Medien und Medialität des Politischen

Medien und Medialität des Politischen

Organisatoren
SFB 584 „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“
Ort
Bielefeld
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.07.2002 - 19.07.2002
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Von
Peter Behrendt, Universität Bielefeld

Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 584 „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“ fand am 18. und 19. Juli 2002 im Senatssaal der Universität Bielefeld eine Tagung unter dem Titel „Medien und Medialität des Politischen“ statt. Ausgehend von der Annahme, daß das kommunikative Handeln von politischen Akteuren stets medial bedingt sei und medial vermittelt werde, stellten die Referenten in vier Sektionen unterschiedliche Medien vom Mittelalter bis zur Gegenwart vor. Dabei stand jeweils die Frage im Mittelpunkt, wie die angesprochenen Medien politische Kommunikation ermöglichen beziehungsweise begrenzen. An die einzelnen Vorträge schlossen sich lebhafte und ertragreiche Diskussionen an.

In ihrer Einleitung hob Ute Frevert (Bielefeld) als Sprecherin des Sonderforschungsbereichs hervor, daß das Forschungsprogramm das Politische nicht wie in der Vergangenheit mit dem Staat gleichsetze oder als bloßes Derivat gesellschaftlicher Strukturen verstehe. Denn diese Ansätze unterstellten, daß das Politische keine Eigenlogik besitze. Vielmehr entwerfe der SFB das Politische als einen Kommunikationsraum, in dem Akteure historisch variabel aushandelten und festlegten, was als politisch und nicht-politisch gelte. Dabei nähmen Medien und Inszenierungen des Politischen eine zentrale Position ein. Vor allem gelte es, die konkreten Erscheinungsformen, die Reichweite und die Bedeutung der Formsprache von politischer Kommunikation zu thematisieren.

Die erste Sektion behandelte „Medien politischer Kommunikation in der Vormoderne“. Zunächst sprach Klaus Schreiner (München) über „Rituale, Zeichen, Bilder. Symbolische Kommunikationsmedien in politischen Kontexten des Mittelalters und der frühen Neuzeit“. Hierzu führte Schreiner verschiedene Bilder vor, die die Schlacht bei Nancy zwischen Karl den Kühnen und den Eidgenossen (1477), den Fußkuß von Kaiser Friedrich Barbarossa im Friedensschluß von Venedig (1177) und die Schlacht am Weißen Berg bei Prag zwischen der katholischen Liga und protestantischen Union (1620) zeigten. Anhand dieser Darstellungen belegte der Vortragende den ebenso vielfältigen wie vieldeutigen Gebrauch von Zeichen und zeichenhaften Handlungen in politischen Kontexten und kriegerischen Konflikten der Vormoderne. Insbesondere wies er auf die hervorragende Bedeutung hin, die religiösen Symbolen wie Hostie, marianischen Zeichen (Marienbild und -fahne) und Skapulier der Karmeliter als siegbringenden Hilfen in militärischen Auseinandersetzungen zukam. In der anschließenden Diskussion betonte Schreiner, daß die genannten Zeichen nicht universell, sondern lediglich innerhalb einer bestimmten Kommunikationsgemeinschaft verstehbar gewesen seien.
Jan-Dirk Müller (München) ging danach auf „die frühneuzeitliche Medienrevolution“ ein mit dem Ziel, die Bedeutung des Buchdrucks zu bestimmen. Dabei plädierte Müller einerseits für einen technischen Medienbegriff. Dieser rücke die medialen Formen wie Buch, Druck oder Handschrift in den Mittelpunkt und schließe direkte, unvermittelte Handlungsformen wie Körper oder Rituale aus. Andererseits sprach er sich dafür aus, den Begriff der Medienrevolution zu relativieren und die Erfindung des Buchdrucks in früher beginnende Tendenzen der Verschriftlichung einzubetten. Mit Blick auf die Folgen, die aus der Einführung des Buchdrucks resultierten, unterstrich Müller die Trennung von Herstellung und Nutzung des Geschriebenen, wodurch ein anonymes Publikum adressiert worden sei, das einen neuen Markt konstituiert habe. Die Selektionskriterien dieses Marktes hätten fortan den Inhalt dessen bestimmt, was kommuniziert worden sei. Zuletzt hob der Referent hervor, daß durch den Buchdruck die politische Publizistik expandiert sei, wobei es aber zu Interferenzen zwischen verschiedenen Kommunikationstypen wie Bildern, Texten und Liedern gekommen sei. In der folgenden Debatte akzentuierte Müller vor allem die wachsenden Partizipationsmöglichkeiten an politischer Kommunikation, die sich aus der Durchsetzung des Buchdrucks ergeben hätten.
An diese Überlegungen schloß der Vortrag von Michael Schilling (Magdeburg) zum Thema „Flugblatt und Politik im Dreißigjährigen Krieg“ zeitlich und thematisch unmittelbar an. Um die kommunikative und politische Bedeutung des Flugblatts in der frühen Neuzeit herauszustellen, grenzte Schilling das Medium von Flugschrift und Zeitung ab. Im Gegensatz zur potentiell erweiterbaren Flugschrift habe das Flugblatt erstens nur über einen begrenzten Mitteilungsraum verfügt. Zweitens seien Bilder im Unterschied zu Flugschriften genuiner Bestandteil des Flugblattes gewesen. Von der Zeitung habe sich das Flugblatt – neben Differenzen in der Distribution und in der Kontinuität der Berichterstattung – vor allem dadurch abgehoben, daß es Informationen und Emotionalität verbunden habe. Dabei, so Schilling, habe im Flugblatt eine hochkomplexe politische Wirklichkeit reduziert und bildlich dargestellt werden können. In der anschließenden Aussprache wurde besonders hinterfragt, inwieweit das Medium Flugblatt zur Konstitution des Politischen beigetragen habe. In seinen Antworten konstatierte Schilling, daß das Flugblatt den politischen Prozeß weniger konstituiert als vielmehr begleitet habe. Es habe insgesamt an Bekanntes angeschlossen und nicht etwa neue Bildfelder entworfen.

