"Alle Wege führen nach ...". Mittel- und Kontrapunkte in Deutschland und Frankreich (2. interdisziplinäres deutsch- französisches Forschungsatelier)

"Alle Wege führen nach ...". Mittel- und Kontrapunkte in Deutschland und Frankreich (2. interdisziplinäres deutsch- französisches Forschungsatelier)

Organisatoren
GIRAF-IFFD (Groupe Interdisciplinaire de Recherche Allemagne - France / Interdisziplinäre Forschungsgemeinschaft Frankreich - Deutschland)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.11.2005 - 19.11.2005
Url der Konferenzwebsite
Von
Eduard Mutschelknauss, Dresden/Berlin

Das zweite interdisziplinäre deutsch-französische Forschungsatelier der Groupe Interdisciplinaire de Recherche Allemagne - France / Interdisziplinäre Forschungsgemeinschaft Frankreich - Deutschland (GIRAF-IFFD) fand in diesem Jahr im Berliner Centre Marc Bloch statt. Am 18. und 19. November 2005 versammelten sich insgesamt einundzwanzig Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und Frankreich, um aus ihrer jeweiligen Fachdisziplin heraus einen Beitrag zur Tagungsthematik "Alle Wege führen nach… Mittel- und Kontrapunkte in Deutschland und Frankreich - Tous les chemins mènent à… Centre et périphérie en France et en Allemagne" zu leisten. In insgesamt sechs Sektionen, die sich in gleichen Teilen über beide Tage verteilten, setzten die Veranstalter jeweils unterschiedliche Schwerpunkte.

Nach einer kurzen Begrüßungsansprache von Elsa Kammerer, der Präsidentin von GIRAF-IFFD, ergriffen zwei der diesjährigen Organisatoren das Wort: Myriam Geiser (Littérature comparée, Marseille/Grenoble) und Guilhem Zumbaum-Tomasi (Geschichte, Berlin/Paris) dankten zunächst den Institutionen, die als wesentliche Träger der zweitägigen Konferenz in Erscheinung traten - sei es durch die Bereitstellung finanzieller Mittel oder durch die freimütig-unkomplizierte Möglichkeit zur Nutzung der Räumlichkeiten im Centre Marc Bloch -, um daraufhin den strukturell-thematischen Ablauf der zweisprachig abgehaltenen Tagung zu erläutern. Schon bei der rund ein Jahr zurückliegenden ersten Tagungskonzeption hätten sich sehr bald zwei große Themenkomplexe herauskristallisiert, wobei Zentrum und Peripherie als relationale Begriffe und relative Umgrenzungsfelder immer plurale Überschneidungsmomente implizierten. Bezüglich der Konferenzsektionen war eine im einengenden Sinne zu rigide Grenzziehung im interdisziplinären Diskurs weder von Veranstalterseite aus intendiert noch lag eine solche in der Natur sich konkretisierender fachspezifischer Diskurse. Die Referate des ersten großen Themenblocks, der den gesamten Freitag, mithin die ersten drei Sektionen ausfüllte, konzentrierten sich auf die Begriffe "Zentrum und Peripherie als Pole der Identitätsstiftung". Der zweite Tag wurde unter der Rubrik "Raumordnungen und Wahrnehmungsmuster" erfasst. Am Freitagabend ließ der Dokumentarfilm "Die Mitte" von Stanislaw Mucha (D 2004) den Umgang mit der übergeordneten Thematik auf der Basis filmischer Mittel ins Bild treten und rundete dieserart den ersten Konferenztag ab. Für Sonntag, den 20. November, war zudem eine Stadtexkursion angesetzt, um die evidenten und in den Medien vielfach dargestellten Grenzauflösungen, die zu Zentren herangewachsenen Peripherien und die urbane Struktur im Kontext sich sukzessive und subtil (in geringerem Umfang nach wie vor) verschiebender Kultur- und machtpolitischer Zentren aufzuzeigen.

