Quo vadis Landesgeschichte? Neue Ansätze zur Erforschung der Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen

Quo vadis Landesgeschichte? Neue Ansätze zur Erforschung der Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen

Organisatoren
Historische Kommission zu Berlin e.V.
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.12.2015 - 05.12.2015
Url der Konferenzwebsite
Von
Sabine Altmann, Berlin

Die Historische Kommission zu Berlin e.V. hat es sich seit dem Sommer 2014 zur Aufgabe gemacht, verstärkt den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Ausdruck dessen ist die Etablierung des Netzwerks HiKo_21, das jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen den Austausch zu aktuellen Forschungsfragen ermöglicht und in dessen Rahmen methodische Workshops angeboten werden (http://www.hiko-berlin.de/projekte/hiko-21).

Einen forschungsorientierten Workshop veranstaltete die Kommission vom 4. bis 5. Dezember 2015, der zugleich der 2. Nachwuchsworkshop des Programms war. Unter dem Titel „Quo vadis Landesgeschichte? Neue Ansätze zur Erforschung der Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen“ trafen an beiden Tagen Nachwuchswissenschaftler/-innen mit namhaften und etablierten Fachkollegen/-innen der Landesgeschichte zusammen, um die Perspektiven berlin-brandenburgisch-preußischer Landesgeschichte im 21. Jahrhundert auszuloten.

Vor dem Hintergrund des institutionellen Schwunds der Landesgeschichtsforschung erscheint es mehr als wichtig, sich mit den Stärken und Schwächen dieser Teildisziplin auseinanderzusetzen. So war der Workshop initiiert worden, um die Verknüpfung der Landesgeschichte mit der Reichsgeschichte zu befördern und dem Nachwuchs ein konstruktives Forum zu bieten, seine Forschungen zu präsentieren. In sieben Sektionen wurden 17 Forschungsberichte vorgetragen, die in einer Gliederung nach Epochen, verschiedene Forschungsfelder der berlin-brandenburgischen-preußischen Landesgeschichte beleuchteten.

Den inhaltlichen Rahmen und eine hervorragende Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Tagungsthema boten sowohl die Einführungsworte von PETER BAHL (Potsdam) und der Abendvortrag von FRANK GÖSE (Potsdam) als auch die den entsprechenden Sektionen sinnvoll vorangestellten Keynotes der Moderatoren MICHAEL MENZEL (Berlin) und THOMAS SCHAARSCHMIDT (Potsdam). Die Landesgeschichte kann mit ihrer interdisziplinären Ausrichtung und komparatistischen Ansätzen einen wesentlichen Beitrag für die Geschichtswissenschaft bieten, auch, indem sie aktuelle und innovative Fragestellungen an die Quellen richtet, moderne Forschungsansätze nutzt, um die historische Erforschung einer bestimmten Region voranzutreiben, so wie es auch Peter Bahl in seiner Einführung forderte.

Dem Tagungsziel entsprechend plädierten Michael Menzel und Frank Göse für das Mittelalter und die Frühe Neuzeit für eine verstärkte Verknüpfung von Reichs- und Landesgeschichte. Perspektivwechsel auf einzelne Entwicklungen und deren detaillierte Untersuchung können dabei neue Sichtweisen auf das Verhältnis von Reich und Mark Brandenburg eröffnen, wie das Michael Menzel anhand verschiedener Beispiele herausarbeitete. Brandenburg und das Reich waren im Mittelalter keineswegs ein selbstverständliches Duo und schon gar nicht sei Brandenburg als geradliniger Vorläufer Preußens zu verstehen. Einen Perspektivwechsel mahnte auch Frank Göse an. Durch eine Betrachtung verschiedener Teilaspekte der brandenburgisch-preußischen Geschichte und einen Vergleich mit anderen Reichsterritorien stellte er die von der Forschung immer wieder postulierte Sonderrolle und Vorbildfunktion Preußens im frühneuzeitlichen Reich in Frage und entfächerte ein breites Band an zukünftigen Forschungsansätzen. Beide Referenten wiesen zugleich auf die Menge der noch zu hebenden Quellenschätze in hiesigen wie in Wiener Archiven hin. Thomas Schaarschmidt sah in Detailstudien oder in der Untersuchung einzelner Gruppen die Möglichkeit, historische Prozesse in ihrer Gesamtheit besser zu verstehen und die Region in größere historische Zusammenhänge einzubetten. In der zeitgeschichtlichen Sektion fragte er einerseits nach den gesellschaftlichen Veränderungen im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne und den Auswirkungen von Modernisierungstendenzen auf einzelne Gruppen. Zum anderen fasste er unter der Überschrift Metropole und Umland Forschungsfragen zusammen, die sich mit den Rückwirkungen verschiedener Prozesse, Entscheidungen und politischer Entwicklungen auf das Umland befassen.

