Morphogrammata / The Lettered Art of Optatian: Figuring Cultural Transformations in the Age of Constantine and Beyond

Morphogrammata / The Lettered Art of Optatian: Figuring Cultural Transformations in the Age of Constantine and Beyond

Organisatoren
Internationales Kolleg Morphomata; Michael Squire, King’s College London; Johannes Wienand, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.07.2015 - 03.07.2015
Url der Konferenzwebsite
Von
David Niklas Jansen, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf / Université de Nantes

Vom 1. bis zum 3. Juli 2015 tagte am Internationalen Kolleg Morphomata der Universität zu Köln eine international und interdisziplinär angelegte Konferenz, die sich Leben und Werk des spätrömischen Poeten Publilius Optatianus Porfyrius (kurz: Optatian) widmete. Der Dichter und seine kreativen Erzeugnisse – größtenteils herrscherpreisende Figurengedichte – fanden in ihrer poetischen Extravaganz und wegen des schwülstig-panegyrischen Sprachstils bei der altertumswissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft lange Zeit bloß am Rande Beachtung. Die ausgefallenen Text-Bild-Kompositionen bieten jedoch vielfältige Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung mit den kulturellen Transformationsprozessen der Spätantike. Dieser Umstand hat in jüngster Zeit zu einer wissenschaftlichen Neubewertung des optatianischen Œuvres geführt. Um diese Tendenzen zu bündeln, das Phänomen näher in den Blick zu nehmen und der Forschung weitere Impulse zu geben, haben nun MICHAEL SQUIRE (London) und JOHANNES WIENAND (Düsseldorf) einen großen Kreis alter und neuer Optatian-Forscher in Köln zusammengeführt. Im Sinne der Interdisziplinarität nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Alten Geschichte, der Philosophie und der Klassischen Philologie ebenso teil wie solche der Kunstgeschichte und der Religionswissenschaften. Die Referentinnen und Referenten kamen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den USA, Spanien, Polen, Tschechien und der Schweiz; Vorträge und Diskussion erfolgten in deutscher, englischer und französischer Sprache. Insbesondere die gemischte Zusammensetzung der Teilnehmenden – etwa die Hälfte der Anwesenden hatte bereits zu Optatian geforscht und veröffentlicht, für die andere stellte das Thema eine akademische Erstbegegnung dar – bereicherte den Diskurs und eröffnete eine Vielzahl neuer Fragenkomplexe und Erkenntnisareale.

Im Anschluss an das eröffnende Grußwort des Kolleg-Direktors DIETRICH BOSCHUNG (Köln) legten Michael Squire und Johannes Wienand das Konferenzkonzept dar, skizzierten die aktuellen Forschungsfragen und führten in Leben und Werk des Dichters ein. Squire führte aus, wie Optatian mit seinen elaborierten carmina cancellata ein paradigmatischer Impact auf die künstlerische Nachwelt gelungen ist. Das optatianische Gesamtwerk, charakterisiert durch „morphogrammatische“ Oszillationen zwischen Text und Bild sowie Formen von Begrenzt- und Unbegrenztheit, weist auf aktuelle Entwicklungen der Digitalisierung und Virtualisierung voraus. Das intendierte Ziel der Tagung, eine Neubewertung der optatianischen Kunstwerke herbeizuführen, die jene spätantiken Transformationsprozesse auf besondere Weise verarbeiten und reflektieren, ist dabei im Kontext dieser Aktualität zu verstehen.

In seinem Vortrag hat JOHANNES WIENAND (Düsseldorf) das Verhältnis von Werk und Karriere in der Biografie Optatians und die Logik der Interaktion zwischen Poeten und Kaiser in den Blick genommen. Dabei unternahm er eine neuerliche und umfassende Rekonstruktion der senatorischen Laufbahn Optatians, um die Probleme jener bisherigen Versuche auszuräumen. Aufgrund der Tatsache, dass Optatian mit seinen Gedichten allem Anschein nach die eigene Rückberufung aus dem Exil herbeiführen und im Anschluss eine steile Karriere vollführen konnte, misst Wienand den optatianischen Carmina einen besonderen politischen Stellenwert zu. Insbesondere die harmonische Zusammenführung christlicher und traditioneller Inhalte scheint am konstantinischen Hof wohl als überaus hilfreich eingeschätzt worden zu sein: Im Kontext der Christianisierung der römischen Monarchie lässt sich das optatianische Werk als wirkungsvolles integratives Deutungsangebot an die aristokratische Elite des Reichs verstehen.

