„Landwirtschaft und Dorfgesellschaft im ausgehenden Mittelalter“. Herbsttagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte e.V.

„Landwirtschaft und Dorfgesellschaft im ausgehenden Mittelalter“. Herbsttagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte e.V.

Organisatoren
Enno Bünz, Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte, Historisches Seminar, Universität Leipzig
Ort
Reichenau
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.09.2014 - 03.10.2014
Url der Konferenzwebsite
Von
Alexander Sembdner/Sabine Zinsmeyer, Historisches Seminar, Universität Leipzig

Die von Enno Bünz (Leipzig) organisierte Herbsttagung des Konstanzer Arbeitskreises stand unter dem Thema „Landwirtschaft und Dorfgesellschaft im ausgehenden Mittelalter“. ENNO BÜNZ (Leipzig) stellte in seiner Einführung die berechtigte Frage, ob Agrargeschichte sich allmählich zur Spezialdisziplin entwickelt, ob sie neu gedacht werden kann und mit welchen Mitteln dies geschehen könne. Er konstatierte eine seit längerem zu beobachtende Abnahme des Interesses an mediävistischer Agrarforschung, neuere Trends würden ihren Fokus kontinuierlich zur Frühen Neuzeit und Moderne verschieben. Doch gerade für die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts stehe dem Historiker eine Fülle an Quellen und Quellentypen zur Verfügung. Trotzdem – oder gerade deswegen? – ist die Erforschung der ländlichen Gesellschaft und Wirtschaft des Spätmittelalters ins Hintertreffen geraten, weshalb Bünz deutlich für eine Neubelegung der einst in Deutschland intensiv betriebenen Forschung zur mittelalterlichen Agrarwirtschaft und -gesellschaft warb. Waren die Vorträge des Mittwochs der Wirtschaftsgeschichte (Landwirtschaft) gewidmet, setzten sich die Beiträge des Donnerstags mit der Sozialgeschichte (Dorfgesellschaft) auseinander. Dadurch sollte deutlich werden, dass die Agrargeschichte eben keine Spezialdisziplin, sondern integraler Bestandteil der Geschichte des Mittelalters ist. Ausgeklammert wurden hingegen die spätmittelalterliche Frömmigkeit und das für die ländliche Gesellschaft so bedeutsame Phänomen der Pfarrei, welche bereits 2009 Gegenstand einer Tagung des Konstanzer Arbeitskreises waren. Der Sinn der Veranstaltung sollte nicht darin bestehen, neue Fragestellungen und Forschungsansätze zu konzipieren (zumal Themen wie Stadt-Land-Beziehungen, Umwelt und Klima, bäuerliche Schriftlichkeit etc. auch nicht neu sind), sondern durch die vertiefte Beschäftigung mit alten Fragestellungen weiterführende Forschungen zum Thema der mittelalterlichen Agrargeschichte überhaupt erst wieder anzustoßen.

HEINRICH DORMEIER (Kiel) stellte in seinem Vortrag die ländliche Welt in spätmittelalterlichen bildlichen Quellen vor. Im Vordergrund stand das 14 m breite Wandgemälde der Campagna im Umfeld der Stadt Siena aus dem allegorischen Freskenzyklus Ambrogio Lorenzettis im Sieneser Rathaus. Dormeier verwies darauf, dass es ohne das städtische Pendantfresko (ebenfalls im Sala dei Nove des Palazzo Publico) nicht interpretiert werden kann. Es handelt sich um eine der frühesten Darstellungen des Stadt-Land-Verhältnisses und zeigt die Auswirkungen der „guten Regierung“ auf die Bevölkerungsteile beider Lebenswelten auf, z. B. die Einfuhr von Nahrungsmitteln in die Stadt oder der Brückenbau auf dem Land. Die idealisierte (z. B. wasserreiche) Campagna wird in detailreichen Szenen bäuerlicher Tätigkeiten, durch die Abbildung von Bauern, Tieren und Gerätschaften vorgestellt. Von dort leitete Dormeier auf den sich im Spätmittelalter entwickelnden Typus des Kalenderbildes über und stellte zudem einige im 15. Jahrhundert entstandene Drucke der um 1300 von Petrus de Crecentiis verfassten mehrteiligen Schrift „Das Wissen des vollkommenen Landwirts“ (Ruratia commoda) vor. Damit bot Dormeier einen stimmungsvollen Einstieg in die Sachkultur und zeitgenössische Rezeption des spätmittelalterlichen Landlebens.

PETER RÜCKERT (Stuttgart/Tübingen) konstatierte für das mitteleuropäische Klima um 1500, dass sich die „Kleine Eiszeit“ zwar in Wetterveränderungen wie häufigem Frost ab Oktober, Schnee bis April und nasskalten Sommern äußerte, jedoch von keiner homogenen Kaltperiode gesprochen werden kann. Während die Klimaveränderung in den südlichen Regionen kaum Auswirkungen hatte, sanken in den Mittelgebirgslandschaften die Anbaugrenzen für Getreide oder ließen andernorts Ackerbau gänzlich unrentabel werden (Schottland). Größere und häufig wiederkehrende Umweltkatastrophen konnten für die Zeit um 1500 hingegen nicht nachgewiesen werden, sodass von einer „Erholungsphase“ innerhalb der „Kleinen Eiszeit“ zu sprechen ist. In Risikoregionen gelegene Städte und Dörfer, die wiederkehrend von z. B. Überschwemmungen betroffen waren, waren gleichwohl verletzlicher und wurden mitunter verlegt. Die sich im Anschluss zwischen den Begriffen „Vulnerabilität“ und „Resilienz“ bewegende Diskussion machte deutlich, dass eine umfassende Erforschung des Klimas des Spätmittelalters und seiner Auswirkungen auf Mensch und Wirtschaft nur durch regional begrenzte Untersuchungen voranzubringen ist.

BJØRN POULSEN (Aarhus) nahm die Veränderungen landwirtschaftlicher Produktion und Konsumption im spätmittelalterlichen Dänemark in den Blick und ging dabei der Frage nach, wie und in welchem Ausmaß sich regional differenzierte und spezialisierte Produktionslandschaften entwickelten bzw. entwickeln konnten. Da in Dänemark mit Ausnahme Kopenhagens große städtische Absatzmärkte fehlten, wurde schon frühzeitig Handel mit nicht-dänischen Märkten betrieben. War die Getreideproduktion nur zum Teil mit Handelsinteressen verknüpft, produzierte vor allem die jütländische Viehwirtschaft im 15. Jahrhundert fast vollständig für den Export und das in enormen Umfängen. Dabei trugen eine ganze Reihe unterschiedlicher Faktoren und deren Verflechtung zu diesem Strukturwandel bei. Bedingten schon naturräumliche Gegebenheiten eine differenzierte landwirtschaftliche Produktion, verschränkten sich im 14. und 15. Jahrhundert die Viehwirtschaft und die allmähliche Etablierung großer Jahrmärkte gegenseitig, was zu einer Intensivierung der Viehproduktion und damit verbundener Exporte führte. Abzulesen ist diese Entwicklung auch aus den überlieferten Rechnungsquellen (Sundzollregister, Lübecker Pfandzollbücher etc.), deren Bedeutung für die Geschichtswissenschaft mit Poulsen noch einmal ausdrücklich betont werden muss.

Dem von Poulsen beschriebenen Strukturwandel der spätmittelalterlichen Landwirtschaft hin zu einer immer stärker differenzierten und spezialisierten Produktion ging auch MICHAEL MATHEUS (Mainz) anhand des für den Rheingau typischen Phänomens des „Winzerdorfes“ nach. Dieses oszillierte oft zwischen Stadt und Land, wobei Matheus die Bedeutung des Weinanbaus für die Städteförderung bzw. -entwicklung relativierte. In Anlehnung an den durch Franz Irsigler und Lukas Clemens in die Forschung gebrachten Typus der „Weinstadt“ entwickelte Matheus eine Typologie des Winzerdorfes. Dieses zeichnete sich durch die Dominanz des Weinanbaus, genossenschaftliche Organisationsformen der Gemeinde (aufgrund fehlenden Stadtrechts aber allenfalls „stadtähnlich“), dem Vorhandensein kostspieliger Infrastruktur und der Einbindung in den überregionalen Handel aufgrund verkehrsgünstiger Lage aus. Deutlich widersprach Matheus der These, dass der Weinbau nicht von der Krise des Spätmittelalters betroffen gewesen sei. Konzentration der Produktion auf bestimmte Weinexportgebiete einerseits und Reduzierung oder Umbau der Rebflächen andererseits waren die Folge. Dies führte nicht nur zu einem veränderten Umgang mit Leihe und Pacht, sondern auch zu einer Diversifizierung der Weinsorten und -produktion. Diese durch die Gewinnmaximierung der Produzenten motivierte Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion ging einher mit der Entwicklung bzw. Intensivierung komplementärer Wirtschaftsstrukturen. Die von Matheus entwickelte Typologie lädt sicherlich zum Vergleich mit anderen europäischen Weinregionen ein und dürfte bei konsequenter Anwendung reiche Ernte einfahren.

Ohne Zweifel ging die zunehmend von ökonomischen Gewinninteressen dominierte landwirtschaftliche Produktion am Ausgang des Mittelalters mit einer Intensivierung der Geldwirtschaft einher. PHILIPP ROBINSON RÖSSNER (Leipzig/Manchester) zeichnete daher ein differenziertes Bild des spätmittelalterlichen Finanzwesens in Mitteleuropa und wies auf grundsätzliche Phänomene der Zeit hin: eine erhöhte Produktion von Geldmünzen durch den gestiegenen Ertrag an Silber aus den mitteleuropäischen Bergbauregionen sowie die Geldhortung durch weite Teile der Bevölkerung. Rössner fragte in diesem Zusammenhang nach unterschiedlichen Formen landesherrlicher Finanzpolitik und den damit verbundenen, nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch kulturellen und sozialen Implikationen. Denn zwar konnten über das Instrument der Münzverschlechterung die landesherrlichen Kassen kurzfristig aufgebessert werden, doch verbanden sich mit einer solchen Geldentwertung soziale Folgekosten, die unmittelbar die ländliche Bevölkerung tangierten. Durch das Ausnutzen differentieller Geldsorten wurde das Sozialprodukt zu Ungunsten der Bauern umverteilt, woraus Rössner Rückschlüsse auf soziale Unruhen (Bauernkriege) wie kulturelle Auswirkungen (Ablasskritik etc.) zog, wobei reichlich zugespitzten Thesen sicherlich einzelfallbasiert geprüft werden müssten.

STEFAN SONDERERGGER (St. Gallen/Zürich) stellte die Landschaft um den Bodensee als eine im Spätmittelalter von zahlreichen Grundherren geprägte Region vor, die an der Gestaltung der Landwirtschaft aktiv mitwirkten. So brachten die Grundherren etwa durch Zeitleihe in Erfahrung, wie tatkräftig Bauern wirtschafteten. Andererseits konnten Bauern die Eignung eines Bodens testen, ohne sich vertraglich über einen zu langen Zeitraum zu binden. Die Grundherren erwiesen sich bei der Einforderung von Abgaben als äußerst flexibel: So konnte darüber verhandelt werden, Abgaben aufgrund von Wetterunbilden zu reduzieren oder aber bäuerliche Zinsen bei guter Ernte zu erhöhen. Tatsächlich gezahlte Zinsen sind dabei in den Schriftquellen nicht immer zu erfassen. Die Grundherren des Bodenseeraumes organisierten zudem den Warenaustausch zwischen verschiedenen landwirtschaftlichen Regionen, um so Acker- und Weideflächen in einem maßvollen Verhältnis zueinander zu halten und so Futter- und Lebensmittelengpässe zu verhindern. Anhand der überaus reichlichen Überlieferung konnte Sonderegger so in einem bemerkenswert instruktivem Vortrag direkte Einblicke in die alltägliche Praxis spätmittelalterlicher Grundherren geben.

UWE SCHIRMER (Jena) machte anhand des thüringisch-obersächsischen Raumes den fundamentalen Zusammenhang von naturräumlich und historisch bedingter Agrarverfassung und der dadurch geformten ländlichen Gesellschaft und Wirtschaft eindrucksvoll deutlich. Infolge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung finden sich hier ein hohes Maß an rechtlicher Freizügigkeit und eine hohe soziale und regionale Mobilität der Bauern, wie es bereits Friedrich Lütge unter dem Begriff der „mitteldeutschen Grundherrschaft“ prägnant charakterisierte. Die Saale erscheint dabei als kulturelle wie verfassungsrechtliche Grenze. Im Westen dominierte Realteilung, ohne dass damit aber eine Verarmung der bäuerlichen Bevölkerung verbunden gewesen wäre. Östlich der Saale finden sich aufgrund des Anerbrechts mittel- und großbäuerliche Betriebe, die auch dank vorteilhafter Bodenverhältnisse ökonomisch erfolgreich arbeiten konnten. Von der hohen Mobilität der ländlichen Bevölkerung profitierten die Städte und Montanreviere, die als Absatzmärkte zugleich positive Anreize für die landwirtschaftliche Produktion schufen. Aus dieser günstigen rechtlichen wie wirtschaftlichen Position heraus konnten die bäuerlichen Gemeinden gegenüber den Grundherren als autonomes Subjekt auftreten. Sie waren oftmals in die Gerichtsausübung eingebunden. Grundherrliche Vertreter blieben aber weiterhin Teil der dörflichen Gemeinde und bildeten das Scharnier zwischen Grundherr und Bauern. Diese rechtlichen wie ökonomischen Freiheiten müssen mit Schirmer auch als Gründe dafür angesehen werden, dass große soziale wie politische Konflikte ausblieben.

CHRISTINE REINLE (Gießen) stellte in ihrem anschaulichen Vortrag Auszüge aus einem Gerichtsprotokollbuch der Grafschaft Katzenelnbogen aus dem Zeitraum 1415 bis 1486 vor, das unter anderem Rügen aus acht Zehntorten tradiert. Die Quelle gibt Auskunft über Streitigkeiten in dörflichen Gemeinschaften, die nicht vor dem Schöffengericht verhandelt wurden, wie Streuung von Gerüchten, Verleumdungen, Beschuldigungen oder Flurfrevel und wie diese bestraft wurden. Die Bedeutung des öffentlichen Schimpfens als Reaktion auf Gerüchte bzw. üble Nachrede und die Prüfung der Rechtmäßigkeit dieser Handlung durch das Gericht wurde dabei herausgestellt. Man hätte sich jedoch weiterführende Erklärungsansätze über die vorgebrachten Einzelbeispiele hinaus gewünscht. Jedoch eröffnete die Referentin mit diesem exemplarischen Zugriff auf spätmittelalterliche Gerichtsbücher neue Perspektiven auf ländliche Lebenswelten, die es weiter zu nutzen gilt.

KURT ANDERMANN (Karlsruhe/Freiburg im Breisgau) zeichnete im öffentlichen Abendvortrag ein überaus detailliertes und anschauliches Bild der dörflichen Gesellschaft anhand des Ortes Zeutern im Kraichgau (Hochstift Speyer), warnte aber mit Recht davor, allzu schnell vom Einzelfall auf allgemeine sozial-demografische Aussagen zu schließen. So konnten zwar eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 3,6 Personen und ein relativer Frauenüberschuss herausgearbeitet werden, die Vergleichbarkeit mit anderen Dörfern dürfte sich jedoch aufgrund mangelnder Quellen als schwierig erweisen. Aufschlussreich waren Andermanns Erkenntnisse über die rechtlichen Dimensionen: Nur rund zwei Drittel der Einwohner Zeuterns waren Leibeigene des Speyerer Bischofs, Konflikte zwischen verschiedenen Eigenherren dementsprechend keine Seltenheit. Deutlich wurde hingegen, dass wir unter der spätmittelalterlichen Leibeigenschaft eben keine Form der „Sklaverei“ zu verstehen haben, sondern eine Rückbindung des Bauern an seinen Herrn, ein Scharnier zwischen personenbezogener Herrschaft und aufkommender Territorialherrschaft. Dabei wurde die soziale Stellung der Dorfbewohner nicht durch ihre leibrechtliche Bindung beeinflusst. So waren die Schultheißen von mehr als einem Viertel der Dörfer im Hochstift Speyer Eigenleute fremder Herren, was zu dem bemerkenswerten Ergebnis führte, dass die südwestdeutsche Leibeigenschaft nicht mehr als eine besondere Art der Besteuerung war.

In ihrer Zusammenfassung machte SIGRID HIRBODIAN (Tübingen) durch einen konzisen Überblick zur deutschen und europäischen Forschung auf eine Reihe aktueller Forschungsansätze im europäischen Ausland aufmerksam, woran anknüpfend einige grundsätzliche Linien zukünftiger Forschung umrissen wurden. So sei beim Thema „Markt und bäuerliche Wirtschaft“ die Vorstellung der bäuerlichen Selbstversorgung bereits im hohen Mittelalter in Frage zu stellen. Weder landschaftliche Bedingungen noch Marktnachfragen allein bedingten die agrarische Produktion oder die Umstellung auf Sonderkulturen, sondern auch herrschaftlich-politische Steuerungen. Fragen der Herrschaftsausübung, -akzeptanz und -nutzung auf dem Land bedürften weiterer Aufmerksamkeit. Für die Erforschung der „Dorfgesellschaft“ sind starre Kategorien wie „frei“ und „unfrei“ etc. mithin unzureichend. In den Mittelpunkt müssten die Mobilität der Bevölkerung, die zusehends unklarer werdende Trennung von Stadt und Dorf, die Bedeutung bäuerlicher Amtsträger und überhaupt die Kommunikation im Dorf rücken. Themen der Genderforschung bzw. des relativ jungen Zweigs der „Animal Studies“ seien hingegen kaum zur Sprache gekommen, was nach Hirbodian nicht allein mit der Quellenlage erklärt werden könne, die eben nicht so schlecht sei, wie immer wieder behauptet wird.

Die Vorträge und Diskussionen auf der Tagung haben deutlich gemacht, dass eine erneuerte Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der mittelalterlichen Agrargeschichte notwendig ist, diese aber nur in Form sowohl quellenbasierter wie theoriegeleiteter Regional- und Mikrountersuchungen erfolgreich sein kann. Dass nunmehr die Naturwissenschaften quasi als neue historische Hilfswissenschaften miteinbezogen werden müssen, erscheint konsequent. Es steht zu erwarten, dass sich bei einem so stark differenzierten Thema die Werkzeuge der modernen vergleichenden Landesgeschichte als besonders nützlich erweisen werden. Erst durch konzentrierte Studien, begrenzt auf einen bestimmen Raum in einer bestimmten Zeit und anschließender überregionaler Vergleiche, werden sich grundlegende Strukturen und Entwicklungen der mittelalterlichen Agrargesellschaft erkennen und erklären lassen.

Konferenzübersicht:

Enno Bünz (Leipzig), Landwirtschaft und Dorfgesellschaft im ausgehenden Mittelalter. Zur Einführung in die Tagung

Heinrich Dormeier (Kiel), Bauern und Landleben in der Kunst des späten Mittelalters

Peter Rückert (Stuttgart/Tübingen), Umwelt und Klima um 1500. Strukturen und Tendenzen ökonomischer Rahmenbedingungen

Bjørn Poulsen (Aarhus), Ackerbau und Viehzucht im Norden im ausgehenden Mittelalter. Regionalisierung am Beispiel Dänemarks und Schleswigs

Michael Matheus (Mainz), Winzerdörfer. Wirtschafts- und Lebensformen zwischen Stadt und Land

Philipp Robinson Rössner (Leipzig/Manchester), Im Sog der Städte? Bäuerliche Marktbeziehungen, Handel und die Rolle des Geldes

Stefan Sonderegger (St. Gallen/Zürich), Aktive Grundherren und Bauern. Beziehungen zwischen Herren und Bauern im wirtschaftlichen Alltag

Uwe Schirmer (Jena), Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im thüringisch-obersächsischen Raum gegen Ende des Spätmittelalters

Christine Reinle (Gießen), Konflikte und Konfliktaustrag in der ländlichen Gesellschaft

Kurt Andermann (Karlsruhe/Freiburg im Breisgau), Die Menschen im Dorf. Demographie – persönliche Abhängigkeiten – soziale Schichtung

Sigrid Hirbodian (Tübingen), Zusammenfassung


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