Institut fuer Kultur- und Universalgeschichte e.V./Karl-Lamprecht-Gesellschaft Leipzig e.V.

AUSSCHREIBUNG DES

WALTER-MARKOV-PREISES FUeR GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 1999

Walter Markov (1909-1993) zaehlte zu den international bekanntesten und geschaetzten Historikern der DDR. Sein wissenschaftliches Schaffen war von dem Bemuehen gepraegt, die innovativen Impulse der Marxschen Geschichtstheorie vor allem mit den Ansaetzen der franzoesischen Sozialgeschichtsschreibung zu verknuepfen. Die hier entstandene Historiographie war eine im besten Sinne des Wortes "history from below". Als bedeutendster Historiker der Franzoesischen Revolution im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg galt seine Aufmerksamkeit - auch widrigen Umstaenden zum Trotz - besonders der Foerderung der Zusammenarbeit zwischen Franzosen und Deutschen in akademischer Forschung und Lehre. Ganz in der Tradition des Lamprechtschen Instituts fuer Kultur- und Universalgeschichte, dessen Direktor er 1949 wurde, schlug Walter Markov u.a. als erster deutscher Gastprofessor in Afrika und mit seinen Arbeiten zur Geschichte der Balkandiplomatie Bruecken der wissenschaftlichen Kooperation zwischen Ost- und Westeuropa, zur amerikanischen, afrikanischen und asiatischen Historiographie. Er gehoerte zu jenen, die sich ueber all die Jahre nach 1945 gegen jegliche Entwicklungen des Ausscheidens der Leipziger Universitaet aus der internationalen scientific community stemmten. Moralische und politische Ansprueche an sich selbst und andere hatten in Walter Markovs Widerstand gegen die Nazidiktatur, die ihn ueber ein Jahrzehnt im Zuchthaus inhaftierte, ihre tiefste Wurzel. Walter Markov hat durch sein Gesamtwerk Qualitaeten wissenschaftlichen Arbeitens entwickelt, an die zu erinnern immer lohnen wird. Die Stiftung eines Walter-Markov-Preises fuer Geschichtswissenschaften im Jahre 1994 diente vor allem der Foerderung von Arbeiten, die diese Qualitaeten aufgreifen. Der WALTER-MARKOV-PREIS FUeR GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN wird vom Institut fuer Kultur- und Universalgeschichte e.V. in Verbindung mit der Karl-Lamprecht-Gesellschaft Leipzig e.V. an Historikerinnen und Historiker verliehen, die in ihrer Qualifizierungsschrift (Staatsexamensarbeit, Magisterarbeit, Promotion) einen bemerkenswerten Beitrag zur Untersuchung jener historischen Fragestellungen geleistet haben, denen auch das wissenschaftliche Schaffen von Walter Markov galt.

Insbesondere werden Historikerinnen und Historiker, die auf dem Feld der Geschichte der Franzoesischen Revolution und der vergleichenden Revolutionsgeschichte, der Geschichte der Beziehungen zwischen Ost- und Westeuropa, der Geschichte der Laender Afrikas, Asiens und Suedamerikas und ihrer Befreiung von politischer und wirtschaftlicher Abhaengigkeit sowie der Historiographiegeschichte taetig sind, ermutigt, ihre Arbeiten einzusenden.

Ein wichtiges Kriterium fuer die Vergabe des Preises bildet die innovative Annaeherung an Praemissen des wissenschaftlichen Schaffens von Walter Markov: die Privilegierung des Blicks "von unten" auf den historischen Prozess, der Gebrauch und die Weiterentwicklung komparatistischer Ansaetze und die Aufmerksamkeit fuer weltgeschichtliche Zusammenhaenge. Der Walter-Markov-Preis fuer Geschichtswissenschaften ist mit 3.000,00 DM dotiert und sollte der Drucklegung der ausgezeichneten Arbeit dienen.

Seine Vergabe wird unter Ausschluss des Rechtsweges von einer Kommission des internationalen Beirats des Instituts fuer Kultur- und Universalgeschichte entschieden. Die Uebergabe erfolgt jeweils im Herbst des Jahres der Ausschreibung.

Fuer die Preisverleihung 1999, die am 5. November in Leipzig stattfindet, wird die Zusendung der Arbeiten in einem Exemplar bis spaetestens zum
31. August 1999
an folgende Adresse erbeten: Karl-Lamprecht-Gesellschaft Leipzig e.V. Oststrasse 41 04317 LEIPZIG

Bisher wurde der Walter-Markov-Preis 1994 an Norbert Kersken fuer seine Dissertation "Geschichtsschreibung im Europa der nationes. Nationalgeschichtliche Gesamtdarstellungen im Mittelalter" (Koeln, Weimar, Wien 1995), 1997 an Thomas Erdmann Fischer fuer seine Dissertation "Geschichte der Geschichtskultur" und an Dirk Lange fuer seine Diplomarbeit "Alltagsgeschichte und Politikwissenschaft" verliehen.

Falk Bretschneider
Zentrum fuer Hoehere Studien, Universitaet Leipzig
Tel.: 0341 / 97 30 288
Fax.: 0341 / 960 52 61
mail: bretschn@rz.uni-leipzig.de
www: http://www.uni-leipzig.de/~zhs/personen/fb.htm


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Falk Bretschneider" <bretschn@rz.uni-leipzig.de>
Subject: Ausschreibung: Walter-Markov-Preis fuer Geschichtswiss. 1999
Date: 21.7.99


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