Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis

Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis

Veranstalter
Netzwerk Reichsgerichtsbarkeit
Veranstaltungsort
Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar
Ort
Wetzlar
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.10.2009 - 09.10.2009
Deadline
15.01.2009
Website
Von
Netzwerk Reichsgerichtsbarkeit

Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis

Rechtsprechung ist untrennbar mit der Inszenierung und der Kommunikation von Recht verbunden. Dies galt auch und insbesondere für die Höchstgerichte des frühneuzeitlichen Römisch-Deutschen Reiches – von Institutionen also, die über die konkret zwischen den Streitparteien zu entscheidenden Rechtsstreitigkeiten hinaus eine überregionale und transpersonale Ausstrahlungswirkung hatten und wichtige integrative Funktion für das Alte Reich ausübten. Dieser Thematik wird sich die nächste Tagung des Netzwerks Reichsgerichtsbarkeit im Oktober 2009 widmen, zu der Sie das Netzwerk Reichsgerichtsbarkeit herzlich einlädt.

Eine Vielzahl von Fragen können aufgeworfen werden:

- Mittels welcher Medien wurde die Tätigkeit der Höchstgerichte im Reich kommuniziert? Gab es neben juristischer Literatur spezielle Flugblätter, wurden in den späteren Zeitungen Artikel über die Gerichte verfasst? Gab es darüber hinaus eine Motivation, das Reichskammergericht und den Reichshofrat auch bildnerisch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?

- Welche Informationen wurden transportiert? Gab es besondere, mit der Tätigkeit der Gerichte zusammenhängende Ereignisse, die für eine publizistische Begleitung in der Öffentlichkeit des Reiches sorgten, wie z. B. Visitationen des Reichskammergerichts, Präsentationen von Assessoren oder Prozesse mit großer politischer Bedeutung, bei denen punktuell ein ganz besonderes mediales Interesse an der Höchstgerichtsbarkeit festzustellen ist? Sind im Gegenzug Verfahren über bestimmte Materien bekannt, die sich trotz der Stellung der Höchstgerichte im Reich überwiegend im Stillen vollzogen haben?

- Wer waren die Akteure der Informationsverbreitung? Eine besondere Rolle kommt bei der medialen Präsenz von Reichskammergericht und Reichshofrat den Juristen zu. Wie und wann beschäftigten sie sich in ihren Büchern mit den Höchstgerichten?
 Welchen Stellenwert hatten die Entscheidungen der Höchstgerichte für die Praxis anderer Gerichte und für die Lehrmeinungen an den Universitäten? Wie wurden die Höchstgerichtsentscheidungen dabei transportiert und diskutiert? Lag der Schwerpunkt des juristischen Augenmerks eher auf Verfahrensfragen oder standen Rechtsanwendungsfragen im Mittelpunkt? Wie kam es überhaupt zur Herausbildung der Gattung „Kameralliteratur“? Wurden Werke über die höchsten Reichsgerichte verfasst?

- Nutzten die Höchstgerichte die Kommunikationsmittel, um ihre Judikatur in Szene zu setzen, und warum taten sie das? Erfuhren Reichskammergericht und Reichshofrat bei sich überschneidenden Zuständigkeiten durch die Medien voneinander? Informierten sich die Höchstgerichte des Römisch-Deutschen Reiches auch über die Tätigkeit anderer Höchstgerichte in Europa?

- Welches Gewicht hatten in den Medien die Entscheidungen von Reichskammergericht und Reichshofrat im Verhältnis zu anderen Gerichten? Kam ihnen im Diskurs eine herausgehobene Stellung zu oder hatten – ggf. mit regionalen Unterschieden – Entscheidungen anderer Gerichte ähnlichen Stellenwert?

- Wie setzten die Parteien die Medien ein, um durch eine breitere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit den Ausgang von anhängigen Prozessen zu beeinflussen? Bei wichtigen Prozessen kam es vor, dass die Streitparteien berühmte Rechtsgelehrte beauftragten, die ihre Meinungsstreitigkeiten sowohl in Parteigutachten für das Gericht als auch publizistisch in der Öffentlichkeit austrugen. Damit beteiligten sie sich an der rechtlichen Aufarbeitung neuer, bisher nicht geklärter rechtlicher Probleme oder Problemfelder.

- Welches „Bild“ zeichnete die Höchstgerichtsbarkeit in den verschiedenen Medien von sich selbst, und welche „Bilder“ wurden von den Höchstgerichten gezeichnet?

- Sind in zeitlicher Hinsicht Änderungen der Mediennutzung im Verlauf der rund dreihundertjährigen Geschichte von Reichskammergericht bzw. Reichshofrat zu beobachten?

Wir würden uns sehr auf eine rege Beteiligung freuen und erwarten Ihre/Eure Themenvorschläge bis zum
15. Januar 2009.

Unabhängig von dem aktuellen Tagungsthema versteht sich die Veranstaltung auch als Forum für Nachwuchswissenschaftler, die ihre Magisterarbeit, Dissertation oder ihr Habilitationsvorhaben mit thematischem Schwerpunkt zu der Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich der Fachöffentlichkeit vorstellen wollen, ihre Forschungspläne diskutieren oder Anregungen empfangen möchten. Dafür ist auf der Netzwerktagung auch eine eigene Sektion vorgesehen, so dass die vorgestellten Projekte thematisch nicht unbedingt mit dem Tagungsthema übereinstimmen müssen.

Termin: 8./9. Oktober 2009
Tagungsort: Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar
Kontakt: forschungsstelle@reichskammergericht.de

Gleichzeitig möchten wir noch auf unsere weiteren Planungen aufmerksam machen. So wollen wir für 2011 eine Tagung mit dem Titel „Gute Policey und Höchste Gerichtsbarkeit“ veranstalten.

Programm

Kontakt

Anette Baumann

Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung e.V., Wetzlar

06441/99-4162
06441/99-4164
forschungsstelle@reichskammergericht.de