Arisierung in Berlin 1933 bis 1945

Arisierung in Berlin 1933 bis 1945

Organisatoren
Netzwerk Unternehmensgeschichte. Berliner Forum für Unternehmensgeschichte Verantwortlich: Christof Biggeleben M.A. (Humboldt-Universität zu Berlin)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.10.2004 - 08.10.2004
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Von
Christian Hill, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Organisation, Unterstützung und Anlass

Unter dem Titel "Arisierung" in Berlin 1933-1945 organisierte das "Netzwerk Unternehmensgeschichte Berlin" Anfang Oktober eine Tagung, die schon längst überfällig war. Zu den Koordinatoren und finanziellen Unterstützern zählten die Humboldt-Universität und die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, Facts & Files (Historisches Forschungsinstitut Berlin), die Stiftung Preußische Seehandlung sowie der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. (VBKI). Folgerichtig eröffnete deshalb der Präsident Klaus von der Heyde im Clubraum des VBKI im Ludwig-Erhard-Haus die Tagung. In seinen Begrüßungsworten verdeutlichte er bereits die Tragweite und Bedeutung dieser Veranstaltung für die Berliner Unternehmensgeschichte: von ehemals 3000 Mitgliedern des VBKI im Jahre 1930 reduzierte sich deren Zahl bis 1935 auf ein Fünftel. Der Grund war die Verdrängung und der Ausschluss der jüdischen Unternehmer.

Die Idee des ersten öffentlichen Auftritts des jungen "Netzwerks Unternehmensgeschichte Berlin" 1 war es, ein Forschungsdesiderat für die Hauptstadt zu bearbeiten. Vornehmlich beschäftigen sich die Mitglieder mit Fallstudien der Berliner Wirtschaftsgeschichte. Vor dem Hintergrund allgemeiner Diskussionen, traditioneller und neuerer Theorien der Unternehmensgeschichte wurden verschiedene (Promotions-)Projekte vorgestellt. Für Städte wie Köln 2, Hamburg 3 oder München 4 existieren solche Studien bereits. Berlin blieb, obwohl Reichshauptstadt und Wirtschaftszentrum, bisher weitgehend unbeachtet. Diese Lücke ist sicherlich durch den Status als geteilte Stadt und der deutsch-deutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg zu begründen. Doch nach nunmehr 15 Jahren der politischen Wende besteht Nachholbedarf. Die an zwei Tagen in Themenblöcken präsentierten Einzelstudien galt es, in der Gesamtschau hinsichtlich ihrer Charakteristika zu untersuchen und vergleichende Aspekte zu anderen Städten herauszuarbeiten. Doch noch viel wichtiger war es zu ermitteln, welchen möglichen Parameter Berlin - mit der größten jüdischen Gemeinde - selbst darstellte.

Verdrängung aus Interessenvertretungen und Unternehmensgremien

Welchem Sprachduktus unterwirft man sich? Kann von Phasen der "Arisierung" gesprochen werden? In welchem Forschungsrahmen agiert man? Zu Beginn der Tagung umriss Beate Schreiber (Facts & Files, Berlin) in ihren einleitenden Worten den derzeitigen Forschungsstand und den weiteren Verlauf der Tagung. Bereits hier wurden die Schwierigkeiten deutlich, die bei der Definition von Begriffen wie Vermögenstransfer oder Wiedergutmachung auftreten. Das Thema der "Arisierungen" selbst wurde in den letzten Jahren zunehmend durch die Forschungen im Rahmen von Rückerstattungen und Wiedervereinigung in den Fokus gerückt. Das Interesse an Firmengeschichte und ihre imagebildenden Optionen darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Schreiber sprach sich selbst für eine Drei-Phaseneinteilung der "Arisierung" aus: Emigration (1933 bis 1935), Gesetzeswellen (1935 bis 1938) und Pogrom (1938 bis 1945). Laurenz Demps (Humboldt-Universität zu Berlin) erarbeitete in seinem Vortrag, dass es bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten "antisemitische" Anzeichen gab. Hierfür ließ er in seinen Ausführungen das sozialpolitische und wirtschaftliche Berlin des ausgehenden 19. Jahrhundert (expandierende Industriestadt) und zu Beginn des 20. Jahrhundert (dynamische Verwaltungsmetropole) vor dem Auditorium auferstehen. Während sich die Jahre von 1880 bis 1910 durch Öffnung zum Weltmarkt auszeichneten, war Berlin in den zwanziger Jahren die Stadt der sozialen Extreme und der Verlierer. Der Börsenkrach und die Bankenkrise trafen besonders das deutsche Finanzzentrum Berlin mit seiner hohen Konzentration an "jüdischen" Unternehmen. Der Zeitraum von 1933 bis 1939 hingegen, ist die Zeit der Autarkie, Isolierung und "Arisierung", dessen Wurzeln bereits im 19. Jahrhundert zu suchen sind.

Christoph Biggeleben (Humboldt-Universität Berlin) konnte diese Aussage bestätigen. So wurde z.B. die Handelskammer schon sehr früh aufgrund ihres hohen Anteils jüdischer Bürger als "Judenkammer" bezeichnet. Zeitgleich lässt sich aber auch feststellen, dass "die Geschichte der Interessenvertretungen der Berliner Wirtschaft zugleich die Geschichte des jüdischen Unternehmertums in der deutschen Hauptstadt ist." Die deutschen Wirtschaftseliten formierten sich Ende des 19. Jahrhundert in Vereinen und Verbänden, und zu ihnen gehörten mit einem hohen Prozentsatz jüdische Unternehmer. Stellt man nun einen Vergleich bei den "Arisierungen" der Interessenvertretungen an, lässt sich schnell feststellen, dass sich ein differenziertes Bild ergibt und eine Phasenzuschreibung nicht haltbar ist. Während die Handelskammer oder der VBKI relativ rasch "gleichgeschaltet" wurden, zeigt sich beim "Club von Berlin" - dem Treffpunkt der Wirtschaftselite - ein anderes Bild. Hier ermittelte Biggeleben eine relativ späte Ausgrenzung und stellte in den Quellen ein hohes Maß an interner Gleichstellung der Juden fest. Ein ähnliches Phänomen lässt die Untersuchung von Sebastian Panwitz (Universität Potsdam) über die "Gesellschaft der Freunde" erkennen: Antisemitismus schien demnach in den elitären Kreisen eher schwach ausgeprägt gewesen zu sein. Die 1792 als Aufklärungsverein gegründete und sich zur Berliner Kontaktbörse entwickelnde Gesellschaft, war vornehmlich eine Wohltätigkeitsorganisation der Berliner Finanz- und Wirtschaftseliten. Deren bekannteste Mitglieder waren die Familien Mendelssohn, Liebermann oder Bleichröder. Wenn man diese Liste weiterverfolgt, findet man schließlich auch Hjalmar Schacht, der 1935, als die Gesellschaft gesetzlich verboten wird, austritt. Die Eigenheit hier: eine "Arisierung" im eigentlichen Sinn gab es nicht, sondern den Austritt der "arischen" Mitglieder.

In seiner wirtschaftlichen Bedeutung herausragend war Berlin auch insofern, als die Stadt Sitz eines Drittels der größten deutschen Aktiengesellschaften war, denen im Vergleich zum Reich zu einem überdurchschnittlichen hohen Anteil Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder jüdischer Religion oder Herkunft angehörten. Die Verdrängung dieser Mitglieder der Leitungsgremien aus den Berliner Großunternehmen zwischen 1933 und 1938 thematisierte Martin Münzel (Bielefeld). Beleuchtet man diesen Teilbereich der "Arisierung", ist festzustellen, dass die Impulse dieser Verdrängung je nach Branche unterschiedlich gelagert waren. Anhand spezifischer Fälle wurde das Bemühen von Unternehmen deutlich, exportwichtige Kontakte aufrechtzuerhalten oder die offensichtlichen Verluste unternehmerischen Sachverstandes zu kompensieren.

Die sich anschließende Diskussion griff nochmals die Frage auf, welche Schichten den "Antisemitismus" getragen haben. In den Wirtschaftseliten finden wir starke personelle Vernetzungen, die, in Jahrzehnten aufgebaut, dennoch in ihren Solidaritäten aufgebrochen wurden. Deutlich werden aber auch hier die Komponenten menschlichen Handelns. Deckungsgleich finden sich oft Regimekonformität und Antisemitismus. In der Diskussion mit Zeitzeugen standen sich emotionales Erleben und historische, quellenfundierte Betrachtung gegenüber, wobei Impulse unternehmerischen Handelns auch eine Erklärung für die Facetten des zum Teil radikalen Antisemitismus aufzeigen können und die Dramatik verdeutlichen. Die wirtschafts- und sozialpsychologische Schlussfolgerung lautete letztendlich, dass nichtökonomisches (antisemitisches) Denken in ökonomisches eingebunden wurde und damit in gleicher Weise wie in anderen sozialen Schichten den "Antisemitismus" getragen hat.

"Arisierungen" in der Berliner Bauindustrie

Celina Kress (Technische Universität Berlin) stellte ein frühes Beispiel der "Arisierung" in der Bauindustrie vor: den Aufstieg und die Entrechtung des Architekten und Bauunternehmers Adolf Sommerfeld. Er geriet mit seinen revolutionären Bauideen, die sich an denen des Bauhauses 5 anlehnten, schon sehr früh in die propagandistische Schusslinie der Nationalsozialisten. Bereits am 1. April 1933 floh Sommerfeld nach einem Angriff der SA in die Schweiz. Sein Unternehmen wurde daraufhin kommissarisch verwaltet und das Vermögen eingezogen. Die neue Geschäftsführung brach mit der radikalen und modernen Formensprache und versuchte, den Kompetenzwandel und -verlust nach der "Arisierung" zu kompensieren. Martin Krauß (Bilfinger Berger AG, Mannheim), der den Themenblock mit der "Arisierung" der Berliner Bodengesellschaft AG und der Julius Berger Tiefbau AG eröffnete, stellte im Vergleich fest, dass es sich in beiden Fällen um eine schleichende "Arisierung" handelte. Er verdeutlichte, dass sich selbst führende Nationalsozialisten (Joseph Goebbels) mit Propagandamaßnahmen in die "Arisierungsprozesse" einschalteten, um "jüdischem Spekulantentum" vorzubeugen. Nach der Inhaftierung des jüdischen Vorstandsmitglieds der Berlinischen Bodengesellschaft Kurt Haberland übernahm die Dresdner Bank sukzessive die Aktienmehrheit.

Rolle und Einflussnahme der Banken

Wie bereits Krauß verdeutlichte, spielten in vielen Fällen Banken eine wesentliche Rolle bei der Übernahme von jüdischem Kapital. Dieter Ziegler (Ruhr-Universität Bochum) konkretisierte in seinen Ausführungen, dass die Bedeutung der Banken bei "Arisierungen" nach wie vor eine offene Frage darstellt. Es gelte, ihre oftmals beträchtlichen Handlungsspielräume individuell zu betrachten. Anhand des Vergleiches der Israel Frister AG (Berlin-Kreuzberg) mit der Engelhardt-Brauerei AG (Berlin-Pankow) wurde deutlich, dass die Verdrängung der jüdischen Direktoren unterschiedlich verlief. Die Banken verstanden sich dabei aber selbst nicht als "Arisierer" 6, sondern vielmehr als Vermittler. Während beim Kreuzberger Fall die Firma im Herbst 1933 Konkurs anmeldete und 1934 mit der Dresdner Bank als Hauptaktionär neu gegründet wurde, kam es im Fall der vermeintlich verschuldeten Pankower Brauerei 1933 zum Boykott des "Judenbieres". Nach dem Rücktritt des Direktors Ignatz Nacher, seiner Verhaftung 1934 und seiner brutalen Enteignung, spielte auch hier die Bank als Kreditgeber in Bezug auf Gewinnorientierung und Werterhaltung des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Ziegler unterstrich, dass die Bank hier nicht reagierte, sondern agierte. Resümierend stellte er fest: Einen statistischen Normalverlauf der "Arisierung" gab es nicht. Beide Fälle weisen strukturelle und individuelle Unterschiede auf, obwohl in beiden Fällen die Bank als Vermittlungsinstanz auftrat.

