Sozialgeschichte des Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert: Workshop des Archivs für Sozialgeschichte

Sozialgeschichte des Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert: Workshop des Archivs für Sozialgeschichte

Organisatoren
Archiv für Sozialgeschichte
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2015 - 16.10.2015
Url der Konferenzwebsite
Von
Tobias Kühne, Archiv der sozialen Demokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

Das von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) herausgegebene Archiv für Sozialgeschichte (AfS) wird sich 2016 dem Thema „Sozialgeschichte des Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert“ widmen. In dem Band soll der Frage nach Entwicklungen und Strukturproblemen des Kapitalismus in der westlichen Moderne ebenso nachgegangen werden wie dessen globaler Verflechtungen und Interdependenzen.

Zur Vorbereitung und Diskussion des Bandes lud das Archiv für Sozialgeschichte am 15./16. Oktober 2015 in Bonn zu einem Workshop zum Thema ein, den MEIK WOYKE (Bonn) stellvertretend für die gesamte AfS-Redaktion mit einer thematischen Einführung eröffnete.

Im ersten Panel standen verschiedene Ausprägungen des Wertpapierhandels in wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Perspektive im Vordergrund. THOMAS ADAM (Arlington) verglich die staatliche Defizitfinanzierung über Staatsanleihen in den USA und Deutschland vom 18. bis in das 19. Jahrhundert. Die Ausgabe von Staatsanleihen sei zu Beginn eng verflochten mit der Finanzierung kriegerischer Auseinandersetzungen, in diesem Falle des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und der napoleonischen Kriege. Später kam zudem noch die Finanzierung von Infrastrukturprojekten hinzu. Der Erste Weltkrieg wurde dann in beiden Staaten überwiegend durch die Ausgabe von Kriegsanleihen finanziert. Im Ländervergleich wurden zwei deutlich unterscheidbare Formen der Staatfinanzierung per Anleihen deutlich. In Deutschland mussten Stiftungskapitalien per Gesetz in niedrig verzinste und unkündbare Staatsanleihen investiert werden, womit sich der Staat per gesetzlichem Zwang einen eigenen Kapitalmarkt mit günstigen Konditionen schuf. Dieses Verfahren lief auf eine politisch gewollte permanente Staatsschuld hinaus. In den USA hingegen mussten Staatsanleihen auf dem freien Markt platziert werden und unterlagen damit deutlichen konjunkturellen Schwankungen.

Ebenfalls mit einem deutsch-amerikanischen Vergleich arbeitete BORIS GEHLEN (Bonn) in seinem Beitrag zur sozialen Praxis des Börsenhandels im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Gemeinsam war in beiden Ländern das Selbstbild der Akteure als effiziente, an Wachstum und Wohlstand orientierten „ehrbaren Kaufleuten“. Demgegenüber waren Fremdbilder von gierigen, für Krisen im Kapitalismus verantwortlichen „Spekulanten“ verbreitet. Diese negativen Stereotype konnten auch innerhalb der Gruppe der Börsenhändler zur Selbstlegitimierung durch die Stigmatisierung einzelner Spekulanten in den eigenen Reihen verwendet werden, wobei diese Zuschreibungen weniger von tatsächlichen Verfehlungen als von vorhandenen Machtressourcen abhingen. Während sich die Börsenhändler in den USA per Kooptation weitgehend selbst organisierten und regulierten und dabei ein hohes Maß an Gruppenidentität und Konformität herausbildeten, herrschte in Deutschland ein wesentlich höheres Maß an staatlicher Regulierung sowohl hinsichtlich des Börsenzugangs als auch der finanziellen Transaktionen. Dennoch bildeten sich in beiden Ländern an den Börsen oligarchische Strukturen heraus, die über ein hohes Maß an Selbstständigkeit gegenüber anderen Akteuren verfügten, was die Börsenhändler auch zu nutzen wussten.

Diese Sichtweise wurde auch von dem Beitrag von MICHAEL BUCHNER (Regensburg) gestützt, der sich mit den Reaktionen der Berliner Fondsbörse auf das restriktive Börsengesetz von 1896 beschäftigte. Die Einschränkungen beziehungsweise Verbote von bestimmten Handelsgeschäften wurden, so sein Fazit, an der Börse zielgerichtet unterlaufen und das faktische Scheitern des Börsengesetzes wurde seitens des Staates ohne größere Widerstände akzeptiert.

Einen ganz anderen Blick auf Kapitalmärkte warf JÜRGEN FINGER (München), der das Phänomen des grauen Kapitalmarktes und der dort handelnden Kleinanleger in Paris in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorstellte. In Paris entwickelte sich ein unübersichtlicher, weitgehend unregulierter und heterogener Kapitalmarkt, auf dem fast ebenso große Summen umgesetzt wurden wie im Parketthandel. Die Besonderheit dieses Marktes lag vor allem darin, dass Gruppen wie Frauen oder Mittellose in die Kapitalmärkte einbezogen wurden und mit häufig hochspekulativen oder verbotenen spekulativen Praktiken für die Verbreitung kapitalistischer Mentalitäten sorgten, die nicht nur von ökonomischen Erwägungen und Zwängen geprägt waren.

In der folgenden Diskussion wurde von JÜRGEN KOCKA (Berlin) die Frage aufgeworfen, ob Kapitalismus beziehungsweise an kapitalistischen Strukturen orientiertes Handeln den Akteuren jenseits ökonomischer Erwägungen auch Freude bereiten könne. Diese Frage wurde im Verlauf des Workshops wiederholt aufgegriffen.

Die Beiträge des zweiten Panels konzentrierten sich auf die – mentale und organisatorische – Integration kapitalistischer Strukturen in ausgewählte europäische Gesellschaften der Nachkriegszeit. WIM DE JONG (Amsterdam/Nijmegen) stellte das neokorporatistische „Poldermodell“ in den Niederlanden nach 1945 vor. Geleitet von Vorstellungen eines „humanen Kapitalismus“ oder eines „Dritten Weges“ gelang der Aufbau eines spezifisch niederländischen Modells der Sozialpartnerschaft.

Die soziale Praxis von Finanzspekulationen bei Kleinanlegern in Großbritannien in der Nachkriegszeit nahm KIERAN HEINEMANN (Cambridge) in den Blick. Trotz politischer Bedenken sowohl seitens der Labour Party als auch konservativer Regierungen stieg die Zahl der Aktionäre seit den 1950er-Jahren kontinuierlich an. Dieser Wandel wurde begleitet durch eine zunehmende Ratgeberliteratur und nahm teilweise die Form eines populären Glückspiels an. Ähnlich wie Sportwetten wurde der Wertpapierhandel für viele Briten zu einer Art Hobby, der von einer Schwächung religiöser Wertvorstellungen und der zunehmenden Individualisierung begünstigt wurde.

An diese Prägungen konnte die konservative Regierung Thatcher in den 1980er-Jahren anschließen, wie SINA FABIAN (Potsdam) erläuterte. Das Modell des „Volkskapitalismus“ sollte breiten Bevölkerungsschichten den Erwerb von Wohlstand ermöglichen. Um dies zu gewährleisten, wurden Käufern von Sozialwohnungen und von Aktien ehemaliger Staatsunternehmen am freien Markt vorbei günstige Konditionen eingeräumt, etwa durch Preisnachlässe, günstige Kredite und die Möglichkeit von Ratenzahlungen. Diese Maßnahmen erhöhte zwar die Zahl von Wohnungseigentümern und Aktionären erheblich, führte aber gleichsam aufgrund der Verschuldung privater Haushalte zu verschärfter sozialer Ungleichheit.

Die Darstellung von Strategien zur Verarbeitung von Krisen im Kapitalismus bildete den Schwerpunkt des dritten, den ersten Tag des Workshops abschließenden Panels. CATHERINE DAVIES (Hagen) stellte die Reaktionen in Deutschland und den USA auf die Finanzkrise von 1873 dar und warf die Frage auf, inwieweit die Folgen im Rahmen einer moralischen Ökonomie eingehegt werden konnten. In Deutschland wurde das Bild des geschädigten Kleinanlegers gezeichnet, der aufgrund von persönlich zurechenbaren wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen um sein Eigentum gebracht worden sei. Dieser personalisierte Diskurs war häufig antisemitisch und verschwörungstheoretisch eingefärbt. Demgegenüber wurde die Finanzkrise in den USA als ein moralisches und strukturelles Problem der Gesamtgesellschaft gedeutet, das aber keine grundlegende Systemkritik nach sich zog.

War die nationalsozialistische Ideologie vor 1933 kapitalismuskritisch? Diese Frage erörterte CHRIS SZEJNMANN (Loughborough). Dabei legte er dar, dass der Antikapitalismus der Nationalsozialisten, ähnlich wie die Vorstellung einer Volksgemeinschaft, keine politische Handlungsanleitung, aber auch keine bloße propagandistische Nebelwand gewesen sei. Vielmehr wurde die prinzipielle Bejahung des Privateigentums mit dem Vorrang von Gemeinnutz vor Eigennutz verknüpft und die Kapitalismuskritik rassistisch und antiwestlich aufgeladen. Darüber hinaus wies Szejnmann auf Parallelen zwischen antikapitalistischen Diskursen innerhalb der NSDAP und der katholischen Kirche hin, die sich wenigstens hinsichtlich der Moralisierung ökonomischer Widersprüche ähnelten.

Mit der Frage der Moralisierung von Märkten beschäftige sich BENJAMIN MÖCKEL (Köln) am Beispiel der Fair-Trade-Bewegung seit den späten 1960er-Jahren. In diesem Umfeld wurden zwar keine einheitlichen politischen Positionen erarbeitet, aber dennoch kapitalismuskritische Perspektiven verbreitet. Dabei ging es nicht in erster Linie um die Etablierung neuer Handelsketten als Alternative zum Kapitalismus. Vielmehr fokussierten die Akteure auf politische Bewusstseinsschärfung der Konsumenten sowie Kritik an der zeitgenössischen Entwicklungshilfe und Spendenmentalität. Insbesondere das Motiv der „Partnerschaft“ zwischen Produzenten und Konsumenten stand hier im Vordergrund. Bei den Diskussionen innerhalb der Weltläden-Bewegung wurden vor allem kulturelle und ästhetische Gegenpositionen zur Konsumgesellschaft bezogen. Mit der Professionalisierung dieses Marktsegments durch Zertifizierungen und dem Eindringen von Fair-Trade-Produkten in den konventionellen Konsum seit den 1990er-Jahren löste sich der zunächst antikapitalistische Kontext dieser Bewegung zusehends auf.

Den Abschluss des Tages bildete der von FRIEDRICH LENGER (Gießen) eingeleitete und kommentierte öffentliche Abendvortrag von JÜRGEN KOCKA (Berlin) mit dem Titel „Kapitalismus und Demokratie in Geschichte und Gegenwart.“ Der ebenso vielschichtige wie kontrovers diskutierte Vortrag unterstrich, dass sich Kapitalismus und Demokratie in der Moderne zwar als die erfolgreichsten ökonomischen und politischen Ordnungssysteme erwiesen hätten, beide Phänomene aber keineswegs deckungsgleich oder grundsätzlich voneinander abhängig seien. Das produktive aber auch fragile Spannungsverhältnis zwischen kapitalistischen und demokratischen Strukturen wird und muss auch in Zukunft weiterhin in der Politik und der Wissenschaft diskutiert werden.

Der zweite Teil des Workshops begann mit einem Panel zu Einzelfragen kapitalistischer Wirtschaftsorganisation. Gerade weil konkrete Beispiele von Arbeitsorganisationen, Industriebranchen und Wertschöpfungsketten in umfassender zeitlicher und räumlicher Perspektive dargestellt wurden, konnte die Funktionsweise kapitalistischer Wirtschaftsorganisation herausgearbeitet werden.

Mit der Dehumanisierung von Arbeit im Kontext der Arbeitsmigration beschäftigte sich FRANK CAESTECKER (Gent) am Beispiel Frankreichs, Belgiens und der Schweiz. Der Aufbau national organisierter Arbeitsmärkte und Sozialsysteme im Fordismus nach 1945, so seine These, führte im Bereich der Arbeitsmigration zu einem stark reglementierten zweiten Arbeitsmarkt. Diese industrielle Reservearmee fungierte als Puffer für konjunkturelle Schwankungen, während die Teilhabe von Migranten am Wohlfahrtsstaat weitgehend unterbunden wurde. Mit der Hochkonjunktur der 1960er-Jahre und dem daraus resultierenden Arbeitskräftemangel aber wurde die strenge Regulierung der Arbeitsmigration aus rein wirtschaftlichen Gründen gelockert.

ANJA MEYERROSE (Zürich) stellte die Entwicklung der Textilindustrie in den USA, Großbritannien und Deutschland unter dem Einfluss des Fordismus vor. Nach der frühen Dominanz der englischen Textilproduktion, insbesondere nach der Ausschaltung der indischen Konkurrenz und der Übernahme des dortigen Marktes, wurde auch die Nachfrage nach Textilien in den USA durch britische Waren bedient. Doch letztlich konnte sich die amerikanische Textilindustrie aufgrund der Übernahme fordistischer Produktionsweisen gegenüber der Konkurrenz durchsetzen. Da mit einfacher Massenproduktion die Möglichkeiten zur Produktivitätssteigerung in der Textilindustrie schon weitgehend ausgereizt waren, erscheint der Fordismus in dieser Industrie als der Endpunkt und nicht als der Beginn einer Epoche.

Mit ihrer Darstellung des internationalen Giftmüllhandels lenkte SIMONE M. MÜLLER (Freiburg im Breisgau) den Blick auf ein wenig beachtetes „Produkt“ in den globalen Wertschöpfungsketten. Dabei zeigte sie, dass selbst wertlose und gefährliche Abfälle im Kapitalismus einen warenförmigen Charakter einnehmen können. Neoklassische Ökonomen befürworteten die Entsorgung beziehungsweise Lagerung von Giftmüll nach marktkonformen Kriterien, was auf einen Transfer dieser Stoffe aus den Industrieländern in Länder der „Dritten Welt“ hinauslief. In unterentwickelten Ländern wurde die Übernahme von Giftmüll bisweilen als lohnenswertes Geschäftsmodell begrüßt, auch wenn der internationale Giftmüllhandel politisch umstritten blieb und internationale Abkommen zur Regulierung scheiterten. Die Möglichkeit der Externalisierung von Kosten der kapitalistischen Produktionsweise durch ihre Kommodifizierung selbst wurde dann auch in der abschließenden Diskussion erörtert.

Wie sehr die Lebenswirklichkeiten von Menschen in kapitalistisch strukturierten Klassengesellschaften auseinanderdriften, zeigte sich im letzten Panel des Workshops. Die einen müssen, überspitzt formuliert, ihren prekären Arbeitsalltag organisieren, andere ihre Erbangelegenheiten.

Prekäre Arbeitsverhältnisse, so TIMO LUKS (Chemnitz), sind keine neuartigen Erscheinungen „nach dem Boom“. Vielmehr seien es gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Praktiken „prekären Unternehmertums“ gewesen, die einen erheblichen Anteil an der kapitalistischen Transformation am Vorabend des klassischen Industriekapitalismus hatten. Als Beispiele wurden der bereits erwähnten Kleinanleger genannt, unternehmerisch geführte Nebenbetriebe aber auch die soziale Praxis der Verpfändung. Wie auch in vorherigen Beiträgen zeigte sich, dass die Analyse sozialer Praxen auf der Alltagsebene und in breiten Bevölkerungsschichten eine Sozialgeschichte des Kapitalismus erheblich bereichern wird.

JÜRGEN DINKEL (Gießen) schließlich stellte als letzter Referent die Frage, ob seit den 1970er-Jahren in Deutschland ein Wandel von einer „Leistungsgesellschaft“ zu einer „Erbengesellschaft“ zu konstatieren sei. Zwei Entwicklungen ließen sich dabei parallel beobachten: Einerseits kam es in diesem Zeitraum zu einer Liberalisierung des Erbrechts, indem der Kreis der Erbnehmer erweitert und angeglichen wurde. Andererseits sank die Erbschaftssteuer bei einer rasanten Zunahme des Erbvolumens insgesamt. Erbschaften wurden zwar weiterhin fast ausschließlich innerhalb der Familie weitergegeben, zunehmend aber über die engere Kernfamilie hinaus (Lebenspartner, uneheliche Kinder). Aufgrund der demografischen Veränderungen änderte sich auch der Zeitpunkt des Vermögenstransfers, der mittlerweile überwiegend noch zu Lebzeiten der Erblasser vorgenommen wird. Erbschaft als soziale Praxis im Kapitalismus kommt nicht zuletzt durch eine Professionalisierung und die Etablierung eines regelrechten Erbschaftsbusiness zum Ausdruck, zum Beispiel durch Ratgeber, Erbennetzwerke und Erbschaftsfundraising. Letztlich trugen diese veränderten Erbpraktiken zur Perpetuierung sozialer Ungleichheit bei.

In der abschließenden, von den Redaktionsmitgliedern des AfS eingeleiteten Diskussion, wurden einige grobe Linien des Workshops nachgezeichnet, offene Fragen angesprochen und Perspektiven für eine moderne Sozialgeschichte des Kapitalismus erörtert. Weiter vertieft werden müsse das Verhältnis von Moral und Kapitalismus und inwieweit auch innerhalb kapitalistischer Gesellschaften von moralischen Ökonomien ausgegangen werden könne. Daran anschließend stelle sich die Frage nach sozialen Praxen im Kapitalismus, nicht zuletzt bezogen auf unterschiedliche Trägerschichten wie Klassen oder Geschlechter. Ob es für solche Fragestellungen allerdings eine gesicherte Quellenbasis gibt, werden künftige Forschungen zeigen müssen. Nicht zu vergessen wäre bei den genannten Themen das grundlegende Problem der sozialen Ungleichheit und der Verlierer im und durch den Kapitalismus – insbesondere auch im globalen Maßstab. In diesem Kontext könnten auch Gegenbewegungen und alternative Modelle wie die Genossenschaftsbewegung oder sozialistische Ideen noch einmal neu diskutiert werden, ebenso die Frage, inwieweit sich Antikapitalismus auch in Phänomenen wie Antisemitismus manifestierte. Einer Sozialgeschichte des Kapitalismus jedenfalls werden auch in Zukunft die Themen nicht ausgehen.

Konferenzübersicht:

Meik Woyke (Bonn), Begrüßung und Einführung

Panel 1

Thomas Adam (Arlington): Der Anteil der Staatsanleihen an der Finanzierung staatlicher Haushalte: Eine vergleichende Studie der staatlichen Defizitfinanzierung in den USA und Deutschland vom 18. bis in das 20. Jahrhundert

Boris Gehlen (Bonn), „The stockbroker’s praises are never sung“: Soziale Praxis des Börsenhandels im Deutschen Reich und in den USA (1870er- bis 1930er-Jahre)

Michael Buchner (Regensburg), Die Reaktionen der Berliner Fondsbörse auf die Einschränkungen des Terminhandels in Aktien durch das Börsengesetz von 1896

Jürgen Finger (München), Aktien für Monsieur und Madame Tout-le-monde? Der graue Kapitalmarkt in Paris und die Kleinanleger (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts)

Panel 2

Wim de Jong (Amsterdam/Nijmegen), Legitimizing capitalism. The work-community as a counter-model of capialism in the Netherlands, 1945-1965

Kieran Heinemann (Cambridge), Small investors and the politics of wider share ownership in post-war Britain

Sina Fabian (Potsdam), „Popular capitalism“ in Großbritannien in den 1980er-Jahren

Panel 3

Catherine Davies (Hagen), Die moralische Ökonomie der Finanzkrise von 1873: Deutschland und die USA im Vergleich

Chris Szejnmann (Loughborough), Die Kapitalismuskritik und die Konstruktion von nationalsozialistischer Moral während der Weimarer Republik

Benjamin Möckel (Köln), Die Moralisierung der Märkte? Kapitalismuskritik und die Entstehung des „fairen Handels“

Öffentlicher Abendvortrag

Jürgen Kocka (Berlin), Kapitalismus und Demokratie in Geschichte und Gegenwart

Panel 4

Frank Caestecker (Gent), Dehumanization of foreign labor in the fordist economy in Western Europe (1920-1960). A focus on the most outspoken immigration countries (France, Belgium, Switzerland)

Anja Meyerrose (Zürich), Entwicklung der Textilindustrie im 19. Jahrhundert – Die USA, Großbritannien und Deutschland unter dem Einfluss des Fordismus

Simone M. Müller (Freiburg im Breisgau), Green capitalism? Zur Geschichte einer Beziehung im Widerstreit am Beispiel des internationalen Giftmüllhandels

Panel 5

Timo Luks (Chemnitz), Prekarität – Eine nützliche Kategorie der historischen Kapitalismusanalyse. Überlegungen zum „Subsistenz-Kapitalismus“

Jürgen Dinkel (Gießen), Von der Leistungs- zur Erbengesellschaft? Über den Zusammenhang von Privatisierung und der Weitergabe von Vermögen im Todesfall