Erziehung als ‚Entfehlerung‘. Zum Zusammenhang von Weltanschauung, Bildung und Geschlecht in der Neuzeit

Erziehung als ‚Entfehlerung‘. Zum Zusammenhang von Weltanschauung, Bildung und Geschlecht in der Neuzeit

Organisatoren
Anne Conrad / Alexander Maier, Universität des Saarlandes
Ort
Saarbrücken
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.12.2015 - 05.12.2015
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Von
Stefanie Lorenzen, Fachrichtung Evangelische Theologie, Universität des Saarlandes

„Kann man mit Erziehung Terror verhindern?“ – mit diesem aktuellen Bezug griff LUCIA SCHERZBERG (Saarbrücken) in ihrer Begrüßung die grundlegende Fragestellung der Tagung auf: Wie lässt sich die spannungsvolle Beziehung zwischen Weltanschauung (im Sinne eines weiten Religionsbegriffs) und Pädagogik in der Neuzeit historisch erfassen? Inwiefern wird das religiöse Erbe transformiert, nimmt – zum Beispiel in der von Comenius formulierten Hoffnung auf „Entfehlerung“ – neue Formen an und führt zu einer Sakralisierung der Pädagogik? Was bedeuten diese Prozesse im Blick auf die Kategorie Geschlecht? Ziel der Tagung war es, diese Fragen im historischen Längsschnitt näher zu untersuchen, um auf diese Weise Entwicklungslinien nachzeichnen zu können.

Um der historischen Vielfalt der Konzepte gerecht zu werden, sei es allerdings notwendig, so ANNE CONRAD (Saarbrücken) in ihrem Einführungsvortrag, sich auf die Seitenwege der Religionsgeschichte zu begeben und nicht nur den orthodoxen „Mainstream“, sondern auch die religiösen Querdenker in den Blick zu nehmen. Aus diesem Grund machte sie sich dafür stark, die Esoterikforschung in eine solche historische Spurensuche miteinzubeziehen. In der anschließenden Diskussion ging es nicht zuletzt um die Frage, wie das Verhältnis von Esoterik und Christentum bestimmt werden könnte. Ist es sinnvoll, von Esoterik als einem „Denkstil“ mit eigener religiöser Sozialgestalt auszugehen? Oder ist das Christentum nicht immer ein notwendig mitzudenkender Hintergrund?

ERNST ROHMER (Regensburg) zeigte am Beispiel der „Frauenzimmer-Gesprächsspiele“ Georg Philipp Harsdörffers (1641–1650), wie Sprache im Kontext einer realistischen Sprachtheorie als Medium der Erkenntnis sakralisiert und Spracharbeit in der Folge als Mittel der „Entfehlerung“ von Welt betrachtet werden konnte. Als das für Harsdörffer spezifische Moment hob er seine Liebe zum Spiel und damit einhergehend seine Hervorhebung des Gesprächs als spielerischer Sprachform hervor. Spracharbeit ist für Harsdörffer daher Vermittlung von Dialogfähigkeit, die – das zeigen die „Frauenzimmer-Gesprächsspiele“ – nicht nur Männern, sondern auch Frauen zukommt. Andererseits arbeitete Ernst Rohmer anhand des Harsdörffer’schen Emblems heraus, dass die Begrenztheit menschlicher Erkenntnisfähigkeit und ihre Angewiesenheit auf göttliche Gnade immer mitgedacht und als genuiner Teil der zu erkennenden Wahrheit betrachtet wurden. Im Blick auf die Fragestellung der Tagung machte der Beitrag deutlich, wie sprachreformerische Utopien von theologischer Kritik begrenzt und relativiert wurden.

Wie sich christliche, aber auch gnostisch-esoterische Traditionen in der Frühen Neuzeit in ausgearbeiteten pädagogischen Theorien zeigen, stellte JOSEPH FREEDMAN (Montgomery / Alabama) am Beispiel von Heinrich Nollius (ca. 1582–1626) dar: Mit Hilfe einer Übersicht über Nollius‘ Werke arbeitete er heraus, dass dessen Mischung aus christlichen, hermetischen, alchemistischen und medizinischen Gedanken Anspruch auf Originalität erheben kann.

