Workshop on Research and Education in Urban History in the Age of Digital Libraries

Workshop on Research and Education in Urban History in the Age of Digital Libraries

Organisatoren
BMBF-Forschungsprojekt „urban history 4D“, Technische Universität Dresden; Universität Breslau
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.03.2017 - 31.03.2017
Url der Konferenzwebsite
Von
Kristina Friedrichs, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Auf dem "Workshop on Research and Education in Urban History in the Age of Digital Libraries“ stellten Beitragende ihre Arbeiten zu Stadtgeschichte und digitalen Methoden im Rahmen der „Conference on Digital Encounters with Cultural Heritage“ vor. Zugleich präsentierte das seit August 2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt „Urban History 4D“ sein Vorhaben. Parallel zur Konferenz traf sich zudem am 31. März der „Arbeitskreis der Digital Humanities in Dresden“ und besprach in zehn Beiträgen aktuelle Inhalte von Dresdner Forschungsvorhaben, begleitet von unterstützenden Impulsvorträgen seitens des BMBF, DRESDEN-concept und den Project Scouts der TU Dresden zu Themen der Wissenschaftsförderung.

Nach dem Grußwort seitens SANDER MÜNSTER (Dresden) bildete am 30. März die Keynote des ICOMOS/ISPRPS - CIPA-Präsidenten ANDREAS GEOGOPOULOS (Athen) den inhaltlichen Auftakt zur Konferenz. Er brachte in seinem Vortrag die Perspektive der CIPA auf das kulturelle Erbe und seine digitale Erschließung ein.

Die erste Session zu Kunst, Geschichte und Kultur zeigte bereits, wie stark digitale Methoden in die stadträumliche Erforschung einbezogen werden und verdeutlichte auch das erfreulich breite Spektrum an möglichen Fragestellungen. So berichteten TABEA LURK, MARKUS SCHWANDER und DANIEL BREFIN (Basel) über das Projekt „Grenzgang“, das die Wahrnehmung und Vermittlung von (Stadt-)Raum aus der Perspektive künstlerischer Rundgänge beleuchtete, wobei besonders die Einbindung in die digitalen Bestände der Mediathek der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) vorgestellt wurde. CLAARTJE RASTERHOFF (Amsterdam) zeigte in ihrer Präsentation, wie Kulturveranstaltungen, also Musik, Theater, Ausstellungen und dergleichen durch computergestützte Auswertungen im Hinblick auf ihre Einflussnahme auf die Stadt analysiert werden können. Als Beispiel diente vorrangig Amsterdam. AGNIESZKA SEIDEL-GRZESINSKA und MAŁGORZATA WYRZYKOWSKA (Breslau) vollzogen die historische Entwicklung der Denkmalerfassung unter besonderer Berücksichtigung Schlesiens nach und informierte über die aktuelle Einbindung des vorliegenden Materials in digitale Repositorien. DANIEL ISEMANN und TUAN ANH TRAN (Regensburg) befassten sich schließlich mit den Künstlern niederländischer Genre-Malerei im 17. Jahrhundert und ihrem kreativen Austausch zwischen den einzelnen städtischen Zentren in der Art einer räumlichen Netzwerkanalyse.

In der Session zu Bilddatenbanken wurden vor allem die verschiedenen Anforderungen an Bilddatenbanken thematisiert sowie nutzerzentrierte technologische Ansätze vorgestellt, die sowohl auf wissenschaftliches als auch interessiertes Laienpublikum abzielen. BEATE LÖFFLER (Duisburg) stellte das Projekt „ArchiMediaL“ zur Auswertung städtischer Fotografien und Postkarten aus Bildrepositorien und Datenbanken vor. Sie fokussierte auf Crowdsourcing und automatische Bilderkennung, die aufgrund des außereuropäischen Forschungsfeldes Japan eine herausragende Relevanz erhalten. Der Beitrag von CHRISTINA KAMPOSIORI (London) beschäftigte sich mit dem Gebrauch von digitalen Bildarchiven durch Kunst- und Architekturhistoriker, mit besonderem Fokus auf eine Analyse des Rechercheverhaltens. Dabei wurden Resultate einer qualitativen Befragung ausgeführt, die zugleich Defizite der digitalen Plattformen aufzeigten. JOANNA ZĘTAR (Lublin) stellte die Arbeit der in Lublin ansässigen Kulturinstitution Brama Godska – Teatr NN vor. Neben dem dort beheimateten Bildrepositorium liegt das Augenmerk auf dem Einsatz von computergestützten Modellen, Augmented Reality-Anwendungen und narrativen Medien bei der Vermittlung von Stadtgeschichte.

