Early Modern State (Building) in Asia and Europe – Comparison, Transfer and Entanglement

Early Modern State (Building) in Asia and Europe – Comparison, Transfer and Entanglement

Veranstalter
Workshop der JRG A 9 Cultural Contact as a Factor of State Building (unter der Leitung von Dr. Antje Flüchter) am Exzellenzcluster “Asia and Europe in a Global Context”, Universität Heidelberg; in Kooperation mit JRG A 4: The Fascination of Efficiency: Migrating Ideas and Emerging Bureaucracies in Europe and Asia since the Early Modern Era (unter der Leitung von Dr. Susan Richter)
Veranstaltungsort
Karl Jaspers Center, Voßstrasse 2, Conference Room 212
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.10.2009 - 28.10.2009
Von
Flüchter, Antje

Staatlichkeit und governance, ihre Transformation wie Diversifikation, sind nach wie vor oder wieder wichtige und kontrovers diskutierte Themen der deutschen Frühneuzeit-Forschung. Lange wurde die frühneuzeitliche Staatsbildung als eine der europäischen Charakteristika dieser Epoche verstanden. Und während die Staatsbildung ‚von oben‘ mittlerweile vielfach kritisiert wurde und sich dadurch die Vorstellung frühneuzeitlicher Staatlichkeit deutlich gewandelt hat, blieb der Perspektive meist auf Europa beschränkt. Doch nicht nur in Europa gab es staatliche Strukturen, gerade im frühneuzeitlichen Asien wurden die Europäer bis in die Mitte des 18. Jh.s mit ausgebildeten und effizient funktionierenden staatlichen Systemen konfrontiert: Z.B. war in Indien im 16. Jh. das islamische Mogulreich errichtet worden; in Persien herrschte die Dynastie der Safawiden; das Osmanische Reich mag für das christliche Europa seit der Seeschlacht von Lepanto an Schrecken verloren haben, war aber nach wie vor ein wichtiger Akteur im Mittelmeerraum. Ostasiatische Herrschaftssysteme wie China oder Japan verwehrten sich zwar lange erfolgreich intensiven Kulturkontakten, doch fand das wenige Wissen um funktionierende zentralstaatliche Strukturen große Beachtung und avancierte in den europäischen Staatstheorien nicht selten zu richtungsweisenden Vorbildern.

In der Frühen Neuzeit intensivierten sich die Kontakte zwischen Europa und Asien. (Kulturelle) Kontakte sind immer begleitet von cultural flows (Appadurai) und von Transferprozessen. Daher liegt es nahe, den Kulturkontakt als konstitutiv oder zumindest bedeutsam für die Transformation und Diversifikation von herrschaftlichen wie staatlichen Strukturen und Praktiken in Europa wie Asien anzusehen. Denn Fragen der Staatlichkeit, die Steigerung ihrer Funktionsfähigkeit, die normative wie fiskalische Durchdringung des Herrschaftsgebietes etc. waren in beiden Weltregionen relevant; und Transferprozesse sind vor allem in den Bereichen zu vermuten, in denen Handlungsbedarf, vielleicht sogar strukturelle Schwäche, wahrgenommen wurde.

Dennoch werden die herrschaftlichen Strukturen in außereuropäischen Regionen kaum in die europäische Betrachtung wie Modellbildung zur Staatlichkeit einbezogen. Diese selektive Wahrnehmung gilt allerdings eben so für die Regionalwissenschaften, die meist mit dem Blick auf die Meistererzählung des modernen europäischen Staates argumentieren und vormoderne Modelle nur selten zur Kenntnis nehmen. Sicherlich muss die Arbeitsteilung zwischen regional und disziplinär organisierten Wissenschaften neu ausgehandelt werden, wie die Diskussionen zwischen Globalgeschichte und Regionalwissenschaften deutlich machen. Mindestens ebenso wichtig ist der Austausch von Methoden und Konzepte der Beziehungsgeschichte. Deshalb will dieser Workshop Konzepte von Beziehungsgeschichten am Beispiel asiatischer und europäischer Staatlichkeit diskutieren. Dies soll auf drei Ebenen geschehen:

1. Der Hauptfokus liegt auf der Frage, wie transkulturelle Forschungsperspektiven methodisch und theoretisch zu bewerkstelligen sind. In den verschiedenen Disziplinen aber auch ausgehend von regionsspezifischen Forschungen und historiographischen Traditionen der asiatischen wie europäischen Geschichte wurden entsprechende Konzepte entwickelt (connected history, entanglement, Transfer, Vergleich, histoire croisée, global history). Wie können diese wechselseitig fruchtbar gemacht werden und so zu neuen Einsichten führen?

2. Zur Beschreibung und Erklärung von Staatlichkeit und governance wurden ebenfalls disziplinspezifische Forschungsmodelle entwickelt, die sich gerade im Hinblick auf vormoderne Phänomene zu wenig gegenseitig wahrnehmen. Deshalb fragt dieser Workshop z.B., inwieweit die Methoden einer neuen Kulturgeschichte des Politischen (Stollberg-Rilinger) kompatibel und anregend für die rituelle Souveränität des südasiatischen segmentary state (B. Stein) sind, oder ob die Konzepte eines state buildings from below (Holenstein) dem der little kingdoms (Dirks) neue Einsichten eröffnen.