Die zweite Sektion befaßte sich mit „Formen der bildenden Kunst als politische Kommunikationsmedien“. Vornehmlich anhand der „Germania“, dem weiblichen Körperbild der deutschen Nation, entfaltete Bettina Brandt (Bielefeld) Überlegungen zum Gegenstand „Denkmal als Medium des Politischen im 19. Jahrhundert“. Mit dem Entwurf Friedrich Weinbrenners zum Leipziger Völkerschlacht-Denkmal (1814), dem Niederwalddenkmal bei Rüdesheim (1883) und dem Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig (1913) analysierte Brandt Denkmäler, die auf „Nation“ als wichtigen Bezugsrahmen des Politischen im 19. Jahrhundert verwiesen und die insofern eine öffentliche Funktion besaßen, als sie „allgemeine” Werte repräsentieren sollten und an das gesellschaftliche „Ganze” adressiert gewesen seien. Das Medium Denkmal betrachtete die Vortragende aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: Zum einen als materialisierte, ästhetisch gestaltete Botschaft mit physischer Präsenz im Raum, zum anderen als Gegenstand von Kommunikation in anderen Medien. Auf diese Weise gelang es Brandt, Transformationen in der Aneignung und in den Bedeutungszuschreibungen des Politischen herauszuarbeiten. Dabei richtete sie ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Umdeutung politischer Ordnung, die ihren Ausdruck in der Geschlechterdifferenz als einem neuen Modus politischer Repräsentation fand. Im Anschluß an den Vortag wurde unter anderem die sakrale Bedeutungsdimension der Germania thematisiert und das Problem diskutiert, ob das Sakrale als eine Form der Medialität des Politischen zu bezeichnen sei bzw. welche Funktion dem Sakralen in Bezug auf das Politische zukomme.
Sven Spieker (Santa Barbara/Berlin) erläuterte unter dem Titel „Off/On. Die Information der Avantgarde“ Kommunikationsmodelle russischer Künstler und Schriftsteller nach der Oktoberrevolution. Als „Kunstingenieure“ hätten sie Elemente der modernen Informationstheorie insofern vorweggenommen, als sich ihre Modelle der (politischen) Kommunikation mit dem Problem von Kodierung/Dekodierung und nicht mit Fragen der Semantik befaßt hätten. Diese Theorie gehe davon aus, daß die „semantische Botschaft“ irrelevant sei für die technische Übermittlung. Dementsprechend sei die Astethik dieser Avantgarde eine Ästhetik der Information und Funktion und nicht etwa eine der Erzählung oder des narrativen Ablaufs gewesen. Verschiedene Tagungsteilnehmer stellten jedoch nach dem Vortrag den Reduktionismus des informationstheoretischen Modells ebenso in Frage wie die radikale Trennung von Semantik und Information.

