Die Transformation der Orte. Annäherungen an die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Interdisziplinäres Symposium

Die Transformation der Orte. Annäherungen an die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Interdisziplinäres Symposium

Veranstalter
Alexandra Klei (Berlin); Katrin Stoll (Bielefeld); Annika Wienert (Bochum); In Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Institut und der Research School der Ruhr-Universität Bochum.
Veranstaltungsort
Ruhr-Universität
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.12.2009 - 05.12.2009
Deadline
26.04.2009
Website
Von
Alexandra Klei

Inhaltliches Konzept
An vielen Orten im deutschen Herrschaftsbereich existierten nationalsozialistische Lager als Mittel von Ausgrenzung, Unterdrückung, Ausbeutung, Zwang und massenhaftem Mord. Ort und Ereignis stehen dabei in einem komplexen Verhältnis wechselseitiger Beeinflussung. Jede Forschung zur Geschichte der Lager, jede Form einer Gedenkpraxis und jeder Beitrag künstlerischer Auseinandersetzung nimmt implizit oder explizit auf den jeweiligen Ort Bezug. Das Symposium wählt ihn daher zum Referenz- und Ausgangspunkt: Die historischen und aktuellen Ereignisse, welche die (ehemaligen) Lager betreffen, sollen in den Beiträgen im Zusammenhang mit den räumlich-materiellen Gegebenheiten an den jeweiligen Orten untersucht werden.

Durch diese Perspektive lassen sich nicht nur bestimmte Zeitpunkte betrachten, sondern es geraten darüber hinaus Prozesse der Transformation, des „Davor“ und „Danach“ in den Blick. Auf einem anonymen Gelände entstand ein Lager, nach der Befreiung blieben erinnerte, u. U. gestaltete oder öffentlich nicht thematisierte und unkenntlich gemachte Plätze. Der gewählte Ansatz der „Transformation der Orte“ untersucht daher die Wandlung des Ortes zum Lager, den Ort des Lagers selbst und die Wandlung der Orte der Verbrechen zu Orten der Erinnerung oder des Vergessens.

Das Symposium geht von einem Raumbegriff aus, der ihn als materielle Gegebenheit erfasst, deren spezifische Ausprägung als sozial bedingt und sozial wirkmächtig verstanden wird. Innerhalb eines Raums sind Orte durch Grenzen definiert, um sich voneinander sowie von der Umgebung unterscheiden zu können. Daher ist ein Ort notwendig relational zu denken.

Die Veranstaltung bezieht sich auf aktuelle Diskussionen um den so genannten Spatial Turn. Ziel ist es dabei weder, ihn als Kuhnschen Paradigmenwechsel mit transdisziplinärer Geltung zu verkünden noch als bloßes forschungsstrategisches Modewort zu entlarven. Vielmehr sollen die Begriffe „Raum“ und „Ort“ als produktives Werkzeug zur Thesenbildung verstanden werden, das in besonderem Maße geeignet ist, einen interdisziplinären Austausch zu fördern. Eine Analyse der konkreten Gegebenheiten vor Ort wird der Auratisierung und damit Mystifizierung der ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager entgegen gestellt.

Themenfelder
Das Symposium gliedert sich in drei Sektionen:
1. Der historische Ort der Konzentrations- und Vernichtungslager
2. Der erinnerte oder nicht-erinnerte Ort auf den Geländen vormaliger Konzentrations- und Vernichtungslager
3. Künstlerische, d.h. literarische, filmische oder bildnerische Auseinandersetzungen mit und an den Orten (ehemaliger) Konzentrations- und Vernichtungslager

Folgende Themenfelder erscheinen geeignet für eine ortsbezogene (synchrone oder diachrone) Untersuchung:

- Die Gegebenheiten am Standort eines Konzentrations- oder Vernichtungslagers zu einem bestimmten Zeitpunkt: Seine Umgebung, Nachbarschaft, Infrastruktur, seine Materialität als Struktur, Architektur und Gestaltung.

- Die Multifunktionalität des Ortes: Zunächst zum Beispiel als Wald, Naherholungsgebiet oder Fabrik, dann als Unterkunftslager für unterschiedliche Gruppen KZ-Gefangener, als Standort von Zwangsarbeit und Wirtschaftsbetrieb, als Ort von Ausschluss, Exekutionen, Vernichtung, als Arbeits-, Wohn- und Ausbildungsort der SS-Angehörigen und jetzt als Gedenkstätte, Friedhof, Museum, Wohnort oder Wirtschaftsfaktor.

- Soziale Praktiken am und in Bezug auf den Ort: Hier geht es sowohl um das Handeln der Akteur/innen und die Abläufe innerhalb des Lagers als auch um die verschiedenen Nach- und Umnutzungen wie z.B. Gedenkzeremonien und Führungen, aber auch Graffiti und Einträge in das Besucherbuch.

- Wahrnehmungen und Deutungen des Ortes: Durch unterschiedliche Häftlinge und Häftlingsgruppen, SS-Angehörige und ihre Familien, durch die Mehrheitsgesellschaft, Politik, Medien und Wissenschaft, durch Gedenkstättenmitarbeiter/innen und -besucher/innen oder Anwohner/innen.

- Repräsentationen des Ortes: In den Plänen vor der Errichtung der Lager, in der Konzeption von Gedenkstätten, Denkmalen und Ausstellungen, in der konkreten Gestaltung der Orte, durch künstlerische und literarische Arbeiten und gesellschaftliche Diskussionen.

Organisatorisches
Das Spektrum des Symposiums ist disziplinübergreifend angelegt und richtet sich in erster Linie an Nachwuchswissenschaftler/innen. Die Zahl der Teilnehmer/innen ist auf 30 beschränkt, um eine intensive Arbeitsatmosphäre zu gewährleisten. Für jeden Beitrag ist insgesamt eine Stunde vorgesehen, wobei die Vortragszeit max. 30 Minuten beträgt. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Beiträge werden in einem Tagungsband veröffentlicht.

Erbeten werden ein Abstract von maximal einer Seite Länge, in dem das Vortragsvorhaben skizziert wird, sowie ein kurzer Lebenslauf mit Stichworten zu den Forschungsinteressen an die Email-Adresse: transformation@rub.de.

Stichtag der Einsendung ist der 26.04.2009. Die Rückmeldung über Annahme oder Ablehnung der Beiträge erfolgt bis zum 15.05.2009. Die Kosten für Unterkunft und Anreise werden erstattet (vorbehaltlich der Förderzusagen).

Programm

Kontakt

Alexandra Klei
transformation@rub.de


Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung