Wissenschaftskulturen im Vergleich. Darstellungs- und Vermittlungsformen. 3. Jahrestagung des InterDisziplinären Kolloquiums

Wissenschaftskulturen im Vergleich. Darstellungs- und Vermittlungsformen. 3. Jahrestagung des InterDisziplinären Kolloquiums

Organisatoren
Oliver Fohrmann / Heinz Georg Held / Marion Steinicke, InterDisziplinäres Kolloquium (IDK)
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
31.10.2014 - 01.11.2014
Url der Konferenzwebsite
Von
Heinz Georg Held, Dipartimento di Lingue e Culture Moderne, Universität Pavia

Die dritte Jahreskonferenz des InterDisziplinären Kolloquiums (IDK) hat die im Vorjahr initiierte Diskussion über wissenschaftliche „Darstellungs- und Vermittlungsformen“ (31. Oktober 2013, Schloss Saarbrücken) fortgesetzt und ausgeweitet. Während sich die vorangegangene Konferenz mit den medialen Aspekten wissenschaftlicher Forschung beschäftigt hatte, standen auf der Jahrestagung 2014 die fachspezifischen Perspektiven der Wissenschaftsdidaktik zur Diskussion. Die Konferenz sollte der Frage nachgehen, wie das offenbar fragwürdig gewordene akademische Modell, das auf einer interrelationalen Beziehung von Forschung und Lehre beruht, in den einzelnen Fächern und vor dem Hintergrund unterschiedlicher nationaler akademischer Traditionen reflektiert wird und ob sich neben funktionalistischen Lösungskonzepten auch Ansätze zu einer neuen forschungsaffinen Didaktik abzeichnen.

Nach einer kurzen Begrüßung wurde die erste Sektion von HEINZ GEORG HELD (Kulturwissenschaft, Pavia) eingeleitet, der in seiner Einführung Thema und übergreifenden Diskussionszusammenhang erläuterte. Analog zu dem im Vorjahr analysierten Verhältnis von Vermittlung und Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnis ziele die diesjährige Fragestellung darauf ab, neben den fachspezifischen didaktischen Ansätzen und Methoden auch jene prekäre Position „zwischen“ Forschung und Lehre aus der Sicht der verschiedenen akademischen Disziplinen zu beschreiben. Diese Doppelperspektive wurde im Rückblick auf das von Humboldt aktualisierte sokratische Modell einer heuristischen Symbiose von Lehrenden und Lernenden sowie durch eine kurze Reflexion zu den funktionalen und ökonomischen Kriterien der heutigen hochschulpolitischen Debatte kontextualisiert.

Schon der erste Beitrag lieferte ein Beispiel für die gegenwärtigen Polarisierungen geisteswissenschaftlicher Forschung im Spiegel ihrer Didaktik. Mit Blick auf die Etablierung der Religionswissenschaft als Universitätsdisziplin konstatierte MARION STEINICKE (Religionswissenschaft, Universität Koblenz-Landau) eine Art Fluchtreflex gegenüber den konfessionell gebundenen Lehrinhalten der christlichen Theologien, in deren Fachbereichen die religionswissenschaftlichen Lehrstühle bis heute mehrheitlich angesiedelt sind. Indem schulische Curricula – insbesondere im Bereich „Ethik“ und „Normen“ – an Bedeutung gewonnen hätten, sei das Fach zudem in Konkurrenz zur Philosophie geraten. Die zunehmende Identitätsproblematik, die sich in den letzten drei Jahrzehnten in Forschung und Methodik der Religionswissenschaft abzeichne, wurde an einschlägigen didaktischen Materialien nachgezeichnet. Anhand aktueller Studienhandbücher konnte die Annäherung der Religionswissenschaft einerseits an eine allgemeine Kulturwissenschaft (in deren Rahmen das eigenständige fachliche Profil zur Disposition stehe), andererseits an die auf vermeintlich objektive Daten gestützten empirischen Sozialwissenschaften (wodurch das hermeneutische Potential weitgehend ausgeblendet werde) verdeutlicht werden.

