeldung

13.00 – 14.00 Uhr
Grußwort und Eröffnung:
Dr. Lieselotte Kugler, Direktorin des Museums für Kommunikation Berlin

Konferenzeinführung:
Dr. Jens Ebert (Berlin), wissenschaftlicher Leiter der Konferenz

Eröffnungsvortrag:
Dr. Ortwin Buchbender (Bad Münstereifel):
Auf den Spuren der subjektiven Wirklichkeit: Feldpostbriefe als Wirklichkeitsangebot.

14.15 – 15.45 Uhr

AK I Forschungsfragen I (Raum102)
Prof. Dr. Clemens Schwender (Potsdam): Feldpost als Medium sozialer Kommunikation.
Dr. Elke Scherstjanoi (Berlin): Als Quelle nicht überfordern! Zu Besonderheiten und Grenzen der wissenschaftlichen Nutzung von Feldpostbriefen.
Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld (Stuttgart): Ego-Dokumente (Feldpost) und die neue Kulturgeschichte der Weltkriege im 20. Jahrhundert.

AK II Kriegerische (Welt)Anschauungen (Raum105)
Dr. Rüdiger von Dehn (Wuppertal): „Und wirklich der Feind hat einen heillosen Respect vor den deutschen Soldaten...“. Feldpost deutscher Auswanderer im Amerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865.
MA Sebastian Haak (Erfurt): Schreiben über die Faszination des Krieges. Über eine (verdrängte) Wahrnehmung des Tötens und Sterbens in den Briefen US-amerikanischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Dr. Michaela Kipp (München): Reinlichkeitsvorstellungen in Feldpost – Herausforderung für die Kriegsgeschichte.

16.15 – 17.45 Uhr
AK I Forschungsfragen II (Raum102)
Dr. Martin Humburg (Detmold): „Jedes Wort ist falsch und wahr – das ist das Wesen des Wortes“ Vom Schreiben und Schweigen in der Feldpost.
PD Dr. Aribert Reimann (Oxford/UK): Eine Semantik des Krieges. Zur transzendentalen Wende in der Erforschung der symbolischen Erfahrungskonstruktion.
Dr. Andreas Jasper (Tübingen): Zweierlei Weltkriege. Kriegserfahrung in der Feldpost – zwischen Konstruktion und Wirklichkeit.

AK II Weltkrieg und/oder Revolution (Raum105)
Prof. Dr. Gerhard Engel (Berlin): Sozialdemokratische Feldpost-Netzwerke im Ersten Weltkrieg.
MA Ralf Hoffrogge (Potsdam): Utopien am Abgrund. Der Briefwechsel Werner Scholem – Gershom Scholem in den Jahren 1914-1919.
Dr. Ryan Zroka (San Diego/USA): To the Bitter End: Morale and Motivation in the German Army in Defeat, 1918.

ab 18.00 Uhr
Führungen durch das Museum für Kommunikation Berlin.
Im Anschluss: Abendempfang

14.09.2010

9.30 – 11.00 Uhr
AK Erinnerungskulturen (Raum102)
Dr. Klaus Latzel (Braunschweig): Die Gefallenen – wie man in Feldpostbriefen aus der Geschichte für die Gegenwart lernen kann.
Dr. Astrid Irrgang (Berlin): Feldpost Peter Stölten – internationale Reaktionen auf eine Buchveröffentlichung.
Dr. Tatjana Voronina (St. Petersburg/RUS): Wie liest man Briefe von der Front? Aktuelle Darstellungen der Feldpost in russischen Museen des Zweiten Weltkrieges.

