Franz Spina, erster Bohemist an der Prager deutschen Universität, wirkte nicht nur im engeren akademischen Rahmen, sondern war als Politiker des Bundes der Landwirte und mehrfacher Minister einer der führenden Repräsentanten des deutschböhmischen politischen Aktivismus in der ersten Tschechoslowakischen Republik.
Franz Spinas Einfluss auf den intellektuell-wissenschaftlichen Diskurs in Böhmen bzw. später der Tschechoslowakei ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Hiervon zeugen vor allem zwei ambitionierte Zeitschriftenprojekte, mit denen Spina den engeren Fachdiskurs überschreiten konnte: die Slavische Rundschau (1929-1940), ein völlig neuer Typus einer slavistischen Zeitschrift, die sich neben internationaler Vermittlung der Förderung der zwischenslavischen Beziehungen verschrieb, sowie die Germanoslavica (1931-1937), mit der Forschungen zu den wissenschaftlich-kulturellen Beziehungen zwischen Deutschen und Slaven ein zentrales Podium bekamen.
Eine umfassende biographische Würdigung Spinas stammt aus dem Jahr 1928, nach dem Zweiten Weltkrieg findet man lediglich vereinzelte Beiträge im weiteren Kontext der Parteiengeschichte in der Tschechoslowakei, eine umfassende interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Leben und Werk Franz Spinas fand bisher nicht statt.
Aus diesem Grund ist eine Tagung geplant, zu der Slavisten, Germanisten und Historiker aus Tschechien, Deutschland, Österreich und anderen Ländern eingeladen sind.
Arbeitstitel und Abstracts werden erbeten im Umfang von max. einer halben Seite, Vorträge im Umfang von max. 30 Minuten.