Der sehr guten inhaltlichen Vorbereitung der Tagung ist es sicher geschuldet, dass die Vorträge in den Sektionen im Wesentlichen dieser Eröffnung neuer Perspektiven entsprachen und ein weites Spektrum neuer Forschungsansätze vorgestellt wurde. Diese ergaben sich aus der Verknüpfung von Reichs- und Landesgeschichte, einer komparatistischen Arbeitsweise und aus der Nutzung von Methoden und Fragestellungen anderer Disziplinen.

Bereits in den ersten beiden Sektionen wurde die erhebliche Bereicherung der Forschung durch die Verknüpfung von Reichs- und Landesgeschichte und einer komparatistischen Arbeitsweise deutlich. So widmete sich DORIS BULACH (Berlin) einem Vergleich des Kanzleiwesens des Reiches mit dem der Mark Meißen und der Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert. Anhand der Einführung der Registertechnik in beiden Landesherrschaften, der personellen Verknüpfung in der Administration und der durch die gezielte Heiratspolitik Ludwigs IV. geschaffenen Verbindungen zwischen den Herrscherhäusern konnte sie erste Hinweise auf gegenseitige Einflüsse aufzeigen. Anscheinend waren diese Maßnahmen Ausdruck eines politischen Willens nach einer intensiveren Erfassung der untersuchten Herrschaftsgebiete. Bulach konnte mit ihren Untersuchungen einen wesentlichen Beitrag zur Neubewertung der Regierungstätigkeit Ludwigs IV. bieten, die in der Forschung bisher vergleichsweise gering bewertet wurde.

Zwei Landesherrschaften und ihr Verhältnis zueinander untersuchte auch PHILIP HAAS (Marburg) in seiner Studie zum Haus Hessen-Kassel als Heiratspartner der Hohenzollern. Seine dynastisch ausgerichtete Analyse zeigte, dass das Verhältnis der beiden Häuser keineswegs durch die Dominanz der Hohenzollern geprägt war. Es stellte sich vielmehr als ein „Wechsel von Kooperation und Konkurrenz“ (Haas) dar, wobei beide Häuser, ihre Verbindungen und verwandtschaftlichen Beziehungen für ihre politischen Ambitionen gezielt einsetzten und gewinnbringend nutzten. Unter Berücksichtigung der Reichsperspektive konnte Haas zudem zeigen, dass die Auseinandersetzungen vom Streben beider Häuser nach einer europäischen Königskrone geprägt waren und geschickte Allianzen die reichsweit wirkenden Netzwerke nicht nur begründeten sondern auch wesentlich stärkten.

Eine komparatistische Studie zum Gesandtschaftszeremoniell des Berliner Hofes um 1700 stellte ELISABETH RUFFERT (Potsdam) vor. Sie konnte verdeutlichen, wie stark sich das Gesandtschaftszeremoniell Preußens an jenes anderer Häuser anlehnte, den reichsweit geltenden symbolischen Normen gehorchte. So maß auch der Soldatenkönig, entgegen gängiger Vorstellung, dem Gesandtschaftszeremoniell erhebliche Bedeutung zu. Damit konnte sie nachweisen, dass die Sonderwegthese Preußens in Bezug auf das Gesandtschaftszeremoniell nicht zu halten ist.

In einen reichsweiten Kontext stellte auch ROBIN VILLAIN (Potsdam) seine Untersuchungen zum kurmärkischen Domanium bis zum frühen 18. Jahrhundert. Sein Vortrag war vor allem aber durch ein Plädoyer für die Erhaltung der Landesgeschichte geprägt, die vor dem Hintergrund der hochschulpolitischen Entscheidungen im Land Brandenburg auch in Potsdam vor dem Aus steht, so wie das an den Berliner Universitäten bereits in den Jahren zuvor geschehen ist.

Vielfältige Möglichkeiten für eine moderne Landesgeschichtsforschung ergeben sich auch aus der Nutzung von Methoden und Fragestellungen anderer Forschungsgebiete und Wissenschaftszweige. Eine Öffnung zu diesen Ansätzen hin kann die Landesgeschichtsforschung erheblich erweitern.

Resultate verschiedener naturwissenschaftlicher Untersuchungen verband die Archäologin CLAUDIA MELISCH (Berlin) mit ihrer Arbeit, deren Ergebnisse sie gemeinsam mit der Historikerin INES GARLISCH (Berlin) in ihrem Vortrag zur mittelalterlichen Besiedlung Berlins präsentierte. Die bereits in den 1990er-Jahren von Winfried Schich an der Humboldt-Universität angeregte und praktizierte Zusammenarbeit von Geschichtswissenschaft und Archäologie nutzen die beiden Wissenschaftlerinnen auch für ihr Projekt. Anhand des Befundes einer besonderen Bestattung entwickelten sie Fragestellungen und Interpretationsmodelle, die einen Einblick in die Verfassung einer spätmittelalterlichen Stadt ermöglichen. Gleichzeitig ergaben sich wesentliche Resultate aus einer Gegenüberstellung mit Befunden eines vergleichbaren Platzes in Großbritannien.

Einen relativ neuen Forschungszweig nutzte SASCHA BÜTOW (Rostock) für seine Untersuchungen zu Infrastrukturbauten und zur Verkehrspflege als Kennzeichen des bonum commune im Kurfürstentum Brandenburg während des 15. und 16. Jahrhunderts. Dabei ergeben sich aus seiner Schwerpunktsetzung einerseits neue Forschungsfragen und Erkenntnisse für die Landesgeschichtsforschung. Andererseits kann die Landesgeschichte mit ihren Methoden Ergebnisse präsentieren, die zu einer Neubewertung von Teilbereichen der Infrastrukturgeschichte führen. So sei beispielsweise die Annahme, die Verkehrspflege wäre weitgehend vom Eigennutz des Herrschers geprägt gewesen, nicht aufrechtzuerhalten. Vielmehr konnte Bütow ein fruchtbares Wechselspiel zwischen dem Regenten und den Landständen darlegen.

Auch ULRIKE STRÄSSNER (Potsdam) nutzte für ihre Forschungen mit der Geschlechtergeschichte eine geschichtswissenschaftliche Spezialisierungsrichtung, deren Methoden eine klare Erweiterung der traditionellen Landesgeschichtsforschung bieten und die bisher kaum mit der Landesgeschichte verbunden wurden. Strässner stellte in ihren Ausführungen die Normative der berlin-brandenburgischen Landesgeschichtsforschung in Frage, so den auf das 18.–20. Jahrhundert gerichteten zeitlichen Schwerpunkt. Zudem konzentriere sich Landesgeschichte, die überwiegend als Entwicklungsgeschichte eines Staates geschrieben werde, auf Männer. Ein erweitertes Verständnis von Herrschafts-, Organisations- und Kommunikationsprozessen innerhalb der Hohenzollerndynastie könne sich ergeben, wenn Frauen dagegen als Teil der reichspolitischen Elite wahrgenommen werden, als Teil eines Herrscherpaares, das auch als Arbeitspaar fungierte. So sei danach zu fragen, wie Frauen ihre sozialen und dynastischen Netzwerke nutzten, wie das Umfeld der Fürstinnen strukturell erschlossen werden kann, um ihre Handlungsoptionen beleuchten zu können.

Aus der Sicht eines Soziologen ging JOHANNES GÖBEL (Ottobrunn) dem preußischen Aufstieg im 18. Jahrhundert nach. Ihm zufolge sei es wesentlich, die Außensicht der europäischen Nachbarn bei der Bewertung des preußischen Staates im 18. Jahrhundert einzubeziehen und damit das Verständnis für dieses historische Phänomen zu erweitern. Er verdeutlichte, wie wichtig die Anerkennung des Aufsteigers durch die etablierten Monarchien war und arbeitete drei Stufen eines Anerkennungsprozesses heraus, den er exemplarisch am Beispiel Österreichs erläuterte. Nicht nur ökonomische, militärische oder geopolitische Faktoren seien für diesen Aufstieg Preußens wichtig gewesen, sondern auch die Höherstufung durch die europäischen Verbündeten bzw. Konkurrenten.

Fruchtbare Felder für die zukünftige brandenburgisch-preußische Landesgeschichtsforschung stellen ohne Zweifel auch Untersuchungen zu sozialen Randgruppen dar. Die Vorträge von ANNE GNAUSCH (Berlin) und OLIVER GAIDA (Berlin) stellten Arbeiten vor, die verschiedene gesellschaftliche Gruppen thematisierten. Der Beitrag von Gnausch befasste sich mit dem Suizid zur Zeit der Weimarer Republik in der Provinz Brandenburg und in Berlin. Anhand der Arbeit und der Vernetzung von Einrichtungen der Suizidentenfürsorge konnte sie den Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Suiziden aufzeigen. Zunächst in einer christlich geprägten Kultur negativ bewertet, wandelte es sich zu einem sozialen und pathologischen Phänomen bis hin zu einer gesamtgesellschaftlich reflektierten Erscheinungsform. Damit bot sie einen Beitrag zur Erforschung von Prozessen der Urbanisierung und Modernisierung sowie des Verhältnisses von Metropole und Umland, so wie das Schaarschmidt gefordert hatte. Gaida korrigierte mit einem regionalen Fokus auf die in der NS-Zeit stigmatisierten „Asozialen“ das Bild eines ausschließlichen Führerstaates, in dem er der Frage nachging, wie im Falle der nationalsozialistischen „Asozialen“-Verfolgung Handlungsspielräume von Verantwortlichen genutzt wurden. Die Schlüsselrolle, die einzelne Personen mit ihren Entscheidungen in den Verfolgungsprozessen übernahmen, ist bisher wenig untersucht. Am Beispiel Karl Spiewoks, des Leiters des Landeswohlfahrts- und Jugendamtes, ging er diesen Prozessen nach und konnte eine erhebliche Entscheidungsfreiheit nachzeichnen. Zugleich plädierte er dafür, althergebrachte historische Zäsuren stärker zu hinterfragen, um personelle und damit auch strukturelle Kontinuitätslinien, die systemübergreifend wirkten, herauszuarbeiten.

Einzuordnen ist in diesen Zusammenhang auch der Vortrag von VERENA BUSER (Berlin), die sich mit den in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten Juden und deren Auseinandersetzung mit der allseits drohenden Lebensgefahr beschäftigte. So wurden junge Menschen in den von Buser untersuchten Hachschara-Ausbildungsstätten essentielle handwerkliche und landwirtschaftliche Fähigkeiten vermittelt, die sie im möglichen Exil einsetzen sollten. Indem Buser die brandenburgische Topographie dieser Stätten beleuchtete, bot sie einen Einblick in das Netz von Ausbildungsorten des Berliner Umlandes und einen wichtigen Beitrag zur Holocaustforschung.

Wie regionale Lücken, die innerhalb der Geschichtswissenschaft zu bereits untersuchten Themen mit Hilfe landesgeschichtlicher Studien geschlossen werden können, offenbarte die Präsentation von AXEL WEIPERT (Berlin), der die Rätebewegung in Berlin in den Jahren 1919/20 untersuchte. Bislang konzentrierte sich die Forschung wenig auf Berlin und vernachlässigte wichtige Phänomene wie die Schüler- und Betriebsräte oder die Demonstration vor dem Reichstag am 13. Januar 1920. Dank seiner regional fokussierten Studie konnte er eine Neubewertung der Bewegung bieten und das Bild traditioneller Organisationsstrukturen der Arbeiterbewegung in Frage stellen, vor allem in der bisher wenig untersuchten Phase der Bewegung nach 1919.

Teil einer modernen Landesgeschichtsforschung wie sie in diesen beiden Tagen vorgestellt wurde, ist auch die Rezeptionsgeschichte. So nutzte SISSIE-CARLOTTA HILGENSTEIN (Berlin) rezeptionsgeschichtliche Ansätze, um den Wandel des Bildes von Barbara von Brandenburg in der Forschungsliteratur des 19. bis 21. Jahrhunderts zu skizzieren. Ebenfalls rezeptionsgeschichtlich ausgerichtet war der Beitrag von SEBASTIAN HUNDT (Jena), der zudem wissenschaftsgeschichtlich orientiert nach dem Preußenbild im Werk des Historikers Friedrich Meinecke fragte. Seine Frage, ob die Methode Meineckes, Ideengeschichte mit Politikgeschichte zu verbinden, heute noch aktuell ist, wurde im Anschluss kontrovers diskutiert und konnte nicht abschließend beantwortet werden. Zu vielfältig sind die Ansätze, es zeigte sich aber, wie befruchtend sich der Austausch zwischen Experten und Nachwuchskräften gestalten kann.

Derartig lebhafte Diskussionen schlossen sich einer ganzen Reihe von Vorträgen an. Sie offenbarten ein hohes Interesse an den einzelnen Themen, zielten mit kritischen Anmerkungen aber auch immer wieder auf die Methodik der einzelnen Untersuchungen und die Möglichkeiten und die Positionierung einer zukünftigen Landesgeschichtsforschung.

Die beiden Workshop-Tage haben sehr deutlich gezeigt, dass sich mit dem Netzwerk Hiko_21 ein junges Forum für den (nachwuchs)wissenschaftlichen Austausch zu landesgeschichtlichen Themen etablieren lässt. Der von Ellen Franke geäußerte Wunsch, dass die Landesgeschichte trotz ihrer institutionellen Schwäche den Blick – insbesondere zur Reichsgeschichte – öffnen möge, hat dabei offenbar bereits in vielen Ansätzen seine Erfüllung gefunden. So spiegelte sich nicht zuletzt im Programm die äußerst interessante thematische, methodische und zeitliche Auffächerung landeshistorischer Fragestellungen wider. Diese Vielfalt bietet eine Chance, die Landesgeschichte aus ihrem Nischendasein zu befreien, wie in der Schlussdiskussion deutlich hervorgehoben wurde. Dass dies möglich ist und sich daraus zugleich eine Bereicherung für die unterschiedlichen Zweige historischer Forschung ergibt, hat diese äußerst gelungene Veranstaltung gezeigt.

Konferenzübersicht:

Sektion 1 – Einblicke ins Mittelalter

Keynote und Moderation
Michael Menzel (Berlin): Die Mark Brandenburg und das Reich – Einsichten und Ausblicke

Ines Garlisch & Claudia Melisch (Berlin): Medieval Population and Space - Wer waren die ersten Berliner?

Doris Bulach (Berlin): Wechselseitige Beeinflussung oder unabhängige Entwicklungen? Das Kanzleiwesen des Reiches und der Territorialherrschaften der Mark Meißen und der Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert im Vergleich

Sektion 2 – Die Heiratspolitik der Hohenzollern
Moderation: Christiane Salge (Berlin) nicht anwesend, statt dessen Gaby Huch (Berlin)

Sissie-Carlotte Hilgenstein (Berlin): Barbara von Brandenburg in der Forschungsliteratur: Mit welchen Ansprüchen wurde über die Hohenzollernprinzessin geschrieben und wie wurde ihre Person bewertet?

Ulrike Sträßner (Potsdam): Jenseits des Normativs – Landesgeschichte trifft Geschlechtergeschichte

Philip Haas (Marburg): „Traditionelle“ Heiratspartner oder dynastische Konkurrenten? Die gemeinsame Ehepolitik und das politisch-dynastische Verhältnis Brandenburg-Preußens und Hessen-Kassels (1649-1715)

Sektion 3 – Innovation braucht das Land
Moderation: Klaus Neitmann (Potsdam)

Sascha Bütow (Rostock): „Gemeiner Landschafft zu gute“ – Infrastrukturbauten und Verkehrspflege als Ausweise des „bonum commune“ im Kurfürstentum Brandenburg während des 15. und 16. Jahrhunderts

Robin Villain (Potsdam): Das Domanium im Vergleich: Territoriale Schlaglichter auf ein reichsweites Phänomen

Öffentlicher Abendvortrag
Frank Göse (Potsdam): Zischen Marginalisierung und Übermächtigung: Die Stellung Brandenburg-Preußens im frühneuzeitlichen Reich

Sektion 4 – Zeremoniell und Macht
Moderation: Frank Göse (Potsdam)

Elisabeth Ruffert (Potsdam): Das Gesandtschaftszeremoniell Brandenburg-Preußens um 1700 als Teil der Zeremonialpraxis im Alten Reich

Johannes Andreas Goebel (Ottobrunn): Schlesien als Symbol für den Aufstieg Preußens zur Großmacht. Die Reaktion Österreichs auf die Siege Preußens im Österreichischen Erbfolgekrieg und im Siebenjährigen Krieg

Sektion 5 – Neues zum Preußenbild?
Moderation: Ingeborg Schnelling-Reinicke (Berlin) nicht anwesend, statt dessen Ellen Franke (Berlin)

Thomas Dahms (Frankfurt an der Oder): Preußische Toleranz – Höhere Verwaltungsbeamte und die preußische Judenpolitik zwischen 1750 und 1806 (abgesagt)

Sebastian Hundt (Jena): Wie „chic“ war Preußen? Friedrich Meinecke und das Preußen-Problem

Sektion 6 - Dschungel Berlin? Abweichler neu betrachtet

Keynote und Moderation
Thomas Schaarschmidt (Potsdam): Die deutsche Hauptstadtregion in Kaiserreich, Republik und NS-Diktatur – Forschungsfragen und Desiderate

Anne Gnausch (Berlin): Die Großstadt als „Brutstätte des Selbstmords“? Selbsttötungen in Berlin und der Provinz Brandenburg in Kaiserreich und Weimarer Republik

Oliver Gaida (Berlin): Die Formierung der nationalsozialistischen „Asozialen“-Verfolgung in Groß-Berlin und der Provinz Brandenburg

Sektion 7 – Zäsuren: Revolution und Vertreibung
Moderation: Christoph Kreutzmüller (Berlin)

Axel Weipert (Berlin): Die Zweite Revolution. Rätebewegung in Berlin 1919/1920

Verena Buser (Berlin): Nach der NS-Machtübernahme: Hachsharot in Berlin und Brandenburg

Abschlussdiskussion
Moderation: Ellen Franke

Frank Göse (Potsdam), Michael Menzel (Berlin), Thomas Schaarschmidt (Potsdam)


Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
Sprache des Berichts