Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Listenmitglieder,

das Instituts-Kolloquium des Instituts fuer Europaeische Ethnologie der Humboldt Universitaet zu Berlin ist in diesem Semester als Ringvorlesung konzipiert. Hierzu lade ich Sie herzlich ein. Die Vorlesungen finden jeweils dienstags, 18 Uhr c. t., im Senatssaal der Humboldt-Universitaet, Unter den Linden 6, statt.

Die Kultur- und Sozialwissenschaften und das 20. Jahrhundert

Von seinem Ende her betrachtet, stellt sich das 20. Jahrhundert nicht nur als das "Zeitalter der Extreme" dar, sondern auch als jene Epoche, in der die klassischen Theorien der Sozial- und Kulturwissenschaften entstanden, um die Moderne als Gesellschaft und Kultur zu beschreiben, zu deuten und zu erklaeren. Deren Begriffe haben unsere Vorstellungen von "Wirklichkeit" und "Wissen" wesentlich gepraegt. Am Ende dieses Jahrhunderts jedoch scheint der Glaube an die Erklaerungs- und Deutungskraft der sozial- und kulturwissenschaftlichen Modelle erschoepft, der Zweifel an Befunden, Theorien und Methoden der Gesellschaftswissenschaften waechst. Gefragt wird etwa, inwieweit die zentralen begrifflichen Instrumente und Paradigmen - viele von ihnen Praegungen des 19. Jahrhunderts wie Moderne, Gesellschaft, Kultur, Klasse, Geschlecht, Nation, Staat, Raum, Zeit, Fortschritt, Wissen - die spaetmodernen, postindustriellen oder postsozialistischen Verhaeltnisse noch zutreffend zu analysieren erlauben. Bezweifelt wird weiter, ob neuere, im 20. Jahrhundert entwickelte Theorieprogramme, Begriffspraegungen und Metaphoriken - etwa System, Kommunikation, Interdependenz, Globalitaet - tragfaehig genug sind, um alte Konzepte abloesen und um Ordnung, Dynamik sowie Moeglichkeitsraeume gegenwaertiger sozialer und kultureller Prozesse beschreiben zu koennen.

Die geplante Ringvorlesung soll nicht die Theorie des 21. Jahrhunderts erfinden. Aber sie koennte - zurueckblickend auf die sozial- und kulturwissenschaftliche Disziplinenlandschaft des 20. Jahrhunderts - am Beispiel einiger leitender Begriffe, Theorien und Erklaerungsansaetze eine Bilanz versuchen.

02. 11. 1999 Juergen Kocka (FU Berlin) - Gesellschaftsgeschichte. Eine Ortsbestimmung

09. 11. 1999 Rainer Muenz (HU Berlin) - Be-Voelkerung. Die Demographie und das 20. Jahrhundert

16. 11. 1999 Rolf Lindner (HU Berlin) - Cultural Studies vs. Cultural Anthropology

23. 11. 1999 Christopher Hann (MPI fuer Ethnologie, Halle) - Ethnicity. The Anthropological Object in the British School

30. 11. 19 99 Peter Niedermueller (HU Berlin) - Transformation. Zum kulturellen Wandel von Gesellschaften

07. 12. 1999 Christina von Braun (HU Berlin) - Medien: Der Koerper des Alphabets

14. 12. 1999 Juergen Schlaeger (HU Berlin) - "New Historicism" oder "Cultural Poetics"?

04. 01. 2000 Hartmut Boehme (HU Berlin) - Demozids, Genozids

11. 01. 2000 Irene Doelling (Universitaet Potsdam) - "Gender". Eine analytische Kategorie mit Perspektive

18. 01. 2000 Wolfgang Kaschuba (HU Berlin) - Kultur. Schlagwort oder Leitbegriff?

25. 01. 2000 Hartmut Kaelble (HU Berlin) - Vergleich. Zur historischen Gesellschaftsanalyse

08. 02. 2000 Hartmut Haeussermann (HU Berlin) - Die moderne Stadt

15. 02. 2000 Lorraine Daston (MPI fuer Wissenschaftsgeschichte, Berlin) - Wissen. Die Sicht der Wissenschaftsgeschichte

Die Vorlesungen finden jeweils dienstags, 18 Uhr c. t., im Senatssaal der HU, Unter den Linden 6, statt.

Dr. Beate Binder
Institut fuer Europaeische Ethnologie
Schiffbauerdamm 19
10119 Berlin
<Beate=Binder@culture.hu-berlin.de>


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Beate Binder" <beate=binder@RZ.HU-BERLIN.DE>
Subject: Kolloquium: Institutskolloq. Europ. Ethnologie - WS 1999/2000
Date: 29.10.1999


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