Cyberlab St. Pölten. Aktantennetzwerke. Zwischen künstlicher Kunst und menschlicher Kunst

Cyberlab St. Pölten. Aktantennetzwerke. Zwischen künstlicher Kunst und menschlicher Kunst

Veranstalter
Festspielhaus St. Pölten Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, Austria Sandra Broeske, Sandra.Broeske@festspielhaus.at http://www.festspielhaus.at/
Veranstaltungsort
Festspielhaus St. Pölten
Ort
St. Pölten
Land
Austria
Vom - Bis
06.03.2010 - 13.03.2010
Website
Von
Martina Leeker

Cyberlab St. Pölten, Austria, 2010
Aktantennetzwerke. Zwischen künstlicher Kunst und menschlicher Kunst
KuratorInnen. Wolfgang Klüppel, Martina Leeker
6.3. – 13.3. 2010

Symposium und Lab
In Symposium und Lab soll die Rolle des künstlerischen Umgangs mit Technologie für Mensch und Gesellschaft ausgelotet werden. Das Thema Kunst - Technologie - Verantwortung soll wieder aufgenommen werden, da digitale Technologie (1) heutzutage zum festen, oftmals kaum noch wahrgenommenen und nicht immer hinterfragten Bestandteil unserer durch und durch technischen Umwelt geworden ist. Es ist zudem auffällig, dass (2) viele Kunstwerke mehr und mehr in den Bereichen arbeiten, in denen auch Wirtschaft und Forschung tätig sind, die vielleicht nicht immer zum Wohle des Menschen ausgerichtet sind oder tradierte Vorstellungen von Mensch zutiefst irritieren. Beispiele sind Überschneidungen in den Bereichen: (a) Robotik, KI, Prothetik, medizinische Forschung, Spielindustrie; (b) digitale Tools, die kognitive und kreative Fähigkeiten und Aufgaben des Menschen übernehmen wie Datenbank, Grafikprogramme oder Programme zum Entwerfen; (c) künstliches Leben. Es geht u. a. um Visionen einer hybriden Ko-Existenz von Mensch und Maschine. Diese Visionen werden (3) derzeit auch in den Geisteswissenschaften (Medien- und Kulturwissenschaft sowie Soziologie) unter dem Begriff der Aktantennetzwerke verhandelt. Es entstehen neue Verhältnisse von Menschen, Dingen und Technik, in denen der Mensch seine prominente Rolle als intentionales Wesen verliert und andere, nicht-menschliche Entitäten zu Aktanten erhoben werden.
Eine Manifestation dieser Auseinandersetzung ist die Ausprägung von Kunst als Künstlicher oder Menschlicher Kunst. Technologien sind, auch wenn sie jenseits des Menschen entstehen und einer eigenen Dynamik folgen, auf den Menschen bezogen. Gleichwohl können Formen „menschlicher Kunst“ da zu einer Symbiose von Mensch und Technik führen, wo letztere als Erweiterung und Verlängerung des Menschen gesehen und genutzt werden. Menschen sind in einer technischen Existenz, aber nicht umfänglich über das zu beschreiben, was Technologie von ihnen erfassen kann. „Künstliche Kunst“ geht einen anderen Weg, operiert generative Kunstwerke, ohne Zutun des Menschen. Wird damit aber nicht einer Ausgrenzung des Menschen aus technischen und formalisierenden Prozessen Vorschub geleistet?