3. Dabei soll die Diskussion nicht auf der konzeptionellen und theoretischen Ebene stehen bleiben, sondern auch die Anwendungsmöglichkeit hinsichtlich der Funktionsweise beispielhafter euroasiatischer Herrschaftsstrukturen ausloten. Mit welchen Problemen sahen sich staatliche Strukturen in Europa, Asien und dem Mittleren Osten konfrontiert und wie reagierten sie darauf? Welche Elemente waren sowohl für die Stabilisierung als auch die Expansion und den Wandel von Herrschaft ausschlaggebend? Wie reflektierten die kulturellen Einheiten selber über ihre Staatlichkeit, deren Sinn und Zweck und Legitimität?

Die Konferenzsprache sind Englisch und Deutsch

Interessierte sind herzlich willkommen, um Anmeldung wird gebeten.

Programm

Monday, 26th October

14.00-14.30 Antje Flüchter (Heidelberg) Introduction: State Building as Entangled History

I. The Early Modern State: Concepts and Theories, Chair: Monica Juneja (Heidelberg)
14.30-15.30 Peer Vries (Wien): State building in Eastern Asia and Western Europe

15.30-16.30 Stefan Brakensiek (Essen): New Perspectives on State Building and the Implementation of Rulership in Early Modern Monarchies

16.30-17.00 Coffee break

17.00-18.00 Farhat Hasan (Delhi): Re-assessing the Historiography of State Formation in India

Evening Lecture
19.00-20.00 Barbara Stollberg-Rilinger (Münster): State and political history in a culturalist perspective

20.30 Dinner

Dienstag, 27 th October

II. Modelle, Chair: Thomas Simon (Wien)
8.00-8.30 Michael Stolleis (Frankfurt/Main): Einführung

8.30-9.15 Thomas Simon (Wien): Konzepte normativer Durchdringung des Staates im deutsch-chinesischen Vergleich

9.15-10.00 Reinhard Blänkner (Frankfurt/Oder): Provincializing the „Early Modern State“. Überlegungen über Staatenformierung im globalen Kontext der frühen Neuzeit.

10.00-10.30 Kaffeepause

10.30-11.15 Susan Richter (Heidelberg): Fremdes Vorbild und Gegenentwurf – Konstrukte staatlicher Erfolgsmodelle in der europäischen Staatstheorie

11.15-12.00 Nicolas Schillinger (Heidelberg): Statistik als staatliches Instrument – Der Transfer einer europäischen Regierungstechnologie nach China im frühen 20. Jahrhundert

12.00-12.45 Guido Mühlemann (Zürich): Die Rezeption europäischer Staatsvorstellungen in China seit dem Ersten Opiumkrieg (1839-1842)

12.45-14.30 Lunch Break

III. Concepts for Transcultural Studies, Chair: Jörg Gengnagel (Heidelberg)
14.30-15.30 Angelika Epple (Bielefeld): Who speaks? New Global History and (old) historiographical problems

15.30-16.30 Ulrike Lindner (München/Bielefeld): Entangled histories. Comparison and transnational/transcolonial approaches in the history of colonialism

16.30-17.00 Coffee break

17.00-18.00 Sven Trakulhun (Zürich): Comparing Conceptions of Absolute Rule: the Figure of the ‘Monarch’ in Siam and Europe, 16-18 c.

18.00-19.00 Susanna Burghartz (Basel): Sampling identities between survival and superiority. Travel accounts into New Worlds about 1600

Mittwoch, 28th October

IV. State and state building as Entangled History – case studies
8.00-12.00
Barend Noordam (Heidelberg): Processes of Transfer in the Military Field. Europe and the Post-Nomadic States of Mughal India and Manchu China"

Peter Trummer (Heidelberg): Theories on civil-military relations and military professionalization at the turn from the 18th to the 19th century

Gauri Parasher (Heidelberg): Indo-French relations during the Early Modern Period. Cultural Asymmetries in the Fields of Politics and Government

Sebastian Meurer (Heidelberg): At the junction of local and global conceptions of government: Fort William (Calcutta) in the 18th Century

Dorothee Linnemann (Münster): Strategies of Eye-Witnessing: Visual Ceremonial Descriptions and Conflicting Concepts of Governance in European-Ottoman Court Relations in the 17th and 18th Century

12.00-13.00 Lunch Break

V. Hof und Diplomatie
13.00-14.00 Corinne Léfevre (Paris): Mughal India/Muslim Asia/Europe: Circulation of Political Ideas and Instruments in Early Modern Times

14.00-15.00 Jan-Peter Hartung (London): The Islamization of the Tiger – On Strategies of Legitimization of Tipu Sultan

15.00-15.30 Coffee Break

15.30-16.30 Christian Wieland (Freiburg), The Consequences of Early Modern Diplomacy: Entanglement, Discrimination, and Mutual Ignorance

16.30 -17.30 Concluding discussion

Kontakt

Dr. Antje Flüchter
JRG A 9, Karl Jaspers Centre,
Voßstr. 2, Gebäude 4400 D- 69115 Heidelberg

(0049)-(0)-6221-544096
fluechter@asia-europe.uni-heidelberg.de

http://www.asia-europe.uni-heidelberg.de/research/areas/a/projects/a-9-cultural-contact-as-a-factor-of-state-building
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung