Schlachtenschrecken, Konventionen. Solferino (1859) und die Erfindung der Menschlichkeit im Kriege

Schlachtenschrecken, Konventionen. Solferino (1859) und die Erfindung der Menschlichkeit im Kriege

Veranstalter
Institut für Geschichte der Medizin, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Veranstaltungsort
Haus Buhl/Marsiliuskolleg
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.06.2009 - 25.06.2009
Deadline
15.03.2009
Website
Von
Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart; Dr. Philipp Osten

Schlachtenschrecken, Konventionen.
Solferino (1859) und die Erfindung der Menschlichkeit im Kriege

Symposium anlässlich des 150. Jahrestags der Schlacht von Solferino

Call for Papers

Die Schlacht von Solferino galt der zeitgenössischen Presse als Lehrstück moderner Kriegsführung. Den Verlauf der Linien, die oberhalb des Gardasees gezogen wurden, Aufmarschpläne und Stellungen der Geschütze beschrieben die Zeitungen so detailliert wie möglich. Bot diese Schlacht vom 24. Juni 1859 doch hervorragende Möglichkeiten, die Errungenschaften des modernen Krieges vergleichend hervorzuheben, denn genau am selben Ort waren 63 Jahre zuvor (im August 1796) die Truppen Österreichs von Napoleon empfindlich geschlagen worden. Selbst Friedrich Engels analysierte das Geschehen (1859 für die Zeitung das Volk und erneut 1866 als Korrespondent des Manchester Guardian) zunächst aus dem kühl distanzierten Blickwinkel eines Kenners militärischer Abläufe.

Das herausragende Essay über die Schlacht von Solferino aber stammte von einem Mann, der behauptete, in diesen Frühsommertagen als einfacher Tourist in der Lombardei gewesen zu sein. Henry Dunants Schrift Un souvenir de Solférino, deren erster Druck nur im privaten Kreis kursierte, analysierte keine militärischen Strategien. Mit ähnlicher Akribie, mit der die übrigen Publizisten ihren Lesern Schlachtverläufe erklärt hatten, protokollierte er die Leiden der Verletzten. Dunants Beschreibung des Schlachtfelds am Abend des 24. Juni 1859 gilt heute als entscheidender Impuls für die Gründung des Internationalen Roten Kreuzes. Und sie sollte nicht nur die zukünftige Kriegsberichterstattung grundlegend verändern.

In der Folge von Henry Dunants humanitärer Initiative wurde der Krieg selbst nicht humaner. Vielmehr dehnte sich die zunehmende Verwissenschaftlichung strategischer Kriegsführung auf das Gebiet der Medizin aus und stellte konfessionelle Organisationen und Philanthropen in ihren Dienst.

Wofür steht Solferino? Welche sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen gehen auf die Aufarbeitung des dort stattgefundenen Kampfes zurück? Anlässlich des 150. Jahrestags der Schlacht von Solferino plant das Institut für Geschichte der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg eine Tagung, in der sich sozialhistorische Vorträge mit den Opfern des Krieges und ihrer medizinischen Versorgung vom Sardinischen Krieg bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs befassen.

Mögliche Themen sind:

Schlachtfelder der Gefühle: Die Emotionalisierung des Krieges in Literatur und Kunst
Souvenirs de Solférino (Soldatenleid in Schlachtenbeschreibungen des späten 19. Jahrhunderts)
Frauen auf Feldern der Männlichkeit/ Vaterländische Frauenvereine/ Krankenpflege
Drill und Übung für die Humanität: Männervereine vom Roten Kreuz
Frühe humanitäre Kriegskonventionen und die Kriege des 19. Jahrhunderts
Der Krieg und die Zivilbevölkerung
Die Anfänge des Roten Kreuzes und die Militarisierung der Gesellschaft
Krieg und Philanthropie
Lazarettaufenthalte in Tagebuchaufzeichnungen, Krankenakten und Briefen

Wir freuen uns auf ihre Vorschläge und auf eine anregende Diskussion!

Die Tagung findet unter der Leitung von Prof. Wolfgang U. Eckart und Dr. Philipp Osten am 24. und 25. Juni 2009 in den Räumen des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg (Haus Buhl) statt, die Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch.

Kosten für Unterkunft und Verpflegung werden übernommen und es wird einen Reisekostenzuschuss geben.

Bitte senden Sie bis zum 15. März 2009 ein Abstract (max. eine Seite) ihres Vortrags an:

Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart
wolfgang.eckart@histmed.uni-heidelberg.de

oder

Dr. Philipp Osten
osten@uni-heidelberg.de

Programm

Kontakt

Philipp Osten

Im Neuenheimer Feld 327
69120 Heidelberg
06221548958

osten@uni-heidelberg.de