Identitätsstiftende Pole: Zentrum und Peripherie

In der ersten von Guilhem Zumbaum-Tomasi geleiteten Sektion wurden drei Beiträge unter der Chiffre "historische und politische Strategien der Identitätskonstruktion" zusammengefasst. Elisabeth Schmidt (Allemand: civilisation, histoire, Paris/Berlin) ging auf "Die deutsche koloniale Presse in Afrika" ein. Hinsichtlich der damaligen Berichterstattung und verbunden mit den spezifischen Produktionsbedingungen vor Ort stellte sie folgende, auf ein Gegensatzpaar hin zugespitzte Frage zum dortigen Pressewesen in den Raum: War diese primär "Vermittlerin oder Provokateurin in den Beziehungen zwischen Mutterland und Kolonien"? Ihre Antwort hierauf fiel nicht eindimensional, sondern differenziert und vielschichtig aus. Dementsprechend konnte Schmidt zunächst anhand der Zeitungen in den deutschen Afrikakolonien zeigen, dass Informationen nicht nur innerhalb dieser Kolonien reflektiert wurden, sondern auch mediale Kommunikationswege in die entgegengesetzte Richtung existierten, so dass das Deutsche Reich und dessen Kolonien - neben der natürlichen politischen Anbindung - in begrenztem Umfang in Phasen wechselseitigen Austauschs eintraten und auf publizistischer Ebene vermittelnde Diskurse entstanden. Zum Selbstverständnis der Zeitungen wurde angemerkt, dass sich diese als Verbindungsglied zur deutschen "Heimat" - wie Schmidt es wörtlich ausdrückte - für die Siedler auf den afrikanischen Farmen und Plantagen sahen; ferner habe die journalistische Arbeit der Zeitungen den Siedlern eine Stimme gegen die Regierung verliehen, obgleich die Presse stets ihre nationale Anbindung an Deutschland betont sehen wollte. Zur Eigenperspektive der Kolonisten merkte Schmidt an, dass diese die Auffassung vertraten, als "Vorkämpfer des Deutschtums" trotz ihrer verschwindend geringen Zahl im Vergleich zur Bevölkerung im Deutschen Reich ein großes machtstrategisches Gewicht als Deutsche einzubringen und sich dadurch entsprechend stark in politischen Diskursen mit bzw. gegenüber ihrem fernen Ursprungsland äußern zu können. Schmidt sah hierin eine gewisse Selbstüberschätzung der politischen Rolle auf Seiten der deutschen Siedler. Die Schlussüberlegungen des Vortrags tangierten den so genannten Pressekrieg in Deutsch-Ostafrika.

Unter dem Titel "‚Est-ce qu'on a vraiment besoin de copier toutes ces saletés qui viennent de l'Ouest?' - Le Rock en RDA, un incontournable repoussoir" wandte sich Dominique Vogel (Allemand: civilisation, Paris) einem Stück DDR-Jugendkultur zu. Den Fokus lenkte sie dabei musiksoziologischen und selbstredend auch politischen Kontexten in der publizistischen Darstellung zu. Vogel verharrte jedoch nicht einzig bei der Rockmusik, sondern versuchte durch deren kontextuale Einbettung in verschiedene, für die damalige Jugend relevante Stilrichtungen ein differenziertes Bild über die Rezeption der Musik durch ostdeutsche Jugendliche zu skizzieren. So wurden ebenfalls die Rezeptionsbedingungen westlicher Strömungen wie Jazz und Beat in die Überlegungen einbezogen. Vogel problematisierte weniger die permanenten Schwierigkeiten einer Teilnahme ostdeutscher Jugendlicher an der westlichen Kultur, sondern rückte vielmehr die Schilderung der westlichen Musikkultur in gängigen systemtreuen Printmedien der DDR, die ein destruktives, häufig sehr plakativ von Illustrationen unterlegtes Bild zu zeichnen pflegten, in den Vordergrund. Auf diese Weise suchte Vogel das politisierte Interaktionsfeld von gelebter Musikkultur und stets kontrollierter journalistischer Resonanz abzustecken.

Der französische Beitrag von Eric Auburtin (Géographie, Paris/Metz) arbeitete die grenzüberschreitende Kooperation von "Sarre et Lorraine" in ihrer historischen Komplexität auf. Die territoriale Eingrenzung, die Auburtin vornahm, wurde im Kontext der wechselnden politischen Zuordnungen und im Zusammenhang mit den ökonomischen sowie im weitesten Sinne infrastrukturellen Beziehungen innerhalb dieser Großregion erhellt. Topographisch anschaulich dargestellt durch eine Vielzahl an Illustrationen kam darin die Einteilung in Verwaltungsbezirke während des 19. und 20. Jahrhunderts bis in unsere unmittelbare Gegenwart hinein ebenso zur Sprache wie die daraus erwachsene spezifische Kommunikationsstruktur im länderübergreifenden Diskurs. Sektionsgebundene Ausblicke im Sinne einer strategischen Positionierung zur "Identitätskonstruktion" vollzogen eine strukturale Einbindung der Region in ein vielgestaltiges, modernes Europa der Gegenwart.