JAN KWAPISZ (Warschau) untersuchte im Rahmen seines Vortrags, in welche Traditionslinien die von Optatian verwendeten poetischen Techniken eingeordnet werden können. Auf der Basis einer eingehenden Analyse der Carmina 26 („Altar“) und 27 („Panflöte“) verortete Kwapisz den Dichter und dessen Werk in einer bis in das hellenistische Alexandria zurückreichenden Rätseldichtungstradition. Aufgrund struktureller Ähnlichkeiten sah der Referent neben zwei hellenistischen Technopaignien das „Altar-Gedicht“ des hadrianischen Beamten Vestinus als Hauptinspirationsquelle für das optatianische Carmen 26. Indem Kwapisz die enkomiastische Tradition im Detail untersuchte, konnte er die zugrunde liegenden Kommunikationsmechanismen zwischen Hofpoeten und Herrschern freilegen, in deren Kontext die dichterisch-spielerischen Elemente der figurativen Poesie ihre Bedeutung erlangten.

Inwieweit die Gedichte Optatians auch ganz konkret Aspekte des Spiels enthalten, analysierte ANNA-LENA KÖRFER (Gießen) in ihrem Vortrag. Den Ausgangspunkt ihrer Argumentation bildete der Befund, dass sich in konstantinischer Zeit das literarische Lektüre- und Rezeptionsverständnis verändert hat. Durch diesen Wandel kam dem Rezipienten, nun buchstäblich zu einem Spieler aufgewertet, eine aktivere Gestaltungsrolle in der Interpretation von Poesie zu. Anhand von Carmen 6 arbeitete Körfer exemplarisch heraus, wie Buchstaben und Worte ein regelrechtes Spielfeld erzeugen und der Leser einen Wettlauf beginnt, dessen Ziellinie die Offenlegung der einzelnen Textebenen markiert. Die Grundprinzipien einer solchen Lesart Optatians zeigte die Referentin über Parallelen mit zwei in der Spätantike überaus populären Spielen auf – dem duodecim scripta und dem ludus latrunculorum.

ULRICH ERNST (Wuppertal) untersuchte in seinem Vortrag (verlesen von OLIVER EHLEN (Jena)) den Einfluss der optatianischen Gitterdichtung auf die Poetik von Mittelalter und Früher Neuzeit. Handschriftliche Tradierung, Autorenerwähnung und dichterische Imitationen bildeten die Eckpfeiler seiner Analyse. Den Schwerpunkt der Rezeption lokalisierte Ernst im 9. Jahrhundert, in der Folgezeit nahm die Beschäftigung mit Optatian ab, um erst im 15./16. Jahrhundert erneut an Intensität zu gewinnen. Die literarische Auseinandersetzung ist insgesamt in Spanien, Frankreich, England und Deutschland zu greifen. Die Rezipienten verstanden Optatian dabei in erster Linie als Exilautoren, dessen Werk die Schlüsselrolle bei der Rehabilitierung des Dichters spielte. Das Einflusszentrum des optatianischen Œuvres – nachvollziehbar in den zahlreichen mittelalterlichen Imitationen – bilden insbesondere die strikte Form des Gittergedichts wie auch die zahlreichen figurativen Elemente, die in den Carmina zum Einsatz kommen.

Fragen poetologischer Natur stellte IRMGARD MÄNNLEIN-ROBERT (Tübingen) in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Die Referentin untersuchte die selbstreflexiven Aussagen Optatians und analysierte dabei im Besonderen die allgegenwärtigen Bild-Text- und Text-Mündlichkeits-Beziehungen. Ein Hauptaugenmerk legte Männlein-Robert auf Carmen 3, das laut Optatian den Anspruch verfolgt, das Antlitz Konstantins abzubilden, und das sich vor allem durch zahlreiche Aussagen des Dichters zur Multifunktionalität der Bild-Text-Komposition auszeichnet. Eine Erklärung für diese gesteigerte Potenzialität von Text und Zeichen lag für die Referentin in der Verbannungssituation des Panegyrikers, die eine Kompensation der limitierten Kommunikationsmöglichkeiten erfordere. Die zahlreichen Aussagen zur Akustik, konkret zur Oralität, in den Gedichten Optatians sind in eben diesem Kontext zu verstehen. Damit – so Männlein-Robert – ist es Optatian gelungen, seine exilbedingte Abwesenheit zu thematisieren und zugleich auf die für das Verständnis der Carmina erforderliche Präsenz seiner selbst zu verweisen.

MEIKE RÜHL (Osnabrück) machte sich in ihren Ausführungen den Begriff des Palimpsests zunutze. Über eine bloß sinnbildliche Funktion hinaus verwendete die Referentin das Konzept als Analysewerkzeug. So erprobte sie die operative Leistungsfähigkeit der Palimpsest-Metapher am Beispiel ausgewählter Gedichte Optatians. Zunächst untersuchte Rühl das Zusammenspiel verschiedener Wahrnehmungsebenen, die ein einzelnes Gedicht aufweist. In einem zweiten Schritt eruierte sie die denkbaren Relationen der einzelnen Gedichte unter der Prämisse, dass die unterschiedlichen Carmina in einem Gedichtband vorlagen. Abschließend nahm Rühl interliterarische Beziehungsverhältnisse und Reminiszenzen in den Blick. Mit dieser Untersuchung zeigte die Referentin, welch große Ausdruckskraft der werkimmanenten Vielschichtigkeit beizumessen ist. Darüber hinaus machte sie darauf aufmerksam, wie die Carmina nicht nur als Kollektivgedächtnis fungieren, sondern auch auf individueller Ebene die konstantinische Sieghaftigkeit kommemorieren.

In ihrem Vortrag setzte sich MARIE-ODILE BRUHAT (Lille) mit der Frage auseinander, welche verschiedenen Räume die optatianischen Carmina beinhalten. Zu nennen ist dabei etwa der Raum des Exils, der Raum der poetischen Inspiration oder der Raum konstantinischer Herrschaftspraxis – Räume, die sich im Werk auf unterschiedliche Weise nachspüren lassen. Eine detaillierte Analyse des Eröffnungsgedichts des Corpus offenbarte Bestandteile einer Retractatio der Einleitung der ovidischen Tristia. Dabei arbeitete Bruhat auf stilistischer Ebene zahlreiche Gemeinsamkeiten heraus, als Hauptanliegen des Dichters sein Werben um die kaiserliche Gunst. Ähnliche Erkenntnisse lieferte eine nähere Untersuchung des zweiten Carmens, in dem der politische Raum und der des Poeten scheinbar zeitlich verschmelzen. In der optatianischen „Korrektur“ Ovids auf der poetisch-kommunikativen Ebene vermutete Bruhat schließlich die Absicht, Konstantin zu einer entscheidenden „Korrektur“ gegenüber dem augusteischen Exemplum zu veranlassen und den Dichter zu rehabilitieren.

Um ein Verständnis des optatianischen Textbegriffs zu entwickeln, wählte MARTIN BAŽIL (Prag/Rostock) den begriffsgeschichtlichen Ansatz. Während mit dem Ausdruck textus in der Prosa vor allem zweidimensionale Aspekte verbunden waren (Plinius, Tacitus, Quintillian), enthalten ältere Semantiken, die der Poesie entstammen, Elemente der Räumlichkeit (Lukrez, Manilius). Welche Bedeutungen dominieren nun aber im Falle Optatians, in dessen Werk insgesamt drei Belegstellen des textus-Begriffs zu finden sind? In der Figurendichtung spielte die Verknüpfung von „Textwelt“ und physikalischem Kosmos eine bedeutende Rolle, überdies reihte sich Optatian mit seinen figurativen Erzeugnissen in diese Dichtungstradition ein. Diese Umstände und die Ergebnisse einer eingehenden Analyse der Textpassagen veranlassten Bažil dazu, Optatians Textbegriff eine lukrezische Semantik zuzusprechen. Aufgrund einer zeitgenössischen Analogie zu bibelkommentatorisch-christlichen Begriffskonzepten und des origenischen Einflusses bezeichnete der Referent den optatianischen Textbegriff folglich als „atomistisch-christlich“ (Lukrez/Bibelkommentatoren). Laut Bažil versuchte Optatian, die Leistungsfähigkeit des Ausdrucks textus im kulturell dynamischen Umfeld der frühen Spätantike zu erproben.

AARON PELTTARI (Edinburgh) widmete sich in seinem Vortrag dem optatianischen Carmen 25. Das aus vier Versen zu je fünf Worten bestehende Proteus-Gedicht (bzw. Gedichtschema) erlaubt dem Leser, durch Wortrekombination etwa 39 Milliarden Versionen zu generieren. Da sich daraus Probleme für die Interpretation des Gedichts ergeben, entschied sich Pelttari für eine lexikografische Analyse. Losgelöst von Syntax und Wortstellung untersuchte er die Wortsemantiken der einzelnen Begriffe, indem er einerseits ihre Verwendung in den Texten Optatians, andererseits den Gebrauch in Zeugnissen anderer lateinischer Autoren überprüfte. So konnte der Referent den Einfluss Optatians auf die spätere Dichtung und den literarischen Sprachgebrauch überhaupt ausmachen. Pelttari leitete daraus ein Plädoyer für ein Optatian-Lexikon ab, das einen Mehrwert für den weiteren Forschungsdiskurs zu Optatian wie für das Studium spätrömischer Literatur allgemein schaffen könnte.

Fragen philosophischer Art, insbesondere nach dem ontologischen Status der Carmina Optatians, dominierten den Vortrag THOMAS HABINEKs (California). Neben dem Verweis auf antike Weltordnungskonzepte, speziell die aristotelischen Kategorien und die stoischen Genera, arbeitete der Referent eine Vielzahl allegorischer Momente heraus. Des Weiteren analysierte Habinek detailliert den Diskurs zu materieller Farbigkeit und Musikalität, der im optatianischen Werk zu greifen ist. Mit der Frage, welche Rolle Farbe für die Konstitution von Objekten spielt, verortete er Optatian in einer philosophischen Tradition. Überdies, so der Referent, offenbare die metaphysische Vielgestaltigkeit zahlreiche Wege des Verständnisses und der Rezeption – physikalische, theologische wie auch ethische Prinzipien seien in der optatianischen Poesie verkörpert. Gleichzeitig fügen sich die diversen Elemente im Zuge einer Reflexion zu einem ontologischen Ganzen zusammen. Dadurch bildet das optatianische Œuvre ein Eiland künstlerischen und philosophischen Charakters inmitten der kulturellen Dynamiken der konstantinischen Epoche.

PETRA SCHIERL (Basel) und CÉDRIC SCHEIDEGGER LÄMMLE (Basel/Cambridge) arbeiteten „das Panegyrische“ der Enkomien Optatians heraus. Als Untersuchungsobjekt diente Carmen 3, dessen metadiskursive Inhalte ein tiefergehendes Verständnis der optatianischen Gitterdichtungskonzeption ermöglichen. Im Gegensatz zu den anderen Gedichten des Corpus erscheinen in diesem Carmen die innertextlichen Bezüge (Kommentar, Erklärung) der einzelnen Textebenen jedoch geradezu unstimmig, der proklamierte Versuch Optatians, das konstantinische Antlitz abzubilden, als missglückt. Aufseiten des Inhalts stellt sich der Dichter durch den im Intext enthaltenen Apelles-Anruf in einen panegyrisch-künstlerischen Diskurs. In dessen Zentrum steht die Frage nach den Darstellungspotenzialen von bildender Kunst und Literatur, Dreh- und Angelpunkt bilden Alexander d. Gr. und seine höfischen Künstler. Im Kontext dieser Beobachtungen machten Schierl und Scheidegger Lämmle auf einen enkomiastischen Pakt zwischen Lobredner und Gepriesenem aufmerksam, der sich im optatianischen Werk nachspüren lässt.

In ihrem Vortrag beschäftigte sich SOPHIE LUNN-ROCKLIFFE (London) mit Zeichen und Symbolen des optatianischen Œuvres. Den Ausgangspunkt ihrer Untersuchung bildete die Frage nach der symbolimmanenten Wirkmächtigkeit sowie der Rezeption von und der Umgang mit Zeichen in der pagan-christlichen Spätantike. Zunächst arbeitete die Referentin funktionelle Gemeinsamkeiten zwischen der Wirkung von Magie und Poesie heraus, um anschließend die Zeichenhaftigkeit der Carmina 14 und 24 (Christusmonogramm), 8 (Christusmonogramm und IESVS-Schriftzug) sowie 19 (Schiff, Christusmonogramm und vota vicennalia) in den Blick zu nehmen. Dabei stellte Lunn-Rockliffe Bezüge zu einer nahezu identischen, auf Gemmen und Ringen des 3./4. Jahrhundert n. Chr. greifbaren Symbolik her. Inwiefern allerdings pagan- bzw. christlich-religiöse Wirkmächte unterstellt werden dürfen, sei im Einzelfall zu prüfen. Die Funktion und (Be-)Deutung eben dieser Zeichen im Falle Optatians kann hingegen – so das Fazit des Vortrags – nur unter Einbezug der damaligen Magiepraktiken begriffen werden.

