BREMER NACHWUCHSHISTORIKERINNEN STELLEN SICH VOR

Eine Ringvorlesung des Arbeitskreises Historische Frauenforschung an der Universitaet Bremen im Wintersemester 1999/2000

Ort: Gaestehaus der Universitaet Bremen auf dem Teerhof

Termin: Mittwochs 17 Uhr c.t.

Der AK Historische Frauenforschung freut sich, seine Absolventinnen des Studiengangs Geschichte an der Universitaet Bremen im Wintersemester 1999/2000 in einer Ringvorlesung zu praesentieren.

Dr. Eva Schoeck-Quinteros

Dr. Elisabeth Dickmann

Kontakt:

fon: 0421/218-2062 oder 218-9487
fax: 0421/218-4019
email: hhi@uni-bremen.de

Vortraege:

20. Oktober 1999

Elisabeth Klatte: Spurensuche - Die Bremer Schriftstellerin Charlotte Thiesen (1782-1834).

In fast 200 Jahre alten Briefen taucht die erste Spur von Charlotte Thiesen auf, einer vergessenen Schriftstellerin aus der Zeit der Romantik. Werden weitere Zeugnisse ihres Lebens und Schaffens zu finden sein, die ein Bild dieser Frau des damaligen Bremer Kulturlebens entstehen lassen?

3. November 1999

Sigrid Dauks: "Die Kinderarbeit voellig zu verbieten, ist ebensoweinig angebracht wie moeglich." Zur Diskussion ueber den Schutz erwerbstaetiger Kinder im Deutschen Kaiserreich.

1891 wurde in Deutschland die Fabrikarbeit schulpflichtiger Kinder generell verboten. Ungeschuetzt blieben dagegen die ueber zwei Millionen erwerbstaetigen Kinder im Handel, in der Heimarbeit sowie in der Land- und Hauswirtschaft. Dieser Missstand wurde wiederholt von engagierten Volksschullehrern oeffentlich angeprangert. Auch buergerliche Sozialreformer, Freie Gewerkschaften sowie die buergerliche Frauenbewegung griffen das Thema Kinderarbeit in ihren Publikationsorganen und Versammlungen auf. Der Vortrag beleuchtet, welche Loesungen diese gesellschaftlichen Gruppen propagierten und in welcher Form sie selbst auf dem Gebiet des Kinderarbeitsschutzes aktiv wurden.

10. November 1999

Heike Schroeter: Geschichte(n) aus der Maennerwelt. Forschungen zum Bild der Frau in deutschen Schulbuechern.

Schulgeschichtsbuecher vermitteln grundlegende (Ein)Sichten ueber die Entwicklung der Gesellschaft. Aber trifft das auch fuer das Geschlechterverhaeltnis zu? Der Vortrag geht dieser Frage auf der Basis eines Vergleichs der Darstellung des Lebens und Wirkens von Frauen in den Schulgeschichtsbuechern der BRD und der DDR zwischen 1949 und 1989 nach. Die Analyse von Texten und Abbildungen anhand ausgewaehlter Themenschwerpunkte zeigt, dass die Umsetzung der Ergebnisse der historischen Frauenforschung in die "objektive" Geschichtsschreibung weiter auf sich warten laesst.

24. November 1999

Christine Bartlitz: Der Nuernberger Prozess in Reportagen und Kommentaren des Berliner Rundfunks (1945/46)

Der Nuernberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher war das Medienereignis in der fruehen Nachkriegszeit. Wie berichtete der Berliner Rundkfunk, der erste Sender in der sowjetischen Besatzungszone, zu dessen Reportern in Nuernberg der junge Markus Wolf gehoerte, ueber den Prozess? Wie wurde in den Berichten und Kommentaren mit Schuld, Suehne und individueller Verantwortung des deutschen Volkes umgegangen? Und wie wurden die Rundfunksendungen von den deutschen Hoerern aufgenommen?

1. Dezember 1999

Nikola Mueller: "...halten Sie wirklich Ihren anerzogenen Aberglauben fuer Tugend?" Hedwig Dohm (1831-1919).

Ab 1872 entwickelt Hedwig Dohm sukzessiv eine Typologie des Antifeminismus, in die sie all jene prominenten ZeitgenossInnen einsortiert, die "Weiblichkeit" in irgend einer Weise mit "Natur" oder "Biologie" in Verbindung bringen. Sie laesst kaum eine Gelegenheit aus, die Kontingenz der Geschlechter zu demaskieren, indem sie jedes antifeministische Argument in seine Einzelteile zerlegt und Punkt fuer Punkt als laecherlich, boesartig oder sonstwie unhaltbar abhakt - ein Verfahren, das die Oeffentlichkeit nicht als Theoriebildung, sondern als Polemik (ab)wertet. Dohm als (witzige) Theoretikerin wiederzuentdecken und einige Legenden, die die Forschung ueber sie jahrzehntelang weitererzaehlt hat, zu korrigieren, ist Thema des Vortrags.

8. Dezember 1999

Barbara Deppe: "Fuer frische Luft war genuegend gesorgt." Eine Geschichte der weiblichen Gewerbeinspektion in Bremen.

Als im spaeten 19. Jahrhundert in Deutschland die Zahl der in Fabriken beschaeftigten Frauen und Maedchen immer weiter steigt, entsteht von vielen Seiten der Wunsch nach einer besonderen Unterschutzstellung weiblicher Fabrikarbeitsverhaeltnisse. Eine oft geaeusserte Forderung ist dabei die Einsetzung weiblicher Beamtinnen im bis dahin ausschliesslich maennlich besetzten Gewerbeaufsichtsdienst. In Bremen wird 1903 eine Assistentin der Gewerbeinspektion eingesetzt. Welche Argumente wurden in und ausserhalb der Buergerschaft fuer bzw. gegen die Schaffung einer solchen Stelle angefuehrt? Wer war diese erste Frau in der Bremer Gewerbeinspektion, wie gestaltete sich ihre Taetigkeit und welche Reaktionen erntete sie?

12. Januar 2000

Martina Strub: Das Eheverbot fuer Lehrerinnen im Deutschen Kaiserreich.

Um 1900 wurde von einigen Lehrerinnen die Abschaffung des Heiratsverbotes fuer alle Beamtinnen und vor allem fuer den eigenen Berufsstand gefordert. Doch der Mehrheit der Lehrerinnen galt das Dasein als Gattin und Mutter nach wie vor als die ideale Lebensgesaltung einer Frau. Ueber einen Zeitraum von 20 Jahren entspann sich eine Debatte, in der gleiche Argumente mal fuer und mal gegen das Eheverbot benutzt wurden. In einem Punkt aber waren sich alle Beteiligten einig: Nur das weibliche Geschlecht war betroffen... Niemand hat ernsthaft in Frage gestellt, ob auch ein Lehrer durch seine Familie so sehr vom Unterricht abgelenkt werde, dass die SchuelerInnen darunter leiden koennten.

19. Januar 2000

Ulrice Oetjen: Muetter an die Macht! Muetterlichkeit als Strategie der ersten Frauenbewegung.

"Wenn es nicht ernst wird mit der Frauenmacht, so weiss ich nicht, mit welchem Gemetzel die Geschichte enden soll." (Helene Lange, 1923) Muetterlichkeit - eine weibliche Eigenschaft, die die Frau an Kinder und Kochtopf fesselt? Durchaus nicht, wenn man der Argumentation der ersten Frauenbewegung folgt. Vor allem von der wohl bekanntesten Fuehrerin der ersten Frauenbewegung, Helene Lange, wurde mit dem Schlagwort Muetterlichkeit in den 90er Jahren des 19. und den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein Kampfbegriff gepraegt, der den Frauen den Zugang zu hoeherer Bildung und Bedeutung im oeffentlichen Leben sichern sollte.

26. Januar 2000

Gabi Bober: Der aerztliche Diskurs ueber Abtreibung in der Nachkriegszeit.

Abtreibung und eine Liberalisierung des § 218 waren in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg Themen, die die Oeffentlichkeit stark bewegten. Dieser frauenpolitische Aufbruch war jedoch nur von kurzer Dauer. In den 50er Jahren wurde die Diskussion fast nur noch von aerztlichen "Fachleuten" gefuehrt. Welche Argumente benutzten Mediziner in der Abtreibungsdebatte und welches Frauenbild konstruierten sie dabei? Welche Bedeutung hatte die Diskussion um den Schwangerschaftsabbruch fuer das Geschlechterverhaeltnis?


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "hedwig hintze-institut bremen" <hhi@uni-bremen.de>
Subject: Ringvorlesung: Bremer Nachwuchshistorikerinnen - WS 1999/2000
Date: 25.10.1999


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