Eine den VR- und AR-Technologien gewidmete Session zeigte die Vorteile von computergestützten Modellen und Realitätsverschneidungen, thematisierte aber ebenso die Defizite dieser Herangehensweisen. So befassten sich ANDREA GIORDANO und PAOLO BORIN (Padua) der räumlichen und zeitlichen Komponente von Stadtmodellen anhand ihres spezifischen Beispiels Venedig. Neben den methodischen Herausforderungen besprachen sie technologische Ansätze zur computergestützten Visualisierung anhand eines vierdimensionalen Modells. RADEK FIALA (Pilsen) brachte das Fallbeispiel des Peregrinus Silva Bohemia Projects ein, das die Vermittlung von Architektur und Kulturraum via interaktiver Karten, 3D-Modelle und Augmented Reality zum Inhalt hat, unter besonderer Berücksichtigung der aufgrund der eingesetzten technischen Lösungen veränderten Didaktik. Im Hinblick auf die technischen Aspekte virtueller Realitäten befassten sich BRUNO FANINI und EMANUAEL DEMETRESCU (Rom) mit spezifischen Aufbereitungsmaßnahmen und Richtlinien, die bei der Erstellung von VR-Präsentationen zu einem gesteigerten immersiven Erlebnis führen können.

Der erste Konferenztag schloss mit einer Keynote von STEPHAN HOPPE (München), in der er besonders auf digitale Verfahren zur Analyse von Architektur einging. Zudem machte er sich in seinem Vortrag für die Nutzung offener Formate wie beispielsweise Wikidata stark. Eine weitere Keynote ließ am zweiten Tag der Konferenz LEONID BORODKIN (Moskau) folgen, der zu virtuellen Rekonstruktionen Moskauer Klöster sprach und aufzeigte, wie neben der reinen Digitalisierung von Daten diese im Rahmen der Rekonstruktion ebenso als Instrument wissenschaftlicher Auswertung genutzt werden konnten.

Eine längere Session war den digitalen Rekonstruktionen gewidmet, die einerseits zeigte, welche Chancen sich in Forschung und Vermittlung durch Einsatz dieses Mediums ergeben, andererseits aber auch das klare Desiderat nach einheitlichen Richtlinien und Standards formulierte. MIEKE PFARR-HARFST (Darmstadt) sprach daher über die aktuellen Herausforderungen bei der Arbeit mit digitalen 3D-Rekonstruktionen für Stadtstrukturen und wie diese mit der Herausbildung von verbindlichen Standards über die derzeitige Praxis hinaus bewältigt werden können. Weiterhin berichteten HENDRIK HEROLD und ROBERT HECHT (Dresden) über die Rekonstruktion von Stadtraum auf der Basis historischen Kartenmaterials, vor allem in Bezug auf Siedlungsstrukturen und die Erkennung von Mustern. Zudem spielte die Visualisierung dieser speziellen Ergebnisse eine Rolle. Der Beitrag von EMANUEL DEMETRESCU (Rom) stellte ein Werkzeug zur Dokumentation der für eine virtuelle Rekonstruktion genutzten Quellen vor, das insbesondere für Fälle von nicht mehr existierenden Originalen zur Anwendung kommen kann, so z. B. im Rahmen archäologischer Ausgrabungen. Danach sprach PIOTR KUROCZYNSKI (Mainz) zu virtuellen Forschungsumgebungen, die die Arbeit mit digitalen 3D-Rekonstruktionen unterstützen sollen, wobei auch hier der Mangel an verbindlichen Dokumentationsstandards thematisiert wurde, der zum Verlust von Informationen führe.

Ein Tagungsteil zu virtuellen Ausstellungen zeigte, dass auch in der Vermittlung von Stadtraum verschiedenste digitale Mittel eingesetzt werden können, von AR- und VR-Anwendungen, über Modelle und Bildrepositorien bis hin zu Archiven. MARINOS IOANNIDIS (Limassol) stellte das EU-Manifest 2025 für das digitale Kulturerbe vor, unter besonderer Betonung des ViMM-Projektes, des „Virtual Multimodal Museums“ sowie der daran beteiligten Partnerinstitutionen, die zu einer stärkeren Verstetigung in diesem Bereich führen sollen. ELETTRA LA DUCA (Granada) präsentierte ihren Ansatz zur Erschließung der spanischen Alhambra, wobei die vorhandenen Quellen durch den Einsatz von AR-Technologie für die museumspädagogische Vermittlung urbar gemacht werden sollen. Daneben soll die entstehende technische Lösung auch der wissenschaftlichen Nutzung dienen. Weiterhin berichtete FABRIZIO IVAN APOLLONIO (Bologna) über die Erstellung von digitalen, dreidimensionalen Archiven, die bei der Erforschung von Architektur- und Kulturerbe eine technische Unterstützung leisten können. Den Abschluss bildete der Vortrag von CHIARA RONCHINI (Edinburgh), die ein Programm zur Erstellung von Lehrmethoden im Bereich des kulturellen Erbes unter besonderer Schwerpunktsetzung auf digitale Ressourcen vorstellte.

