Die VARNHAGEN GESELLSCHAFT Hagen-Berlin e. V. laedt ein zum

Colloquium

21. - 22. April 2000

Florenz, Villa Romana

LUDMILLA ASSING IN FLORENZ (1861-1880)

Am 25. Maerz 2000 gedenken wir des 120. Todestages von Ludmilla Assing, der Nichte von Rahel und Karl August Varnhagen von Ense und Herausgeberin ihrer Werke. Aus diesem Anlass richtet die Varnhagen Gesellschaft Hagen-Berlin ein Colloquium aus, das sich mit Leben und Werk dieser in Deutschland weitgehend vergessenen Schriftstellerin befasst.

Ludmilla Assing, politische Schriftstellerin aus Deutschland, kam am 22.Februar 1821 als Tochter des juedischen Mediziners David Assing und der Dichterin Rosa Maria Varnhagen in Hamburg zur Welt und starb am 25. Maerz 1880 in Florenz, ihrer »zweiten Heimat«.

1861 kam sie erstmals nach Italien und liess sich hier 1862 dauerhaft nieder. In Preussen wurde sie steckbrieflich verfolgt, weil ihre Publikationen aus Varnhagens Nachlass, insbesondere der Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense und der Tagebuecher ihres Onkels das Missfallen der Obrigkeit erregt hatte.

In Florenz gewann sie Freunde im demokratischen Fluegel der Einheitsbewegung und begann, in italienischer Sprache zu schreiben und in deutschen Journalen über Italien zu berichten. Zugleich uebersetzte sie wichtige Schriften des Risorgimento ins Deutsche. Mit Mazzini und Bakunin, Piero Cironi, Georg Herwegh und Gottfried Keller war sie eng verbunden. Den gewaltigen Nachlass ihres Onkels mit Briefen von und an 9000 Personen konnte sie auf konspirativen Wegen nach Florenz ueberfuehren und stellte ihn u. a. interessierten Heine-Biographen zur Verfuegung. Ihr Salon in der Via Luigi Alamanni 27, wo sie ein Haus gebaut hatte, wurde zum wichtigen Treffpunkt italienischer Autoren des Risorgimento und des Naturalismus, darunter Dall'Ongaro, Angelo de Gubernatis, Guiseppe Verga.

In ihrem Testament stiftete sie die Varnhagensche Sammlung der Koeniglichen Bibliothek, Haus und ihr Vermoegen hinterliess sie jedoch einer neu zu gruendenden Schule, wo Kinder »secondo i principii della vera democrazia« ausgebildet wurden. Diese »Scuola Ludmilla Assing« existierte als Handelsschule mit kommunaler Foerderung bis in die Mitte der dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts, als das weitgehend private florentiner Erziehungswesen durch Mussolini verstaatlicht wurde.

Tagungsprogramm:

21. April 2000, 10 h

Ort: VILLA ROMANA. Centro Culturale Tedesco, Via Senese 60-68, 50124 FIRENZE, Italien

- Joachim Burmeister (Florenz, Villa Romana): Grusswort
- Dr. Nikolaus Gatter (Koeln): Ludmilla Assings Biographie, Lebenswerk und Tagebücher -
Professor Dr. Lorely French (Forest Grove, Oregon): »Theure Ludmilla! Liebste Ludmilla!« Zwei Briefe von Amalie Schoppe an Ludmilla Assing aus den Vereinigten Staaten
- Michael R. Jones (Ulster): Dramatische Leseabende: Die Schwestern Ottilie und Ludmilla Assing
- Professor Dr. Martin Hundt (Potsdam): Unbekanntes aus Karl Marx’ Exzerptheften über Ludmilla Assing Mittagspause
- Silvia Chiocci (Perugia): Ludmilla Assings Bedeutung für die italienische Literatur des 19. Jahrhunderts
- Mariapia Casalena (Teramo): Ludmilla Assing: Biographin der Rebellen
- Dr. Christina Ujma (Loughborough): Das Florentiner Risorgimento und seine Geselligkeiten bei Pulszky und Ludmilla Assing
- Britta Behmer (Muenchen): Anonymitaet und Autorenschaft: die fremde Stimme Ottilie Assings

22. April 2000

Friedhof "Agli Allori", Via Senese 184

- Besuch der Grabstaette Ludmilla Assings (nach vereinbartem Treffpunkt):

- Kornelia Loehrer (Koeln): Ludmilla Assings Blick auf die florentinische Renaissance (mit Führung)

Die Tagung wird einen Empfang in La Torretta, einem Wasserturm der Renaissance an der Via Campora, einschliessen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Für Anfahrt und Unterbringung kommen die Teilnehmer selbst auf. Ein Hotelfuehrer wird auf Anfage zugesandt.

Anmeldung und Information:

Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Nikolaus Gatter <nikolaus.gatter@pironet.de>
Subject: Tagung: Ludmilla Assing in Florenz (1861-1880)
Date: 21.03.2000

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