GrenzÜbergänge. „Spätrömisch“, „frühchristlich“, „frühbyzantinisch“ als Kategorien der historisch-archäologischen Forschung an der mittleren Donau (4.-8. Jahrhundert n. Chr.)

GrenzÜbergänge. „Spätrömisch“, „frühchristlich“, „frühbyzantinisch“ als Kategorien der historisch-archäologischen Forschung an der mittleren Donau (4.-8. Jahrhundert n. Chr.)

Organisatoren
Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO), Universität Leipzig; Archeološki Institut Beograd; Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAI, OREA, IKAnt); Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, Universität Wien; Archäologisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Brno (Spisy Archeologický Ústavu Brno AV ČR V Brně); Archäologisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra (Archeologický Ústav SAV, Nitra)
Ort
Ruma, Vojvodina
Land
Serbia
Vom - Bis
04.11.2015 - 07.11.2015
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Von
Daniel Syrbe, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, Universität Leipzig

Im Zentrum der von der GWZO-Projektgruppe „Kontinuität und Diskontinuität des Christentums an der mittleren und unteren Donau zwischen Spätantike und hohem Mittelalter“ und dem Archäologischen Institut Belgrad organisierten Tagung standen zwei Fragestellungen. Erstens sollten am Beispiel der Transformationsphase, die die römische Welt zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert durchlief, gängige Periodisierungsschemata der historischen und archäologischen Forschung interdisziplinär diskutiert werden. Begriffe, wie „spätantik“, „frühbyzantinisch“ oder „frühchristlich“ dienen zunächst einmal der chronologischen Gliederung. Archäologie und Geschichtswissenschaften verfolgen dabei aber unterschiedliche Ansätze, weil archäologische und schriftliche Quellen unterschiedliche Informationen transportieren, wie ORSOLYA HEINRICH-TAMÁSKA und DANIEL SYRBE (beide Leipzig) in ihrer Einführung zur Tagung herausstellten. Zu fragen sei, inwiefern historische Ereignisse und archäologische Befundkontexte verknüpft sind und wie weit sich „globale“ politische Ereignisse auf regionaler Ebene auswirkten. Zweitens transportieren Epochenbezeichnungen aber auch kulturgeschichtliche Zuordnungen und sind somit Ausdruck wissenschaftlicher Denk- und Interpretationsmuster, die kritisch hinterfragt werden müssen. Vor diesem Hintergrund ist insbesondere im Schnittfeld von Archäologie und Geschichtswissenschaft zu fragen, inwiefern sich kulturhistorische Interpretationsansätze gegenseitig beeinflussen oder parallel zueinanderstehen. Beide Aspekte lassen sich besonders gut am Fallbeispiel des mittleren Donauraumes thematisieren, dessen Entwicklung zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert von politischen Zäsuren und zugleich von der Etablierung des Christentums als kulturellem und institutionellem Kontinuitätsträger geprägt war.

Diese Leitfragen verfolgte IVANA POPOVIĆ (Belgrad) in ihrem Abendvortrag über das frühchristliche Sirmium. Sie bettete die während der diokletianischen Christenverfolgungen aus Sirmium überlieferten Martyrien (Bischof Irenaeus, Diakon Demetrius, Synerotus und Anastasia) in den Kontext der tetrarchischen Religionspolitik ein und verknüpfte die Verehrung dieser Märtyrer mit der Entwicklung des Christentums in den Donauprovinzen bis zum 7. Jahrhundert. Die Vielzahl seiner Märtyrer habe Sirmium im 4. und 5. Jahrhundert zu einer herausgehobenen Stellung unter den Bischofssitzen des Donauraumes verholfen. Gleichzeitig veränderten die im Kontext der Märtyrerverehrung errichteten Kirchen das Stadtbild seit dem 4. Jahrhundert nachhaltig. Archäologisch sei aber auch ein Weiterleben paganer Kulte zu erkennen. Der Übergang zum christlichen Sirmium sei letztendlich fließend verlaufen.

