Hof und Homosexualität: Praktiken und Diskurse vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert

Hof und Homosexualität: Praktiken und Diskurse vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert

Organisatoren
Christian Mühling, Universität Würzburg; Norman Domeier, Universität Stuttgart / Universität Wien
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.10.2017 - 13.10.2017
Url der Konferenzwebsite
Von
Gerrit Dworok, Institut für Geschichtswissenschaft, Technische Universität Braunschweig

Am 10. Januar 2014 schrieb Tilmann Krause in der WELT: „Wir Deutschen bleiben (…) Schüler Martin Luthers. Sein Bekennerwort “Hier stehe ich, ich kann nicht anders” gilt jetzt auch im sexuellen Sinne (…) Und das ist nicht nur gut so, das wurde auch Zeit.” Krause bezog sich damit auf das Phänomen des homosexuellen Outings, das insbesondere durch die öffentlichen Bekenntnisse des ehemaligen Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit und des deutschen Fußballnationalspielers Thomas Hitzelsberger innerhalb des bundesdeutschen Sexualdiskurses zur Normalität geworden sei. Die Annahme einer sich zur gesellschaftlichen Akzeptanz hin entwickelnden Genese der gleichgeschlechtlichen Liebe erfordert eine historiographische Betrachtung des Sexualdiskurses. Krause führt diesbezüglich aus: „Homosexualität und Outing – das gibt es natürlich (!) erst im demokratischen Zeitalter, das mehr und mehr bestimmt wird von der Macht der Medien. Im Feudalismus wurde Homosexualität von denen, die es sich leisten konnten, nicht bekannt, sondern gelebt.” Der historische Prozess habe „natürlich“ erst in der demokratischen (vermutlich genauer: liberalen) Gesellschaft sein gutes Ende gefunden, bis dahin sei es ein langer Weg „zum schwulen Selbstbekenntnis“ gewesen.1

Krauses vergleichende Verknüpfung feudaler Gesellschaftssysteme mit diversitäts-affinen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts ist bemerkenswert. Von historiographischem Interesse erscheint ja tatsächlich die Frage, inwiefern die Geschichte des Politischen mit der Geschichte der Körperlichkeit – und damit eben auch der (gleichgeschlechtlichen) Sexualität – verquickt ist. Solch eine zum historischen Längsschnitt anregende Fragestellung ist – auch wenn einige populär- und sittengeschichtliche Annäherungen vorliegen – bislang nicht berücksichtigt worden. Dies ist schwerlich nur ein Zufall, denn zum einen gleicht die für diese Methode nötige Grundlagenforschung zur Kulturgeschichte der Sexualität noch einem Flickenteppich, und zum anderen zeugt eine metahistorische Analyse der Geschichtsschreibung zur Sexualität von einer weitgehenden Nichtberücksichtigung der gleichgeschlechtlichen Liebe, und damit von einer lückenhaften Betrachtung.2

Greift man etwa Krauses Bezug zum feudalen Gesellschaftsmodell auf, so stößt man unweigerlich auf den historischen Raum des fürstlichen Hofes. Doch gerade hierfür gilt: Homosexualität wurde bislang in der Geschichtswissenschaft zum Fürstenhof tabuisiert, obgleich die Quellen eine andere Sprache sprechen und ein Hof ohne die Figur des homosexuellen Höflings, mithin auch des homosexuellen Monarchen kaum denkbar erscheint. Eine von der Volkswagenstiftung unterstützte, von den Universitäten Würzburg, Wien und Stuttgart organisierte Tagung im Schloss Herrenhausen zu Hannover setzte im Oktober 2017 an diesem Punkt an und thematisierte längsschnittartig den Zusammenhang von „Hof und Homosexualität“ vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Ausgehend von der These, der Begriff Homosexualität stelle ob seiner Quellenferne einen „fruchtbaren Anachronismus“ zur Erforschung der gleichgeschlechtlichen Liebe bei Hofe dar, wurde nach dem Zusammenhang von Politik und Homosexualität am fürstlichen Hofe, insbesondere also nach den Bedingungen und Ausprägungen des Patronage-Systems, nach sexuellen Rollenzuschreibungen und Selbstwahrnehmungen, nach gesellschaftlichen Diskursen über Sexualität und Macht, nach der Praxis und Duldung homosexueller Lebensweisen und nicht zuletzt nach dem Zusammenhang zwischen Homosexualität und geschlechtlicher (vor allem auch weiblicher) Identität gefragt.

Das von den Veranstaltern Christian Mühling (Würzburg) und Norman Domeier (Stuttgart/Wien) erklärte Ziel war es, den Diskurs und die Möglichkeit gleichgeschlechtlichen Lebens in der Praxis en longue durée nachzuzeichnen und so zur multiperspektivischen Analyse der Hofgeschichte beizutragen.

Das Teilnehmerfeld der Tagung illustrierte den Anspruch der Organisatoren, nicht nur die europäische Geschichte in den Blick zu nehmen, sondern gerade auch über die europäischen Grenzen hinweg zu schreiten. Dementsprechend beschäftigte sich das erste Panel mit „Homosexualität an außereuropäischen Höfen“. MIGUEL ÁNGEL LUCENA ROMERO (Granada) fokussierte sich auf die Darstellung homosexueller Praktiken in der arabischen Hofliteratur. Die unleugbare Existenz von Homosexualität in diesen Schriften werde heute als geschichtlicher Gegenstand tabuisiert, die Quellenbelege entweder negiert oder gar geleugnet.

Weniger explizit, aber dennoch gut erkennbar, zeigt sich Homosexualität in historischen Quellen der Peking-Oper (zwischen 1780 und 1900). In seiner Analyse chinesischer „Orchideen-Kataloge“ wies STEPHEN J. RODDY (San Francisco) nach, dass Literati, also Schriftgelehrte am Hof der Qing-Dynastie in Peking, Natursymbole nutzten, um die aus der Provinz stammenden, allesamt männlichen Schausteller der Peking-Oper zu kategorisieren und nach Maßstäben der Homoerotik zu bewerten.

Konzentrierten sich die ersten Beiträge der Tagung auf die männliche Ausprägung der Homosexualität, so spürte das zweite Panel „Geschlechterverhältnissen in der Geschichte des europäischen Fürstenhofs“ nach. RAPHAELA AVERKORN (Siegen) erörterte weibliche Wege der Machtausübung im Hoch- und Spätmittelalter. Dabei richtete sie ihren Blick auf die iberische Halbinsel, konkret auf Kastilien und Aragon, weil dort die Erbfolgebestimmungen der Lex Salica nicht galten und so Räume weiblicher Patronage entstanden.

HEIDE WUNDER (Kassel) fragte, welcher Raum im heterosexuell angelegten System dynastischer Herrschaft für homosexuelle Beziehungen blieb. Das auf Ungleichheit zwischen Mann und Frau bauende Erbrecht wies Frauen am Hofe bestimmte Rollen zu. Um diese strikte Ordnung zu durchbrechen bzw. eine „verkehrte Welt“ zu erschaffen, konnten Verkleidungen, aber auch homoerotische Beziehungen gewählt werden. Prinzipiell habe sich aber für weibliche Homosexualität kaum Platz zur Entfaltung geboten.

Eine Fallstudie zur Entfaltungsmöglichkeit männlicher Homosexualität legte schließlich JULIE PEAKMAN (London) für den britischen Hof des 17. und 18. Jahrhunderts vor. Entscheidend sei stets gewesen, neben Liebschaften den ehelichen Pflichten nachzukommen sowie die standesgemäße Erscheinung zu wahren, um das gesellschaftliche System aufrecht zu erhalten.

Das dritte Panel legte den Schwerpunkt auf „Sodomie und Hof im europäischen Mittelalter“. BILESTONE KOUAMENAN (Abidjan/Bamberg) verwies mit Bezug auf Edward II. von England auf terminologische Probleme in den mittelalterlichen Quellen. Koumanenan deutete auf einen kulturellen Code: Homoerotisch Liebe konnte als „true love“ neben dem habituellen und systemisch bedingten Eheleben verstanden werden, wenngleich diese Deutung ein Quellenstudium „zwischen den Zeilen“ erfordere.

KLAUS VAN EICKELS (Bamberg) ging in seinem Vortrag (homo)sexueller Praxis zwischen politischer Diffamierung, Sodomiediskurs und moderner psychologischer Deutung auf den Grund. Anhand mehrerer Quellenstudien untermauerte er die These, dass im Mittelalter das binäre Konstrukt von Homo- und Heterosexualität nicht existent war.