"Ästhetische und kulturpolitische Entwürfe nationaler Identität" bestimmten den Inhalt der zweiten Sektion, die Gesa zur Nieden moderierte. Mit primär künstlerischen und rezeptionsgeschichtlichen Perspektiven befassten sich die ersten beiden Beiträge, wobei in dem ersten Referat theater- und in dem zweiten musikhistorische Überlegungen den Ausgangspunkt bildeten. Zwei weitere Beiträge gingen auf Spezifika der jüdisch-deutschen bzw. jüdisch-österreichischen Geschichte ein, welche auf die ethnische Vernichtungspolitik des NS-Regimes zurückzuführen sind. Danach untersuchte zunächst Eva Krivanec (Theaterwissenschaft, Wien) in einem theatergeschichtlich verankerten Referat die jeweiligen "Selbst- und Fremdbilder von Paris und Berlin im Unterhaltungstheater während des Ersten Weltkriegs". Sie reflektierte Vorstellungen, Typologien, auch Klischees, wie sie zum einen mit dem beiderseitigen Blick auf die andere Metropole und zum andern selbstreferentiell entwickelt wurden. Einen Knotenpunkt, eine neuralgische Schnittstelle, die sich in den Darstellungskonzepten artikuliert habe, machte Krivanec zu Beginn des Ersten Weltkriegs noch im Jahr 1914 aus. Die Konstitution des Metropolencharakters der beiden urbanen Zentren und spezifische theatralische Explikationen hiervon bildeten sich als ein Schwerpunkt heraus. Historisch verankerte Prozesse der Selbstfindung in Berlin, der ehemaligen preußischen Provinzstadt, und der rasante Aufstieg zur Metropole lieferten dabei einen signifikanten Kontrast zur längst entwickelten Urbanität der traditionsreichen französischen Hauptstadt Paris. Jedoch wurde überdies der transnationale Austausch mit anderen europäischen Großstädten thematisiert, um kein verkürztes Verständnis des Unterhaltungstheaters und seiner konzeptionellen Inhalte als einem kulturellen Mikrokosmos zwischen Berlin und Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen zu lassen. Mit Beginn und Fortgang der Kriegsereignisse seien nationale Elemente und nationalchauvinistische Impulse verstärkt in den Vordergrund getreten. Krivanec zufolge fungierte der Bühnenraum dabei als theatralischer Multiplikator der kriegerischen Auseinandersetzungen.

Eine musikhistorische Perspektive wurde mit dem Beitrag von Eduard Mutschelknauss (Musikwissenschaft, Dresden/Berlin) geöffnet, der Rezeptionsmomente bei Chopin und Liszt nachzeichnete und konvergente historiographische Darstellungsmuster ausloten konnte. Einen Primärakzent setzte Mutschelknauss bei Deutungsphasen, die im Umfeld der NS-Ideologie anzusiedeln sind. Eine selektiv bewertete Genealogie fiel bei der geographischen Zuordnung, die eine Aussage über die nationale Zugehörigkeit machen sollte, ebenso ins Gewicht wie pädagogische Aspekte und der spezifische Lebensweg beider Komponisten. Gerade genealogische Gesichtspunkte erschienen den Deutern, angelehnt an die extensiven Ahnenforschungen im NS-Staat, als besonders sinnfällig und wurden politisch-ideologischen Grundkonzepten dienstbar gemacht. Das Postulat deutschen kulturellen Hegemoniestrebens spiegelte zudem eine offensiv ausgerichtete, machtpolitische Dimension wider, die mit dem territorialen Expansivdrang des NS-Staats korrelierte, was sich am Beispiel Chopins, an dem Vereinnahmungsversuch eines gebürtigen Polen, eindrucksvoll belegen lässt. Auch "gefühlte und gedeutete Zentren", wie Chopin und Liszt diese eigenperspektivisch formulierten, wurden von Mutschelknauss thematisiert.

Mit Darstellungsmöglichkeiten respektive Verarbeitungsprozessen der Shoah befassten sich die beiden letzten Beiträge der zweiten Sektion und tangierten damit, noch unmittelbarer als der vorangegangene Vortrag von Mutschelknauss, die Zeit nationalsozialistischer Herrschaft sowie die bis heute sichtbaren Spuren hiervon. "Die Auseinandersetzung mit der Shoah in Elias Canettis Masse und Macht" rückte bei Anne Peiter (Germanistik, Berlin/Paris) in den Mittelpunkt. Gleich eingangs stellte sie fest, dass Canetti in seinem opulenten Essay nur selten die Shoah direkt thematisiert, sondern Schlüsselstellen in Zitaten erfasst. Anhand des eigenen Körpers, im konkreten Detail dem Mund als einem Gefängnis, mache Canetti zentrale, urwüchsige Mechanismen unmittelbar erfahrbar, um von dieser Basis ausgehend Automatismen der Gewalt zu erläutern. In der Interpretation führte Peiter vor Augen, wie selbst vordergründig komplizierte Prozesse der Deportation und industriellen Vernichtung von Menschen jüdischer Abstammung auf Einfachheiten des Denkens und basalen Handelns beruhen können. Peiter erhellte auf dieser Grundlage auch die Simplizität von Machtstrukturen und die Absurdität ihrer Funktionszusammenhänge im Einzelnen. Zudem stellte sie Canettis skeptische Sicht auf historiographische Darstellungsweisen und deren fatale Auswirkungen dar; bezüglich der NS-Herrschaft war der konkrete Vorbildcharakter gemeint, den etwa historische Figuren auf die begrenzte, von Gewalt geprägte Anschauungswelt Hitlers ausübten. Evident wurde, in welchem Maße Canetti geschichtswissenschaftlichen Methoden misstraute.