Die dritte Sektion stand unter der Überschrift „Politische Kommunikation und Sprache“. Einführend widmete sich Ludwig Jäger (Aachen) der „Sprache als Medium politischer Kommunikation“, wobei er zunächst feststellte, daß Sprache als Medium und operatives Prinzip semantisch Sinn generiere. Denn Sprache sei nicht bloß Transportmittel für sprachunabhängige Phänomene, sondern sie bedinge die Möglichkeit von Sinnbildung. Danach betonte Jäger, daß der Raum des Politischen durch zwei mediale Diskursordnungen bestimmt werde. Die erste Diskursordnung bestehe in der politischen Planung als Typus öffentlichen Handelns: Planendes Handeln erfolge durch Nutzung systematischen Wissens, wobei die funktionale Differenzierung zur Dispersion des Wissens führe. Im Ergebnis könnten politische Entscheidungen nur noch durch Expertendiskurse herbeigeführt werden. Die zweite Diskursordnung, so Jäger, betreffe die Darstellung und Legitimation politischen Handelns, denn die Transkriptionen der Massenmedien substituierten den diskursiven Prozeß demokratischer Ideale. In der folgenden Diskussion wurde die angedeutete Monomedialität des (sprachlichen) Sinns hinterfragt, woraufhin Jäger die Besonderheit des Mediums Sprache – Fähigkeit zur Selbstthematisierung – hervorhob und deutlich machte, daß es ihm nicht um Monomedialität, sondern um Transkriptionskonfigurationen ginge.
Zum Abschluß dieser Sektion machte sich Jörg Bergmann (Bielefeld) anhand von Alltagsgesprächen einer schwäbischen Familie auf die Suche nach „Politischem im Medium alltäglicher Face-to-Face-Kommunikation“. Dazu griff er methodisch auf die Konversationsanalyse zurück, die soziale Interaktion vergleichend-systematisch mit den Mitteln audiovisueller Dokumentation und Transkription analysiere. Als Ergebnis stellte Bergmann fest, daß die Familienmitglieder in ihrem alltäglichen Meinungsaustausch politische Themen nur kurz aufgegriffen hätten. Außerdem hätten sie die Welt stets auf die eigene Lebenssituation rückbezogen und ihre Aussagen durch die Angabe von Bezugs- und Wissensquellen zu untermauern versucht. Zusammenfassend hielt Bergmann einerseits fest, daß in Alltagsgesprächen Politik nicht den privilegierten Status wie in Massenmedien habe. Andererseits selektierten die verschiedenen kommunikativen Gattungen (Erzählung, Witz, Diskussion) die Gesprächsthemen. Besonders die Frage, ob das Thema „Politik“ in Gesprächen ausreiche, um von politischer Kommunikation zu sprechen, wurde im Anschluß an den Vortrag kontrovers diskutiert.