Die ersten drei Vorträge der Tagungssektion „Übergänge zwischen Rom und dem Barbaricum“ verband die Frage nach militärischen Strukturen des Imperium Romanum. ANNE POGUNTKE (Tübingen) zeigte, dass das magisterium militiae per Illyricum sich von anderen regionalen Heermeisterämtern durch die enge Bindung der Amtsinhaber an ihre Zuständigkeitsregion unterschied. Dies sei aus der Lage des Illyricums an der Grenze des Imperiums und gleichzeitig der beiden Reichshälften zu erklären. Das in konstantinischer Zeit eingerichtete Amt sei aber erst seit Theodosius I. kontinuierlich besetzt worden. Bis Ende des 4. Jahrhunderts scheine es zudem noch keine strikte Zuordnung zum Westen oder Osten des Imperiums gegeben zu haben. Frühestens Ende des 6. Jahrhunderts, als die oströmische Militäradministration grundlegend umgestaltet wurde, sei das Amt nicht mehr besetzt worden. Insgesamt zeige das illyrische Heermeisteramt eine lange Kontinuitätslinie vom 4. bis ins 6. Jahrhundert ohne tiefgreifende Umbrüche.

In einem dichten, klar strukturierten Vortrag arbeitete ALEXANDER SARANTIS (Aberystwyth) vier Phasen der militärischen Beziehungen Ostroms zu den barbarischen gentes des mittleren Donauraums heraus: Die ersten drei Viertel des 4. Jahrhunderts seien von römischer Dominanz geprägt. Zwischen spätem 4. und frühem 6. Jahrhundert hätten Invasionen von Goten und Hunnen Roms Macht erodiert. In den ersten drei Vierteln des 6. Jahrhunderts habe der Balkanraum eine römische renovatio erlebt, bevor in den 570/80er-Jahren die Etablierung der Awaren und Slawen eine tiefe Zäsur bedeutet habe. Sarantis argumentierte, das Kräfteverhältnis zwischen Rom und gentes sei nicht nur vom Agieren letzterer, sondern ganz entscheidend durch die relative Stärke oder Schwäche des Imperiums bestimmt worden. Innenpolitische Stabilität, Bindung römischer Ressourcen an anderen Außengrenzen (vor allem zu den Sassaniden) und individuelle politische Entscheidungen römischer Kaiser seien mit Blick auf die militärische Position Ostroms an der Donau gleichermaßen zu berücksichtigen.

Einen dezidiert methodenkritischen Ansatz wählte ALOIS STUPPNER (Wien), der am Beispiel militärischer Anlagen am österreichischen Donaulimes diskutierte, ob eine Verbindung historischer Ereignisse mit archäologischen Phasen überhaupt möglich oder sinnvoll sei. Er kritisierte, dass die archäologische Forschung sich vor allem auf Militärkomplexe des 3. und 4. Jahrhunderts konzentriere, deren Wandel zu befestigten Siedlungen, die wiederum zu Kernen der mittelalterlichen Siedlungslandschaft wurden, aber nicht genügend berücksichtige. Problematisch sei, dass die Besiedlungsdauer dieser Plätze in der Regel nach Schriftquellen datiert würde, ohne unabhängige archäologische Absicherungen zu suchen. Dies berge die Gefahr eines klassischen Zirkelschlusses. Führt man Stuppners Kritik fort, stellt sich auch die Frage, inwiefern Forschung infolge der Gewichtung von Quellen schärfere Epochengrenzen konstruiert, als im historischen Entwicklungsprozess der Fall.

Die folgenden Vorträge blieben beim Thema Entwicklung von Siedlungslandschaften, verfolgten diese aber außerhalb der römischen Welt, im Barbaricum. KAROL PIETA, JAN RAJTÁR und VLADIMÍR VARSIK (alle Nitra) stellten in einem breiten Überblick die spätkaiserzeitliche Besiedlungsentwicklung im Gebiet der heutigen Slowakei vor. In Abhängigkeit von geographischen Faktoren zeichnen sich dabei sehr unterschiedliche regionale Dynamiken ab, die sich einer allgemeinen Periodisierung entziehen.

Einen regelrechten Paradigmenwechsel bedeuten die von JAN SCHUSTER (Łódź) und ALEKSANDER BURSCHE (Warschau) präsentierten Ergebnisse des Forschungsprojektes „Migration Period between Odra and Vistula“. Ging man bisher von einem Hiatus zwischen „germanischer“ und „slawischer“ Besiedlung aus, resultiere aus neuen Grabungen und v.a. neuen oder durch bessere Methoden genauer datierten älteren Pollenprofilen ein wesentlich kontinuierlicheres und komplexeres Bild der völkerwanderungszeitlichen Siedlungsprozesse im Oder-Weichsel-Raum. Anzunehmen sei, dass slawische und germanische Gruppen in ähnlicher Weise kohabitierten, wie Kelten und Germanen in der Spätlatènezeit.

Ein Fokus der Sektion „Frühes Christentum“ lag auf methodischen Problemen historischer und archäologischer Zugänge zur Christianisierung spätantiker und frühmittelalterlicher Gesellschaften. LEVENTE NAGY (Pécs) verwies darauf, dass gängige Termini, wie „heidnisch“, „synkretistisch“, „orthodox“, „arianisch“ und sogar „frühchristlich“ in der neueren Forschung hermeneutisch unscharf geworden seien. Dies sei auch für die Interpretation archäologischer Funde mit Bezug zum Christentum relevant, wie er am Beispiel eines Kästchenbeschlags mit mythologischen und biblischen Darstellungen aus dem 4. Jahrhundert vorführte.

Ähnlich thematisierte ÁDÁM BOLLÓK (Budapest) das Verhältnis schriftlicher und archäologischer Quellen. Mit Blick auf die Praxis der Bestattung mit Kreuzanhängern argumentierte er, aus Schriftquellen könne abgeleitet werden, dass das Kreuz als starkes apotropäisches Zeichen wahrgenommen worden sei. Die Kreuzesbeigabe interpretierte er als Ausdehnung dieser Schutzfunktion auf die Seelen der Verstorbenen.

EFTHYMIOS RIZOS (Oxford) lenkte in seinem sehr reflektierten Vortrag die Aufmerksamkeit auf Brüche in der Überlieferung byzantinischer hagiographischer Literatur. Viten nordillyrischer Heiliger seien nur durch den Filter der sogenannten „dark ages“ des 7. Jahrhunderts und der ikonoklastischen Krise des 8./9. Jahrhunderts tradiert, was zu weitreichenden inhaltlichen Überformungen der Texte geführt habe. Welche Erinnerungsschichten an konkrete historische Entwicklungen im Illyricum in den Texten tradiert wurden, müsse jeweils am Einzelfall untersucht werden.

Einen zweiten Schwerpunkt der Sektion bildete die Vorstellung aktueller Grabungsergebnisse. HRVOJE VULIĆ (Vinkovci) zeigte die ins 4. Jahrhundert datierende Kirche von Kamenica (Kroatien). Grabungen in den Jahren 2013-2015 belegten zwei Bauphasen, deren zweite Vulić zufolge mit Kaiser Valentinian I. zu verbinden sei. Wie lange die Anlage genutzt wurde, müssten künftige Forschungen zeigen. MARINA ŠIMEK (Varaždin) stellte einen seit 2013 ergrabenen Kirchenbau in der Höhensiedlung von Lonja (Kroatien) vor, der wohl vom Ende des 4. bis zum 6. Jahrhundert genutzt worden sei. GORDANA JEREMIĆ, MINA JOVIĆ (beide Belgrad) und ALEKSANDRA FILIPOVIĆ (Rom) erläuterten ein Forschungsprojekt zur Rotunde von Guberevac (Serbien). Architektur, Ausstattung und Kleinfunde legten nahe, dass es sich um eine Kirche aus der zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts handle.

Die Sektion „Transformation römischer Strukturen“ rückte aktuelle archäologische Forschungen zum Wandel der Siedlungsstrukturen im Donauraum des 5. und 6. Jahrhunderts in den Mittelpunkt.

Anita RAPAN PAPEŠA (Vinkovci) und DANIJELA ROKSANDIĆ (Zagreb) zeigten, dass die römische Colonia Aurelia Cibalae (Vinkovci) nicht wie meist angenommen im 4. Jahrhundert zerstört wurde; vielmehr lasse sich aus neuen Grabungen und der Aufarbeitung von Altfunden für das 4. Jahrhundert eine explosive Bautätigkeit ablesen. Keramikfunde, Bestattungen und Wohnbebauung zeigten eine Siedlungskontinuität bis mindestens ins 6. Jahrhundert zwischen „römisch-lokalen“ und „germanisch-fremden“ Traditionen und Einflüssen.

STEFAN POP-LAZIĆ (Belgrad) und VUJADIN IVANIŠEVIĆ (Belgrad) stellten aktuelle Forschungen an zwei mit spätantiken Kaisern verbundenen Orten vor. Pop-Lazić zeigte neue Befunde aus Romuliana / Gamzigrad. Grabfunde belegten eine Weiternutzung der ehemaligen tetrarchischen Palastanlage in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts Auch wenn Art und Funktion dieser späten Siedlung noch unklar seien, sind diese Grabungsergebnisse aufschlussreich für das Bild der spätantiken Siedlungsentwicklung im Westbalkanraum: Sie zeigen, dass die Hunneninvasionen des 5. Jahrhunderts nicht überall einen Bruch in der Siedlungsentwicklung bedeuteten. Ivanišević stellte Ergebnisse von LIDAR-Prospektionen in Caričin Grad (Justiniana Prima) vor, die für die suburbia eine wesentlich dichtere Bebauung zeigen, als bisher angenommen. Ivanišević schlug vor, in Caričin Grad gefundene tesserae als Wertmarken für Brotverteilungen durch karitative Einrichtungen zu interpretieren, wie sie in Schriftquellen bspw. für Konstantinopel belegt seien.

MIHAILO MILINKOVIĆ (Belgrad) und SLAVKO CIGLENEČKI (Ljubljana) diskutierten den für den spätantik-frühbyzantinischen Westbalkanraum charakteristischen Prozess der Verlagerung von Siedlungen auf Höhenlagen. Ciglenečki zeigte, dass die Entwicklung der Siedlungslandschaft im Ost- und Westillyricum zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert quasi „phasenverschoben“ verlief. Die deutlichsten Abweichungen seien in der Mitte des 5. Jahrhunderts zu erkennen; so sei bspw. die Siedlungsverlagerung auf Höhen im Ostillyricum ca. 30 bis 40 Jahre später erfolgt, als im Westillyricum. Zu fragen sei, ob diese Entwicklungen von der lokalen Bevölkerung in Eigeninitiative oder von staatlichen Autoritäten initialisiert worden waren. Milinković führte am Beispiel der Höhensiedlungen von Jelica-Gradina und Zlata-Kale (Serbien) vor, dass die Höhenbesiedlungen teils mit enormem Aufwand betrieben wurden und mit nachhaltigen Veränderungen in der Wirtschafts- und Lebensweise der Bevölkerung einhergegangen sein müsse. Vor dem Hintergrund des Tagungsthemas verwies Milinković zudem auf die Vielzahl von Kirchenbauten in beiden Siedlungen, die diesen eine spezifische Prägung verleihe und die Frage nach deren Nutzung aufwerfe.

IVAN BUGARSKI, SOFIJA PETKOVIĆ und NATAŠA MILADINOVIĆ-RADMILOVIĆ (alle Belgrad) richteten ihre überzeugenden Überlegungen dagegen auf Sozialstrukturen des 7. Jahrhunderts Sie stellten ein bei Davidovac (Serbien) entdecktes Grab vor. Anthropologischen Untersuchungen zufolge sei der mit Waffenbeigaben bestattete Mann circa 30-40 Jahre alt und militärisch trainiert gewesen. Vergleichbare Gräber würden in der Forschung als Bestattungen mobiler Söldner angesehen. Plausibler sei aber, diese als Ausdruck zerfallender Staatlichkeit und sozialen Wandels im 7. Jahrhundert zu interpretieren. Das Grab von Davidovac sei eher als Bestattung eines lokalen „Warlords“ zu interpretieren, der Funktionen staatlicher Autoritäten an sich gezogen hatte.

Zum Abschluss der Sektion verfolgte ZSÓFIA MASEK (Budapest) Transformationen römischer Strukturen in einer Analyse spätantiker Keramik aus dem pannonisch-moesischen Donauraum. Masek argumentierte, die typologische Kontinuität charakteristischer Keramikformen weise auf eine Kontinuität der Bevölkerung von der Spätantike in die Gepidenzeit hin.

Die letzte Tagungssektion nahm unter dem Titel „Am Rande von Byzanz“ das awarenzeitliche Karpatenbecken als Fallbeispiel für Interaktionsformen zwischen Zentrum und Peripherie im byzantinischen Kulturraum in den Blick. Ausgehend von methodischen und terminologischen Überlegungen zur Definition von „Hochkulturen“ und „Randkulturen“ analysierte TIVADAR VIDA (Budapest) Strategien zur Begründung von Loyalitätsverhältnissen zwischen dem Zentrum Konstantinopel und der byzantinischen Peripherie am Beispiel der Verleihungen von Herrschaftsinsignien und der Rolle des Christentums als kultureller Transmitter.

Exemplifiziert wurde diese Thematik in zwei Vorträgen, die zeigten, dass die Kontroverse um den Stilwandel vom frühawarenzeitlichen zum spätawarenzeitlichen Feinschmiedehandwerk keineswegs abgeschlossen ist. Während ZSÓFIA RÁCZ und GERGELY SZENTHE (beide Budapest) diesen Wandel auf Veränderungen in der mediterranen Welt zurückführten, die in die Peripherie des byzantinischen Kulturraumes ausstrahlten, forderte BÉLA MIKLÓS SZŐKE (Budapest) Hinweise auf regionale Entwicklungen stärker zu beachten. Seine These lautete, dass das durch byzantinische Vorbilder beeinflusste Feinschmiedehandwerk der Frühawarenzeit im 7./8. Jahrhundert eine eigenständige lokale Entwicklung vollzogen habe, die in enger Interaktion mit der awarenzeitlichen Elitenrepräsentation stand.

Insgesamt ergaben die thematisch breit gestreuten Beiträge der Tagung ein facettenreiches Bild vom mittleren Donauraum des 4.-8. Jahrhunderts, in dem Grenzen zwischen Zeiten, Räumen und sozialen Gruppen weniger scharf zu erkennen sind, je mehr man sich ihnen nähert. Kennzeichnend sind in vielen Aspekten eher langfristige kontinuierliche Prozesse jenseits kurzfristiger politischer Brüche. Deutlich wurde dies mit Blick auf administrative Strukturen, besonders aber anhand der Entwicklungstendenzen in der Besiedlung. Im Ergebnis entsteht das Bild einer dynamischen historischen Kulturlandschaft, die sich bis weit ins 6. Jahrhundert kontinuierlich entwickelte. Erst das 7. Jahrhundert erscheint derzeit als Zäsur, die sich archäologisch, mentalitätsgeschichtlich und politisch-administrativ fassen lässt. Nicht aus den Augen verloren werden dürfen methodische Schwierigkeiten, die mit geschichtswissenschaftlichen und archäologischen Zugriffen auf den Donauraum zwischen Spätantike und Mittelalter einhergehen. In der Interpretation historischer Entwicklungsprozesse müssen Ergebnisse schriftquellenbasierter und archäologischer Forschungsansätze zweifelsohne zusammengeführt werden. Dies ist aber stets der zweite Schritt, dem im ersten Schritt eine unabhängige, einem eigenen methodischen Regelwerk folgende Erschließung und Analyse der jeweils „eigenen“ Quellen vorausgehen muss. Besonders die Auswertung archäologischer Befunde darf nicht durch einen vorab festgelegten ereignisgeschichtlichen Rahmen verengt werden.

Konferenzübersicht:

Abendvortrag
Ivana Popović (Beograd), Early Christian Sirmium

Begrüßung
Herwig Friesinger (Wien)/ Vujadin Ivanišević (Beograd)

Einführung
Orsolya Heinrich-Tamáska (Leipzig)/ Daniel Syrbe (Leipzig), “Late Roman”, “Early Christian” and “Early Byzantine” – some notes on the concept of the workshop

Übergänge zwischen Rom und dem Barbaricum

Anne Poguntke (Tübingen), Military Administration in the middle Danube Area. Illyricum between Rome, Byzantium and Barbaricum

Alexander Sarantis (Aberystwyth), East-Roman – barbarian relations in the Lower and Middle Danube regions, 284-610

Alois Stuppner (Wien), „Spätrömisch“ im ostösterreichischen Donauraum

Karol Pieta (Nitra)/ Jan Rajtár (Nitra)/ Vladimír Varsik (Nitra), Die spätkaiserzeitliche Besiedlung der Slowakei

Aleksander Bursche (Warszawa)/ Jan Schuster (Łódź), Die Völkerwanderungszeit in Polen – Forschungstand und Realität

Marcin Rudnicki (Warszawa), Peregrinatio Odini – traces of political and religious changes between the Black Sea and Scandinavia during the early Migration Period.

Tividar Vida (Budapest), Byzantinische Randkulturen in der Frühgeschichtsforschung

Frühes Christentum

Levente Nagy (Pécs/Budapest), Frühchristliche Denkmäler Ungarns. Methodische Interpretationsprobleme – unscharfe Terminologie

Efthymios Rizos (Oxford), The memory of North Illyricum in Greek hagiography

Ádám Bollók (Budapest), The “phylactery of the cross” and late antique/ early medieval mortuary practices in the Eastern Mediterranean and on its fringes

Hrvoje Vulic (Vinkovci), New results from the Early Christian Complex of Kamenica

Marina Šimek (Varaždin), Lonja – eine frühchristliche Kirche in Nordwestkroatien

Gordana Jeremić (Beograd)/ Aleksandra Filipović (Roma)/ Mina Jović (Beograd), Late Antique Rotunda from Guberevac, Kosmaj Mining District

Transformation römischer Strukturen

Anita Rapan Papeša (Vinkovci)/ Danijela Roksandić (Zagreb), Life in Cibalae after Roman period: new insights about old presumptions

Stefan Pop-Lazić (Beograd), Romuliana in the fifth century

Mihailo Milinković (Beograd), Neuere Grabungsergebnisse zu einigen frühbyzantinischen Fundstellen in Serbien (Jelica-Gradina, Zlata-Kale)

Slavko Ciglenečki (Ljubljana), Chronologische Charakteristika der ausgewählten spätantiken Siedlungen in Gebieten auf beiden Seiten der Grenze zwischen West- und Ost- Imperiums

Bojan Vujinovic (Gradiška), The Late Antique settlement on Gradina in the village of Bakinci: 2012-2014 excavations

Vujadin Ivanišević (Beograd), Charitable Institutions in Caričin Grad (Justiniana Prima)

Ivan Bugarski (Beograd)/ Sofija Petković (Beograd)/ Nataša Miladinović-Radmilović (Beograd), A Non-Wandering Soldier’s Grave? The Seventh-Century Burial in Davidovac (Southern Serbia)

Zsófia Masek (Budapest), Spätantike Siedlungskeramik aus der Ungarischen Tiefebene und ihre frühmittelalterliche Transformation

Am Rande von Byzanz

Zsófia Rácz (Budapest)/ Gergely Szenthe (Budapest), Adaption mediterraner Ornamente in der awarenzeitlichen Goldschmiedekunst

Béla Miklós Szőke (Budapest), Spätantik-byzantinische Einflüsse und/ oder Traditionen im Fundgut des Karpatenbeckens während des 8. Jahrhunderts?

Daniel Syrbe (Leipzig), Zusammenfassung und Abschlussdiskussion

Exkursionen

Novi Sad, Museum der Vojvodina

Sremska Mitrovica/ Sirmium, Kaiserresidenz und spätantike Stadt

Posterpräsentationen

Ljubiša Šulaja (Sremska Mitrovica)/ Biljana Lučić (Sremska Mitrovica)/ Ivan Filipović (Sremska Mitrovica), Sirmium Imperial Palace

Orsolya Heinrich-Tamáska (Leipzig)/ Biljana Lučić (Sremska Mitrovica), Archaeological topography of the territory of the town of Sirmium (1st–7th c. AD)

Orsolya Heinrich-Tamáska (Leipzig)/ Roland Prien (Heidelberg)/ Péter Straub (Zalaegerszeg), Neue Ausgrabungen in Keszthely-Fenékpuszta (2009-2015)

Tijana Stanković Pešterac (Novi Sad), Roman Villa Rustica from the village of Hrtkovci near Ruma


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