Wie gestalteten sich „Identitäts- und Alteritätskonstruktionen in der Frühen Neuzeit“? Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich das vierte Panel der Tagung. GÜNTHER WASSILOWSKY (Frankfurt am Main) untersuchte die pikante Thematik der Homosexualität am Hof des Papstes (im 16. und 17. Jahrhundert). Er stellte fest, dass der Vorwurf der Sodomie als beliebtes Mittel der Romkritik fungiert habe. Martin Luther etwa delegitimierte das päpstliche Rom unter anderem als „homosexuellen Sündenpfuhl“ – für den einflussreichen Reformator glichen römische Kleriker Hermaphroditen.

CHRISTIAN MÜHLING (Würzburg) lenkte die Aufmerksamkeit von Rom nach Preußen. An einem konkreten und gut belegbaren Beispiel, der Beziehung zwischen Heinrich von Preußen und Graf Lehndorff, erörterte er die Frage, welche Rolle homosoziale Liebe für das Selbstbild des frühneuzeitlichen Hofes gespielt hat. Das Beispiel illustriere platonische Liebe abseits von Patronage – in ihm äußert sich die Möglichkeit individueller, emotionaler Identitätsbildung in einem stark vorstrukturierten sozialen Umfeld.

Der dritte Beitrag des Panels setzte den Schwerpunkt auf weiblich-gleichgeschlechtliche Identitätskonstruktionen zwischen Liebe, Körperlichkeit, Sexualität und Freundschaft. Als Analysegegenstand diente VIRGINIA HAGN (Wien) die in Briefen bezeugte Beziehung Isabellas von Parma und Marie Christines von Habsburg-Lothringen. Letztlich sei die Frage nach einer tatsächlichen sexuellen Beziehung nicht zu beantworten, aber auch irreführend. Definitiv habe es jedoch weibliche Selbstkonzepte gegeben, die sich durch emotionale und physische Liebe definierten, ohne Letzteres explizit anzusprechen.

Panel fünf näherte sich der „Homosexuellen Patronage an europäischen Höfen der Frühen Neuzeit“. Eingangs erläuterte LUCIEN BÉLY (Paris) seine Studien zum Hofe Ludwigs XIV. Die Quellenlage für das 17. Jahrhundert sei als äußerst schwierig zu bewerten, da in verlässlichen, etwa persönlichen Zeugnissen keine deutlichen Hinweise auf Homosexualität existierten, sondern höchstens interpretationsabhängige Anspielungen. Auffällig sei jedoch die ambivalente Haltung des Königs zwischen öffentlicher Verdammung homosexueller Umtriebe und eigener Prüderie einerseits, und der Nachsicht gegenüber Menschen wie seinem vermeintlich homosexuellen Bruder Philippe I. sowie gegenüber bedeutenden Militärs andererseits.

RONALD ASCH (Freiburg im Breisgau) lenkte danach den Fokus vom französischen auf den englischen Königshof und beschäftigte sich mit der Herrschaft James I. Der Diskurs über homosexuelle Praktiken am englischen Hofe sei in erster Linie kein moralischer gewesen, sondern eine Auseinandersetzung darüber, inwieweit das intime und auf absoluter Loyalität basierende Phänomen mann-männlicher Freundschaft die Politik beeinflusste.

Mit der Vermittlung gleichgeschlechtlicher Liebe beschäftigte sich das sechste Panel über die „Medialisierung höfischer Homosexualität“. ANDREAS KRAß (Berlin) nahm dabei die höfische Literatur des Mittelalters in den Blick. Unter Berücksichtigung der Systemtheorie Niklas Luhmanns ließen sich für das Sujet der höfischen Dichtung vier Aspekte herausarbeiten: Marginalisierung, Metaphorisierung, Travestisierung und Mythologisierung. Dabei oszillierten die Darstellungen oft zwischen der Beschreibung von Intimität und Sexualität – die Grenzen seien auch in diesem Beispiel nicht scharf zu ziehen.

ANNA BERS (Göttingen) setzte mit ihrer Untersuchung zu August von Sachsen-Gotha Altenburg (1772-1822) einen zeitlich anderen Schwerpunkt. Ihre Analyse seines Romans „Ein Jahr in Arkadien“ spürte der Präsenz von Homoerotik nach. Der Roman sende die Botschaft, dass jede Form von Eros möglich sei, wenn man sich in einer künstlichen Welt befindet. Literatur sei in diesem Sinne ein Sehnsuchtsort gerade auch für Homoerotik gewesen.

