Miteinander leben? Reformation und Konfession im Fürstbistum Osnabrück 1500-1700

Miteinander leben? Reformation und Konfession im Fürstbistum Osnabrück 1500-1700

Organisatoren
Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V.
Ort
Osnabrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.03.2016 - 05.03.2016
Url der Konferenzwebsite
Von
Katja Jensch / Anna Lingnau / Rieke Schole; Graduiertenkolleg Wissensspeicher und Argumentationsarsenal, Universität Osnabrück

Die interdisziplinäre Tagung „Miteinander leben? Reformation und Konfession im Fürstbistum Osnabrück 1500-1700“ wurde vom Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V. in enger Kooperation mit zahlreichen Instituten der hiesigen Universität: Dem Historischen Seminar, dem Interdisziplinären Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, dem Institut für Evangelische Theologie und schließlich dem Kunsthistorischen Institut, organisiert.

Gemeinsam mit Gästen und Vortragenden versuchte man sich dem Zusammenleben der Konfessionen in Osnabrück zu nähern. Während sich in den meisten Hoheitsgebieten des Heiligen Römischen Reiches im Zuge der Reformation konfessionell geschlossene Territorien herausbildeten, vollzog sich im Fürstbistum Osnabrück die Entwicklung hin zu einer gemischtkonfessionellen Gesellschaft. Ziel der Tagung war es, nicht nur das an die Bikonfessionalität geknüpfte macht- und kirchenpolitische Agieren der Obrigkeiten, sondern zugleich verschiedene Ansätze des konfessionellen Miteinanders im Glaubensalltag der Bevölkerung in den Blick zu nehmen und damit die Reformation in Osnabrück sowohl auf Mikro- als auch auf Makroebene zu beleuchten.

Den Auftakt der Tagung bildete KARSTEN IGEL (Münster), der sich ausgehend von der Frage nach einer „Geistlichen Blüte um 1500“ der „Stadt und dem Stift Osnabrück zwischen Stiftsfehde und Reformation“ widmete. So habe sich mit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Wandel im geistlichen Klima vollzogen, der von einer engeren Zusammenarbeit von Bischof, Rat und Domkapitel geprägt gewesen sei. Die Politik des Osnabrücker Rates habe jedoch den allgemeinen Reformbemühungen entgegengestanden. Igel fragte daher nach den Ausgangspunkten der Reformimpulse und welche Bedeutung den einzelnen geistlichen Einrichtungen in diesem Zusammenhang beigemessen werden müsse.

Diesen Punkt griff MARTIN JUNG (Osnabrück) auf und wandte sich den Anfängen der Reformation in Osnabrück zu. Im Zentrum seiner Ausführungen stand der Augustinermönch Gerhard Hecker (1470–1538). Anhand der erhaltenen Korrespondenzen und der postumen Beurteilung Heckers durch den Geschichtsschreiber Hermann Hamelmann (1526–1595) rekonstruierte Jung Heckers Biographie und versuchte ihn in den Netzwerken der frühen Reformatoren zu positionieren. Inwiefern Hecker selbst als Reformator gelten könne, sei laut Jung schwer zu bestimmen: Es hätten sich in dieser Hinsicht keinerlei belastbare Hinweise erhalten.

SIEGRID WESTPHAL (Osnabrück) ging anschließend der Frage nach einer „konfessionellen Indifferenz oder politischen Strategie“ in der Religionspolitik der Osnabrücker Bischöfe im 16. Jahrhundert nach. In diesem Zusammenhang diskutierte sie das Konzept der Konfessionalisierung, die problematischen verfassungsrechtlichen Grundlagen in Osnabrück infolge des Augsburger Religionsfriedens, den inneren Ausbau des Fürstbistums durch die Bischöfe und schließlich die konfessionellen Einflussmöglichkeiten des Domkapitels. Das politische Agieren von Fürstbischöfen und Domkapitel habe bereits vor der offiziellen Anerkennung als bikonfessionelle Stadt 1650 in ein weitestgehend friedliches Miteinander gemündet. Fortan amtierten protestantische und katholische Fürstbischöfe alternierend.

Anschließend lenkte INKEN SCHMIDT-VOGES (Marburg) den Blick auf die Problematik „Ehe und Haus zwischen Konfession, Obrigkeit und Gesellschaft“ unter besonderer Berücksichtigung des 16. Jahrhunderts. Ihren Überlegungen stellte sie einen Umriss des Verständnisses von Ehe und Haus voran, wie es sich in der Zeit um 1500 darstellte. Die Haushalte seien demnach auf nachbarschaftliche Netzwerke angewiesen gewesen und in ihrer Funktion als Schnittpunkte sozialer Ordnung in den „Blickpunkt des obrigkeitlichen Regulierungsinteresses gerückt“. Schmidt-Voges zeigte eine ganze Bandbreite an Forschungsdesiderata auf, beispielsweise der Relationen von Normsetzung und Rechtspraxis oder der gemischtkonfessionellen Ehen und verwandtschaftlichen Beziehungen.

Die angedachte Kurzführung von MONIKA HEGENBERG (Osnabrück) durch die Marienkirche wurde durch einen Kurzvortrag ersetzt. Nach einem Abriss der Baugeschichte widmete Hegenberg sich den bedeutendsten Ausstattungsstücken von St. Marien, die stark von den wechselnden konfessionellen Verhältnissen der Jahrhunderte geprägt seien. Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen standen das Taufbecken, der Hochaltar, die Kreuzigungsgruppe, das Triumphkreuz sowie die Madonna auf der Mondsichel. Die Wiederverwendung der Objekte anstelle eines Austausches bei wechselnder Konfession ließe die Frage nach konfessionsspezifischem Bildwerk respektive fließender Grenzen in der Kirchenausstattung aufkeimen, die bis dato nicht eindeutig beantwortet werden könne.

Den Höhepunkt des ersten Tages bildete der Abendvortag von VOLKER LEPPIN (Tübingen), in dem er den Weg der Entwicklung von einer Religion im Staat zur Toleranz vieler Religionen aufzeigte. Die Korrelationen zwischen Herrschaft und Einheit des Glaubens untersuchte Leppin anhand der Schriften von Thomas von Aquin, Masilius von Padua und Martin Luther und verdeutlichte, dass es im Mittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit nur eine Wahrheit im Glauben geben konnte, weshalb die Akzeptanz der anderen Konfessionen besonders schwierig gewesen sei. Mit der Toleranzfrage sei die Bikonfessionalität schließlich auf drei Ebenen – der des Reiches, der Reichsstädte und in einem Territorium – etabliert und damit der Weg zu einer Toleranz der Religionen geebnet worden.

Zu Beginn des zweiten Tagungstages beschrieb CHRISTOPH HOFFMANN (Hannover) das seiner These nach stark auf die Familienräson bedachte Agieren des Osnabrücker Domkapitels seit dem Beginn der Reformation. So wären nicht konfessionelle Zugehörigkeiten ausschlaggebend für einen Sitz im Domkapitel oder sogar für die Wahl zum Bischof gewesen, sondern die familiären Verbindungen. Erst ein Generationswechsel in den 1590er Jahren habe letztendlich dazu geführt, dass strenggläubige Katholiken in das Domkapitel eingetreten und die tridentinischen Vorgaben ernsthaft angegangen worden seien.

Was an aktiver Kirchenpolitik von Domkapitel und Fürstbischöfen nicht geleistet wurde, sei jedoch vonseiten des Landadels häufig sehr energisch betrieben worden, so OLGA WECKENBROCK (Osnabrück). Dieser habe sich im 16. Jahrhundert auf ein stark ausgeprägtes Kirchenpatronat stützen können. Über Stiftungen und sich daraus ergebende Repräsentationsmöglichkeiten hätten sich große Gestaltungsspielräume geboten, die an einigen Orten ein Ausleben der lutherischen Konfessionen auch gegen den Widerstand der Landesherren ermöglichten.