AK II Europäische Kriegserfahrungen I (Raum105)
Prof. Dr. Angela Schwarz (Siegen): „…whenever I feel depressed I dash off a page or two of scribble“: Briefe in die Heimat als Überlebensstrategie britischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Prof. Dr. Xose Nunez (Santiago de Compostela/SPA): Zwei Fronten, ein Krieg? Feldpostbriefe und Kriegserfahrung der Kämpfer der spanischen Blauen Division an der Ostfront, 1941-1945.
Dr. Kerstin von Lingen (Heidelberg): Kriegserfahrung an der Südfront: die Perspektive der Soldaten auf den Bündnispartner und Besatzungsherrschaft 1943-1945.

11.15 – 12.45 Uhr
AK I Feldpost und Literatur - Feldpost als Literatur (Raum102)
Dr. Thomas Schneider (Osnabrück): „Realität“ vs. „Fiktion“. Feldpost in der Diskussion um Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ 1928/29.
Dr. Denis Bousch (Paris/FRA): Kriegsroman und Feldpost, Kriegsroman statt Feldpost? Französischsprachige Romane über die zwangseingezogenen Elsässer und Lothringer im Zweiten Weltkrieg.
Dr. Jens Ebert (Berlin): Feldpostmythen: Ärzte in Stalingrad.

AK II Europäische Kriegserfahrungen II (Raum105)
Prof. Dr. Snezhana Dimitrova (Blagoevgrad/BG): Of the other Archives, Documents, Witnesses. The Great War soldier’s letters.
Dr. Marco Mondini (Padua/ITA). „Paper Heroes”. Letters from the Front during the First World War in Italy and the Construction of a Masculine Warrior Ideal.
Prof. Dr. Rik Opsommer (Gent/BEL): Feldpostkarten aus Westflandern. Historische Forschungsmöglichkeiten und Beschränkungen eines Alltagsmediums im Ersten Weltkrieg.

Mittagspause

14.00 – 15.30 Uhr
AK I Feldpost im Schulunterricht (Raum102)
Dr. Rainer Bendick (Osnabrück): Beliebige Quellen oder didaktische Selbstzensur? Feldpostbriefe in deutschen Schulgeschichtsbüchern.
Dr. Yohan Channoir (Reims/FRA): Feldpostbriefe im Geschichtsunterricht oder die Kraft der Augenzeugen! Erklärungsansatz der Wichtigkeit des Ersten Weltkrieges im französischen Gedächtnis.
Dipl. Päd. Christian Heuer (Freiburg): Feldpost und Erzählung – „Unentdeckte“ Potentiale für das historische Lernen.

AK II Mediale Beziehungen (Raum105)
Dr. Petra Bopp (Jena) und Sandra Starke (Dresden): „Ich lege dir ein paar Bilder bei ...“. Feldpost und Fotografie von Fritz Bopp und Theodor Groß.
Dr. Nina Simone Schepkowski (Berlin): „Seitdem ich draußen im Feuer war, erlebe ich jeden Schuß mit und habe die wildesten Visionen.“ Max Beckmanns Briefe aus dem Krieg und die künstlerische Reflexion seiner Fronterlebnisse.
Dr. Dorothee Schmitz-Köster (Berlin): Der Krieg meines Vaters. Feldpostbriefe als Familienerbe und Objekt öffentlicher Reflexion.

15.45 – 17.15 Uhr
AK I Jenseits des Kampfgeschehens (Raum102)
MA Kerstin Wölki (Dortmund): „Und ab ging die Reise!“ Kriegserfahrung deutscher Soldaten in Frankreich.
MA Heike Frey (München): „... aber es war mal eine Abwechslung“ – Truppenbetreuung im Spiegel von Feldpost-Briefen.
Dr. Rüdiger Overmans (Freiburg): Die leidige Affäre Heitz.

AK II Erfahrungswelten (Raum105)
MA Claudia Schlager (Friedrichshafen): Feldpost-Briefe als Quellen zur Religiosität im 1. WK. Anmerkungen zu Aussagewert und Authentizität.
Dr. Sabine Grenz (Berlin): Feldpost-Briefe, die nie versandt wurden: Tagebücher aus dem Nationalsozialismus.
Dr. Thomas Vogel (Potsdam): „Im Briefe kann man sich nicht erklären“. Von der relativen Bedeutung des Feldpostbriefes als Quelle der historischen Forschung. Erfahrungen mit dem schriftlichen Nachlass des Hauptmanns Wilm Hosenfeld (1895-1952).