Das im Laufe der Tagung immer wieder auftauchende „Problem der Kategorisierung gleichgeschlechtlicher Freundschaft (als Liebe oder Homosexualität)“ bildete den Kern des siebten Panels, das sich mit Friedrich dem Großen auseinandersetzte. Zunächst untersuchte THOMAS FISCHBACHER (Potsdam) die Freundschaft Friedrichs II. zu seinem Kammerdiener Gabriel Michael Fredersdorf. WOLFGANG BURGDORF (München) behauptete eine „homophile“ Orientierung Friedrichs II. und interpretierte diese als wesentlichen Kontrapunkt des Prinzen gegenüber seinem gestrengen Vater.

Das letzte Panel der Tagung setzte sich schließlich en détail mit der „Skandalisierung von Homosexualität am europäischen Fürstenhof der Neuzeit“ auseinander. Den Auftakt machte CHARLOTTE BACKERRA (Darmstadt) mit ihrer Analyse außerehelicher Beziehungen Kaiser Karls VI. (1685-1740). Backerra kontrastierte die bislang „stiefmütterlich“ behandelte Biographik zu Karl VI. mit den zugänglichen Quellen. Der Habsburger müsse tiefer erforscht werden, darunter vor allem auch die mann-männliche Beziehung zu Michael Johann Althann, einem der wichtigsten Vertrauten des Kaisers.

Anschließend fragte NORMAN DOMEIER (Stuttgart/Wien) nach der Bedeutung der Eulenburg-Affäre für die Öffentlichkeit des Deutschen Kaiserreiches. Die Affäre sei sowohl national als auch international als Skandal zu werten – im Kern sei sie aber vor allem als Wegmarke moderner, massenmedial gestützter Hofkritik zu verstehen.

Den letzten, außerordentlich amüsant gestalteten Vortrag der Tagung hielt DOMINIC JANES (London). Am Beispiel der medial höchst präsenten Prinzessin Diana diskutierte der britische Historiker das „Queer Image“ des Britischen Königshauses. Diana habe gleich mehrere Traditionen des Hofes ins Wanken gebracht. Von besonderer Bedeutung sei jedoch die durch das gesellschaftlich-mediale Interesse an ihrer Person veränderte Kommunikation zwischen Bevölkerung und Hof gewesen. Auch durch ihr Wirken habe das Motiv der Queerness bei Hofe in der Populärkultur Großbritanniens einen festen Platz eingenommen.

Das Fazit der sehr gut organisierten und ansprechend durchgeführten Tagung auf Schloss Herrenhausen fällt – bis auf zwei Einschränkungen – sehr positiv aus. Das Tagungsziel wurde erreicht: Diskurse und Möglichkeiten gleichgeschlechtlicher Liebe wurde en longue durée nachgezeichnet und so zur Analyse der Hofgeschichte beigetragen. Die Netzwerkforschung dürfte durch den gewählten Ansatz eine bereichernde Ergänzung erfahren. Insbesondere funktionelle Zusammenhänge zwischen politischer Praxis und Homosexualität, Wege der Thematisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen bei Hofe, Beispiele für homosexuelle Lebensweisen und deren Duldung und nicht zuletzt die Frage nach sexueller Identität am Fürstenhof wurden tiefschürfend ergründet. Sehr erfreulich war diesbezüglich das internationale Tableau an Beitragenden und Themen, das der Veranstaltung einen erfreulich multiperspektivischen Charakter verlieh. Etwas unterbelichtet blieb hingegen der Machtdiskurs, der im Tagungsband etwas stärker in den Vordergrund rücken sollte. Die einzelnen Beiträge und die Abschlussdiskussion zeigten ferner die Problematik des „fruchtbaren Anachronismus Homosexualität“, sollte er für eine überepochale Betrachtung Anwendung finden. Hier bedürfte es weiteren Klärungsbedarfs. Diese Einwände schmälern die Qualität der Tagung nicht, sie sind vielmehr als Ausblicke auf die weitere Arbeit am Thema Homosexualität und Institutionen zu verstehen. Es wäre wünschenswert, dass diese Arbeit rasch fortgesetzt würde.

Konferenzübersicht:

Christian Mühling (Würzburg): Hof und Homosexualität – eine Einführung

Panel 1: Homosexualität an außereuropäischen Höfen

Miguel Ángel Lucena Romero (Granada): Homosexual encounters in the Islamic Court: The dabb’s practice or penetration while they sleep

Stephen J. Roddy (San Francisco): Flower Power: Actors and Courtiers on the Beijng Stage, 1780-1900

Panel 2: Geschlechterverhältnisse in der Geschichte des europäischen Fürstenhofs

Raphaela Averkorn (Siegen): Männliche und weibliche Machtausübung im Hoch- und Spätmittelalter

Heide Wunder (Kassel): Macht und Geschlecht am frühneuzeitlichen Fürstenhof

Julie Peakman (London): Homosexuals in the 17th and 18th century court

Panel 3: Sodomie und Hof im europäischen Mittelalter

Bilestone Kouamenan (Abidjan / Bamberg): The reproach of sodomy in the deposition of Edward II of England and its repercussions in the historiography of the Middle Ages to the twentieth century

Klaus van Eickels (Bamberg): „... und außerdem war er ein Sodomit“. (Homo)sexuelles Verhalten mittelalterlicher Herrscher zwischen politischer Diffamierung, Sodomiediskurs und moderner psychologischer Deutung

Panel 4: Identitäts- und Alteritätskonstruktionen in der Frühen Neuzeit

Günther Wassilowsky (Frankfurt am Main): Homosexualität am Hof des Papstes (16-17.Jahrhundert)

Christian Mühling (Würzburg): Mann-männliche Liebe in höfischer Memorialliteratur (17.-18. Jahrhundert)

Virginia Hagn (Wien): „L’amour, ce dieu cruel, me persecute.“ Gleichgeschlechtlich orientierte Identitätskonstruktionen zwischen Liebe, Körperlichkeit, Sexualität und Freundschaft in den Briefen Isabellas von Parma an Marie Christine von Habsburg-Lothringen

Panel 5: Homosexuelle Patronage an europäischen Höfen der Frühen Neuzeit

Lucien Bély (Paris): Homosexual patronage at the Court of Louis XIV.

Ronald Asch (Freiburg im Breisgau): Homosexuelle Patronagenetzwerke am Hof der Stuarts

Panel 6: Medialisierung höfischer Homosexualität

Andreas Kraß (Berlin): Freundschaft, Liebe und Sexualität zwischen Männern in der höfischen Literatur des Mittelalters

Anna Bers (Göttingen): Ein Jahr in Arkadien: August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) und die Homoerotik deutscher Schäferdichtung

Panel 7: Das Problem der Kategorisierung: Freundschaft, Liebe oder Homosexualität

Thomas Fischbacher (Potsdam): Die Freundschaft Friedrichs des Großen zu seinem Kammerdiener Fredersdorf

Wolfgang Burgdorf (München): Königliche Liebschaften. Friedrich der Große und seine Männer

Panel 8. Skandalisierung von Homosexualität am europäischen Fürstenhof der Neuzeit

Charlotte Backerra (Darmstadt): „[K]rankhafte Veranlagung des Kaisers“? Außereheliche Beziehungen Kaiser Karls VI. (1685-1740) in Historiographie und Quellen

Norman Domeier (Stuttgart / Wien): Hof und Homosexualität im späten deutschen Kaiserreich (1871-1918)

Domenic Janes (London): Princess Diana, the Royal Court, and the Queer Image of the Modern British Monarchy

Abschlussdiskussion

Anmerkungen:
1 Tilman Krause, Der lange Weg zum schwulen Selbstbekenntnis, in: Die Welt, 10. Januar 2014.
2 Dies steht in krassem Gegensatz zu der Tatsache, dass im akademischen Milieu politische Kultur gerade daran gemessen wird, inwieweit Gruppen, die lange kaum oder nicht gehört worden sind, nun eine politische Stimme erhalten: „Inzwischen müssen sich die Deutschen mit den Besonderheiten von Identitäten auseinandersetzen(…) die Identität an sich hat als politische Kategorie – demokratiestärkend wie demokratiegefährdend – eine Bedeutung gewonnen, die sie in der Geschichte kaum je hatte“. Sonja Zekri, Brief einer Leserin, in: Armin Nassehi/ Peter Felixberger (Hrsg.): Frauen II, Kursbuch 192 (Dezember 2017), S.8-11, hier S.8.