Sichtbare Zeichen dieser wachsenden Distanz zwischen den Kirchspielen und den zentralen kirchlichen Obrigkeiten seien die Visitationsberichte der Jahre 1624/25 des Albert Lucenius, die GERD STEINWASCHER (Oldenburg) anschließend vorstellte. Lucenius zufolge habe sich das kirchliche Leben in den verschiedenen Gemeinden kaum mit den tridentinischen Vorgaben gedeckt, wobei er insbesondere auf die sehr individuellen Frömmigkeitspraktiken der jeweiligen Pfarrer hinwies. Als Ergänzung zu Lucenius‘ katholischer Sicht auf die Osnabrücker Gemeinden scheint es lohnenswert, protestantische Berichte über die Zustände heranzuziehen und die konfessionellen Zuschreibungen an die Gemeinden zu vergleichen.

Ähnlich wie auf dem Land vollzogen sich während der Reformation auch in Bezug auf das klösterliche Leben im Bistum die Prozesse heterogen, wie RENATE OLDERMANN (Bremen) berichtete. Diese hätten von Verfallserscheinungen und Verweltlichung der Klöster bis zur Ausrichtung an der devotio moderna und der Gegenreformation nach vorherigem Anschluss an die protestantische Kirchenordnung gereicht. Kloster Börstel stelle jedoch eine eigenständige Entwicklung im Raum Osnabrück dar, da es als einziges Kloster in der capitulatio perpetua osnabrugensis als protestantisch eingestuft wurde. Durch die langsame Öffnung zur Reformation habe zudem kein radikaler Bruch, sondern ein allmählicher Wechsel von katholischen Riten und Praktiken zu protestantischen Formen stattgefunden.

FABIAN MASCH (Lüneburg) stellte diesem gemächlichen Übergang das nicht immer friedliche interkonfessionelle Miteinander in der Stadt Osnabrück gegenüber. Die protestantische Bevölkerung habe im Nachklang des Schmalkaldischen Krieges nicht dazu bewegt werden können, wieder katholisch zu werden. Zusätzlich habe es über den charismatischen Prediger Wilhelm Voß calvinistische Einflüsse gegeben, die sowohl von katholischer als auch lutherischer Seite Kritik hervorriefen. Abgesehen von diesem Konflikt sei es aufgrund der mangelnden Überlieferung bisher schwer, ein konkretes Bild der Zustände in Osnabrück im 16. Jahrhundert zu zeichnen.

MONIKA FIEGERT (Osnabrück) thematisierte die geistigen Impulse, welche Martin Luther dem Bildungswesen in der Frühen Neuzeit gab und inwiefern dessen pädagogische Programmatik im Bistum Osnabrück eine Umsetzung erlebte. Luthers Forderungen seien demnach außerhalb des städtischen Raums kaum verwirklicht worden. In der Stadt habe der Versuch gegenseitiger konfessioneller Einflussnahme durch Rat, Domkapitel und Jesuiten, die an der Domschule lehrten, jedoch um 1600 zur mehrfachen Schließung und Neugründung der protestantischen Ratsschule geführt. Weiteren möglichen Konflikten habe ein Verbot der Gründung von reziproken Nebenschulen vorgebeugt.

HERBERT SCHUCKMANN (Badbergen) widmete sich dem „Badberger Simultaneum“, als Resultat der Ausführungsbestimmungen zum Westfälischen Frieden, in welchen dem Kirchspiel Badbergen die Doppelpfarrigkeit beschieden und damit die gemeinschaftliche Nutzung und Finanzierung der Kirche durch beide Konfessionen festgeschrieben wurde. Dies habe eine Teilung der Kirchenausstattung zur Folge gehabt, die jedoch in der Realität lange Zeit nicht zur Umsetzung gelangte. Überhaupt habe zwischen beiden Predigern stets freundschaftlicher Umgang geherrscht, kleinere Differenzen seien zugunsten des größeren Ganzen beigelegt worden, so dass das Badberger Simultaneum als ein Paradebeispiel für Toleranz zwischen den Konfessionen gelten könne.

