Der von sich selbst entfremdete und wiedergefundene Marx. Konferenz in Gedenken an und initiiert von Heinz Dieter Kittsteiner

Der von sich selbst entfremdete und wiedergefundene Marx. Konferenz in Gedenken an und initiiert von Heinz Dieter Kittsteiner

Veranstalter
Kulturwissenschaftliche Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) Helmut Lethen, Internationales Forschungszentrum für Kulturwissenschaften (IFK) Wien Falko Schmieder, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin, FU Berlin Birte Löschenkohl, Modern and Medieval Languages, Cambrige (UK)
Veranstaltungsort
Europa-Universität Viadrina, Große Scharrnstr. 59, Frankfurt (Oder), Uni-Hauptgebäude, Senatssaal (Raum 109)
Ort
Frankfurt an der Oder
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.11.2008 - 30.11.2008
Von
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)

Im Jahre 2008, 125 Jahre nach Marxens Tod und 40 Jahre nach den „Achtundsechzigern“ - die in der westlichen Hemisphäre wohl den letzten ernsthaften Versuch machten, mit einer auf Marxschen Überlegungen basierenden Bewegung eine nachkapitalistische Weltordnung herzustellen - stehen wir vor einem doppelten Problem:
Zum einen fragt sich, was nach dem Scheitern jener Bewegungen, die sich auf Marx beriefen und lange Zeit seinen Namen völlig für sich vereinnahmten, noch mit ihm anzufangen ist. Marx’ ,Entstalinisierung’ und seine allgemeine Entideologisierung hat zwar längst stattgefunden, im akademischen Bereich wie auch in den Kreisen linker Intellektueller. Dennoch ist eine der Hauptassoziationen, die auch heute noch in Verbindung mit Marx auftauchen, der ,real existierende Sozialismus’ - von der Sowjetunion über China bis zur DDR. Hier gilt es noch einmal nachzuforschen, ob und wieweit die ,marxistischen’ Doktrinen jemals den marxschen Schriften entsprochen haben, und wie daher das Verhältnis von Marx und der historischen, sich als ,marxistisch’ begreifenden Arbeiterbewegung zu fassen ist.
Das zweite Problem ergibt sich aus dem ersten: Wenn sich herausgestellt hat, dass Marx’ Schriften in der Arbeiterbewegung selektiv auf eine marxistische Weltanschauung reduziert wurden, müssen wir eine neue Herangehensweise an Marx diskutieren. Diese lässt sich sinnvoll über eine Einbettung in die philosophischen Diskurse zu Marx’ Zeit einerseits sowie über die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Diskursen der Geisteswissenschaften andererseits herstellen.
Um den so aufgerissenen Problembereich zu bearbeiten, wurde die Konferenz in drei Sektionen aufgeteilt. Diese sind zum einen historisch-chronologisch angelegt, zum anderen bilden sie eine Art Zirkel: Vom in den intellektuellen Kontext seiner Zeit eingebetteten Marx (A: Karl Marx, ein rebellischer Bürger des 19. Jahrhunderts) über den Marx der Arbeiterbewegung, der dieser oftmals sein Porträt leihen musste und ihr als Stichwortgeber diente (B: Der sich entfremdete Marx - der Marx der Arbeiterbewegung), weiter und zugleich zurück zur Philosophie des 20. Jahrhunderts (C: Der wiedergefundene Marx, oder: der Marx der Philosophen).

Die Konferenz wird gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung.

Programm

Freitag, 28. November 2008

14.00 Begrüßung und Eröffnung durch die Organisatoren der Tagung

Sektion 1: Karl Marx, ein rebellischer Bürger des 19. Jahrhunderts

14.15-15.00
Georg Lohmann (Magdeburg): Kittsteiners Marx
15.00-15.30 Pause
15.30-17.00
Wolfgang Wippermann (Berlin): Der Historiker Karl Marx. Bonapartismus-Faschismus-Totalitarismus
Andreas Arndt (Berlin): Hegel und Marx
17.00-17.30 Pause
17.30-19.00
Birte Löschenkohl (Cambridge/UK): „Das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“. Wiederkehr und Zyklizität bei Karl Marx und Auguste Blanqui
Frédéric Krier (Luxemburg): „Schreiben wir eine Phänomenologie des Werthes!“. Marx vs. Proudhon revisited
Anschließend: gemeinsames Abendessen der Referenten

Samstag, 29. November 2008

Sektion 2: Der von sich selbst entfremdete Marx - der Marx der Arbeiterbewegung

10.00-12.15
Georg Bollenbeck (Siegen): Wie Marx die Kulturkritik überwindet und ihr zugleich verpflichtet bleibt
Rolf Hecker (Berlin): Rjazanovs Herausgabe der MEGA und oder vs. Marxismus-Leninismus
Ingo Elbe (Dortmund): Marxistische Staatstheorie der Arbeiterbewegung. Lenins Staat der Kapitalisten vs. Marx’ Staat des Kapitals
12.15-14.00 : Mittagspause
14.00-15.30
Hans Günther (Bielefeld): Der Marxismus und das russische häretische Denken
Helmut Lethen (Wien): Sozialistische Bilder von Fäusten in der heroischen Moderne - nach Kittsteiner
15.30-16.00: Pause
16.00-17.30
Falko Schmieder (Berlin): Das Erbe von Karl Marx und Charles Darwin im Darwinomarxismus
Olaf Kistenmacher (Hamburg): „Nazis für jüdisches Kapital“ (Rote Fahne 182, 7. September 1932). Antisemitismus in der KPD in der Phase der Auflösung der Weimarer Republik 1928-1933
20.00: Gesprächsrunde
Wie antisemitisch war Marx? Karl Marx, das Judentum und die Kritik des Antisemitismus. Es diskutieren Stephan Grigat und Thomas Haury

Sonntag, 30. November 2008

Sektion 3: Der wiedergefundene Marx, oder: Der Marx der Philosophen

10.00-11.30
Hans-Joachim Lenger (Hamburg): Die Mutter aller verrückten Formen. Marx, die Schrift und die Spekulation
Frank Engster (Berlin): Zeit bei Marx
11.30-12.30: Mittagspause
12.30-14.00
Sami Khatib: Walter Benjamin und Karl Marx. Der „Begriff der Geschichte“ und die „Ökonomie der Zeit“ im Kontext gelesen
Christoph Henning (St. Gallen): Geschichtsphilosophie als Marxkritik. Kontinuitäten einer misslingenden Argumentationsstrategie
14.00-14.30: Pause
14.00-16.00
Frank Ruda (Berlin): Proletarischer Aristokratismus und das Gattungswesen Mensch. Marx mit Badiou
Matthias Rothe (Frankfurt/Oder): Wie und zu welchem Zweck Foucault Marx gebraucht

Kontakt

Dr. Falko Schmieder
falkosch@zedat.fu-berlin.de

Nähere Informationen zur Konferenz: www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/marxtagung
Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung