Städtische Freiheiten und bürgerliche Partizipation vom Mittelalter bis heute

Städtische Freiheiten und bürgerliche Partizipation vom Mittelalter bis heute

Veranstalter
Universität Luxemburg; Internationale Kommission für Städtegeschichte
Veranstaltungsort
Universität Luxemburg, Campus Walferdange, L-7201 Walferdange
Ort
Luxemburg
Land
Luxembourg
Vom - Bis
06.09.2009 - 09.09.2009
Deadline
01.08.2009
Von
Prof. Dr. Michel Pauly

Für Max Weber mussten auf die okzidentale Stadt folgende Merkmale zutreffen: 1. die Befestigung, 2. der Markt, 3. das eigene Gericht und mindestens teilweise eigenes Recht, 4. Verbandscharakter und damit verbunden 5. mindestens teilweise Autonomie und Autokephalie.
Und nach Augustin Thierry (1795-1856) meinte Karl Bosl noch 1970: “Städte (waren) Träger der Selbstverwaltung … ja Wiege des modernen Staatsgedanken und der freien Demokratie”.

45 Jahre nach der Tagung von Spa über „Les libertés urbaines et rurales du XIe au XIVe siècle“ ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen über die seither erreichten Erkenntnisse zum Thema Stadtfreiheit und bürgerliche Partizipation. Stadtfreiheit bedeutete einerseits städtische Autonomie und Territorialverwaltung, andererseits individuelle Freiheiten und Pflichten (Punkt 3 und 5 bei Max Weber).

Bei der Tagung der Internationalen Kommission für Städtegeschichte im September 2009 in Luxemburg soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit die städtische Selbstverwaltung in ganz Europa bestand und ob sie ununterbrochen vom Mittelalter bis ins Zeitalter der bürgerlichen Demokratie galt? Ist bürgerliche Selbstverwaltung überall und in allen Stadttypen durchgesetzt worden oder nur in den führenden städtischen Zentren (Reichsstädte, Kathedralstädte, Stadtrepubliken)? Gab es Räume bzw. Stadttypen mit deutlich eingeschränkter politischer Partizipation der Bürger und eindeutig herrschaftlich bestimmter Rechtsordnung? Und schließen die Weber’schen Vorgaben nicht eine Vielzahl von kleinen Städtetypen aus, mit denen sich gerade die Forschung der letzten Jahrzehnte intensiv beschäftigt hat? Zu untersuchen ist also die geographische und diachrone Kontinuität der vor allem in der deutschen Stadtgeschichtsforschung viel diskutierten Stadtfreiheit.

Insofern sind sowohl Mediävisten als auch Historiker der Frühen Neuzeit und der Zeitgeschichte gefordert. Die Referenten werden auch nicht nur in Form nationaler oder regionaler Synthesebeiträge historischen Tatbeständen nachspüren, sondern gleichzeitig über den derzeitigen Forschungsstand berichten bzw. historiographische Beiträge liefern, die sich mit der Entstehung und Entwicklung der oben skizzierten Sichtweise auf die mittelalterliche Stadtfreiheit auseinandersetzen.

Programm

Bocchi, Francesca (I): Les libertés urbaines en Italie: les "Comuni" et les villes de la monarchie au Sud (XIIIe-XIVe siècle).

Bradley, John (IRL): The Kilkenny city charter of 1609 and urban liberties in Ireland.

Coste, Laurent (F): Entre autonomie et tutelle : le renouvellement des magistrats urbains dans la France d’Ancien Régime.

Elisassen, Finn-Einar (N): Urban freedom in the Scandinavian countries (medieval and early modern periods until c.1820).

Fray, Jean-Luc (F): Ni communes, ni consulats: les villes de la France centrale dans les derniers siècles du Moyen Âge. Analyse historienne et réflexions historiographiques.

Haemers, Jelle / Dumolyn, Jan (B): Libertés urbaines et luttes de pouvoir aux Pays-Bas méridionaux (1488).

Irsigler, Franz (D): Der Freiheitsbrief für Léon.

Johanek, Peter (D): Sind Residenzstädte überhaupt Städte?

Kamenskii, Alexandr (R): Citizenship in Russian towns in the 18th century.

Kizik, Edmund (PL): Danziger Städtische Republik und polnische Adelsrepublik im 16. - 18. Jh. Zwischen Unabhängigkeit und Zugehörigkeit.

Koff, Harlan (L): Urban Air makes who free?: Immigration and Urban Citizenship in Contemporary Europe.

Kozubska, Olha (UA): German law and urban liberties of Rus' towns in the late Middle Ages.

Ladero Quesada, Miguel-Angel (ES): Les franchises, libertés et privilèges des villes espagnoles au Moyen Age.

Naegle, Gisela (D/F): Herrschen oder gehorchen? Städte und Königtum im späten Mittelalter. Frankreich und Deutschland im Vergleich.

Nilsson, Lars (S): Local self-government in the Nordic countries (19th and 20th centuries).

Noga, Zdzislaw (PL): Städtische Freiheit und bürgerliche Partizipation in den polnischen Städten des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Lichte der polnischen Historiographie.

Pauly, Michel (L): Einführung in die Thematik.

Pinheiro, Magda (P): Représentations des libertés municipales dans le discours des Libéraux portugais de la première moitié du XIX siècle.

Radvan, Laurentiu (RO): A winding road: urban autonomy in the Romanian Principalities between the 14th and the 18th century.

Székely, György (H): Les droits des hôtes 'Latins' et 'Saxons' dans les autonomies urbaines et territoriales de la Hongrie médiévale.

Szende, Katalyn (H): Urban liberties and citizenship in the Carpathian Basin in pre-modern times.

Smurra, Rosa (I): History of towns and virtual reconstruction.

Kontakt

Martin Uhrmacher

Université du Luxembourg
Campus Walferdange
Laboratoire d'Histoire
Bâtiment X, bureau 1.19
route de Diekirch (B.P.2)
L-7201 Walferdange

Tel: 00352 466644 6656
Fax: 00352 466644 6348
martin.uhrmacher@uni.lu

http://wwwen.uni.lu/Research/FLSHASE/Laboratoire-d-Histoire/Actualites
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