Hegemoniale Männlichkeiten (3. Tagung von AIM Gender)

Hegemoniale Männlichkeiten (3. Tagung von AIM Gender)

Organisatoren
Arbeitskreis für interdisziplinäre Männer- und Geschlechterforschung (AIM Gender)
Ort
Stuttgart-Hohenheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.06.2004 - 26.06.2004
Url der Konferenzwebsite
Von
Michael Groneberg, Université Fribourg/Schweiz

Vom 24. bis 26. Juni 2004 fand an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Stuttgart-Hohenheim) unter der Leitung der Historiker DIETER R. BAUER (Referat Geschichte der Akademie), Prof. Dr. MARTIN DINGES und ERIK RÜNDAL, M.A., die dritte interdisziplinäre Fachtagung von AIM Gender (Arbeitskreis für interdisziplinäre Männer- und Geschlechterforschung) statt, die diesmal wegen Teilnehmern u.a. aus Schweden, Polen, der Schweiz und den USA deutlich das Attribut "international" verdient hat.

Im Unterschied zu den ersten beiden Tagungen, auf denen eine bunte Palette diverser Forschungen vorgestellt wurde, war nun durch das Leitthema der "Hegemonialen Männlichkeit" Connells eine wohltuende Fokussierung gegeben, die über die drei Tage hinweg einen spannenden Austausch der Perspektiven und Fragestellungen und nicht zuletzt eine differenziertere Rezeption der Connell'schen Theorie gewährleistete.1

Wiederum stellten circa 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zahlreichen Disziplinen ihre laufenden oder abgeschlossenen Arbeiten im Bereich der Männer- und Geschlechterforschung in Kürze vor und setzten sie diesmal in Bezug zur Theorie Connells. Diese wurde explizit thematisiert in einer Art Klammer, geöffnet durch Martin Dinges, der Konzept und Theorie der Hegemonialen Männlichkeit (kurz: HM) einleitend in Erinnerung rief und mit der Frage nach ihrer empirischen Tauglichkeit ein Hauptthema umriss. Christa Hämmerle diskutierte im folgenden einzigen Hauptvortrag die Tragfähigkeit des Konzepts der HM. Dabei wurden sogleich erste, in der Folge wiederkehrende kritische Fragen an die Theorie formuliert. Die Klammer wurde geschlossen von den Soziologen Holger Brandes, Sylka Scholz und Michael Meuser, die aus je eigener Perspektive das Konzept der HM kommentierten.

Verlauf der Tagung

Nach der Begrüssung durch Dieter Bauer führte MARTIN DINGES (Neuere Geschichte) mit einem Vortrag zu "theoretischen Grundlagen und empirischer Tauglichkeit" von Connells Konzept in das Thema der Tagung ein. Der australische Soziologe Bob Connell, der Ende der 70er Jahre zu veröffentlichen begann, hat in den 80er Jahren seine Reflexionen zur Männlichkeit vorgestellt, in denen das Konzept der HM im Zentrum steht. Inspiriert durch feministische Theorien und Gramscis Hegemoniekonzept, definiert er diesen Begriff wie folgt:

"Hegemoniale Männlichkeit kann man als jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis definieren, welche die momentan akzeptierte Antwort auf das Legitimitätsproblem des Patriarchats verkörpert und die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet (oder gewährleisten soll)." (GM 98)

Die Tagung diene u.a. dazu, die empirische Tauglichkeit dieses Begriffs zu überprüfen. Einführend charakterisierte Dinges die theoretischen Grundlagen des Konzepts der HM. So sei es um Praxis zentriert und akzentuiere in Abgrenzung zu Diskurstheorien die hohe Bedeutung von Verkörperung; es habe Wurzeln im Patriarchatsbegriff; es bilde sich aus in den drei Strukturen der Macht, der Arbeitsteilung und der emotionalen Bindungsmuster; schliesslich verwirkliche sich HM nach Connell durch Praktiken der Unterordnung (v. a. homosexueller Männlichkeit), der Komplizenschaft sowie der Marginalisierung (z.B. proletarischer Männlichkeit). Insgesamt handle es sich um einen "locker gestrickten heuristischen Ansatz", der sich als Paradigma internationaler Männerforschung durchgesetzt habe. Zur Debatte stehe auch die Beziehung zu Michael Meusers Konzept des "geschlechtlichen Habitus".