Die vierte Sektion setzte sich schließlich mit „Politischer Kommunikation unter massenmedialen Bedingungen“ auseinander. Zuerst nahm Jörg Requate (Bielefeld) „Zeitung als Medium politischer Kommunikation“ in den Blick, wobei er idealtypisch zwei politische Funktionen von Zeitungen bzw. von politischem Journalismus unterschied: Auf der einen Seite gebe es einen Journalismus, der sich als abgeleitete Funktion von Politik verstehe, unmittelbarer Teilnehmer der politischen Auseinandersetzung sei und sich an eine bestimmte Teilöffentlichkeit richte. Auf der anderen Seite existiere ein Journalismus, der einen Unabhängigkeitsanspruch formuliere, sich selbst als Beobachter des politischen Geschehens definiere und ein anonymes Massenpublikum anspreche. Daneben verdeutlichte Requate am Beispiel des amerikanischen Journalismus des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, wie sich durch neue Recherchepraktiken die Presse zu einer Art „Vierten Gewalt“ entwickelte und das Politische auf Bereiche jenseits der klassischen Politik ausgeweitet wurde. Besonders durch die Form der Reportage seien Themen zugänglich geworden, die vorher aus der öffentlichen Diskussion ausgeschlossen waren: Mißstände in Armenvierteln, Korruption, Psychatrien etc. Die folgende Diskussion wurde durch die Frage geprägt, inwieweit durch den Einfluß von Zeitungen auch Soziales als Politisches konstituiert worden sei und Privates sowie Lokales politische Valenz erhalten habe.
Jurij Murasov (Konstanz) sprach danach über „Radio und Literatur als Medien politischer Kommunikation“ in Rußland und der Sowjetunion. Dabei betonte Murasov einleitend, daß der sowjetische Mythos der Oktoberrevolution mit keinem anderen Medium so eng verknüpft sei wie mit dem Radio. Bis zum Ende der Sowjetzeit habe das Radio als zentrales Fortschrittsmotiv figuriert, das in doppelter Weise den Beginn einer neuen Epoche markiere: Zum einen habe das Radio der technologischen Bekräftigung historisch-politischer Heilsvisionen gedient, zum anderen sei es insofern selbst in den Mythos des Roten Oktober als ein Medium eingegangen, als es erlaubt habe, den historischen Erfolg Lenins drahtlos in Raum und Zeit zu verbreiten. Durch das Radio, so der Referent, sei die Revolution zu einem nationalen und internationalen Kommunikationsereignis überhöht worden. Im zweiten Teil seines Vortrags führte Murasov anhand der Darstellung von Radiomotiven aus sowjetischen Zeitschriften, der ästhetischen Dichtung und der bildenden Kunst näher aus, wie sich durch die Verbreitung des Radios das Verhältnis der russisch-sowjetischen Kultur zum grundlegenden Zivilisationsmedium „Schrift“ verändert habe. Im Anschluß an das Referat wurde zunächst nach den neuen Potenzen des Mediums Radio gerade in Abgrenzung zur Literatur gefragt. Dabei ging es in erster Linie um die klangliche Dimension (Stimme, Musik, Geräusch), die von den traditionellen Medien nicht transportierbar gewesen sei. Außerdem wurde noch der Einfluß des Radios auf Entwicklungen in der Rhetorik des Politischen (Verschlagwortung, Verwendung von Slogans, Sprichwörtern etc.) thematisiert.
„Tribüne und Masse. Zum Gestus des Politischen im sowjetischen Kino“ lautete der folgende Beitrag von Wolfgang Beilenhoff (Bochum). In Anlehnung an Starobinski charakterisierte Beilenhoff zunächst die Tribüne als „klassischen Ort der Rede der Macht“. Im Anschluß verdeutlichte er mit Hilfe von Filmbeispielen aus Eisensteins „Oktober“ (1928) und Tschiaurelis „Der Schwur“ Unterschiede in der Lenin- und Stalin-Ikonographie. Schließlich faßte der Vortragende in Anlehnung an Hobsbawm den Stellenwert des Mediums Film für das Politische zusammen. Das Medium könne dazu dienen, Glanz und Überlegenheit der Macht vor Augen zu führen (Sichtbarkeit), Macht als öffentliches Schauspiel darzustellen (Ritual) und erzieherische und propagandistische Absichten umzusetzen (Didaktik). In der folgenden Debatte wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, inwieweit sakrale und religiöse Elemente für die Darstellung Lenins und Stalins von Bedeutung waren.
Schließlich referierte Karlheinz Braun (Frankfurt/M.) über „Die 68er in Politik und Theater am Beispiel der Frankfurter Bühnen“. Zuerst ging Braun auf das Studententheater „Neue Bühne“ (1953-1967) ein und unterstrich, daß es von Beginn an aktuelle politische Themen und Ereignisse für das eigene Theaterspiel aufgegriffen habe. So sei etwa das Stück „Die Koreaner“ eine unmittelbare Reaktion auf den Koreakrieg gewesen. Ab 1966/67 habe sich jedoch die konkrete Theaterarbeit immer stärker zu Gunsten politischer Aktionen verlagert, was 1967 letztlich zur Auflösung des Theaters führte. Anhand der Städtischen Bühnen machte Braun deutlich, daß sich das Theater in den 60er Jahren aber nicht nur politisiert habe, sondern daß es auch zu einem Prozeß der „Politisierung durch Theater“ gekommen sei. Der von Buckwitz im März 1968 inszenierte Vietnam-Diskurs habe etwa eine völlig neue Theater-Zuschauer-Verbindung hergestellt, durch die sich der Raum des Theaters in ein Forum für Demonstranten verwandelt habe: Zuschauer seien aus ihrer passiven Rolle gelöst und selbst zu Akteuren geworden. Zuletzt thematisierte der Vortragende noch das Theater am Turm, das durch Handkes „Publikumsbeschimpfung” vom ersten Tag an enorme Bedeutung und Aufmerksamkeit erlangte. Die Frage, ob in der „praktizierten Utopie” des Theaters auch Modelle für Politik entwickelt worden seien, oder ob Politik lediglich illustriert, ästhetisiert und auch kompensiert worden sei, bestimmte die anschließende Debatte.
Die Tagung schloß mit systematischen Überlegungen von Wilhelm Voßkamp (Köln) zum Verhältnis von „Medien – kulturelle Kommunikation – politische Kommunikation“. Voßkamp wandte sich zunächst dem Medienbegriff zu und hielt fest, daß es die Medien seien, die einen Einblick in das Funktionieren von Kultur und Politik erlaubten, wobei das Medium selbst „unwahrnehmbar“ werde. Er sprach sich gegen einen technischen und für einen kulturwissenschaftlichen Medienbegriff aus, der mediale Apparate und Aggregate zur Sinnkommunikation aufeinander beziehe. Im Hinblick auf die politische Kommunikation konstatierte der Referent, daß Politik sich darstellen müsse, um Geltung zu erlangen und Adressaten zu erreichen. Politik sei aufgrund symbolischer Praktiken alltagstranszendierend, wobei politisches Handeln als Stellvertreterhandeln per se symbolisch sei. Vor allem versuche politische Kommunikation positive Topoi zu inszenieren. Kulturelle Kommunikation sei indes, so Voßkamp, nicht zielgerichtet, sondern suche sich Interpretationsräume (Kultur als „prinzipielle Mehrdeutigkeit“). Während Politik kurz- und mittelfristig zu sehen sei, gehe es beim Begriff der Kultur um ein längerfristiges Gedächtnis der Gesellschaft mit offener Zukunft. Abschließend wies Voßkamp auf Parallelen zwischen politischer und kultureller Kommunikation hin, die er in Aspekten des Spiels, des Experiments und der Zeit (Stichwort „Eventkultur“) sehe. Zusammenfassend waren noch einmal verschiedene Kriterien des Politischen, der symbolische Ausdruck, das Entscheidungshandeln, die (Macht-)Asymmetrien und Partizipationsmöglichkeiten in ihrer Erzeugung und Verschränkung durch Kommunikation und Medien Thema der Abschlußdiskussion.

