Frauen in der Revolte II - Die 89er Bewegung in weiblicher Perspektive

Frauen in der Revolte II - Die 89er Bewegung in weiblicher Perspektive

Veranstalter
Evangelische Akademie zu Berlin
Veranstaltungsort
Berlin-Nikolassee, Evangelische Bildungsstätte Haus Schwanenwerder, Inselstr. 27, 14129 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.10.2008 - 02.11.2008
Deadline
25.10.2008
Website
Von
Ulrike Poppe

Als nach dem Mauerfall die deutsche Wiedervereinigung in den Blick kam, setzten sich auch die politisch bewegten Frauen aus Ost und West an einen Tisch, um Pläne für das neue Deutschland zu schmieden. Aber zwischen den jeweils systemgeprägten Auffassungen traten sehr schnell Differenzen zu Tage. Für die meisten Ost-Frauen war es normal, berufstätig zu sein, Kinder zu haben, sich wenn notwendig vom Ehemann zu trennen und über eine Abtreibung frei entscheiden zu können.
Den West-Frauen kamen die „Ost-Muttis“ dennoch oft merkwürdig provinziell vor, weil sie mit Feminismus kaum zu tun haben wollten und sich als wenig kämpferisch erwiesen. Schließlich hatte die anhaltende (männlich dominierte) staatliche Bevormundung auch ihre Spuren hinterlassen. Die „West-Emanzen“ wirkten wiederum auf viele DDR-Frauen exaltiert und mit ihrer Konzentration auf Geschlechterfragen unpolitisch. Während sich viele DDR-Frauen durch die Revolution 1989 mehr Freiheit und Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen erhofften, wurden sie im wiedervereinigten Deutschland mit einem überwunden geglaubten Frauenleitbild konfrontiert und in die traditionelle Rolle verwiesen.
Anknüpfend an die Tagung zur „68er Bewegung in weiblicher Perspektive“, die im Frühjahr in Neudietendorf in Thüringen stattfand, möchten wir in ein Gespräch darüber kommen, mit welchen Motiven und Zielen sich Frauen in oppositionellen Bewegungen der 70er und 80er Jahre engagierten und welchen Einfluss sie auf die Umbruchereignisse und die Gestaltung der deutschen Einheit nahmen. Wir werden uns darüber austauschen, was Ost- und West-Frauen in dieser Zeit verband und was sie unterschied. Wir werden diskutieren, wie sich die Lebensmöglichkeiten für Frauen in Ost und West in den vergangenen zwei Jahrzehnten veränderten und welche Bedeutung die Revolten von einst für die junge Frauengeneration heute haben. Zugang zu diesen Themen werden wir vor allem durch biographisches Erzählen suchen.
Dazu laden wir alle interessierten Frauen und Männer herzlich ein.

Dorothea Höck, Dr. Anne Ulrich, Dr. Marina Grasse, Ulrike Poppe

Programm

Programm

Freitag, 31.Oktober 2008

14.00 Uhr Anmeldung

14.30 Uhr Kaffee/Kuchen

15.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dorothea Höck, Ev. Akademie Thüringen
Ulrike Poppe, Ev. Akademie zu Berlin

I. FRAUEN IM AUFBRUCH

15.15 Uhr Selbstbestimmung contra sozialistisches Frauenleitbild
Wie Frauen die 70er und 80er Jahre in der DDR erlebt haben

Petra Streit, Mitbegründerin von „Frauen für den Frieden“ Weimar, z. Z. Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung und Stadträtin in Weimar
Samirah Kenawi, Mitbegründerin des Frauenzentrums Fennpfuhl, Gründerin des Archivs der ostdeutschen Frauenbewegung GrauZone
Gesprächsleitung:
Dr. Anne Ulrich, Koordinatorin der Grünen Akademie in der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin

16.30 Uhr Kaffeepause

17.00 Uhr Neues Frauenbewusstsein – langer Atem
Wie Frauen die 70er und 80er Jahre in der Bundesrepublik erlebt haben
Dr. Christina Thürmer-Rohr, 1976 Gründerin des Studienschwerpunkts "Frauenforschung" an der PH Berlin, Mitbegründerin und Vorstand des Vereins "Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V.", Köln, Professorin an der Technischen Universität Berlin
Marianne Weg, Frauenpolitikerin und Gender-Expertin, Wiesbaden
Gesprächsleitung:
Dr. Ingrid Miethe, Professorin für Allgemeine Pädagogik Fachbereich Sozialarbeit / Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt

18.15 Uhr Abendessen

19.30 Uhr Erzählabend
Eingeleitet mit Texten von Annette Simon aus:
"Was Frauen verrückt macht" und "East goes West“
Gesprächsleitung:
Dorothea Höck, Ev. Akademie Thüringen
Ulrike Poppe, Ev. Akademie zu Berlin

