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"Technik und Spiel"
Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte 2001
Termin: 15.-17. Juni 2001, Chemnitz
Mit "Technik und Spiel" widmet sich die Jahrestagung der GTG vom 15. bis 17. Juni 2001 in Chemnitz einem bisher nur wenig erforschten Thema der Technikgeschichte: Traditionellermassen ist diese Disziplin eng mit dem Themenfeld "Arbeit" verknüpft, während "Spiel" und "Freizeit" im Bereich der historischen Forschung in erster Linie von der Sozialgeschichte und der Volkskunde untersucht wurden.
Das Spiel (in seiner ursprünglichen Bedeutung wohl "Tanz") folgt eigenen, gegenüber anderen Verhaltensbereichen abgegrenzten Regeln; es vollzieht sich im Idealfall frei von äusseren Zwecksetzungen und Zwängen und erschliesst dem Menschen damit einen Bereich der Freiheit und der Offenheit des individuellen Handeln. Spiel bedarf eines Freiraumes, anders formuliert der Gelegenheit zur Musse, und findet dementsprechend vornehmlich in der Freizeit statt. In diesem Sinne können sich Tagungsbeiträge sowohl "Technik und Spiel" als auch "Technik und Freizeit" widmen.
Der vom Spiel als Gegenwelt zum Alltag benötigte und gewährte Freiraum sowie die dennoch vorhandenen Rahmenbedingungen machen Spiel und Freizeit zum traditionsreichen und fruchtbaren Forschungsthema in mehreren Disziplinen, doch ohne die Technik mit zu thematisieren. Begriffe wie "Freizeitindustrie", "Spielautomat" oder "Computerspiel" verdeutlichen, dass sowohl Spiel als auch Freizeit auf verschiedenen Ebenen durch Technik geprägt sind. Ein Blick in einen Spielzeugladen oder ein Sportgeschäft bestätigt dies ebenso wie die Betrachtung von Kulturveranstaltungen oder Sportereignissen. Musik wird heute vielfach am Computer komponiert und mit Hilfe von Elektronik aufgeführt, ein Feuerwerk basiert auf Erfahrung im Umgang mit Pyrotechnik und der Sieg in einem sportlichen Wettkampf wird nicht nur durch Kraft und Geschick, sondern durch die Auswahl des geeigneten technischen Equipment (wie Schuhe, Fahrrad, Skier) bestimmt. Auch eine Wanderung durch abgelegene, zivilisationsferne Gebirgsgegenden ist hiervon nicht ausgenommen: Diese Wanderung wird erst durch Technik (Anreise, Schuhwerk etc.) ermöglicht (bzw. erleichtert) und erhält ihren spielerischen Charakter dadurch, dass sie, verkehrstechnisch gesehen, nicht notwendig ist. Ihre besondere Bedeutung als Erholungsmöglichkeit haengt eng mit dem Erlebnis der Bergwelt als Gegenwelt zum (technisierten) Alltag zusammen.
Das breit gefasste Rahmenthema soll Raum für verschiedenartige Beispiele und Fragestellungen geben: Für wen ist was (technisches) Spiel? Wie veränderten sich die Rahmenbedingungen von Spiel und Freizeit durch die technische Entwicklung, und welche Grenzen respektive welche neuen Freiräume entstanden? Lassen sich Charakteristika für die Arten von Technik formulieren, die zu Spielzwecken verwendet werden? Welche Bedeutung kommt der Freizeitindustrie in diesem Zusammenhang zu? Lässt sich gerade in Verbindung mit jener Industrie eine langfristige Tendenz weg von kreativen Spielformen hin zu konsumierenden technogenen Freizeitbeschäftigungen ausmachen? Welche Verbindungen bestehen zwischen Spiel und Arbeit? Wird durch Spiel bei Kindern und Erwachsenen gleichermassen ein Interesse an Technik geweckt, das den Freiraum des Spielerischen benötigt und in ernsteren Situationen - wie dem Berufsalltag z.B. - nicht entstehen würde? Wie wirkt sich der spielerische Umgang mit Technik auf deren Akzeptanz aus?
Vortragsanmeldungen nebst Zusammenfassung (ca. 100 Wörter) erbitten
wir bis zum 31.12.2000 an
Dr. Karin Zachmann
TU Berlin
Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung
am FB 1, Sekr. TEL 20-1
Ernst-Reuter-Platz 7
10587 Berlin
e-mail: zachmann@kgw.tu-berlin.de oder:
zachmann@rcs.urz.tu-dresden.de
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