Als Ergebnis der Tagung lassen sich folgende Aspekte und Perspektiven hervorheben: Einerseits ist die besondere audio-visuelle, sprachliche und symbolische Eigenlogik verschiedener Medien herausgestellt und gezeigt worden, auf welche Weise sie die Form politischer Kommunikation beeinflußt bzw. verändert (z.B. Emotionalisierung von Informationen oder Reduktion der komplexen politischen Wirklichkeit). Andererseits haben Vorträge und Diskussion verdeutlicht, wie sich diese mediale Eigenlogik auf die Ausformung des politischen Raumes auswirkte. Besonders die Einführung von Buchdruck, Zeitung, Radio und Kino/Fernsehen vergrößerte jeweils die Möglichkeit, an politischer Kommunikation teilzunehmen, und dehnte das Spektrum an politischen Themen aus. Im Gegensatz zu diesen Massenmedien ist es bei Alltagsgesprächen schwieriger, deutlich zu machen, inwiefern sie ein wichtiges Medium politischer Kommunikation sein können. Schließlich hat die Analyse verschiedener Medien hervorgebracht, daß man sich bis in die Moderne häufig religiöser und sakraler Symbole und Darstellungsformen bediente, um im politischen Raum zu kommunizieren. Gerade diese offensichtliche Affinität zwischen dem Politischen und Religiösen/Sakralen gilt es als eine vielversprechende Forschungsperspektive intensiver in den Blick zu nehmen.


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