Als analytischen Kontextualisierungsrahmen wählte JESÚS HERNÁNDEZ LOBATO (Salamanca) die Konzeptkunst des ausgehenden 20. und des 21. Jahrhunderts. Schwerpunktmäßig ging es dem Redner darum, die „conceptual dimension“ der optatianischen Carmina herauszuarbeiten und das damit verbundene Leistungspotenzial nachzuspüren. Zu diesem Zweck untersuchte Hernández Lobato die Anwendung und Funktion vorhandener Konzepte wie Selbstreferenzialität und Metadiskursivität als auch Tautologie, Unendlichkeit und Unvollendetheit. Indem er Schaffensweise und Werk gegenwärtiger Künstler wie beispielsweise Dan Graham, Jorges Luis Borges oder Hanne Darboven in die Untersuchung miteinbezog, ist es Hernández Lobato gelungen, besondere Einblicke und Aufschlüsse zu gewinnen. So konnte er aufzeigen, wie das Werk Optatians spätantike Transformationsprozesse philosophischer, kultureller und insbesondere religiöser Natur verarbeitet und welche Möglichkeiten es dem spätantiken Rezipienten für den persönlichen Umgang mit den entsprechenden Dynamiken anbietet.

In der Abschlussdiskussion herrschte unter den Referentinnen und Referenten Einigkeit darüber, dass das optatianische Kunstwerk einen idealen Anknüpfungspunkt darstellt, um weiterführende Antworten mit Blick auf die sozialen, kulturellen wie auch politischen Umgestaltungsprozesse des spätantiken Roms zu gewinnen. Dabei stellte die Konferenz ebenfalls fest, dass die dem Werk immanenten Erkenntnispotenziale bisher nur in Ansätzen ausgeschöpft worden sind, weitere (Folge-)Untersuchungen zusätzliche wertvolle Aufschlüsse hinsichtlich der genannten Wissenskomplexe zutage fördern könnten. Als konkrete Vorschläge nannten die Anwesenden unter anderem die Auseinandersetzung mit den Scholien, weiterführende Beschäftigungen mit der Intertextualität und der multisensuellen Perzeption der Texte, theologische Untersuchungen unter analytischem Einbezug der Christianisierung wie auch die tiefergehende Erforschung der Gestalt der Corpus.

Die Tagung darf abschließend als Meilenstein für den interdisziplinären Diskurs über Werk und Wirken Optatians gewertet werden, zugleich als wichtige Wegmarke für die weitere akademische Auseinandersetzung mit diesem außergewöhnlichen Panegyriker der konstantinischen Zeit.

Konferenzübersicht:

Dietrich Boschung (Köln): Grußwort

Michael Squire (London): Introduction. Morphogrammata: The Lettered Art of Optatian

Johannes Wienand (Düsseldorf): Publilius Optatianus Porfyrius: Die eigenartige Karriere eines Verfassers hirnverbrannter Versspielereien

Jan Kwapisz (Warschau): Optatian Porfyry and the Order of Court Riddlers

Anna-Lena Körfer (Gießen): Lector ludens: Spiel und Rätsel in Optatians Panegyrik

Ulrich Ernst (Wuppertal): Versus intexti: Optatianus Porfyrius und seine Wirkung auf die mittelalterliche und frühneuzeitliche Gitterdichtung

Irmgard Männlein-Robert (Tübingen): Morphogrammata – Klangbilder? Überlegungen zu Poetik und Medialität bei Optatian

Meike Rühl (Osnabrück): Vielschichtige Palimpseste: Optatians Gedichte als Medium kollektiven und individuellen Erinnerns

Marie-Odile Bruhat (Lille): Le traitement de l’espace dans la poésie d’Optatianus Porfyrius

Martin Bažil (Prag/Rostock): Textus (in)textus: Der Textbegriff bei Optatianus

Aaron Pelttari (Edinburgh): A Lexicographical Approach to the Poetry of Optatianus Porfyrius

Thomas Habinek (California): Optatian Porphyry: Explorations in Ontology?

Petra Schierl (Basel) / Cédric Scheidegger Lämmle (Basel/Cambridge): Herrscherbild und Deutungsmuster: Optatian und die Strukturen des Panegyrischen

Sophie Lunn-Rockliffe (London): Caelestia signa: Optatian’s Use of Christian Signs

Jesús Hernández Lobato (Salamanca): Rethinking Optatian from Contemporary Art: Keys to an Intersystemic Dialogue


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Englisch, Deutsch
Sprache des Berichts