Lucie Taїeb (Littérature comparée, Paris) ging in ihrem französischen Beitrag auf den Wirkungszusammenhang von "Espace public et mémoire de la Shoah" ein. Dabei sprach sie über die Sichtbarkeit der Erinnerungskultur bezüglich des Holocaust. Ein besonderer Akzent galt der Gestaltung des Judenplatzes in Wien als einer Gedenkstätte faschistischer Vernichtungspolitik. Diese sollte den öffentlichen Raum in der Mittlerfunktion der Vergegenwärtigung einer komplizierten Reflexionsstruktur des Gestrigen thematisieren - in einer vertiefenden, aber gelegentlich auch gefahrvoll trivialisierenden Weise. Anhand eines Gedichts, das bewusst das Schöne mit dem Element gewalttätiger Vernichtung in Kontrast treten ließ, machte Ta?eb ganz konkret auf die Banalisierung des Verbrechens aufmerksam, einer Banalisierung des geschehenen Genozids, die in der Intention des kritischen poetischen Ausblicks lag. Mit der Dimension des "Kitsch" wurde überdies eine ästhetische Kategorie in den kritischen Reflexionsdiskurs einer gegenwärtigen Erinnerungskultur eingeführt.

Die von Yves Layous moderierte dritte Sektion stand im Zeichen der "Avantgarden im Spannungsfeld von Marginalität und Mode". "Pratiques différenciées du ‚kitsch' dans certains lieux de sociabilité" rückten bei Patrick Farges (Allemand: civilisation, Paris) in einem städtischen Vergleich zwischen Paris und Berlin, wie er bei Eva Krivanec zuvor angesprochen war, in den Mittelpunkt. In seinem französischen Beitrag untersuchte Farges die ästhetische Manifestation einer "queer culture", die er unübersetzt ließ, weil die Wendung "queer" für sich sprechend sehr anschaulich eine ästhetische Positionierung im Außergewöhnlichen expliziere. Als eine wichtige Komponente machte Farges die Inklusion von "Kitsch" aus, die in begrenzten sozialen Sphären den Sprung hin zu einer ernst zu nehmenden ästhetischen Beurteilungskategorie schaffte, jenseits der gängigen Negativkonnotationen. Gebunden an die Orte Paris und Berlin versäumte er nicht, auf das Spannungsverhältnis von einerseits Banalisierungstendenzen und andererseits dem souveränen Spiel mit dem Trivialen hinzuweisen. Auch kritische Stimmen, wie die Adornos zur Schlagermusik, ließ er sprechen, um sie mit Gegenwartstendenzen, die "Kitsch" als ästhetisches Mittel bewusst einsetzen, in Verbindung zu bringen und ihrerseits mit Adornos Positionen in einen ebenso kritischen wie geistreichen Diskurs treten zu lassen. Das intellektuell Marginalisierte verlässt in diesem Kontext den ihm angestammten einstigen Raum des rein Trivialen und strebt (auch) im Parodistischen, Humoristischen den Ausdruck einer neuen Qualität an.

Am Beispiel der diesjährigen Biennale in Venedig, die dem Konzept einer personellen Organisationsdoppelspitze folgte, warf Dagmar Danko (Kunstgeschichte, Freiburg) Fragen zur Beschaffenheit und zu den inhärenten Wirkungsmechanismen des Kunstbetriebs auf. Der wesentliche Untersuchungsaspekt ihres Beitrags zielte dabei auf Kunstgruppierungen und deren ästhetische und marktpolitische Positionierung. Danko stellte zur Diskussion, ob nicht etwa die – wie sie sich ausdrückte – „Margen“ im Zentrum stünden. Bei der venezianischen Biennale gestalteten beide Hauptorganisatoren eine eigene, separate Ausstellungssektion, wobei die eine Abteilung der arrivierten Kunst galt, die wiederum Öffentlichkeit in erheblichem Umfang genießt, und die zweite Abteilung sich den Peripherien des Kunstbetriebs zuwandte. Danko veranschaulichte das Streben marginalisierter Kunstwerke in eine Wahrnehmungsmitte; im Wechselspiel von Ablehnung und Akzeptanz suchten häufig periphere Erscheinungen den Status am Wahrnehmungsrand zu verlassen. Gegenwärtig sei demgegenüber zu beobachten, dass sich das Publikum einem Integrationsprozess aktueller Avantgarden verschließt und teils das Sensationelle daran. Als Resultat schiene die Definition eines Subversiven, das offenkundig meist ephemeren Charakters ist, zwar nicht obsolet, aber angesichts beschleunigter Integrationsprozesse demnach in Wesen und Wirkung abgeschwächt. Gleichzeitig lasse Danko zufolge die Pluralisierung des Publikumgeschmacks ein standardisiertes ablesbares Reaktionsverhalten häufig nicht mehr zu.

