Workshop "Gedächtnis zwischen Politik und Kultur"
19.-20. Jänner 2001
"Gedächtnis" ist in den letzten Jahren zu einer Schnittstelle wissen-schaftlichen, kulturellen und öffentlichen Interesses geworden. Gerade aus diesen vieldeutigen und widersprüchlichen Verwendungsformen erklärt sich die andauernde Brisanz der Frage nach den Erinnerungs-formen einer Gesellschaft, insbesondere im Umgang mit dem "Zivilisationsbruch Auschwitz" (Dan Diner), der in den letzten Jahren in das Zentrum öffentlicher Debatten gerückt ist. Das Gedächtnis an Krieg, Nationalsozialismus und die Shoa als Verflechtung von "nationalen" Geschichtserzählungen und -politiken und transnationalen Rahmen-bedingungen des kollektiven Geschichtsbewußtseins soll in diesem Workshop diskutiert werden: Welche übernationalen politischen (z.B. Kalter Krieg) und kulturellen (z.B. generationsspezifische Erfahrungen) Kontexte haben die "Narrationen" und "Schweigestellen" über die Vergangenheit seit 1945 geprägt? Welche gegenwärtige Bedeutung kommt der gesellschaftlichen Erinnerung an das NS-Regime zu? Droht das Vokabular dieses Gedächtnis-Diskurses (wie in der Präambel der österreichischen Regierungserklärung vom Februar 2000) vielfach zur rituell beschworenen Leerformel zu werden? Gerade die jüngsten Kontroversen um "Vergangenheitsbewältigung" versus "Opfertheorie" zeigen jedoch, daß Gedächtnis nach wie vor ein zentrales Symbol der politischen Kultur ist.
Konzeption: Heidemarie Uhl (Universität Graz) TeilnehmerInnen: Aleida Assmann (Universität Konstanz), Manfred Lechner (Universität Graz), Annette Leo (Historikerin, Berlin), Oliver Marchart (Philosoph, Wien), Bertrand Perz (Universität Wien, Historikerkommission), Dirk Rupnow (Historiker, IFK Wien), Ines Steiner (Universität zu Köln), Ruth Wodak (Universität Wien).
Programm:
Freitag, 19. Jänner 2001
9.00
Begrüßung und Einleitung
Gotthart Wunberg, Direktor des IFK
Heidemarie Uhl
9.30
Moderation: Manfred Lechner
Aleida Assmann
Zwischen Schuld und Verantwortung. Die Schwierigkeiten der
Deutschen mit ihrer Geschichte
10.30
Kaffeepause
11.00
Annette Leo
Erinnerung an eine fremde Geschichte. Der Umgang mit der
NS-Vergangenheit in der DDR
12.00
Mittagspause
14.00
Moderation: Oliver Marchart
Heidemarie Uhl
Varianten einer "Externalisierung". Zu den Transformationen des
österreichischen Geschichtsbewußtseins
15.00
Kaffeepause
15.30
Ruth Wodak
"Das hat mein Großvater nicht erzählt". Zur diskursiven
Konstruktion von Erinnerung
17.00
"Der Prozeß" von Georg Wilhelm Pabst (Ö 1945)
Videovorführung
Samstag, 20. Jänner 2001
9.30
Moderation: Dirk Rupnow
Ines Steiner
"Was soll ich sagen zu solchem Geschwätz?" - Semantiken des Opfers in
"Der Prozeß" (G.W. Pabst, Ö 1945)
10.30
Kaffeepause
11.00
Bertrand Perz
Historikerkommissionen - eine neue Form der "Aufarbeitung" der
Vergangenheit?
12.00
Abschlußdiskussion
IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
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