Aufbruch und Krise. Das östliche Europa und die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg. Internationale und interdisziplinäre Tagung zum 20jährigen Jubiläum des Bundesinstituts

Aufbruch und Krise. Das östliche Europa und die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg. Internationale und interdisziplinäre Tagung zum 20jährigen Jubiläum des Bundesinstituts

Veranstalter
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, in Zusammenarbeit mit der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltungsort
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Johann-Justus-Weg 147a, 26127 Oldenburg
Ort
Oldenburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.03.2009 - 11.03.2009
Website
Von
Beate Störtkuhl

Der Erste Weltkrieg und seine Folgen haben das 20. Jahrhundert in Mittel- und Osteuropa nachhaltig geprägt. Neue Staaten sind entstanden, neue Grenzen wurden gezogen. Die Pariser Vorort- und Minderheitenschutzverträge haben zahlreichen historisch gewachsenen Regionen und Siedlungsgemeinschaften eine neue politische Ordnung gegeben. Lang gehegte nationale Aspirationen wurden verwirklicht, eine Aufbruchstimmung erfasste weite Kreise der Bevölkerung. Minderheiten wurden zu Staatsvölkern, Staatsvölker zu Minderheiten. Dieser Umbruch warf neue Fragen auf, die alten nationalistischen Argumentationsmustern Vorschub leisteten. Die Zwischenkriegszeit war krisenhaft geprägt von der Auseinandersetzung um die Bewältigung der Kriegsfolgen, um Demokratie und Totalitarismus, um soziale Reformen vor dem Hintergrund sozialer Konflikte, von Tradition und Moderne sowie von wirtschaftlicher Prosperität und Instabilität. Von diesen Prozessen waren auch die Deutschen im östlichen Europa betroffen.

Die Auseinandersetzung mit dem Krieg und seinen Auswirkungen erfolgte insbesondere auch auf kulturellem Gebiet, in der Literatur, der Architektur, der bildenden Kunst, in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Die Tagung setzt einen Schwerpunkt auf die künstlerisch-kulturellen Entwicklungen und die strukturellen Veränderungen im wissenschaftspolitischen Bereich. Dabei sollen aktuelle Paradigmen wie transnationale Betrachtungsweisen, Gedächtnisgeschichte, die Rolle der Geschichtspolitik und der historischen Stereotypenforschung im Mittelpunkt stehen. Ein Akzent liegt auf den mittel- und langfristigen Auswirkungen der Nachkriegsordnung; es gilt, historische sowie kulturelle Kontinuitäten zu verdeutlichen, die teilweise bis in die Gegenwart fortwirken.

Programm

Montag, 9. März 2009

13.00 UHR – ERÖFFNUNG DER TAGUNG
Matthias Weber: Eröffnung der Jubiläumstagung und thematische Einführung
MinDirig Michael Roik, BKM

Jerzy Ilkosz, Direktor des Architekturmuseums in Breslau/Muzeum Architektury we Wrocławiu; Beate Störtkuhl, BKGE: Eröffnung der Ausstellung 80 Jahre Werkbund-Ausstellung „Wohnung und Werkraum“ (WuWA) in Breslau/Wrocław 1929 – 2009

14:00 UHR EMPFANG

15:00 UHR SEKTIONSSITZUNGEN

15:00 – 18:30 Uhr

SEKTION 1: IDENTITÄT UND ERINNERUNGSPOLITIK (I)
Moderation: Andreas Lawaty (Lüneburg)

Regina Hartmann (Szczecin/Stettin)
Masuren im Fadenkreuz. Grenzlandliteratur nach dem Kriegsende

Marion Brandt (Gdańsk/Danzig)
Die Danziger Rundschau in der politischen Landschaft der Freien Stadt Danzig

Ryszard Kaczmarek (Katowice/Kattowitz)
Kriegerdenkmale und Kriegssymbolik in Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg – Erinnerungs- oder Nationalitätenpolitik in Polen und Deutschland?