KLAUS NIEHR (Osnabrück) attestierte der von ihm beschriebenen Translozierung des Hochaltars aus dem Osnabrücker Dom an das Kloster auf dem Gertrudenberg eine maßgebliche Verschiebung in der Liturgie und Frömmigkeit. Die ehedem im Hochaltar verwahrten Reliquien seien zu großen Teilen den Kontributionsforderungen der schwedischen Besatzer zum Opfer gefallen, so dass der Altar zum einen als Relikt einer „lange[n] Leidensgeschichte“, zum anderen als Symbol der rückläufigen Reliquienverehrung fungiere. Der diesem Ereignis immanente Erkenntniszuwachs auf konfessions-, religions- und kunstgeschichtlicher Ebene zeige deutlich, dass die Erforschung von kontextgebundenen Mikrogeschichten künftig unbedingt weiter voranzutreiben sei.

Der Vortrag von MICHAEL ZYWIETZ (Bremen) zur „Kirchenmusik und Reformation in Osnabrück“ entfiel. An seiner Stelle erklärten sich Martin Jung und Klaus Niehr zu einer spontanen, korreferierten Führung durch die Marienkirche bereit, die in Anlehnung an den Vortrag von Monika Hegenberg einer eingehenderen Betrachtung der Ausstattungsstücke von St. Marien gewidmet war. Im Fokus der Führung standen der sich durch ein dezidiert anti-wiedertäuferisches Bildprogramm auszeichnende Taufstein, die Kreuzigungsgruppe, das Altargerät und schließlich der Hauptalter selbst.

Abgerundet wurde der Abend durch das Konzert "Johann Sebastian Bach im Spiegel der Moderne" des Ensemble Horizonte.

Den dritten Tag leitete VOLKER ARNKE (Osnabrück) ein, der die Ebene der Herrschaft über das Fürstbistum Osnabrück nach dem Westfälischen Frieden von 1648 in den Blick nahm. Konkret beleuchtete er die Bedeutung von Konfessionspolitik für das Interesse des Hauses Braunschweig-Lüneburg am Hochstift. Nachdem er die verfassungsrechtlichen Grundlagen (alternierende Sukzession und immerwährende Wahlkapitulation) vorgestellt hatte, die nach 1648/50 die Bikonfessionalität und die Herrschaft über das Hochstift regelten, stellte Arnke anhand von zwei Beispielen das konfessionelle Element der welfischen Dynastiepolitik des 17. und 18. Jahrhunderts in Bezug auf Osnabrück dar.

HERMANN QUECKENSTEDT (Osnabrück) beleuchtete das katholische Prozessions- und Wallfahrtswesen im 16. Jahrhundert. Im Zuge der Reformation habe Hermann Bonnus die Prozessionen und viele Feiertage als scheinheilige Möglichkeit für „Fressen und Saufen“ abgeschafft. In der Hoffnung, dass sich die Bevölkerung durch den gelebten Glauben innerhalb der Prozessionen wieder der katholischen Kirche zuwenden würde, habe Franz Wilhelm von Wartenberg sie wieder eingeführt. Prozessionen und Wallfahrten seien in der Zeit der Reformation in Osnabrück demnach sowohl als religiöses Ausdrucksmittel als auch als politisches Instrument, wie zur Stiftung von Identitäten, genutzt worden.