Unter der Sektionschiffre der "Avantgarden im Spannungsfeld von Marginalität und Mode" erschien der Beitrag von Yves Layous etwas unglücklich platziert. Layous diskutierte sozialgeschichtliche Definitionsmöglichkeiten von Zentren. Bei seinen Ausführungen griff er auch auf geometrische Modelle zurück, um anhand mathematisch umgrenzbarer und errechenbarer Körper bzw. Formen theoretisch die Verschiebung und modellhaft-genaue Justierung(en) eines Zentrums zu illustrieren. Konkret hinterfragte er die Bildung historischer Kultur- und ökonomisch-politischer Machtzentren, wie sie sich im Laufe der neuzeitlichen und modernen Menschheitsgeschichte herausbildeten. Die Fragmentierung des Raumes, die uns heute begegnet, die Pluralität gesellschaftlicher Zentren sollte dabei in Einzelfällen eine Unterteilung in Peripherien und umgrenzbare Zentren in Frage stellen. Die zugespitzte These vom Nichtvorhandensein von Zentren und Grenzen, die Layous formulierte, stieß in der Diskussion auf erhebliche Skepsis.

Zentrum und Peripherie in Raumordnungskonzepten und Wahrnehmungsmustern

Am zweiten Konferenztag sollten "Raumordnungen und Wahrnehmungsmuster" stärker fokussiert werden, allerdings hoben sich die Beiträge nicht immer deutlich von denen des Vortags ab, so dass die Rubrizierungen zweifelsfrei für voneinander abgegrenzte Inhalte hätten sprechen können. Geradezu natürlicherweise wies die übergeordnete Thematik von Mittel- und Kontrapunkten respektive von Zentrum und Peripherie eine Vielzahl an Überschneidungen bezüglich der Referatsinhalte auf; aus den Sektionsunterteilungen gingen dagegen klare Schwerpunktsetzungen hervor. Dementsprechend wurden die ersten drei Vormittagsreferate in der von Sabine Seggelke moderierten vierten Sektion unter der Leitchiffre "Exzentrizität und Selbstrepräsentation" gebündelt. Dietmar Wetzel (Soziologie, Jena) konzentrierte seine Untersuchung auf die "Konvergenzen zwischen philosophischer Anthropologie und Dekonstruktion". Die Begriffsgrenzen von Zentrum und Peripherie reflektierte er dabei auf Textgrundlagen von Jacques Derrida und Helmuth Plessner. Von diesem Fundament ausgehend stellte er dar, wie einfache, dichotomische Gegenüberstellungen, die ein wesentlicher Bestandteil menschlichen Denkens sind und in komplementären Wortpaaren wie Ich/Anderer, Natur/Kultur und Innen/Außen fassbar werden, zwar nicht zu ersetzen, aber durch die Figur eines Dritten sinnfällig zu erweitern sind. Sehr anschaulich gelang es Wetzel, die Beschaffenheit relationalen Denkens, einer Grundvoraussetzung zur Konstruktion von Kontexten, zu erläutern.

"Der literarische Diskurs der Exzentrik", wie ihn Fernand Hörner (Romanistik, Wuppertal/Düsseldorf) ausbreitete, vermittelte schon im Titel eine geschickte Spielart der Verlagerung eines Aufmerksamkeitsmittelpunkts in gesellschaftliche Peripheriebereiche. Das Hauptaugenmerk galt dabei wechselseitigen Beeinflussungssphären, die sich zwischen dem medizinischen Erfassen von Phänomenen der Exzentrik und dem literarischen Einarbeiten und Nachdenken über unterschiedliche Erscheinungsformen des Andersseins gestalteten. Eingebunden in einen historischen Rekurs auf das Mittelalter erwähnte Hörner überdies, dass der Wahn als Quelle der Inspiration seinen Bedeutungsort hatte - objektiv betrachtet bleibt dabei dem Bezugskonnex das Exzentrische inhärent. Im Tenor leiteten Hörners Ausführungen auf einen basalen Kontrast hin: Wurde in der Medizin das Exzentrische meist in diskriminierender Weise dargestellt, fand es in der Literatur seinen Niederschlag in Positivkonnotationen. Nicht ganz deutlich artikuliert war, ob es sich bei der Wechselbeziehung von medizinischem und literarischem Diskurs um ein signifikantes Geschichtsmoment oder lediglich um eine historische Randerscheinung handelte.

Im einzigen französischsprachigen Beitrag dieser Sektion spürte Fanny Georges (Esthétique, Arts et Sciences de l'Art, Paris) Repräsentationsformen des Ich im Internet nach. Sie versuchte, Möglichkeiten der Identitätsstiftung am Beispiel autobiographischer Darstellungen zu erläutern. In der Diskussion wurde das Ich im virtuellen Kontext aufgegriffen, wie es sich beim "Bloggen" artikuliert. Sowohl das anonyme Ich als auch das Autoren-Ich, das erkannt sein will, kamen zur Sprache, um Grade der Identitätsstiftung, Kommunikationsmodi und gestufte Schattierungen in der Selbstrepräsentation zu bestimmen - im Internet, als einem vordergründig grenzenlosen virtuellen Raum.