Lab. 8.3. – 13.3. 2010 Louis Philippe Demers, Dominik Busch, Georg Hobmeier, Victor Morales
Eine Woche lang untersuchen vier Künstler die Beziehungen zwischen Mensch und Computer – zwischen Realität und Virtualität. Jeder hat ein eigenes Spezialgebiet bzw. einen eigenen Zugang. Dominik Busch (Berlin) erprobt in seiner Arbeit u. a. ein multimediales Tool zur Generierung von Mustern, in das der Benutzer zugleich eingreifen kann. Louis Philippe Demers (Singapur) entwirft und realisiert Roboter, die als eigene, selbst gesteuerte Welt der Maschinen existieren. Georg Hobmeier (Österreich) vernetzt sich mit Maschinen auf der Grundlage von elektrischen Impulsen so, dass diese ihn steuern. Victor Morales (New York) entwirft und steuert Avatare (virtuelle Kreaturen). Dabei nutzt er Mutationen und Fehler in Programmierungssystemen, für ihn ein Beweis für eigenständiges maschinelles Leben. Die Laborsituation wird mit Präsentationen auch für interessierte Zuschauer geöffnet.
Mitwirkende Louis Philippe Demers (Medienkünstler Robotik), Dominik Busch (Medienkünstler), Georg Hobmeier (Tänzer, Performer, Interaktive Performances), Victor Morales (Video Game Modifier)

Weiterführender Link:
http://www.festspielhaus.at/festspielhaus/programm/expeditionen/cyberlab-2010

Programm

Symposium. Aktantennetzwerke. Zwischen künstlicher Kunst und menschlicher Kunst
6.3. und 7.3. 2010

Samstag.: 9.30 - 22

9.30 – 10.00
Begrüßung und Einführung. Joachim Schlömer/Wolfgang Klüppel und Martina Leeker

10.00 – 11.00
Akteur-Netzwerk-Theorie und ihre Anwendbarkeit auf die Mediengeschichte des Computers
Christian Kassung, Kulturtechniken, HU Berlin und Claus Pias, Medienphilosophie Uni Wien im Gespräch

11.30 – 12.30
Hans Christian von Herrmann, Medienwissenschaft Universität Jena. Künstliche Kunst. Digitale Ästhetik 1960/2010

14.00 – 15.30
Präsentation: Stefan Pinczolits, LAN-Partys und deren Bedeutung innerhalb
der Gaming- & Netzkultur in Österreich

Präsentation: Florian Kuhlmann. cave goes pop - Ein experimenteller Arbeitszyklus in und mit synthetischen Welten

16 - 17
Alexander Firyn. Theater- und Medienwissenschaftler, Fraunhofer ISST Berlin. Software as a Service - Kunst als Service. Software as a Service - Art as a Service

Bis 17.45
Diskussion des Tages. Tragfähigkeit von Aktantennetzwerken als Modell digitaler Kommunikationen/Interaktionen?

19 – 22 open to all public, Moderation: Kaldrack, Leeker

Präsentation: Louis Philippe Demers, Singapur. Staging Robots. Anthropocentrism and Machine Performers

Präsentation: Dominik Busch, Berlin. Mustermaschinen

Präsentation: Georg Hobmeier, Freiburg, Remote Control Models

Präsentation: Victor Morales (media artist/video game explorer). Errors, feedback and other methods of understanding

Sonntag: 9 – 19 Uhr

9 - 10
Erich Hörl. Medien- und Technikphilosophie, Ruhr-Universität Bochum, Objektströme. Über die artefaktische Situation der Gegenwart.

10 - 11
Irina Kaldrack. Theaterwissenschaft und Mathematik, Universität Paderborn, Imaginierte Wirksamkeit. Bewegung, Formalisierung, Performance

11.30 – 13.00
Präsentation: Klaus Obermaier. Interactive stage performances. APPARITION und LE SACRE DU PRINTEMPS

Präsentation: Jeremy Bernstein. Performance mit Technologie: Max/MSP/Jitter und Echtzeitinteraktion

14.30 – 15.15
Martina Leeker. Theatergeschichte(n) des Computers. Verspätungen, Reminiszenzen und Ambivalenzen

Bis 16.00
Diskussion des Tages. Kunst/Performance als kulturelle Imagination technischer Existenzen des Menschen

16.30 – 18.00
Lesung Ulf Heuner, aus: „Wer herrscht im Theater und Fernsehen?“ (Parodos Verlag, Berlin, 2008)

Kontakt

Martina Leeker
Universität Bayreuth
Theater und Medien
martina.leeker@uni-bayreuth.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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