Dem Erhalt katholischer Rituale wendete sich ebenfalls SABINE REICHERT (Regensburg) zu. Dem Bedarf an einem Fortbestand der religiösen Stiftungen habe nach Überzeugung der Reformation eine Grundlage im Glauben gefehlt, da sie mit der Lehre iustificatio sola fide ihren Sinn für die Sicherung des Seelenheils verloren. Sie wurden deshalb aufgelöst und für die Armenfürsorge verwendet. Mit der Rekatholisierung sei versucht worden, das Stiftungswesen wieder zu etablieren, was jedoch teilweise am Widerstand der evangelischen Bevölkerung scheiterte. So hätten sich die Stiftungen durch die Reformation von einem Gebet für die Toten zu einem Gedenken derselben gewandelt.

CHRISTIAN PETERSEN-DEUPER (Braunschweig) knüpfte mit seinen Ausführungen an diesen Punkt an und wandte sich der evangelischen Gedächtniskultur in Epitaphien und Grabplatten in der Osnabrücker St. Marienkirche zu. Am Beispiel von drei Epitaphien und einer Leichenpredigt versuchte er die Passionsfrömmigkeit als wichtigen Bestandteil der evangelischen Memorialkultur und Sterbepraxis herauszustellen. Der Beitrag konzentrierte sich vorrangig auf die Vorstellung der skulpturalen wie bildlichen Gestaltung der Grabdenkmäler. Dabei wurde Bezug auf die ihr immanenten theologischen Deutungen des Todes genommen und selbige in einen ersten Zusammenhang zur evangelischen iustificatio sola gratia gestellt.

In einem letzten gemeinsamen Vortragsblock berichteten Studentinnen der Universität Osnabrück über die Rezeption der Reformation und Konflikte in Verbindung mit den Jubiläumsfeierlichkeiten in Osnabrück in den nachfolgenden Jahrhunderten.

MANTHANA GROSSE HARMANN-HÖLSCHER (Osnabrück) stellte zunächst die Ergebnisse der Vergleiche der Reformationsjubiläen von 1717 und 1743 vor. NADESHDA DOMKE (Osnabrück) widmete sich den näheren Umständen bei der „Jubelfeier zur Einführung des christlichen Glaubens“ von 1772. In ihrem gemeinsamen Vortrag nahmen KATHLEEN BURREY und KARINA LANDWEHR (beide Osnabrück) schließlich das Reformationsjubiläum von 1843 in den Blick. In diesen Vorträgen zeigte sich, dass sich die Konflikte rund um die Jubiläen auf unterschiedlichsten Ebenen abspielen konnten.

Im Rahmen der von THORSTEN HEESE (Osnabrück), KARSTEN IGEL (Münster) und SUSANNE TAUSS (Osnabrück) geleiteten Abschlussdiskussion wurden die Tagungsergebnisse kurz zusammengefasst. Trotz vielfältiger Konflikte in der Stadt und auf dem Land könne festgehalten werden, dass die Reformation und Konfessionalisierung in Osnabrück friedlich verlief und es zu keinen gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Das konfliktfreie Leben miteinander sei demnach durchaus möglich gewesen, war jedoch stark an die jeweiligen sozialen, religiösen, macht- und kirchenpolitischen Gegebenheiten und Entwicklungen in einem Territorium bzw. angrenzenden Herrschaftsbereichen gebunden. Jedoch müssten für eine eindeutigere Klärung der Frage nach dem Miteinander der Konfessionen die Bereiche von Stadt und Land Osnabrück im Hinblick auf die Reformation und Konfessionalisierung tiefer gehend untersucht werden, als dies bisher geschehen sei. In diesem Zusammenhang sei auch herauszustellen, dass sich die Osnabrücker Entwicklungen nicht nur im Vergleich zu anderen Territorien, sondern auch innerhalb dieses Gebiets selbst sowohl lokal als auch temporal different vollzogen. Eine intensivere Betrachtung bzw. Analyse von alltagsgeschichtlichen Quellen, die möglicherweise in den Beständen der Pfarrarchive zu finden sind, sei angebracht. Auch Kirchenausstattungen und Kunstwerke müssten neu als Quellen entdeckt und auf konfessionelle Besonderheiten und Bildsprache hin untersucht werden.

Neben der Publikation der Beiträge in einem Tagungsband gibt es Überlegungen die Forschungsergebnisse mittels einer Wanderausstellung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Den gleichen Zweck verfolgen Bestrebungen für eine koordinierende Internetplattform zum Reformationsjubiläum.

Konferenzübersicht:

Begrüßungen und Grußworte
Karsten Igel (Münster): Geistliche Blüte um 1500? Stadt und Stift Osnabrück zwischen Stiftsfehde und Reformation

Martin Jung (Osnabrück): Gerhard Hecker und die Anfänge der Reformation in Osnabrück

Siegrid Westphal (Osnabrück): Konfessionelle Indifferenz oder politische Strategie? Die Religionspolitik der Bischöfe im konfessionellen Zeitalter

Inken Schmidt-Voges (Marburg): Ehe und Haus zwischen Konfession, Obrigkeit und Gesellschaft. Forschungsperspektiven für das 16. Jahrhundert in Osnabrück

Monika Hegenberg (Osnabrück): Die Kirche St. Marien in Osnabrück

Volker Leppin (Tübingen): Den anderen aushalten. Bikonfessionalität als Folge der Reformation (öffentlicher Abendvortrag)

Christian Hoffmann (Hannover): Konfessioneller Pragmatismus – religiöse Überzeugungen – Familienräson. Das Osnabrücker Domkapitel und seine Kanoniker im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung

Olga Weckenbrock (Osnabrück): Von Interessen und Pflichten. Der Osnabrücker Adel und das Kirchenpatronat im Reformationszeitalter

Gerd Steinwascher (Oldenburg): Konfessioneller Wildwuchs oder Normalität eines religiösen Alltags? Kirchliches Leben auf dem Land im Hochstift Osnabrück in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts

Renate Oldermann (Bremen): Der Prozess der Konfessionalisierung, seine Folgen für das Stift Börstel sowie weitere Klöster und Stifte im Osnabrücker Land

Fabian Masch (Lüneburg): „das es gereiche zur aufbauwung und nicht zur verstorung der kirchen“ – Konfessionelle Konflikte in der Stadt Osnabrück nach 1543

Monika Fiegert (Osnabrück): „... die allerbesten Schulen, beide für Knaben und Maidlein an allen Orten aufzurichten...“ – Ideengeschichte, programmatische und realgeschichtliche Zugänge zu den Auswirkungen der Reformation auf das Schulwesen im Hochstift Osnabrück

Herbert Schuckmann (Badbergen): Konfessionelle Ausprägungen der Kirchenausstattung in der Region: Das Badberger Simultaneum

Klaus Niehr (Osnabrück): Geschenkt. Ein Ereignis aus dem Jahre 1662 und seine konfessionsgeschichtliche Bedeutung

Michael Zywietz (Bremen): Kirchenmusik und Reformation in Osnabrück (entfiel)

Volker Arnke (Osnabrück): Konfession und Politik. Dynastische Einflussnahme auf das Hochstift Osnabrück nach 1648

Hermann Queckenstedt (Osnabrück): „Alfantzerey“ oder seligmachendes „Wunder-Werck“? Wallfahrten und Prozessionen im Spannungsfeld konfessioneller Konkurrenz im Hochstift Osnabrück

Sabine Reichert (Regensburg): Für immer und ewig? Religiöse Stiftungen in der Stadt Osnabrück im 15. und 16. Jahrhundert

Christian Petersen-Deuper (Braunschweig): Memoria und Begräbniskultur am Beispiel der Epitaphien und Grabplatten in St. Marien

Kathleen Burrey, Nadeshda Domke, Manthana Grosse Harmann-Hölscher, Karina Landwehr (Osnabrück): Konfessionelle Erinnerungskultur in der Stadt Osnabrück im 18. und 19. Jahrhundert

Schlussdiskussion


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