Die fünfte, von Myriam Geiser moderierte Sektion tangierte im weitesten Sinne kulturelle Fragestellungen. Den thematischen Schwerpunkt setzten die Veranstalter bei dem Sachzusammenhang von "Raumordnung und Sinnstiftung", womit sie die nun folgenden drei Beiträge sehr präzise rubrizierten. Bei Jörn Bohr (Kulturwissenschaften, Leipzig) rückte der Raum in seinen sinnordnenden Funktionen in den Mittelpunkt. Ausgehend von Ernst Cassirers Satz, dass es den einen Raum nicht gebe, beabsichtigte Bohr, "Konstruktionen und Wahrnehmungen des Räumlichen in kulturellen Sinnzusammenhängen" darzulegen, um vor diesem Hintergrund Implikationen unterschiedlicher Theoreme zur Raumdefinition zu erhellen. Als Superlative der Ortlosigkeit machte Bohr eine versuchte Integration kultureller Spezifika in ein anderes, zunächst fremdkulturelles Umfeld aus. Im Grunde sprach Bohr damit ebenfalls natürliche Mechanismen der Akkulturation an, um sie philosophisch zu fundieren. Das transferierte Kultursegment solle ein zwar mutmaßlich kulturell Ursprüngliches repräsentieren, bleibe aber immer mit dem Zweifel an der Verbindung zu seinem tatsächlichen Herkunftsumfeld behaftet. Es provoziere daher grundlegende Fragen nach der Authentizität und Originalität des Erfahrenen und umgekehrt nach den Graden des Artifiziellen, die durch eine kulturelle Übernahme, die Implantation eines fremden Kulturelements bewirkt werden.

Den Ausführungen Bohrs folgten zwei Vorträge, die literarische Inhalte reflektierten. Ausgehend von Alfred Döblin, Federico Garcia Lorca und André du Bouchet thematisierte Victor Martinez (Littérature, Paris) in einem französischen Beitrag Raumkonzeptionen im technisch hoch entwickelten 20. Jahrhundert und dessen Signifikationen gespiegelt am Kontext der modernen westlichen Zivilisation. New York (bei Lorca) und Berlin (bei Döblin) erschienen in den schriftstellerischen Reflexionen als unterschiedliche Perzeptionen physisch erfahrbarer, ins Literarische übersetzter Urbanität. Als eine besondere Problematik trat die Leere in den Vordergrund, da sie für Martinez hinsichtlich einer Justierung von Zentrum und Peripherie eine Definitionslücke zu markieren scheint.

Eva-Tabea Meinekes (Germanistik, Braunschweig) Beitrag hatte zum Ziel, "Totalität und Dezentrierung im Roman der Moderne am Beispiel R. M. Rilkes und A. Gides", wie sie es im Titel formulierte, zu erfassen. Wirklichkeitsschichten, Wahrnehmungsprozesse in persönlicher Verarbeitung und Stilisierungen der Realität, die beim Schreiben entstehen können, stellte Meineke vor der Folie urbaner Gegenwart dar. Die Vielgestaltigkeit städtischer Erscheinungswelten, die in den wechselnden Gesichtern der Menschen in mehrfacher Weise multipliziert werde, finde ihren narrativ-bildhaften Ausdruck im Roman. Das Multiperspektivische, ein Streben nach Totalität, ersetze eine vereinfachte Verortung. Jedoch bleibt Meineke zufolge innerhalb der Kontingenz das Fragmentarische erhalten. Das Universale, multiperspektivisch Ausgerichtete kommt so nicht über eine Zielvorstellung hinaus und bleibt ein unerfüllter, unerfüllbarer Wunsch. Wenn es ein klar definierbares zentrierendes Moment gibt, das Kohärenz schafft, dann ist es die Romanfigur, die Subjekt wird, und nicht der Autor selbst. Diese These wurde in der lebhaften Anschlussdiskussion aufgegriffen und sowohl von Meineke als auch von den Diskutanten präzisiert. Eine endgültige Justierung schien kaum möglich zu sein, was den Inhalt von Meinekes Ausführungen aber keineswegs beeinträchtigte.

