Belarus zwischen Ost und West. Von der polnisch-litauischen Union zum russisch-sowjetischen Imperium

Belarus zwischen Ost und West. Von der polnisch-litauischen Union zum russisch-sowjetischen Imperium

Veranstalter
Ludwig-Maximilians-Unversität München, Internationales Bildungs- und Begegnungswerk Minsk, Belarussische Staatsuniversität Minsk, gefördert von der Gerda Henkel Stiftung; Leitung: Prof. Dr. Thomas Bohn, Prof. Dr. Viktor Šadurskij, Dr. Astrid Sahm
Veranstaltungsort
Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte "Johannes Rau" Minsk, Prospekt Gazety Pravda 11, 220116 Minsk
Ort
Minsk
Land
Belarus
Vom - Bis
13.03.2009 - 14.03.2009
Website
Von
Thomas Bohn

Der Journalist Wolfgang Büscher, der den Weg zwischen Berlin und Moskau zu Fuß erkundete, bezeichnete Weißrussland als „das komplizierteste Land der Welt“. Ihre kulturellen Prägungen erhielt die Region im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und seit dem Ende des 18. Jahrhunderts vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert war mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen. Darüber hinaus erfolgte nach 1945 im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Auf die Tradition einer eigenen Staatlichkeit kann die 1991 gegründete Republik Belarus’, abgesehen von einem Intermezzo im Bürgerkriegsjahr 1918, indes nicht zurückblicken. Vielmehr ging die im Rahmen der sozialistischen Modernisierung vollzogene Russifizierung mit einer weitgehenden Preisgabe der ohnehin nicht sehr gefestigten weißrussischen Identität einher. Unter diesen Bedingungen gestaltet sich die Kreierung einer weißrussischen Nationalgeschichte problematisch. Für Historikerinnen und Historiker stellt sich die schwierige Aufgabe, die Geschichte der Belarus’ gleichzeitig als von den Nachbarvölkern unterscheidbare und als Teil einer gesamteuropäischen Geschichte darzustellen.

Programm

Freitag, 13. März

9:00 Uhr
Grußwort: Dr. Astrid Sahm (IBB Minsk)
Eröffnung: Prof. Dr. Thomas Bohn (LMU München), Prof. Dr. Viktor Šadurskij (BGU Minsk)

9.30-11.00 Uhr
Panel I: Polnisch-litauische Union
Moderation: Dr. Hennadz Sahanovič (Minsk)
Dr. Christophe von Werdt (Bern): Spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Stadt- und Gemeindebildung in Belarus’
Dr. Stefan Rohdewald (Passau): (Trans-)Konfessionelle Identität in Belarus’ im 17. Jahrhundert am Beispiel der Verehrung von Josafat Kuncevyč
Olga Lazorkina (Minsk): Die Adelsrepublik und die deutschen Fürstentümer im 17. Jahrhundert

Kaffeepause

11.30-13.00 Uhr
Panel II: Zarenreich
Moderation: Prof. Dr. Zachar Šybeka (Minsk)
Dr. Valer Bulhakaŭ (Minsk): Das rußländische Imperium – die Wiege des weißrussischen Nationalismus
Dr. Aleksandr Tichomirov (Minsk): Belarus zwischen Russland, Polen und Deutschland (1863-1916 gg.)
Dr. Vladislav Frolcov (Minsk): Der Begriff „Weißrussland“ in der deutschen Außenpolitik: das Problem der Identifikation

Mittagessen

14.30-16.00 Uhr
Panel III: Stalinismus und Nationalsozialismus
Moderation: Dr. Kuzma Kozak (Minsk)
Alexander Friedman (Saarbrücken): Deutschlandbilder weißrussischer Juden in der Zwischenkriegszeit
Dr. Alexander Brakel (Mainz): Die sowjetischen Partisanen und ihr Verhältnis zur Zivilbevölkerung
Aliaksandr Dalhouski (München): Zwangsarbeit im Dienst zweier Regime. Weißrussen unter nationalsozialistischer und unter stalinistischer Herrschaft

Kaffeepause

16.30-18.00 Uhr
Panel IV: Sowjetisierung und Modernisierung
Moderation: Dr. Dzmitrij Kryvašej (Minsk)
Iryna Kashtalian (Minsk): Die Sowjetisierung der westlichen Belarus’ im ersten Nachkriegsjahrzehnt in der Wahrnehmung „kleiner Leute“
Felix Ackermann (Frankfurt/Oder): Landflucht und interethnische Beziehungen
Rayk Einax (Jena): Kirchenkampf und Renitenz

Samstag, 14. März

9.00-10.30 Uhr
Panel V: Transformation
Moderation: Dr. Victor Ostroga (Minsk)
Manuel Leppert (Jena): Lukaschenko und Belarus: Thesen zur Persistenz einer 15jährigen Herrschaft
Imke Hansen (Hamburg): Geschichtsbilder und Identitätsentwürfe
Artur Klinaǔ (Minsk): Transformationen der belarussischen Kultur in den letzten Jahrzehnten

Kaffeepause

11.00-12.30 Uhr
Panel VI: Das Potsdamer Tschernobyl-Projekt
Moderation: Prof. Dr. Thomas Bohn (München)
Andrej Stepanov (Minsk): Die Tschernobyl-Politik während der Perestroika (1986-1989)
Melanie Arndt (Potsdam): Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl
Dr. Astrid Sahm (IBB, Minsk): Kommentar

Mittagessen

14.00-15.30 Uhr
Panel VII: Das Oldenburger Trasjanka-Projekt
Moderation: Dr. Siarhiej Zaprudski (Minsk)
Sviatlana Tesch (Oldenburg): Die Trasjanka – „vermischtes weißrussisch-russisches Chaos“ oder neue Sprache?
Diana Lindner: Sprachverhalten in Weißrussland. Erste empirische Befunde
Susanne Golz (Jena): Kommentar

Kaffeepause

16.00-17.30 Uhr
Abschlussdiskussion
Moderation: Prof. Dr. Viktor Šadurskij (Minsk)
Dr. Sergej Chodin (Minsk): Gegenwärtige Tendenzen des Geschichtsunterrichts und der Geschichtswissenschaft in der Republik Belarus’

Abendessen

Kontakt

Prof. Dr. Thomas Bohn

LMU München, Elitestudiengang Osteuropastudien
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München

Thomas.Bohn@lrz.uni-muenchen.de


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Land Veranstaltung
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Russisch
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