Nach dieser allgemeinen Rekapitulation demonstrierte CHRISTA HÄMMERLE aus Wien (Neuere Geschichte) eine konkrete Anwendung des Begriffs der HM, indem sie seine Relevanz "für Militär und Männlichkeit/en der Habsburgermonarchie (1868-1914/18)" diskutierte. Sie stellte die Frage, inwieweit in der K.& K. Monarchie nach der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1868 vorherrschende Männlichkeitsideale vom Militär beziehungsweise vom Militärischen geprägt worden sind. Die These einer Hegemonialisierung militarisierter Männlichkeit durch die Allgemeine Wehrpflicht ist in Bezug auf andere Länder, wie Frankreich, Preussen oder die Schweiz vertreten worden. Hämmerle bestreitet diese These für die österreichische Vielvölkermonarchie, da sie auf der hier nicht tragenden Basis der Nationalstaatlichkeit erarbeitet worden sei. Bei den Trägern militärischer Männlichkeit bis zum Ersten Weltkrieg handelte es sich zumal um eine Minderheit. Nur ein geringer Anteil - in der Habsburgermonarchie des Untersuchungszeitraumes zwischen 12% und 27% - der wehrfähigen Männer einer Altersgruppe wurde überhaupt rekrutiert. Dem Militär als "Schule der Männlichkeit" komme daher noch keine allseitige Bedeutung zu. Die Gesellschaft sei zwar zunehmend militarisiert worden, aber lediglich in abgegrenzten Teilbereichen, so dass eine gewaltbereite, waffenfaszinierte und brutale Männlichkeit nur ansatzweise in die Zivilwelt "hinüberdiffundieren" konnte. Wie bereits Sylka Scholz dargestellt habe, sei daher von konkurrierenden Versionen hegemonialer Männlichkeit beziehungsweise von mehreren hegemonialen Männlichkeiten auszugehen (wie im Übrigen Connell, der in der Regel eine singuläre HM in einer Gesellschaft annimmt, selbst in einem Text zu "Masculinity, Violence and War" von 1985 angedeutet habe).

Konzept und Diskurs einer militärischen Männlichkeit seien in der K.&K.-Monarchie zwar vorhanden gewesen, deren Hegemonialisierung habe aber erst mit Beginn des Ersten Weltkriegs beziehungsweise in der Kriegsgesellschaft stattgefunden, als andere Formen von Männlichkeit (wie z. B. die des sozialistischen Arbeiters) nur noch in Relation zur militärischen Männlichkeit gesehen und gewertet und dieser eindeutig untergeordnet wurden.

Hämmerles Kritik am Connellschen Konzept bestand unter anderem darin, dass es nicht ausreichend erfasse, wie (hegemoniale) Männlichkeit angeeignet werde; in dieser Hinsicht betonte sie die große Bedeutung von Differenzerfahrung für die Konstituierung positiv besetzter soldatischer Identität (etwa entlang der Jahrgangs-, Regiments- oder Waffenzugehörigkeit, der ethnischen Herkunft und des Bildungsgrades).

Zusammenfassend liess sich bereits nach diesem Vortrag tendenziell absehen, wie Dinges' Frage nach der empirischen Brauchbarkeit der HM beantwortet werden würde, da sie sich im Verlauf der Tagung durch die Mehrzahl der ReferentInnen bestätigt fand: Das Konzept der HM ist ein nützliches heuristisches Werkzeug, auch wenn die Theorie, dass jeweils nur eine Männlichkeit hegemonial sei, bezweifelt wird.

In den Sektionen wurden Forschungen zur Männlichkeit in so diversen Bereichen wie Männerbünden, Sport und Popkultur, in den christlichen Missionen, in Rassendiskursen, in mann-männlicher Prostitution sowie in Literatur und Kunst vorgestellt. Daneben wurden drei praktisch orientierte Projekte präsentiert (Gender Impact Assessment; eine empirische Rekonstruktion von Männlichkeit als Risiko; eine Studie zum Wandel des Arbeitsmarktes).