Nachdem Urbanität bereits in den Beiträgen von Victor Martinez und Eva-Tabea Meineke als bindendes Element in Erscheinung trat und in Form eines Städtevergleichs in eng umgrenzten Ausschnitten von Patrick Farges und - in ganz anderer Weise - von Eva Krivanec überdacht wurde, erlangten jetzt, in der sechsten und letzten, von Verena Steller moderierten Sektion Ausdrucksformen und Gestaltungsmechanismen des Urbanen, Zentralisierungs- und Dezentralisierungsprozesse als übergeordnete Chiffre Priorität. Anton Tantner (Kulturwissenschaften, Wien) thematisierte "Die Adressierung der Zentren: Adressbüros und Hausnummern". Im Grunde zerfiel der Beitrag in zwei separate Teile, zwei Formen des Adressierens, deren Gemeinsamkeiten nur sporadisch evident wurden (was Tantner auch selbst so feststellte): erstens in die Darstellungen des Aktionsradius von Adressbüros und zweitens in einen historischen Aufriss zur Entstehung der Häusernummerierung, welche die Adressierung des Subjekts erleichterte. Für die Gestaltung und Organisation urbaner Zentren sind dennoch beide Erscheinungsformen von eminenter Bedeutung. Mit Montaigne als Initialpunkt, wonach Menschen einander suchen und Verbindungen schaffen wollen, thematisierte Tantner die Funktion von Adressbüros, mithin die Konstruktion von Netzwerken, welche die Steuerung von Informationsflüssen intendieren. Auch Konkurrenzmomente kamen dabei zur Sprache; denn Adressbüros schafften intersubjektive Verknüpfungen, die Wirkungsbereiche etablierter Kommunikationsstrukturen im ökonomischen Interessenkontext tangierten. Die Adressierbarkeit des privaten Hauses durch die Nummerierung des Einzelobjekts machte den Bewohner erfassbar und erleichterte wesentlich den staatlichen Zugriff auf das Individuum. Durch eine sich zunehmend konkretisierende Adressierbarkeit des Einzelnen zeigte Tantner, wie Zentren dechiffriert, transparenter und benennbar im Detail wurden. Historische Entwicklungen einer Adressierungstechnologie und von Nummerierungssystemen wurden von Tantner erläutert. Erstaunlich war die Faktenfülle, mit der Tantner aufwarten konnte, wobei als eine Schwachstelle die kritische Verklammerung der Inhalte in einer übergeordneten ergebnisorientierten Fragestellung zu benennen wäre.

Dem deutschen Sektionsbeitrag Tantners folgten nunmehr vier französischsprachige. Antoine Fleurys (Géographie, Paris) Referat über "Les espaces publics urbains et la centralité" reihte sich in die Themen ein, die disziplinär unterschiedlich verankerte Vergleichsstudien von Paris und Berlin zum Untersuchungsgegenstand erhoben. Fleury schnitt den gegenwärtig viel diskutierten Problemkreis von öffentlichen urbanen Räumen an, um am Beispiel der beiden Großstädte die Bildung lokaler Zentren zu analysieren. Zentralität beschrieb er vor dem Hintergrund der Kontextualisierung von Räumen, die sich (gestalterisch) durch gestaffelte Hierarchisierungsmomente definieren; Kriterien der Schwerpunktsetzung, die in begrenztem Maße individueller Natur und demnach von der Perspektive des Beobachters abhängig sind, könnten bei der Determinierung von Zentralität zu unterschiedlichen Resultaten führen. Fleurys geographische Perspektive auf engere urbane Räume mitsamt den sozialen Interaktionsfeldern, die existieren und ein ständig im Wandel begriffenes Potential möglicher Konstellation in sich bergen, deckte sich teils mit den Ergebnissen, die Eric Auburtin in einem vergrößerten Spektrum überregionaler Kooperationen sinnfällig zutage fördern konnte. Trotz der sich in vielerlei Hinsicht fernstehenden Thematiken gab es ebenfalls periphere Überschneidungsmomente mit den historischen Rückblicken, die Eva Krivanec im Zuge der Nebeneinanderstellung theatralisch inszenierter "Selbst- und Fremdbilder" auf Pariser und Berliner Bühnen als Geschichtsprojektionen zu Beginn des Ersten Weltkriegs aufbereitete. Wie häufig innerhalb der zweitägigen Konferenz ergänzten interdisziplinäre Parallelen hier sehr anschaulich die fachspezifische Vertiefung des Einzelvortrags.

Julie Verlaine (Histoire, Paris) näherte sich in ihrem Beitrag den Konkretisierungen des Urbanen aus kunsthistorischer Perspektive und stellte die Strukturierung künstlerischer Landschaften im Paris des 20. Jahrhunderts dar. Angelehnt an ästhetische Debatten versuchte sie, Kunstpodien und parallele Kunstströmungen zu entflechten. Divergente ästhetische Standpunkte beleuchtete sie nicht zuletzt im Konnex spezifischer Antagonismen, welche in historischen Prozessen, deren unmittelbarere Wurzeln im 19. Jahrhundert zu suchen sind, direkt aus der Pariser Urbanität erwachsen sind. Durch ein präzises topographisches Erfassen der Galerienlandschaft in Paris konnte sie Kristallisationspunkte kunstästhetischer Debatten definieren, da Galerien nicht nur zu Initiatoren und generell Schauplätzen kontrovers diskutierter Haltungen avancierten, sondern damit verbunden frappierenderweise ebenfalls eine räumliche Zuordnung von Künstlern widerspiegelten; Verlaine folgend schien die räumliche Verankerung mehr als ein bloßer Lokalisierungsfaktor zu sein: Die genaue Verortung stellte die Repräsentation, Akzeptanz und den Marktwert von Künstlern und von deren Kunstwerken dar, trat in gewisser Weise als Akteur, als Geschehensregulator in Erscheinung.