Jürgen Joachimsthaler (Heidelberg)
Literatur als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Freikorps- und Abstimmungsliteratur

Brigitte Braun (Trier)
„Brennende Grenzen“. Revisionspropaganda im deutschen Kino der 1920er Jahre

Dienstag, 10. März 2009

09:00 – 13:00 Uhr

SEKTION 1: IDENTITÄT UND ERINNERUNGSPOLITIK (II)
Moderation: Sabine Kyora (Oldenburg)

Anja Wilhelmi (Lüneburg)
Kriegserfahrungen deutschbaltischer Frauen. Neue Entwürfe von nationaler und geschlechtlicher Identität

Małgorzata Omilanowska (Warszawa/Warschau, Gdańsk/Danzig)
Polen an der Ostsee. Die Konstruktion einer visuellen Staatsidentität in der Ostseeregion (1918–1939)

SEKTION 2: LOYALITÄT, SEGREGATION ODER AUTONOMIE? MINDERHEITEN IN DER NACHKRIEGSORDNUNG
Moderation: Wolfgang Kessler (Herne)

Jochen Oltmer (Osnabrück)
Konstruktion privilegierter Migration. ‚Volksdeutscher fremder Staatsangehörigkeit‘ aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa in der Weimarer Republik

Pascal Trees (Warszawa/Warschau)
Erzwungene Loyalität? Deutsche in der polnischen Armee seit 1918/1921

Wojciech Kunicki (Wrocław/Breslau)
Polnische Kulturpolitik in Ostoberschlesien

Jörg Osterloh (Frankfurt am Main)
Rudolf Jung. Ideologischer Kopf der deutsch-böhmischen Nationalsozialisten

Michael Garleff (Oldenburg)
Zwischen Loyalität und Verweigerung. Zur Autonomie der Deutschbalten in Estland und Lettland

15:00 – 18:30 Uhr

SEKTION 3: WISSENSCHAFT UND WISSENSCHAFTSPOLITIK
Moderation: Reinhard Johler (Tübingen)

Silke Göttsch-Elten (Kiel)
Volkskundliche Forschungen und Minderheiten

Petr Lozoviuk (Dresden)
Grenzlandvolkskunde und „volkscharakterologische“ Untersuchungen. Zu Emil Lehmanns Tätigkeit in Dresden

Róbert Keményfi (Debrecen/Debrezin)
Publikationsstelle Wien – Außenstelle Budapest. Die Kartographie der Ungarndeutschen im Nationalsozialismus

Alena Janatková (Berlin)
Die Berufung von Karl Maria Swoboda an das Kunsthistorische Institut der Prager Deutschen Universität

Harald Lönnecker (Koblenz)
Der „Grenzlandkampf“ deutscher Studenten in Königsberg, Danzig, Breslau, Prag, Brünn und Czernowitz

Konrad Köstlin (Wien)
Volkskultur als Argument. Expeditionen zu den zerstreuten Deutschen

Mittwoch, 11. März 2009

09:00 – 13:00 Uhr

SEKTION 4: TRADITION UND MODERNE
Moderation: Michaela Marek (Leipzig)

Gertrude Cepl-Kaufmann (Düsseldorf)
Der Krieg als Stimulans für literarische und künstlerische Denkbilder

Tomasz Majewski (Wrocław/Breslau)
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen als Bühnenmotiv im deutschen Sprechtheater. Das Beispiel Breslau 1933–1944

Johanna Brade (Görlitz)
Kriegserfahrung als bildkünstlerisches Thema. Max Wislicenus, Heinrich Tischler

Stefan Sienerth (München)
Einfluss der sozial-politischen Ereignisse im Vor- und Nachfeld des Ersten Weltkriegs auf die siebenbürgisch-deutsche Literatur der Zwischenkriegszeit

Karolina Zimna-Kawecka (Toruń/Thorn)
Polonisierung der pommerschen Landschaft in Polen. Die Aufgaben des Denkmalschutzamtes und das Verhältnis der polnischen Gesellschaft zu den Erzeugnissen der deutschen Kultur in den Jahren 1920–1939

Mart Kalm (Tallinn/Reval)
Expressionist Expression of a New Nation. Estonian Houses of Parliament

Abschlussdiskussion – Moderation: Matthias Weber (Oldenburg)

Kontakt

Beate Störtkuhl

Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa
Johann-Justus-Weg 147a
D-26127 Oldenburg
+49 441 9619514
+49 441 9619533
stoertk@uni-oldenburg.de

www.bkge.de