Besondere Aufmerksamkeit erhielt die neue Männlichkeit in der ehemaligen Sowjetunion, sowie in US-Amerika. Während der neue Russe eine Supermacho-Männlichkeit an den Tag lege (ELENA MÜLLER, Dresden), deren Herkunft aus westlichen Medienvorbildern kontrovers blieb, werde in den USA von der neuen christlichen Rechten der heterosexuelle Mann als "ultimativer kultureller Körper" (OLAF KRUITHOFF, Hamburg, Neuere Amerikanische Geschichte) ausgezeichnet, der die Nation im Abwehrkampf gegen AIDS und die drohende Homosexualisierung retten soll. RALPH POOLE (München, Amerikanische Literaturgeschichte) führte die Macht dieser Diskurse auf zwei ältere US-Traditionen zurück. Das puritanische und apokalyptische Weltbild aus dem 17. und das Bild des Self-Made Man aus dem 19. Jahrhundert verbänden sich zu einer wirksamen Konstruktion von Männlichkeit, die von den ideologisch gesteuerten Medien verbreitet wird. Zur Anwendbarkeit der Connell'schen Konzepte durch die deutschsprachige Literaturwissenschaft lieferte MONIKA SZCZEPANIAK (Bydgoszcz, Polen) einen beachtenswerten Beitrag. Sie arbeitete anhand der Analyse zweier Blaubarttexte - von Ingeborg Bachmann und Karin Struck - die Wirkungsweise hegemonialer Männlichkeit auf dem Hintergrund einer problematisch und fragil gewordenen Männlichkeit heraus, deren Gewalttätigkeit aus dem Scheitern des Anspruchs auf Hegemonie resultiere.

Die mehrheitlich vorgeführte Brauchbarkeit der Connell'schen Konzepte wurde von der kritischen Forderung nach historischer Tiefenschärfe ergänzt, die als solche explizit in einer Sektion über Männlichkeit in Mittelalter und früher Neuzeit formuliert wurde. Die drei Historikerinnen BEA LUNDT (Flensburg), ANDREA MOSHÖVEL (Oldenburg) und NICOLE GROCHOWINA (Jena), hinterliessen den Eindruck, Connells Begriffsrahmen sei zwar ansatzweise brauchbar, müsse aber durch weiter in der Geschichte zurückgreifende Perspektiven differenziert oder ausgebaut werden. Dagegen wurde vorgebracht, dass Connell seine Begrifflichkeit ausgehend von gewissen neuzeitlichen Bedingungen (Individualität, Begriff der Gesellschaft, Existenz der Massenmedien) entwickelte und diese daher nicht auf frühere Zeiten anwendbar sei. Dieses Argument zeigt m.E. deutlich die Grenzen der Connell'schen Konzeption, falls gewisse strukturelle Elemente unserer westlichen Vorstellung und Konzeptualisierung von Männlichkeit tatsächlich weiter zurück datieren, was anzunehmen ist. So thematisierte Bea Lundt die Selbstbeherrschung (die Kaiser Karl deutlich fehlte) als erste Tugend von Herrscher und Mann, und als der Frau - nach mittelalterlicher Vorstellung - unzugänglich. Diese doppelte Auszeichnung der Männlichkeit gegenüber der Frau und den minderen Männern (Wilde und Gewalttäter) ist mindestens seit der frühen Antike in der westlichen Kultur nachweisbar. Sie wurde immerhin von EVA BISCHOFF (München, Geschichte/Politologie/Philosophie) als Leitmotiv in der Konstruktion weisser, bürgerlicher Männlichkeit um 1900 aufgezeigt. Leider nahm keiner der Beiträge auf frühere Epochen Bezug. Die Frage nach der Wirkmächtigkeit älterer Einflüsse war mit der Mittelalter-Sektion jedoch gestellt. Zugleich war damit der Zweifel formuliert, ob Connells Begrifflichkeit tauge, diese in den Blick zu bekommen.

Connells Disziplin, die Sozialwissenschaft, kam in der letzten Sektion zu Wort, deren Titel "Hegemonie und Habitus" bereits den Hauptbezug zu Bourdieu verriet. Die drei Vortragenden versuchten, den Connell'schen Konzepten durch gegenseitige Abgrenzung und Kontrastierung mit anderen Theorien präzisere Konturen zu verleihen. HOLGER BRANDES (Dresden) argumentierte für eine Verbindung der Theorien Bourdieus und Connells. Neben Bourdieus Habitusbegriff sei das Konzept der HM wichtig, weil es sich nicht auf die körperliche Ebene beschränkt, sondern auch Selbstbilder und Identitäten erfasst. Brandes legte Wert darauf, dass HM weder mit männlicher Hegemonie noch mit dominanter Männlichkeit zu verwechseln sei und betonte den zentralen Aspekt der Praktiken für den Männlichkeitsbegriff Connells. Zur wichtigen Frage, ob es eine oder mehrere hegemoniale Männlichkeiten gibt, sei die zentrale Rolle der Nationalstaaten und deren Machtposition zu berücksichtigen.

SYLKA SCHOLZ (Berlin) vertrat, dass von mehreren Versionen einer HM in jeder Gesellschaft auszugehen ist. Es sei nicht möglich, eine nationale oder globale HM zu bestimmen, da HM keinen greifbaren Inhalt habe, sondern eine Funktionsweise, in ihren Worten ein "hierarchischer Konstruktionsmodus" sei. Sie würde ausserdem Gramscis Hegemoniebegriff, auf dem Connell aufbaut, stärker berücksichtigt sehen wollen und schlug vor, die Rede von männlicher Herrschaft abzulösen durch die von männlicher Hegemonie. Diese bestimmte sie als "geistige und moralische Vorherrschaft männlicher Wert- und Ordnungssysteme, Verhaltenslogiken und Kommunikationsstile." Wie Meuser bereits dargestellt habe, verkenne Connell die Bedeutung der symbolischen Vorstellung der Ueberlegenheit des Männlichen und die Orientierung an einem männlichen Ideal, das zum allgemein Menschlichen hypostasiert würde. Ausserdem müsse bei der Analyse von Männlichkeit der Machtaspekt stärker als bei Connell in den Vordergrund gestellt werden.

MICHAEL MEUSER (Duisburg) schliesslich kreuzte die Analyse der Männlichkeit mit der der Ethnie. Am Beispiel der Konfrontation türkischer und deutscher Männlichkeit in Berlin verdeutlichte er deren Habituskomponente. Sein Beispiel führte plastisch vor Augen, dass doing gender und doing ethnicity nicht zu trennen sind. Wiederum wurde dabei die doppelte Abgrenzung der Männer gegen Frauen und gegen andere Männer Thema, die Bourdieu als "die ernsten Spiele der Männer untereinander", also in der Homosozialität beschrieben hat, in der sich der Habitus konstituiere. Dieser scheint insofern Vorrang zu haben, als es im doing ethnicity (der Berliner türkischer Abstammung) nicht darum geht, hegemoniale Männlichkeit herzustellen, die gerade verfehlt werde. Die HM dagegen sei schwer zu fassen, weil sie nicht explizit kenntlich gemacht werde.

Meuser war letztlich der einzige, der explizit auf die Frage einging, worin gegenwärtig hegemoniale Männlichkeit bestehe. Aus der Überlegung, dass Naturalisierung (Verwischung der Herkunft) konkrete Macht voraussetze und heute nicht mehr das Militär, sondern der globale Finanzmarkt im Zentrum der Macht stehe, leitete er Connells These ab, dass aktuell die Börse und deren Handlungsmaximen hegemoniale Männlichkeit definierten.

In der Abschlussdiskussion wurden noch einmal Streitpunkte deutlich, die nicht aufgelöst werden konnten, vor allem was die stärkere Berücksichtigung von Diskursen sowie die Frage angeht, ob Frauen Träger hegemonialer Männlichkeit sein können.

Zusammenfassung

An der Tagung wurden folgende Erkenntnisse, kritische Fragen und ungelöste Divergenzen in bezug auf die Theorie Connells formuliert:

1. Es wurde deutlich, dass hegemoniale Männlichkeit nicht mit männlicher Hegemonie einerseits oder dominanter Männlichkeit anderseits verwechselt werden darf.
2. Es blieb kontrovers, ob in jeder Gesellschaft eine einzige Männlichkeit hegemonial sei.
3. Unklar blieb, inwieweit Frauen Träger von HM sein können.
4. Es bestand Konsens, dass HM "relational" ist, wobei unbestimmt blieb, was dies genau bedeutet. Drei Möglichkeiten wurden diskutiert: a) HM ist kontextabhängig nach Raum und Zeit. Fraglich ist die Reichweite - erfasst sie eine ganze Gesellschaft, Gemeinschaft, Nation, Kultur … und über welchen Zeitraum? Die Bestimmung dieses Kontexts bzw. Zeitrahmens wirft methodische Probleme auf. b) Männlichkeit ist nur in Relation zu Weiblichkeit definierbar und c) HM ist nur hegemonial in Bezug auf andere Männlichkeiten. Es wurde nicht abschließend geklärt, wie diese Aspekte in der Theorie Connells aufeinander bezogen sind.
5. Connells Theorie gewinnt an Klarheit im Kontrast zu Bourdieus Theorie, v.a. im Vergleich zum Habituskonzept. Die Kompatibilität der beiden Theorien wurde unterschiedlich beurteilt.
6. Die empirische Tauglichkeit des Konzepts der HM wurde unterschiedlich bewertet. Dessen heuristische Brauchbarkeit wurde fast durchgängig bejaht.
7. Kontrovers wurde die Beschränkung des Konzepts auf die späte Neuzeit eingeschätzt. Gerade die historischen Beiträge machten das Desiderat deutlich, die heuristische Brauchbarkeit der Theorie auch für frühere Epochen zu überprüfen.
8. Theorien, die den Diskurs akzentuieren, wurden weniger diskutiert. Die Bewertungen schwankten zwischen der Auffassung, dass diese Theorien eine notwendige Ergänzung oder lediglich eine schlechtere Konkurrenz darstellen.

Kommentar

Auffällig war, dass der Aspekt der Sexualität bis auf wenige Ausnahmen unthematisiert blieb, obwohl der Ausgangspunkt HM bei Connell im Körper(lichen) verortet ist. Zu wenig berücksichtigt wurden längerfristige Bestandteile des Männlichkeitsideals wie die Selbstbeherrschung, die seit der Antike unsere Konstruktionen des (männlichen) Geschlechts prägen. Damit kam diese zentrale Komponente, die wiederkehrend zur Rechtfertigung der Hegemonie des Männlichen im Abendland diente und damit zur Ausbildung eines Ideals hegemonialer Männlichkeit führte, nur ungenügend in den Blick. Connell und Bourdieu lassen eine Lücke offen, die einerseits durch die Bezugnahme auf TheoretikerInnen wie etwa Foucault oder Butler, die Selbsttechniken und Weisen der Subjektbildung thematisieren, zu füllen wäre, und anderseits durch historische und kulturvergleichende Betrachtungsweisen, die tiefer verankerte Determinanten in den Blick bekommen, als dies die soziologischen Theorien von Connell und Bourdieu alleine zu leisten vermögen.

Schlusswort

Martin Dinges kündigte die nächste Tagung für das erste Quartal 2006 an. Sie wird voraussichtlich wieder am selben Ort stattfinden. Das Thema könnten Konkurrenzen - zwischen Männern und Frauen sowie unter Männern und unter Frauen sein. Andere Vorschläge seien willkommen. Ein Teil der Beiträge der diesjährigen Tagung soll veröffentlicht werden.

Informationen über die Entstehung und Zielsetzung von AIM Gender, über Mitglieder, Projekte und die bisherigen Tagungen incl. Beiträge und Berichte (im pdf-Format) sowie ein ausführlicheres Protokoll der hier resümierten Tagung finden sich auf der Homepage des Arbeitskreises http://www.ruendal.de/aim/gender.html.

Anmerkung:
1 Vgl. u.a. Robert W. Connell, Gender and power. Society, the person and sexual politics, Cambridge 1987; Ders., Masculinities, Cambridge 1995, Dt: Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Opladen 1999, im Folgenden kurz: GM.

http://www.ruendal.de/aim/gender.html