KATRIN MOELLER (Halle-Wittenberg) zeigte in ihrem Beitrag auf, welche geschlechtsspezifischen Konstruktionen und religiösen Konzepte unterschiedlicher Provenienz in Halle zwischen 1750 und 1850 dazu dienten, dass Mädchenbildung öffentlich diskutiert wurde und unterschiedliche Legitimationen erfuhr. Griff man zu diesem Zweck anfangs auf eher geschlechtsneutrale Kategorien zurück (beispielsweise universale Eigenschaften des Kindes, Christus als Identifikationsfigur aller Geschlechter, Aufwertung weiblicher Persönlichkeitsmuster), die Mädchen und Frauen hinsichtlich Bildung und sozialem Einfluss durchaus Spielräume eröffneten, fanden ab 1830 geschlechtsspezifische Unterscheidungen Verwendung, die tendenziell mit einer Reduktion des für Frauen vorgesehenen sozialen Raumes einhergingen.

Der öffentliche Abendvortrag von FRITZ OSTERWALDER (Bern) zur Mädchenerziehung in Port Royal bildete einen Höhepunkt der Tagung. Auf eindrückliche Weise wurde deutlich, wie sich im Kontext des zivilen Jansenismus im Frankreich des 17. / 18. Jahrhunderts die Vorstellung eines von äußeren Anfechtungen freien inneren Schutzraumes, eines „Klosters im Herzen“, etablierte. Damit einher ging die Notwendigkeit steter Kontrolle in Form methodischer Selbstreflexion, die dem Schutz dieses sakralen Innenraumes zu dienen hatte. Diese Kontrollfunktion übte in bevorzugter Weise die Frau aus. Gerade durch die selbst gewählte Beschränkung erweist sie sich als „starke Frau“, die auf diese Weise Außenwirkung entfaltet und das öffentliche Leben beeinflussen kann. Das geschieht nicht zuletzt dadurch, dass die methodische Selbstreflexion zum Erziehungsideal avanciert. Dieses komplexe Zusammenspiel von selbstbestimmter Selbstbeschränkung erscheint nach Osterwalders Vortrag als faszinierend-ambivalentes Denkmuster, das auf die „Entfehlerung“ der Welt von innen her setzt.

Ähnlich wie in Osterwalders Deutung des Jansenismus, spielten auch in dem Vortrag von LUCINDA MARTIN (Gotha) zu den radikal-pietistischen Kreisen der Philadelphier um 1700 die gesellschaftlichen Innen-, aber auch die Zwischenräume als Ausdrucksmöglichkeiten von Frauen eine entscheidende Rolle. Als einen solchen gesellschaftlichen Zwischenraum interpretierte Lucinda Martin nicht nur Konventikel, sondern auch die Welt der brieflichen Korrespondenz, in die sich die einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten im Dialog einschrieben, in der sie ihre Idee vom neuen Jerusalem zum Ausdruck brachten und durchaus kontroverse Positionen (beispielsweise zum Problem der Allversöhnung) bezogen.

Demgegenüber brachte HEINRICH RICHARD SCHMIDT (Bern) in seinem Vortrag über Philipp Albert Stapfers Erziehungsidee die Komponente des öffentlichen Raums als Hintergrund religiös motivierter Bildung in die Tagung ein: Im Kontext der Helvetischen Republik entwirft Stapfer das Bild eines ethisch regulierten Gemeinwesens, in dem die unsichtbare Kirche als Reich Gottes Gestalt gewinnen soll. Mit Bezug auf Kant sieht er die Grundlage dieser Gesellschaftsutopie in der moralischen Selbstverpflichtung, zu der Erziehung befähigen soll.

Einen weiteren wichtigen Aspekt, der auch schon in den Beiträgen von Rohmer, Osterwalder und Martin deutlich wurde, stellte MARTINA BÄR (Luzern) in ihrem Referat zu religiösen Komponenten des frühromantischen Bildungsbegriffs heraus: Bildung ist hier konstitutiv auf ein menschliches Gegenüber angewiesen, das den Bildungsprozess – bei Friedrich Schlegel verstanden als Aufruf zur Selbstbestimmung und Befreiung aus Konventionen – in Gang bringt. Erst in einer auf Liebe basierenden Beziehung zwischen Mann und Frau kann dann Ganzheit Gestalt gewinnen und auf den Weg zur Erlösung aus dem fragmentarischen Dasein führen.

KLAUS KUSANOWSKY (Frankfurt am Main) thematisierte in seinem systemtheoretisch argumentierenden Vortrag die Entstehung von Zurechnungsfähigkeit als einer grundlegenden sozialen Struktur moderner Gesellschaft. Am Beispiel von Luthers Absage an das Mönchsgelübde machte er deutlich, dass die wechselseitige Annahme von Zurechnungsfähigkeit hier noch nicht gegeben scheint. Kommunikation über Beziehung ist Luther demnach nur möglich über die Annahme einer dritten Instanz. Eben diese Voraussetzung einer dritten Größe verschwindet in der modernen Pädagogik, in der es maßgeblich um die Einübung von Zurechnungsfähigkeit geht.

Eines der Motive modernen pädagogischen Handelns besteht in der Frage, wie Individuum und Gesellschaft in Einklang gebracht werden können, wenn die Reglementierungen der Gesellschaftsordnungen zugunsten liberaler Gemeinwesen entfallen. In dieser Gemengelage entsteht die Idee der Sittenerziehung, die die gesellschaftliche Integration durch entsprechende Wertebildung leisten soll. Die bis heute damit verbundene Frage lautet: Ist dies ohne Religion möglich, und welche Rolle sollen die Religionsgemeinschaften dabei spielen? RAHEL KATZENSTEIN (Zürich) stellte diese grundsätzliche Problematik anhand des Diskurses um die Abschaffung des konfessionellen und dogmatischen schulischen Religionsunterrichts im Kanton Zürich um 1870 dar. Exemplarisch zeigte sie an der Position des liberalen Theologen Friedrich Salomon Vögelin, dass sich die von ihm vertretene, auf religiösem Gefühl basierende Sittlichkeitserziehung zwar als Legitimation eines (vermeintlich) konfessionslosen Religionsunterrichts in der öffentlichen Schule eignete, damit aber einer problematischen Vermischung von Kirche und Schule, Religion und Politik, das Wort redete.

Dass politische Interessen oft das entscheidende Movens hinter Bildungsofferten ausmachen, arbeitete MONIKA JAKOBS (Luzern) in ihrem Beitrag zur Lehrerinnenausbildung im 19. Jahrhundert in der Schweiz heraus. Demnach entsprangen die Initiativen zur Einrichtung von Lehrerinnenseminaren aus den sozialen und politischen Notwendigkeiten einer sich modernisierenden Gesellschaft. Konfessionelle Unterschiede im Frauenbild ließen sich nicht nachweisen, allgemein vorherrschende Stereotype wurden in den einschlägigen Programmschriften nicht hinterfragt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die politisch-soziale Dimension bei der Herausbildung von Bildungsinstitutionen gerade für Frauen nicht unterschätzt werden darf.

Was die Pädagogik der Moderne ausmacht, wird deutlich, wenn man sie mit entsprechenden kirchlichen Erziehungstheorien vergleicht. In seinem Vortrag über die Pestalozzi-Rezeption in der schweizerischen katholischen Pädagogik konnte GUIDO ESTERMANN (Goldau / Schwyz) zeigen, dass die Ideen Pestalozzis dort überwiegend auf Ablehnung stießen, weil sie der katholischen Lehre in zentralen Punkten widersprachen: Das betrifft besonders das Menschenbild Pestalozzis, das mit der katholischen Erbsündenlehre und der damit einhergehenden Erlösungsbedürftigkeit des Menschen nicht zu vereinbaren ist. Es setzt auf Entwicklung der Sittlichkeit durch Vernunft und lehnt übernatürliche Offenbarung ab. Lediglich die Methodik Pestalozzis wurde daher positiv aufgenommen, seine Anthropologie hingegen abgelehnt.

Auf eben dieses zunehmend als problematisch empfundene Verhältnis zwischen Subjekt und Offenbarung zielen auch die Programme zweier bekannter Protagonisten der katholischen Jugendbewegung: ALEXANDER MAIER (Saarbrücken) stellte in seinem Beitrag über die Idee der katholischen Selbstbildung im Quickborn und bei Romano Guardini heraus, dass es beiden Vertretern darum ging, das moderne Autonomieideal mit der Vorstellung des Gehorsams, der Unterordnung unter eine offenbarte Wahrheit, zu vermitteln. Ähnlich wie in dem von Osterwalder vorgestellten jansenistischen Bildungsideal wird auch hier der Gedanke einer durch selbstbestimmte Unterordnung befreiten, starken geistigen Persönlichkeit zu einem Leitbild der Bewegung. Ein weiteres Mal wurde damit exemplarisch sichtbar, wie religiöse Reformbewegungen versuchen, die von der Moderne geforderte menschliche Autonomie auf einer offenbarungstheologischen Basis neu zu begründen und als Ziel menschlicher Selbstbildung zu verankern.

Als theologische Kritik an einem solchen Verständnis von Offenbarung konnte man dann MATTHIAS WALLICHS (Saarbrücken) Beitrag zum Bildungsbegriff der elementaren bzw. relationalen Theologie betrachten, die nicht auf Innerlichkeit, sondern auf den Zwischenraum menschlicher Beziehungen zielt. Folgerichtig zeichnet sich religiöse Bildung dadurch aus, dass man um die Nicht-Objektivierbarkeit der Gottesbeziehung bzw. der Beziehung zum Mitmenschen weiß und Objektivierungsversuche kritisch unterlaufen kann. Religiöse Bildung zielt hier gerade nicht auf „Entfehlerung“, sondern auf Identifikation mit dem „Ausgeschlossenen“ und „Rest-Inklusion“.

Nimmt die Psychoanalyse den Platz der Religion ein, wenn es darum geht, zur „Entfehlerung der Welt“ durch eine „Entfehlerung der Erziehung“ beizutragen? Dieser Frage stellte sich JEAN MARIE WEBER (Luxemburg) in seinem Vortrag über die psychologischen Ansätze Oskar Pfisters und Hans Zulligers. Zentral ging es hierbei um das pädagogische bzw. therapeutische Gegenüber und die Dynamik der Übertragung. Während Pfister und Zulliger dieses Gegenüber in religiösen Kategorien stilisieren und sich von ihm nicht nur Befreiung, sondern auch die gesellschaftliche Integration der Zöglinge erhoffen, reduziert Lacan diese Überhöhung, macht aber ebenfalls die Herausforderung der Edukanden durch die Erzieher stark. Deren Aufgabe ist es demnach, durch das Heraus-Rufen soziale Bindung entstehen zu lassen und Festlegungen auf Mehrdeutigkeiten hin zu öffnen. Psychoanalyse bleibt dabei ein Wagnis, ein Risiko mit offenem Ausgang, dessen Erfolg oder Misserfolg sich erst retrospektiv zeigt.

Der spannenden Frage, wie man die Entscheidungsprozesse über die Einführung verschiedener Formen des schulischen Religionsunterrichts erklären kann, widmet sich ein an der Universität Luzern angesiedeltes Projekt zum Religionsunterricht an Volksschulen nach 1945 im Spannungsfeld von Staat und Kirchen, das von MONICA LIENIN (Luzern) vorgestellt wurde. Während die unterschiedlichen Formen des Religionsunterrichts ansonsten meist aus dem rechtlichen Status der beteiligten Religionsgemeinschaften begründet werden, geht es in diesem Projekt um die Rekonstruktion von Akteurskonstellationen.

Gegen Ende der Tagung gab FLORIAN HESSDÖRFER (Leipzig) noch einen wichtigen Impuls in seinem Vortrag zur Transformation pädagogischer Strategien durch die Techniken der Psychometrie. Mit seiner These, das Motiv der Erlösung werde in der Pädagogik allmählich durch das Prinzip der Optimierung ersetzt, entwickelte er einen theoretischen Rahmen für die moderne Version des pädagogischen „Entfehlerungs-Gedankens“. Während Erlösung vor dem Hintergrund der christlichen Eschatologie zwar gegenwärtig bereits latent präsent, grundsätzlich aber futurisch orientiert sei, vollziehe sich im Rahmen des pädagogischen Optimierungskonzepts eine Verschiebung zum Latent-Präsentischen hin. Das Ideal, um das es geht, ist schon da, muss nur noch gefördert und auf diese Weise voll entwickelt werden. Es wird zunehmend weniger von einer dritten Größe (Alterität) abhängig, sondern verlegt sich in das Subjekt selbst, das seine Anlagen – gefördert durch pädagogische Impulse – zur Entfaltung bringen soll.

Mit Hilfe dieser Hypothese lässt sich das Resümee der Tagung einleiten: Erziehung in der Neuzeit sieht sich mit dem Problem konfrontiert, auf tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklungen – nicht zuletzt: soziale Freisetzungsprozesse – antworten zu müssen, indem sie Strategien entwickelt, mit denen die soziale Integration des Individuums weiterhin gewährleistet werden kann. Dazu gehört auch eine sich verändernde Rolle der Frau, auf die mit unterschiedlichsten Bildungskonzepten reagiert wird. Die „alten“ religiösen Motive, die der Legitimation und Ausrichtung von Erziehung dienten, werden daher neu formiert, und das heißt vor allem: ent-eschatologisiert, also auf eine präsentische Erfüllung hin ausgerichtet, die als Motor der Weiterentwicklung fungiert. Damit fällt eine wichtige Begrenzung, die in christliche Theologie eingeschrieben ist. Diese Entwicklung wird begleitet durch die Verlagerung der nicht-kontrollierbaren dritten Instanz in die Erziehenden und schließlich in das Individuum, das die Entwicklung seiner Anlagen nun selbst regulieren soll. Freilich ist mit dieser Transformationslinie die Komplexität der historischen Zeugnisse nicht erfasst – dafür sind die einzelnen Tagungsbeiträge in ihrer Vielfalt der beste Beweis. „Kann Bildung zur Verbesserung der Welt beitragen?“ Ein Ergebnis der Tagung ist sicherlich ein erhöhtes Bewusstsein für die Grenzen dieser Vorstellung – sei es aus theologischer oder säkular-ideologiekritischer Perspektive.

Tagungsübersicht:

Anne Conrad (Saarbrücken): Bildung und Geschlecht als Thema einer Europäischen Religionsgeschichte

Sektion 1: ‚Entfehlerung‘ im Kontext frühneuzeitlicher Esoterik und Heterodoxie

Ernst Rohmer (Regensburg): Spracharbeit und Seelenheil im 17. Jahrhundert

Joseph Freedman (Montgomery / Alabama): Pedagogy, Christianity, Physics, Hermetics, and Gender in the Writings of Heinrich Nollius (ca. 1582–1626)

Katrin Moeller (Halle-Wittenberg): „Die Veredlung der Frauen!“ Mädchenbildung und weibliche Vereinstätigkeit als Projekt gesellschaftlicher Wohlfahrt (Halle / Saale, 1750–1850)

Fritz Osterwalder (Bern): Die starke Frau, ihre Innerlichkeit und das öffentliche Leben – Mädchenerziehung in Port Royal (öffentlicher Abendvortrag)

Sektion 2: Frömmigkeit, Moralität und Erziehung

Klaus Kusanowsky (Frankfurt am Main): Martin Luthers Absage an das Mönchsgelübde. Über den Zusammenhang von Sozialisation und Erziehung.

Lucinda Martin (Gotha): Erziehung und Vergemeinschaftung in radikal-pietistischen ‚philadelphischen‘ Kreisen um 1700

Martina Bär (Luzern): Religiöse Komponenten im frühromantischen Bildungsbegriff

Heinrich Richard Schmidt (Bern): Philipp Albert Stapfers Erziehungsidee und das Reich Gottes auf Erden

Sektion 3: Pädagogisierung von Theologie oder Theologisierung der Pädagogik?

Rahel Katzenstein (Zürich): Fort mit Erbsünde und Wunderglaube – Religiöse Aufklärung als schulisches „Entfehlerungsprogramm“. Die Diskussion um die Abschaffung des konfessionellen und dogmatischen schulischen Religionsunterrichts im Kanton Zürich um 1870

Monika Jakobs (Luzern): Lehrerinnenausbildung im 19. Jahrhundert in der Schweiz: Nation, Konfession, Geschlecht

Guido Estermann (Goldau / Schwyz): Die Rezeption Pestalozzis in der ‚katholischen Pädagogik‘

Alexander Maier (Saarbrücken): Die ‚Entfehlerung‘ der Moderne. Katholische Selbstbildung im Quickborn und bei Romano Guardini

Matthias Wallich (Saarbrücken): Wissen um das Nichtobjektivierbare. Zum Bildungsbegriff der elementaren/relationalen Theologie

Sektion 4: Bildung zwischen Säkularisierung und Sakralisierung

Jean-Marie Weber (Luxemburg): Die psychologischen Ansätze von Oskar Pfister und Hans Zulliger. Bindeglieder in der Transformationskette vom Sakralen zu einer ‚säkular-sakralen Pädagogik‘

Florian Heßdörfer (Leipzig): Optimieren und Erlösen – Vom guten und vom besseren Leben. Die Transformation pädagogischer Strategien durch die Techniken der Psychometrie

Monica Lienin (Luzern): Religionsunterricht an Volksschulen nach 1945 im Spannungsfeld von Staat und Kirchen – ein Projektbericht