Sommerschule: Das Kunstarchiv Beeskow im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur. Verräumlichung - Kulturwissenschaft - Kunst

Sommerschule: Das Kunstarchiv Beeskow im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur. Verräumlichung - Kulturwissenschaft - Kunst

Veranstalter
Kunstarchiv Beeskow, Leitung: Dr. Ilona Weser; Kulturwissenschaftliches Institut für Europaforschung, Leitung: Prof. Elize Bisanz
Veranstaltungsort
Kunstarchiv Beeskow, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow
Ort
Beeskow
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.07.2010 - 11.07.2010
Deadline
05.06.2010
Von
Kunstarchiv Beeskow und Kulturwissenschaftliches Institut für Europaforschung

Die Sommerschule richtet sich an junge KulturwissenschaftlerInnen (Studierende im Hauptstudium, Magistranden, Diplomanden, Doktoranden) und KünstlerInnen, die sich mit dem kulturellen Archiv auseinandersetzen bzw. an den Schnittstellen zwischen Kunst und Archiv arbeiten.

Das Ziel der Sommerschule ist, am konkreten Beispiel Kunstarchiv Beeskow die neuen Herausforderungen an die Funktion des Archivs in der globalen Kultur sowie die damit einhergehende Diskrepanz zwischen beschleunigter Informationserweiterung und kultureller Destruktion anhand der drei Themenfelder Verräumlichung, Kulturwissenschaft und Kunst sowohl mit ExpertInnen als auch mit jungen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen zu diskutieren und konkrete Lösungsansätze zu entwickeln.

Die Sommerschule besteht aus gemeinsamen Arbeiten und Diskussionen zum Thema, eigenen Beiträgen vonseiten der SommerschulteilnehmerInnen sowie einer ExpertInnentagung am 10. Juli 2010.

Konzeption:
Der globale Charakter der Kultur führt nicht nur zur Abstraktion, Intransparenz und beschleunigten Zirkulation globaler Zeichensysteme, sondern intensiviert auch auf lokaler Ebene die rasante Neuordnung der konkreten kulturellen Ausdrucksformen der Menschen. Individuen wie auch Gesellschaften als Ganzes stehen der Anforderung gegenüber, ihre Identität innerhalb des stetigen Informationszuwachses sowie der Komplexität der Gegenwart zu generieren. Die Öffnung der Grenze in Deutschland mit dem Jahr 1989 gilt als Beispiel für diese Entwicklung, die mit der Herausforderung verbunden ist, das lokale Wissensarchiv in das globale Wissen zu integrieren. Das Kunstarchiv Beeskow beherbergt einen lebendigen Träger dieser Erfahrung: 1990 wurde im Auftrag des letzten Kulturministeriums der DDR sowie der Treuhandanstalt der Bestand an Kunstwerken aus öffentlichen Gebäuden sowie aus den ehemaligen Parteien und Massenorganisationen zusammengetragen. Sein Archivkorpus umfasst die Spannweite von konformer bis die offizielle DDR-Kulturpolitik unterlaufende Kunst.
Das Kunstarchiv Beeskow befindet sich in einer Situation der Peripherie, in der nach einer Phase der kulturellen Zersetzung die Informationserweiterung beginnt. Diese im Vergleich zum kulturellen Zentrum noch lockere Strukturierung gewährleistet derzeit eine hohe kulturelle Dynamik.

Drei Themenfelder strukturieren die Sommerschule sowie die damit verbundene Tagung:

1. Verräumlichung
In diesem Themenbereich wird anhand von konkreten Archivbeispielen der enge Zusammenhang zwischen Architektur, Struktur, Korpus, kulturpolitischer Bedeutung und identitätsbildender Funktion eines Archivs diskutiert. Unter Verräumlichung wird hier die Materialisierung eines Konzeptes in Struktur und Ort des Archivs verstanden. Die spezifische Verräumlichung wirkt sich unmittelbar auf die Bedeutung der archivierten Informationsträger und darüber auf die Identitätsbildung aus. Das Kunstarchiv Beeskow mit seinen kulturpolitischen und identitätsbildenden Funktionen ist sowohl für die BRD nach ´89, als auch für die heutige EU von Bedeutung.
Der Neubau und die Neustrukturierung des in der Peripherie verorteten Kunstarchivs bilden eine spannende Analogie zur Neustrukturierung eines im Zentrum Berlins geplanten Archivs – namentlich das Humboldt-Forum. In beiden Projekten wird deutlich, inwiefern sowohl Nutzungskonzept als auch Architektur die Semantik des jeweils dort versammelten Archivkorpus und somit eine spezifische kulturelle Identität bestimmen. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede ergeben sich im Vergleich zwischen den Neustrukturierungen des peripheren und des zentralen Archivs und was lässt sich daraus konkret für das Kunstarchiv Beeskow ableiten?

2. Kulturwissenschaft
Federführend für die Strukturierung der Sommerschule ist die Theorie Jurij Lotmans. Sein Semiosphäre-Konzept bietet ein Erklärungsmodell zur Interpretation komplexer kultureller Phänomene. Damit lassen sich die Probleme des kulturellen Archivs und der kulturellen Identität, der Pluralität sprachlicher Systeme und der Generierung neuer kultureller Strukturen im Zeitalter der Globalisierung adäquat bearbeiten und verstehen. Die Kulturwissenschaft ist in erster Linie die Wissenschaft vom kulturellen Archiv und seiner Entstehung. Zu ihren Aufgaben gehört zum einen, bestehende Archive kultureller Ausdrucksformen, wie Kunst, Literatur, Film, etc., zu interpretieren, kritisch zu reflektieren und die kulturelle Bedeutung des Archivkorpus mit seinen innovativen Momenten herauszuarbeiten. Zum anderen kann sie vor dem Hintergrund der spezifischen kulturellen Bedingungen – die für die Sommerschule mit dem globalen Charakter der Kultur definiert sind – konkrete Archivstrategien entwickeln.

3. Kunst
Der Kunst kommt in ihrer Funktion als Speicher und Generator von Weltmodellen eine besondere Bedeutung innerhalb des kulturellen Archivs zu. Mittels ihrer höchst verdichteten Sprache gibt sie über die signifikanten kulturellen Kodierungen ihrer Zeit Auskunft und bildet somit den informationsreichsten Archivkorpus im kulturellen Mechanismus. Wie ist mit diesem besonderen Korpus vor dem Hintergrund der globalen Kultur zu arbeiten?
Aus heutiger wissenschaftlicher Perspektive kann der Bestand an Kunstwerken im Kunstarchiv Beeskow nicht nur als Dokument der Kulturpolitik der DDR sowie der BRD angesehen werden, sondern ist auch Forschungsfeld für die Sprache der europäischen Kunst; ebenso wie es als Archiv selbst eine kulturelle Ausdrucksform darstellt, anhand derer sich der beschleunigte Mechanismus der globalen Kultur mit seinen Krisenphänomenen, kulturellen Zersetzungen und Informationserweiterungen ablesen lässt. Der beginnende Austausch mit polnischen Kunstarchiven lässt Beeskow eine neue Funktion innerhalb des europäischen Kontextes zukommen. Der weitgehend kaum stattgefundene Vergleich zwischen der Kunst in beiden ehemals sozialistischen Systemen unter Einbezug des Umgangs mit dieser nach 1989 wird u. a. durch den Austausch mit polnischen Kunstarchiven zukünftig in Beeskow ermöglicht. Weiterhin gibt die Bildsprache der Beeskower Werke selbst Auskunft über die Logik der sozialistischen Moderne – mit all ihren Zwängen, aber auch ermöglichten Freiräumen. Das Wissen um verschiedene Modernen ist für die Analyse globaler kultureller Prozesse grundlegend.
Es ist kein Zufall, dass gerade die Auseinandersetzung mit dem Archiv und das Archivieren für zeitgenössische KünstlerInnen an Bedeutung gewonnen haben. Denn als Generator von Weltmodellen nicht nur der Gegenwart, sondern vor allem der Zukunft ist auch die künstlerische Praxis mit einer zunehmenden Komplexität des Diesseits und der Diskrepanz zwischen rasanter Informationserweiterung und kultureller Destruktion konfrontiert. Welche Aufschlüsse über das Archiv in der globalen Kultur können konkrete künstlerische Arbeiten daher geben?

Informationen zu den Beitragsvorschlägen

Wir möchten interessierten KulturwissenschaftlerInnen und KünstlerInnen die Möglichkeit bieten, ihre Vorschläge für Impulsreferate oder Posterpräsentationen entsprechend jeweils der oben genannten drei Themenfelder oder auch anderer Themen im Rahmen der multidimensionalen Herausforderung eines Kunstarchivs im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur einzureichen.

Einsendeschluss für die Beiträge ist der 5. Juni 2010. Die Auswahl wird bis zum 10. Juni 2010 getroffen.
Bitte senden Sie Ihre Vorschläge und einen kurzen Lebenslauf per Email an: sommerschulebeeskow@yahoo.de

Für das Impulsreferat senden Sie bitte einen einseitigen Abstract auf Englisch oder Deutsch ein. Für das Referat sind 15 Minuten mit anschließender Diskussion geplant. Bitte nennen Sie auch den Titel, den/die Namen des Autors/der Autoren, Ihre Institution (Universität oder Organisation) sowie Post- und Emailadresse.

Vorschläge für Poster sollten eine kurze Inhaltsangabe von 150 Wörtern enthalten, die das Forschungsvorhaben oder das Thema der sich im Prozess befindenden Arbeit zusammenfassen. Die vollständigen Angaben zur Person (s.o.) sind einzuschließen. Die Präsentation der Poster wird Teil des Sommerschulprogramms sein. Poster bitte in A1 Format in Farbe ausdrucken.
Weitere Details zu den Abstracts bzw. Poster-Vorschlägen erfragen Sie bitte per Email (Re: Fragen zum Abstract).

Die Teilnahme an der Sommerschule ist kostenlos, die ExpertInnentagung (10. Juli) wird der Öffentlichkeit zugänglich sein, Impulsreferate und Posterpräsentationen werden am 9. und 11. Juli stattfinden. Die Reise- und Unterbringungskosten müssen von den SommerschulteilnehmerInnen selbst getragen werden (wobei wir gerne Zertifikate ausstellen, die die Teilnahme an der Sommerschule bestätigen und Ihnen bei Fragen zu Anreise und Unterkunft behilflich sind).

Mehr Informationen über die Sommerschule und den Veranstaltungsort finden Sie auf unserer Homepage: http://www.sommerschulebeeskow.wordpress.com
Oder kontaktieren Sie uns: sommerschulebeeskow@yahoo.de

Wir bedanken uns für Ihre Kenntnisnahme unserer Veranstaltung und freuen uns auf Ihren Beitrag und Ihre Anwesenheit!

Das Sommerschul-Organisationsteam

Die Sommerschule ist eine Veranstaltung von:
Prof. Dr. Elize Bisanz (Bildwissenschaftlerin an der Leuphana Universität Lüneburg)
Dr. Ilona Weser (Leiterin des Kunstarchivs Beeskow).
In dem Projekt arbeiten inhaltlich-konzeptionell mit: Sophie Dabbert, Kaya De Wolff, Kristin Drechsler, Lena Felde, Frederike Gülzow, Lena Jöhnk und Elena Malzew.
Projektkoordination: Marlene Heidel, M.A.

Programm

Kontakt

Marlene Heidel

Kunstarchiv Beeskow, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

sommerschulebeeskow@yahoo.de

www.sommerschulebeeskow.wordpress.com
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