Anschließend: Transfer nach Tempelhof ins Depotgebäude des Museums für Kommunikation Berlin

18.00 – 20.00 Uhr
Dr. Veit Didczuneit (Berlin): Museum und Feldpost. Vom Reichspostmuseum zum Museum für Kommunikation Berlin.
Depot- und Archivführung (Dr. Veit Didczuneit)

Round-Table
Kommentare: Dr. Bernd Ulrich (Berlin), Prof. Dr. Kurt Pätzold (Berlin)
Moderation: Prof. Dr. Clemens Schwender (Potsdam)
ab 20.00 Uhr: Kleiner Empfang

Anschließend: Rücktransfer zum Hotel „Best Western“ / Spittelmarkt

15.09.2010

9.30 – 11.00 Uhr
AK I Abschiede (Raum102)
Prof. Dr. Helmut Peitsch (Potsdam): „Die Edition von Soldatenbriefen als „Letzte Briefe“ in der Nachkriegszeit.
MA Thomas Jander (Berlin): Gefährliche Worte. Dissens und Desertion in Kriegsbriefen deutscher Soldaten.
Dr. Peter Steinkamp (Freiburg): „Ich habe mehr leisten wollen für den Sieg!” Abschiedsbriefe von Suizidenten bei der Wehrmacht.

AK II Frauen an der (Heimat)Front (Raum105)
Prof. Dr. Judy Barett Litoff (Rhode Island/USA): One American Woman’s War in China.
The World War II Letters of an American Red Cross Club Direktor in Yunnan Province.
Dr. Julia Paulus (Münster) und Dr. Marion Röwekamp (Cambridge/USA): Anette Schücking – Briefe einer Soldatenheimschwester von der Ostfront.
MA Helen Steele (Swansea/UK): „Schreiben oder schweigen?” Feldpost and Frauenalltag in Vienna 1943-1945.

11.15 – 12.45 Uhr
AK I Männerwelten? Frauenwelten? (Raum102)
Prof. Dr. Christa Ehrmann-Hämmerle (Wien/AT): Entzweite Beziehungen? Forschungen zur frauen- und geschlechtergeschichtlichen Perspektive.
Prof. Dr. Gunilla Budde (Oldenburg): Liebe in den Zeiten des Krieges.
MA Frank Werner (Auetal): Soldatische Männlichkeit in der Feldpost. Geschlechtsspezifische Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 – 1944.

AK II Bedeutungshorizonte (Raum105)
Dr. Ingo Stader (Mannheim): Feldpostbriefe – eine Art „Social Media“ im Dritten Reich?
Prof. Dr. Siegfrid Hoefert (Waterloo/CAN): Zur Funktion und Nutzung von Feldpostbriefen und ähnlichen Dokumenten in Publikationen über den Zweiten Weltkrieg.
Andrew Caroll (Washington D.C./USA): Behind the lines. Why War Letters Matter.

13.15 – 14.30 Uhr (Raum102)
Round-Table und Abschlussplenum
Kommentare: Prof. Dr. Clemens Schwender (Potsdam), Dr. Jens Ebert (Berlin), MA Thomas Jander (Berlin)
Moderation: Dr. Veit Didczuneit (Berlin)

Kontakt

Dr. Veit Didczuneit, MA Thomas Jander
Museum für Kommunikation Berlin
Leipziger Str. 16
10117 Berlin
Tel: +49 (0)30 – 7130 2720
v.didczuneit@mspt.de; t.jander@mspt.de

http://www.museumsstiftung.de/feldpostkonferenz/