Ein wiederum französischer Beitrag war es interessanterweise, der auf das Phänomen schrumpfender Städte einging; exemplifiziert wurde dies an Halle (Saale). Dabei veranschaulichte Elodie Hiltenbrand (Urbanisme et aménagement, Paris) zunächst bekannte Migrationsbewegungen zwischen den so genannten neuen und alten Bundesländern, um dann am konkreten Beispiel der Stadt Halle zu demonstrieren, in welcher Form sich dort in den 1990er Jahren eine Abwanderung aus dem Stadtzentrum in die Peripherie vollzogen hatte. Ähnliche Prozesse waren in der Vergangenheit neben dem Paradigma Halle etwa auch in Berlin zu beobachten. Hiltenbrand untersuchte unter anderem ökonomische und soziologische Aspekte als Impulsgeber für die Abwanderung und wies ferner auf gravierende strukturelle Veränderungen als Effekt dieser Bewegungen hin. Ausgehend von Halle im Speziellen und von vielen ostdeutschen Städten im Allgemeinen wurde in der Diskussion die schwierige geographische Lage in einem zumal nach Osten hin sich öffnenden Europa akzentuiert; dies lässt die Gefahr eines ökonomischen Ausblutens ganzer ostdeutscher Regionen, welches ohnehin längst im Gange ist, äußerst virulent erscheinen. Auf den urbanen Kontext bezogen reflektierte Hiltenbrand überdies Lösungsvorschläge für einen zukünftigen Umgang mit dem erschütternden Phänomen schrumpfender Städte und Möglichkeiten konstruktiven Gegensteuerns. In erfreulicher Weise gelang ihr dadurch eine doch eher selten anzutreffende konkrete Applikation ihrer Wissenschaftsanalyse: vom untersuchten Fallbeispiel zum praxisbezogenen konzeptionellen Ausblick.

Michel Koebel (Sociologie, Reims) versuchte anhand statistischer Erhebungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Tendenzen der Dezentralisierung in Frankreich nachzuspüren, um diese daraufhin kritisch zu hinterfragen. Auf Basis der festgeschriebenen Mechanismen des kommunalen Wahlsystems in Frankreich zeigte er, wie bei der Mehrheitsfindung drastische Missverhältnisse auftreten können, Schieflagen zwischen dem Wählerwillen und einer demokratischen oder wohl akkurater: scheindemokratischen Repräsentation politischer Kräfte. Gegebenenfalls kann es so auf kommunaler Ebene zur maßgeblichen Einflussnahme einer politischen Randgruppe und schlimmstenfalls einer extremistischen Gruppierung kommen. Diese "effets pervers de la décentralisation en France", wie Koebel es ausdrückte, seien den meisten wahlberechtigten Bürgern offensichtlich nicht bewusst, da sie aufgrund mangelnder Kenntnisse die verschlungenen Wege zur Ergebnisfindung bei einer Wahl nicht nachvollziehen könnten. Ansonsten würden sie die bestehenden Möglichkeiten und Grenzen zur Majoritätsbildung keinesfalls tolerieren und eine Änderung des gegenwärtig gängigen Wahlsystems postulieren. Ein erschütterndes Resultat sei ferner, dass die Mehrzahl der Franzosen demnach nicht in der Lage sei, die nicht unerheblichen Gefahrenpotentiale für eine momentan weitestgehend intakte politische Landschaft richtig einzuschätzen.

Mit Blick auf die insgesamt 21 Einzelbeiträge unterschiedlicher Disziplinen wurden in der ertragreichen Abschlussdiskussion übergeordnete Gesichtspunkte definiert, die sich, angelehnt an die Tagungsthematik, in den Referaten als besondere Akzente herauskristallisiert hatten. Zu konstatieren war, dass wider den ursprünglichen Erwartungen, Macht als formender Faktor in (De-)Zentralisierungsprozessen zwar meist latent thematisch eingebunden, aber nur selten als bestimmende Steuerungskomponente explizit benannt wurde. Darüber hinaus durfte die Vielgestaltigkeit der Antworten auf das relationale Spannungsverhältnis von Zentrum und Peripherie angesichts der Breite des interdisziplinären Spektrums nicht verwundern. Es verdeutlicht und macht einmal mehr die Aktualität des Topos Raum und seiner Umgrenzungen sinnfällig - einer Thematik, die gegenwärtig gewiss häufig begegnet, aber auch ein Bedürfnis der Zeit widerzuspiegeln scheint, die großen Gesellschaftswandlungen unterworfen ist. Die Resultate aus den Einzelreferaten ließen es zu, eine äußert positive Zwischenbilanz ziehen. Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.