„Machen Sie mir dieses Land wieder deutsch“. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik und ihre Folgen. Das Beispiel Slowenien

„Machen Sie mir dieses Land wieder deutsch“. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik und ihre Folgen. Das Beispiel Slowenien

Veranstalter
KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Kooperation mit dem AK Distomo und der Vereinigung der Okkupationsopfer 1941–1945 (Zžo), Kranj.
Veranstaltungsort
KZ- Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum, Jean- Dolidier-Weg 75, 21038 Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.11.2009 - 19.11.2009
Deadline
12.11.2009
Von
Oliver von Wrochem

Wenige Tage nach dem Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 teilten Italien, Ungarn und das Deutsche Reich Slowenien unter sich auf. Adolf Hitler kam Ende des Monats nach Maribor (Štajerska) und forderte, „dieses Land wieder deutsch“ zu machen. In den deutsch besetzten Gebieten Untersteiermark (Spodnja Štajerska) und Oberkrain (Gorenjska), die faktisch der „Ostmark“ angeschlossen wurden, setzte daraufhin eine systematische Germanisierungspolitik ein. Damit setzten die Nationalsozialisten ihre u.a. in Westpolen und in Elsass-Lothringen begonnene Volkstumspolitik fort, die Zwangsgermanisierung und Entnationalisierung von Teilen der besetzten Länder beinhaltete und die bis heute in Deutschland wenig bekannt ist. Über 580.000 Menschen, mehr als 70% der Bevölkerung aus den von Deutschland besetzten Gebieten Sloweniens, wurden rassenbiologisch erfasst und in „eindeutschungsfähig“ und „nichteindeutschungsfähig“ unterschieden. Es fanden Vertreibungen, Verschleppungen in Konzentrationslager, Geiselerschießungen und Zwangsarbeit statt. Zahlreiche Slowenen und Sloweninnen wurden ins Deutsche Reich deportiert. Die meisten der nach Deutschland Deportierten wurden in Lagern der Volksdeutschen Mittelstelle gefangen gehalten und von dort aus zu verschiedenen Zwangsarbeiten in Familien, in der Industrie, dem Gewerbe und der Landwirtschaft eingesetzt. Zahlreiche als nicht „eindeutschungsfähig“ geltende Sloweninnen und Slowenen deportierten die Nationalsozialisten in den „Unabhängigen Staat Kroatien“ oder ins besetzte Serbien, wo sie unter anderem zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Gegen die Widerstandsbewegung in Slowenien gingen die Besatzer zugleich mit brutaler Gewalt vor und zerstörten ganze Ortschaften. Nicht wenige der Widerstandskämpfer landeten in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern.
Nach der Unabhängigkeit Sloweniens begann der Kampf um die Entschädigung der slowenischen Bevölkerung. Die Stiftung „Erinnerung Verantwortung Zukunft“ vergab gemäß ihrer Konzeption finanzielle Leistungen nur an diejenigen Sloweninnen und Slowenen, die eine anerkannte Form von Zwangsarbeit oder bestimmte Vermögensschäden nachweisen konnten. Die von einem Teil der Opferverbände wie der Združenje žrtev okupatorjev (Vereinigung der Besatzungsopfer) aus Kranj (Zžo) geforderte weitergehende Entschädigung ist die Bundesregierung nicht zu zahlen bereit.
Auf der Tagung sollen die Zwangsgermanisierung und die deutsche Besatzungspolitik in Slowenien diskutiert und in den Kontext der deutschen Volkstumspolitik in Europa eingebettet werden. Darüber hinaus geht es um den Umgang in Deutschland mit den Opfern und deren Forderungen.

Programm

10.00 Uhr Eröffnung der Tagung
Dr. Detlef Garbe und Dr. Oliver von Wrochem, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
10.20 Uhr Grußwort von Franc Rovan, Präsident der Vereinigung der Okkupationsopfer 1941–1945 (Zžo), Krajn

I. Deutsche Besatzungspolitik und Zwangsgermanisierung in Slowenien und die Folgen für die Opfer
Moderation: Dr. Oliver von Wrochem, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
10.30 Uhr Dr. Klaus Thörner, Oldenburg
Deutsche Besatzungspolitiken und Eindeutschungspraxen in Europa
11.00 Uhr Dr. des. Andreas Strippel, Hamburg
Besatzungspolitik und Zwangsgermanisierung in Slowenien – Umsiedlungs-, Vertreibungspolitik und Selektionspraxis
11.30 Uhr Diskussion
12.00 Uhr Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer, Universität Klagenfurt
Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Slowenien: österreichische Beteiligung –
österreichische Erinnerung
12.30 Uhr Diskussion
12.45 Uhr Mittagspause

II. Slowenen als Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in Deutschland
Moderation: Marco Kühnert, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
13.30 Uhr Dr. Eckart Dietzfelbinger, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Nürnberg
Die Zwangsarbeit von Slowenen und Sloweninnen in Deutschland
14.00 Uhr Rosa Fava, Hamburg: Slowenen und Sloweninnen als Häftlinge im KZ Neuengamme
14.30 Uhr Diskussion
15.00 Uhr Norbert Ellermann (Wewelsburg) Slowenen in der Volksdeutschen Mittelstelle in Wewelsburg nach 1945
15.30 Uhr Diskussion
15.45 Uhr Kaffeepause

III. Der Kampf der slowenischen Opfer um Entschädigung
Moderation: Dr. Detlef Garbe, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
16.00 Uhr Tone Kristan, Vizepräsident der Vereinigung der Okkupationsopfer 1941–1945 (Zžo), Kranj
Der Kampf der Zžo um deutsche Entschädigungen
16.45 Uhr Diskussion
17.00Uhr Sven Jacobs, AK Distomo, Berlin, Deutsche Entschädigungspolitik, Schwerpunkt Jugoslawien. Mit Ausschnitten aus „Ein Kredit ist keine Entschädigung“, Film in Produktion des AK Distomo
17.45 Uhr Diskussion
18.00 Uhr Ende der Tagung

Kontakt

Dr. Oliver von Wrochem
KZ- Gedenkstätte Neuengamme,
Studienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg,
Tel. 040 428131543 oder 428131 515
Studienzentrum@bksm.hamburg.de
Teilnahmebeitrag: 10Euro inkl. Verpflegung

www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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