Ende gegen 21.30 Uhr

Samstag, 01.November 2008

II. FRAUEN VERÄNDERN DIE GESELLSCHAFT

9.00 Uhr Frauen in politischen Aktionen – und Frauen in frauenpolitischen Aktionen
Gespräch mit Akteurinnen der 80er Jahre

Halina Bendkowski, ehem. Bundessprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland, Mitbegründerin des Weltfrauensicherheitsrates, Begründerin des politisch-soziologischen Konzepts der Geschlechterdemokratie, Berlin
Barbara Sengewald, Frauengruppen Erfurt – Frauen für Veränderung, z. Z. Betriebswirtin
Irena Kukutz, Mitbegründerin der Berliner Gruppe „Frauen für den Frieden“, z. Z. Mitarbeiterin in der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
Dr. Claudia Neusüß, 1987 Mitbegründerin der Frauengenossenschaft „WeiberWirtschaft“, z. Z. selbstständige Projekt- und Politikberaterin für nationale und internationale Organisationen im Profit- und Non-Profit-Bereich, Dozentin und freie Autorin
Moderation:
Dr. Anne Ulrich, Koordinatorin der Grünen Akademie in der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Dorothea Höck, Ev. Akademie Thüringen

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Ohne uns ist kein Staat zu machen!
Gespräch mit Akteurinnen in Revolution und Einigungsprozess

Verfassung
PD Dr. Tine Stein, ehem. Geschäftsführerin der Bürgerinitiative „Kuratorium für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder“, z. Z. Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Transnationale Konflikte und Internationale Institutionen am Wissenschaftszentrum Berlin

Gewerkschaften
Dr. Renate Hürtgen, war aktiv am Aufbau von Basisinitiativen in der "betrieblichen Wende" 1989/90 beteiligt, z. Z. am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Forschungsschwerpunkt u.a.: „Betrieblicher Alltag in der DDR"

Regierung
Dr. Marina Grasse, Gleichstellungsbeauftragte in der Regierung de Maiziere, z. Z. Mitglied des Vorstands von OWEN e.V., Berlin

Moderation:
Dr. Ingrid Miethe, Professorin für Allgemeine Pädagogik
Fachbereich Sozialarbeit / Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt
Ulrike Poppe, Ev. Akademie zu Berlin

12.30 Uhr Mittagessen

14.30 Uhr Fortsetzung des Gespräches mit Akteurinnen in Revolution und Einigungsprozess
Ohne uns ist kein Staat zu machen!

Parlament
Marianne Birthler, Abgeordnete der ersten frei gewählten Volkskammer, später des Bundestages, Ministerin in Brandenburg, z. Z. Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Berlin

15.00 Uhr ARBEITSGRUPPEN
Alle Frauen sind mutig! stark! schön!
Frauen im Einigungsprozess

AG I – Erwerbsarbeit (u.a. mit Dr. Renate Hürtgen )
AG II – Politik (u.a. mit Halina Bendkowski und Petra Streit)
AG III – Familie (u.a. mit Irena Kukutz und Dr. Claudia Neusüß)
AG IV – Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medien
(u.a. mit Barbara Sengewald und Dr. Christina Thürmer-Rohr)

18.00 Uhr Abendessen

19.30 Uhr Figuraler Einzelgang zeitgemäßer Erscheinungen
Filme, Fotografien, Ausstellungen und Performances der Künstlerinnengruppe Erfurt und von Exterra XX in den 80er Jahren

Gespräch mit Monique Förster, Kunsthaus Erfurt
Moderation:
Dorothea Höck, Ev. Akademie Thüringen

Sonntag, 02.November 2008

9.15 Uhr Andacht
Pfarrerin Dorothea Höck

9.45 Uhr Kaffeepause

III. EMANZIPATION WEITERDENKEN

10.00 Uhr Die Frauenfrage - Schnee von gestern?
Lebenspläne der Nach-Neunundachtziger

Manuela Bär, wissenschaftliche Mitarbeiterin von OWEN, Jg. 1970
Astrid Rothe-Beinlich, Frauenpolitische Sprecherin und Landesprecherin Thüringens von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, Jg. 1973
Jana Hensel, Journalistin und Autorin ( u.a. „Neue deutsche Mädchen“), Jg. 1976
Dr. Mara Kuhl, Politologin, Beraterin für die öffentliche Verwaltung u.a. in Genderfragen, Jg. 1973
Moderation:
Dr. Marina Grasse, OWEN e.V.

12.30 Uhr Tagungsrückblick

13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung

Kontakt

Tagungssekretariat
Silke Ewe
Evangelische Akademie zu Berlin
Charlottenstraße 53/54, 10117 Berlin
Tel.: (030) 203 55 - 407
Während der Tagung:(0151) 18 60 60 38
Fax: (030) 203 55 - 550
E-Mail: ewe@eaberlin.de
Internet: www.eaberlin.de


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