Das gastgebende Projekt „UrbanHistory4D“ stellte in seinem Auftaktworkshop die verschiedenen adressierten Forschungsfelder sowie erste methodische Ansätze vor. Hierbei spielten hauptsächlich drei Fragenkomplexe eine Rolle: Ein geschichtlich-architektonischer Komplex behandelt am Beispiel der baugeschichtlichen Entwicklung der Stadt Dresden im 20. Jahrhundert die Erforschung und Vermittlung von Wechselwirkungen zwischen Stadtlandschaft und deren Abbildung. Damit verknüpft ist ein zweiter, methodischer Komplex, welcher diesbezügliche forschungsmethodische Anforderungen an digitale Bild- und Planquellenrepositorien und sich daraus ableitende technische Unterstützungsoptionen behandelt. Darauf aufbauend beschäftigt sich ein informationell-technischer Komplex mit einer bedarfsgerechten Informationsmodellierung und deren technischen Umsetzung am Beispiel der Deutschen Fotothek.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das gemeinsame Tagungsevent mit seinen lebhaften Diskussionen zur stadtgeschichtlichen Forschung, digitalen Methoden und deren fortschreitender Institutionalisierung sowie den museumspädagogischen Vermittlungsansätzen sehr lohnenswert war. Die zahlreichen Vorträge der verschiedenen Referenten lieferten den teilnehmenden Wissenschaftlern, Fachpublikum und Kultur- sowie Wissenschaftsinstitutionen viele Anregungen und fachlichen Input.

Konferenzübersicht:

Digital Encounters with Cultural Heritage

Keynote
Andreas Georgopoulos (Athen): CIPA‘s perspective on cultural heritage

Session: Art, History, Culture

Tabea Lurk / Markus Schwander (Basel): Grenzgang - When promenadology meets library
Claartje Rasterhoff / Harm Nijboer (Amsterdam): Linked cultural events: Digitizing past cultural events and its implications for analyzing and theorizing the ‘creative city’
Agnieszka Seidel-Grzesinska / Małgorzata Wyrzykowska (Breslau): Cataloguing Monuments - Some Changes in the Documentary Work of Art Historian over the last 150 Years
Daniel Isemann / Tuan Anh Tran / Adriaan Waiboer (Regensburg): A tentative map of influences between urban centres of genre painting in the Dutch Golden Age - an exercise in “Slow” Digital Art History

Session: Image Databases

Beate Loeffler / Carola Hein (Duisburg): The ArchiMediaL Project: A Post-Colonial Approach to Hermeneutic Research and Education in Urban History using Repositories and Image DBs
Christina Kamposiori / Claire Warwick / Simon Mahony (London): Accessing and Using Digital Libraries in Art History
Joanna Zętar (Lublin): Lublin’s Urban History in the Age of Digital Libraries. The Grodzka Gate - NN Theatre Activities Case Study

Session: Case Studies (I)

Andrea Giordano / Cosimo Monteleone / Paolo Borin / Isabella Friso (Padua): Time and space in the history of cities: a case studio from a research project

Martina Kepka Vichrova / Radek Fiala / Pavel Hajek / Michal Kepka / Otakar Cerba / Vaclav Cada / Wolfgang Dorner / Ernst Jürgens / Pavel Vondracek (Pilsen): Proposal for Multimedia and Digital Tourist Guide of Peregrinus Silva Bohemica Project

Session: Virtual Realities

Bruno Fanini / Emanuel Demetrescu (Rom): Carving Time and Space: Blueprinting Immersive VR Tools and Services

Keynote

Stephan Hoppe (München): Urban Heritage, Public Knowledge and „Big Data“

Keynote

Leonid Borodkin (Moskau): From digitization to analytics: Virtual reconstruction of old Moscow monasteries

Session: Digital Reconstruction

Mieke Pfarr-Harfst (Darmstadt): Practice – Research Challenges – Standards! A reflection of Digital 3D Reconstructed Models for Urban Structures
Marinos Ioannidis (Limassol): EU Manifesto 2025 on Digital Heritage
Hendrik Herold / Robert Hecht (Dresden): Reconstruction of Urban History Based On Old Maps - Supporting urban history research with historical geoinformation
Emanuel Demetrescu (Rom): Extended Matrix and source-based modelling: a historical approach to the scientific validation of a virtual reconstruction

Session: Virtual Exhibitions

Elettra La Duca (Granada): Creating an App for the Alhambra through Augmented Reality and Digital Archives
Piotr Kuroczynski (Mainz): Virtual Research Environment for Digital 3D Reconstructions

Session: Case Studies (II)

Fabrizio Ivan Apollonio (Bologna): The production of 3D Digital Archives and the methodologies for digitally supporting research in architectural and urban cultural heritage
Nicky Imrie / Chiara Ronchini (Edinburgh): From theory to practice; from practice to legacy: Creating tailored workshops and resources using digital resources for capacity building on the ground

Workshop: UrbanHistory4D

Kristina Friedrichs (Würzburg): New methods in researching urban history - digital libraries as an impulse
Sander Münster (Dresden): The many faces of digital heritage research... A survey on topics, researchers and research cultures in digital heritage
Cindy Kröber (Dresden): Scholarly use of digital image repositories
Kristina Barthel (Dresden): Development of a mobile application enhancing tourism experience and knowledge transfer about urban history
Ferdinand Maiwald (Dresden): A Photogrammetric Approach Towards a Fourdimensional City Model
Jonas Bruschke (Würzburg): Towards a 4D Web Browser for Urban History Data
Florian Niebling (Würzburg): Handheld Augmented Reality in Cultural Heritage: A State of the Art Report