In dem anschließenden Beitrag stellten BABETT FORSTER (Kunstgeschichte, Jena) und KERRIN KLINGER (Wissenschaftsgeschichte, Jena) ein Projekt ihrer Hochschule vor, das in fachübergreifenden geistes- wie naturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen die Vermittlung objektbezogener Anschauungsformen und Analysemethoden erprobt. Mit dieser „Schnittstelle wissenschaftlicher Objektkunde“, wo anhand von Lehrsammlungen „wissenschaftliche Schlüsselqualifikationen“ wie etwa Objektabbildung und -beschreibung eingeübt werden, ist zugleich ein eigener Forschungsansatz verbunden, der darauf abzielt, eine regional definierte und an materiellen Objekten der eigenen Sammlungsbestände orientierte Forschungsgeschichte als wissenschaftsdidaktisches Reflexionsmedium fruchtbar zu machen. Durch den Rückgriff auf eigene Archive und den unmittelbaren Kontakt zu Dokumenten und Exponaten können auch vermeintlich randständige wissenschaftliche Erinnerungskulturen lebendig erhalten oder wieder aktiviert werden, um mit Blick auf ihre epistemologischen Implikationen über die pragmatischen Lehrintentionen hinaus neue Forschungsfelder zu erschließen.

Mit dem Referat von LENA ECKERT (Gender Studies, Weimar) und MAJA LINKE (Freie Kunst/ Künstlerische Forschung, Weimar) wurde das thematische Spektrum um die kontrovers diskutierten Bereiche der künstlerischen Forschung und des forschenden Lehrens erweitert. Tatsächlich scheinen sich künstlerische Techniken und Verfahren nicht nur zur Vermittlung und Darstellung von Forschungsergebnissen, sondern auch und gerade als komplementäre Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse im Rahmen einer neuen Wissenschaftskultur zu etablieren. Mit alternativen Formen künstlerischer Erkenntnis jenseits der geläufigen Wissenschaftssprachen wird zugleich die Leistungsfähigkeit von wissenschaftlichen „Begriffen“ radikal zur Diskussion gestellt. Das Konzept einer „visuellen Diskursivität“, das durch die Beschreibung einer Rauminstallation von Maja Linke anschaulich dokumentiert wurde, verwies auf eine wechselseitige Durchdringung von Lehr- und Lernsituationen „zwischen Personen und Körpern und in spezifischen Atmosphären, die auf eine bestimmte Art und Weise wirken, sich entfalten, produziert und benutzt werden“, und brachte damit unversehens eine künstlerische Aktualisierung des Humboldtschen Reformmodells von Forschung und Lehre ins Spiel.

Die zweite Sektion wurde von GUNDULA GWENN HILLER (Romanistik, Germanistik, Frankfurt an der Oder) eingeleitet, die in ihrer kulturkontrastiven Betrachtung zur Frage „Was ist Wissenschaftlichkeit?“ aus französischer und deutscher Sicht persönliche Forschungsergebnisse präsentierte. Ihre auf eigenen Datenerhebungen gestützte Untersuchung zur gegenseitigen akademischen Fremdwahrnehmung rekurrierte auf Bourdieus kultursoziologisches Praxismodell; demzufolge wäre der deutsche wie der französische homo academicus in seinem Verhältnis zu den universitätsinternen Handlungs- und Denkschemata durch seine Sozialisierung in den nationalen Bildungs- und Wissenschaftsstrukturen geprägt. Der idealtypischen Unterscheidung zufolge würde das deutsche Modell sich unter den Vorzeichen der Humboldtschen Reform durch das Prinzip der Freiheit von Lehre und Forschung auszeichnen, während das französische Selbstverständnis in der Tradition des aufgeklärten Absolutismus einer zentralistisch geführten Staatsbürokratie verankert sei. „Trotz Bologna und trotz einer stetig zunehmenden Anzahl an Mobilität und Doppelstudiengängen“ habe sich die wechselseitige Wahrnehmung beider Wissenschaftskulturen kaum verändert und das jeweils eigene werde als das überlegene Modell angesehen.

Daran anknüpfend skizzierte REGINA SCHLEICHER (Romanische Kulturwissenschaften, Frankfurt am Main) eine aktuelle Entwicklung innerhalb der deutschen Hochschullandschaft, die maßgeblich von anglo-amerikanischen Vorbildern bestimmt wird. In ihrem Beitrag beschrieb die Referentin die parallel verlaufenden Veränderungen in Forschung und Lehre, die sich seit gut zwei Jahrzehnten durch die „Übertragung unternehmerischer, das heißt betriebswirtschaftlicher und marktorientierter Prinzipien auf Bildungsinstitutionen“ abzeichnen würden. Die allgemeine Ökonomisierung der „Qualitätssicherung bei zugleich reduzierter Grundausstattung“ lasse sich exemplarisch an Programmen zur hochschuldidaktischen Aus- und Fortbildung ablesen, die zu signifikanten Funktionalisierungsmaßnahmen in Forschung und Lehre anleiten würden; zu diesen wäre etwa der Einsatz online durchführbarer Multiple Choice-Tests zu zählen, die der Abfrage vorgefertigter Wissensbestände dienten. Angesichts dieser offenkundigen „Missachtung fachlicher, also wissenschaftlicher und praktischer Aspekte in der Lehre“ liege der Verdacht nahe, dass auch die allenthalben betriebene „Didaktisierung der Lehre“, weniger wissenschaftlichen Ansprüchen als ökonomischen Anforderungen entspreche.

In dieser Perspektive gewinnen medientechnische Innovationen und ihre multiple Wechselwirkung mit den traditionellen Rahmenbedingungen der Wissenschaftsdidaktik und der damit verknüpften Ausbildungspraxis eine besondere Brisanz, die THOMAS JURCZYK (Geschichtswissenschaften, Bochum) in seinem Beitrag anhand anschaulicher Fallbeispiele verdeutlichen konnte. Nach einem kurzen Rückblick auf die Vor- und Frühzeit des e-learning versuchte der Referent eine vorläufige Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Möglichkeiten netzbasierter Lehre und deren praktischer Umsetzung im Bereich der deutschsprachigen Hochschulen. Zum universitären Alltag gehören inzwischen die auf online-Portalen angebotenen Hilfsmittel zur Unterstützung konventioneller Lehrpraktiken. Das Modell einer reinen online-Universität sei dagegen nach wie vor heftig umstritten, fände aber nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen auch in universitären Kreisen zunehmend Befürworter. Allerdings scheine sich, wie auch in der ideologisch belasteten Kontroverse zwischen Anhängern und Gegnern der digital humanities, immer mehr eine pragmatische Haltung durchzusetzen, wie die allgemeine Tendenz zum blended-learning zeige; dabei könnte auch das reaktualisierte Interesse an nicht-digitalisierten Kommunikationsformen unter den heutigen Studierenden und jüngeren Lehrenden eine Rolle spielen.

Nach einer prägnanten Zustandsbeschreibung des globalen Finanzmarktes, auf dem die weltweit ungedeckte Geldmenge ein Vielfaches des Wertes der real vorhandenen materiellen Güter repräsentiere, entwickelte OLIVER FOHRMANN (Volkswirtschaftslehre, Cergy-Pontoise) die für den Diskussionszusammenhang relevante These, der zufolge die forschungsaffine Didaktik der Wirtschaftswissenschaften nicht nur Dokument, sondern auch wirksames Instrument eines irrationalen ökonomischen Handelns sei, das auf archaischen religiösen Vorstellungen beruhe, indem abstrakte und weitgehend virtuelle Formen des Kapitals allein durch den Glauben an ihre Realität existieren und ihre Macht aufrecht erhalten könnten. Als „Lehrkunst, im Sinne des Geldes (zu dessen Vermehrung und Umlauf) denken und handeln zu können“, sei die Ökonomik somit nicht einfach nur Medium der Vermittlung von Informationen, Wissenszusammenhängen und Forschungsmethoden, sondern zugleich eine mentale Schulung zur „Bildung des Menschen zum homo oeconomicus, der durch die Reformen des New Public Managements zum leitenden Menschenbild geworden ist“. Die „Wiedergeburt Humboldts aus dem Geist des Ökonomismus“ wäre demnach eine postmoderne Pervertierung des ursprünglich humanistischen Menschenideals, um den Menschen nach dem Bild des Geldes zu formen.

Durch den Beitrag von SUNG YEON CHO (Koreanistik, Bochum) wurde der kulturgeographische Schwerpunkt aus Europa nach Asien verlagert und die Aufmerksamkeit auf den Bereich des universitären Fremdsprachenunterrichts gelenkt, der auch die scientific community mit politisch und ökonomisch gesteuerter Eigenwerbung implementieren kann. Korea sei, wie die Referentin eingangs betonte, trotz seines starken Wirtschaftswachstums in den letzten Jahrzehnten ein eher unbekanntes Land geblieben, und der Sonderweg der koreanischen Sprach- und Schriftentwicklung verweise auf ein kulturelles Spannungsfeld, in dem sich das Land gegen hegemoniale Kräfte zu behaupten suche. Seit der Nachkriegszeit sei ein dezidiertes Interesse staatlicher Institutionen zu erkennen, die Bedingungen und Möglichkeiten der Fremdsprachendidaktik zur Verbreitung eines politisch opportunen Korea-Bildes wissenschaftlich zu erforschen. Dabei werde insbesondere eine sozio-kulturelle Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Zielgruppen von Lernenden angestrebt, wobei die Ermittlung der Motive für den Spracherwerb eine entscheidende Rolle spiele. Wie die Referentin anhand ihrer Analyse verschiedener koreanischer Lehrbücher für unterschiedlich motivierte Lerner der koreanischen Sprache nachweisen konnte, lassen sich bei der Aufbereitung des sprachdidaktischen Materials signifikante Differenzen zwischen dem Korea-Bild in Lehrbüchern für akademische Zwecke und dem Korea-Bild in Lehrbüchern für andere Zielgruppen feststellen.

SIMON HUBER (Philosophie, Wien) verlagerte die Diskussion auf das Thema der Schuldidaktik, das seit einiger Zeit wieder vermehrte Aufmerksamkeit in der akademischen Forschung erfahren hat. Allerdings war es das explizite Interesse des Referenten, Didaktik nicht als diskursiven Schnittpunkt unterschiedlicher fachspezifischer Forschungsprozesse zu verorten, sondern für sie einen eigenen Raum spezifischer Kulturpraktiken zu reklamieren. Anhand einer Reihe von Thesen wurde versucht, den Gedanken einer Didaktik „jenseits disziplinärer Grenzen“ und zugleich als Instrument der Grenzziehung zur „profanen Welt“, vor allem aber als Generator „einer eigenen Schulkultur“ zu konkretisieren. Dabei rekurrierte die als „medienarchäologische Analyse“ verstandene Untersuchung zunächst auf den Platonischen Gleichnisreden von Wachstafel, Taubenschlag und Pharmazie, um anschließend die traditionelle Schultafel als exemplarisches didaktisches Medium vorzustellen, das aufgrund seiner „Spontaneität“ und „Flüchtigkeit“ den Prozess des Lernens als Dialog „simulieren“ und damit den Schlüssel zum Verständnis der Kulturtechnik des Unterrichts liefern würde.

Der Beitrag von PIT KAPETANOVIC (Philosophie, Heidelberg) zielte darauf ab, Wissenschaftsdidaktik als Forschungsgegenstand in einem akademischen Fach zu konkretisieren, das im Wesentlichen eine „Auseinandersetzung mit philosophischen Fragestellungen“ beinhalte und somit nicht unbedingt zur „Normierung von Vermittlungstechniken und Kommunikationsverhalten“ tendiere. Ausgehend von dem Befund, dass in den Diskussionen über Forschung und Lehre die Lehrerausbildung in der Philosophie nur eine untergeordnete Rolle spiele, da offenbar „die angehenden Lehrer schon immer nur als Zaungäste im Betrieb einer Universität“ angesehen würden, beschrieb der Referent den sich hier abzeichnenden wissenschaftsdidaktischen Spagat, angehende Lehrer/innen des Philosophie- und Ethikunterrichts einerseits auf eine Vielfalt von Themen im Rahmen der Schulpraxis vorzubereiten und ihnen andererseits eine an der Forschung partizipierende philosophische Bildung zu ermöglichen. Bezeichnender Weise sei vielen Pragmatikern dieser Spannungszustand unerträglich, weshalb in Baden-Württemberg ernsthaft über eine Verlegung der Gymnasiallehrerausbildung an pädagogische Hochschulen nachgedacht werde.

Der Vortrag von LODEWIJK ARNTZEN (Physik, Delft) fasste eine Reihe von Diskussionspunkten unter dem Begriff der „Rückkopplung“ zusammen, um damit noch einmal eindringlich die Notwendigkeit eines fortgesetzten Austauschs zwischen den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zu verdeutlichen. Ausgehend von einem Fallbeispiel (einem eklatanten Justizirrtum, der durch einfache Deduktionen eines Philosophieprofessors aufgedeckt wurde) demonstrierte der Referent die Möglichkeit und zugleich die Notwendigkeit, akademischen Sachverstand in konkrete soziale und kulturelle Praktiken einzubringen, die aufgrund fataler Selbstverständlichkeiten (unter anderem „Blindheit für Alternativen“, „zwanghafte Kausalitätsvermutung“, „unbedingtes Festhalten an überkommenen Denkschemata“ oder „Systematisierungszwang bei Wahrnehmungsprozessen“) nicht mehr genügend hinterfragt würden. Durch fehlenden Austausch zwischen akademischen Eliten und gesellschaftlicher Praxis könnte die Fähigkeit zur selbstkritischen Analyse abnehmen, wie sie im Rahmen von Forschung und Lehre in allen akademischen Disziplinen vermittelt werden sollte. Das der Physik entlehnte Konzept der Rückkopplung als intelligentes Kontrollinstrument könne verhindern, dass die heutige „Wissensgesellschaft“ in Widerspruch zu ihren ethischen Grundlagen gerate.

In der für den Folgetag anberaumten Diskussion wurden die eingangs gestellten Leitfragen nach einer wissenschaftlich reflektierten Didaktik innerhalb der gegenwärtigen Wissenschaftskulturen sowie nach dem Stellenwert der Anleitung zur wissenschaftlichen Forschung in den einzelnen Disziplinen erwartungsgemäß sehr unterschiedlich und mit fachspezifischer Gewichtung beantwortet. Weitgehend Einigkeit bestand darin, dass die grundlegenden Fragen der Wissenschaftsdidaktik auf Schulen wie auf Universitäten weniger die Übermittlung von Informationen, als vielmehr die Ausbildung von kritischem und zugleich kreativem Denken beträfen. Die „Humboldt-Universität“ sei somit nicht ganz so hoffnungslos veraltet, wie es unter den Bedingungen einer fortgesetzten Ökonomisierung des Wissenschaftsbetriebs scheinen könnte. Wenn auch in einigen Details kontrovers diskutiert, wurde generell der Konnex von Forschung und Lehre als unverzichtbares Relais verstanden, um wissenschaftliches Selbstverständnis im Sinne einer Rückkopplung kritisch zu hinterfragen. Abschließend wurde die Vermutung geäußert, dass zumindest die Hochschulen, die sich nicht unter fremdbestimmten Effizienzkriterien in einen Selbstauflösungsprozess treiben ließen, der wissenschaftsspezifischen Didaktik in den kommenden Jahren größere Aufmerksamkeit zukommen lassen würden.

Konferenzübersicht:

I. Didaktik zwischen Forschung und Lehre. Aspekte einer spannungsreichen Beziehung

Heinz Georg Held (Pavia): Thematische Einführung

Marion Steinicke (Koblenz-Landau): Die Religionswissenschaft in Deutschland zwischen Philosophie und Empirie

Babett Forster / Kerrin Klinger (Jena): Im Laboratorium der Objekte

Lena Eckert / Maja Linke (Weimar): Künstlerische Forschung und Forschendes Lehren

II. Unterrichtende Forschung. Alte und neue Modelle

Gundula Gwenn Hiller (Frankfurt an der Oder): Eine kulturkontrastive Betrachtung zur Frage „Was ist Wissenschaftlichkeit?“ aus französischer und deutscher Sicht

Regina Schleicher (Frankfurt am Main): Zur Lehre an der Unternehmerischen Hochschule in Deutschland

Thomas Jurcyk (Bochum): MOOC, Youtube und Udacity. Universitäres Lehren und Lernen im Zeitalter des Internet

Oliver Fohrmann (Cergy-Pontoise): Wiedergeburt Humboldts aus dem Geist des Ökonomismus

III. Forschender Unterricht. Wissenschaftliches Selbstverständnis in Lehre und Ausbildung

Sung Yeon Cho (Bochum): Interkulturelle Hochschuldidaktik. Das Koreabild im akademischen Fremdsprachenunterricht

Simon Huber (Wien): Das doppelte Spiel der Didaktik. Medienhistorische Sondierungen der Schulkultur

Pit Kapetanovic (Heidelberg): Philosophie, Pragmatik und Prüfungsordnungen – Probleme der Ethiklehrerausbildung

Lodewijk Arntzen (Delft): Didaktik der Naturwissenschaften

IV. Trennen oder Verbinden. Analysen und Ideen zum Verhältnis von Lehre und Forschung

1. Diskussionsrunde anhand der Tagungskommentare von: Lodewijk Arntzen, Sung Yeon Cho, Lena Eckert, Oliver Fohrmann, Babett Forster, Heinz Georg Held, Pit Kapetanovic, Regina Schleicher

2. Diskussionsrunde anhand der Tagungskommentare von:
Gundula Gwenn Hiller, Simon Huber, Thomas Jurczyk, Kerrin Klinger, Maja Linke, Marion Steinicke
Abschlussdiskussion


Redaktion
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