Wie hingegen "Arisierungen" im Bankensektor intern vonstatten gingen stellte Ingo Köhler (Universität Göttingen) unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten vor. Berlin spielte bei der "Arisierung" Berliner Privatbanken eine besondere Rolle. Mehr als 20% der Privatbanken des Reiches waren in Berlin ansässig und davon 71 Prozent im Besitz jüdischer Unternehmer. Bis 1938/39 waren alle liquidiert oder "arisiert", sei es durch ihre "Auflösung" in anderen Banken oder ihre Übernahme durch neue Inhaber. In diese Betrachtung zog Köhler zwei vergleichbare Beispiele ein: das Bankhaus der Gebrüder Arnhold und das Unternehmen Mendelssohn & Co. Beide wurden im "Asset-Deal-Verfahren" durch die Dresdner Bank übernommen. Sein Fazit lautete: "Ihre Ausschaltung und Verdrängung zeigte folgerichtig schwerwiegende Auswirkungen auf die Gestalt und Bedeutung des Bankenwesens in Deutschland."

Einzelhandel und Zigarettenindustrie

Dorothea Schmidt (Fachhochschule für Wirtschaft Berlin) betrachtete in ihrem Vortrag "Arisierungserscheinungen" im Einzelhandel, welcher schon vor 1933 antijüdischen Ressentiments ausgesetzt war. Vielleicht kann sogar beim Einzelhandel von einem besonders frühen Wirksamwerden antisemitischer Kräfte gesprochen werden, da hier "Politik von oben" und "Politik von unten" frontal aufeinander trafen. Schmidt erklärte dazu, dass zwar ein Nebeneinander von Unternehmen bestand, aber es eine gefühlte starke Konkurrenz gab. Dies drückt sich vor allem im verbalen Angriff vor 1933 und im gewaltsamen nach 1933 auf die Großkaufhäuser aus. "Frühe massive Ausgrenzungen und 'Arisierungen' im Zeichen nationalsozialistischen Terrors waren im Bereich des Einzelhandels besonders sichtbar." Ein ganz anderes Bild bot die Zigarettenindustrie. Erik Lindner (Berlin) erläuterte im Vergleich, dass bei der "Arisierung" der von Joseph Garbaty-Rosenthal gegründeten Cigarettenfabrik Garbáty KG in Berlin-Pankow die Prozesse hinter verschlossenen Türen abliefen. Während die Söhne des Firmengründers in Markenbildung, Marketing und Technisierung investierten und noch im April 1935 in die Interessengemeinschaft der deutschen Zigarettenfirmen eintraten und somit die Produktion langfristig sicherten, verkauften sie dennoch in der Folge ihre Anteile an den Marktführer Reemtsma und die Koerfer-Gruppe. Auch hier kam es zu einer massiven Einfluss- und späteren Übernahme durch Banken.

"Arisierung" von Großkonzernen

Thomas Irmer (Freie Universität Berlin) untersuchte in seinem Vortrag einen bedeutenden Konzern der Elektroindustrie, die AEG. Irmer trat in seiner Darstellung der Meinung von Peter Hayes 7 entgegen, der behauptet, dass die Unternehmensführung der AEG bereits 1936 vor dem NS-Antisemitismus "kapituliert" habe. Im Themenblock der Großkonzerne Berlins hatte die Radio AG Loewe ebenfalls einen bedeutenden Stellenwert. Kilian Steiner (Universität München) erläuterte, wie es mit der Etablierung des Radios in den 20er Jahren zu deren industriellen Aufschwung kam. Nach der "Machtübernahme" im Januar 1933 wurde der Vorstand schon im März 1933 um "arische" Mitglieder erweitert. Doch noch im selben Jahr kam es unter nationalsozialistischem Druck zur Niederlegung der Ämter von David L. Loewe, der daraufhin von England aus versuchte seinen Anteil zu veräußern. Die treuhänderische Übernahme der Verwaltung durch Bosch konnte zwar verhindert werden, in dem Siegmund Loewe über eine Auslandsgesellschaft in der Schweiz die Anteile seines Bruders übernahm. 1938 kam es dennoch zur Ausgliederung der Gebrüder Loewe aus der Geschäftsleitung. Steiner sprach sich bei diesem speziellen Fall nicht für Phasen, sondern für Wellen der "Arisierung" aus.

Remigration, Restitution und Reintegration

Deutsch-jüdische Geschichte in allen ihren Facetten und somit auch unter Einbeziehung der "Arisierung" in der Zeit des Nationalsozialismus wirkt bis heute in ihren Folgen nach, oder um mit den Worten Fernand Braudel zu sprechen: Eine Geschichte der "longue durée". So stellte Olaf Ossmann (Berlin) als Rechtsanwalt im laufenden Verfahren um das nach 1933 "arisierte" Warenhausunternehmen Wertheim fest: "Bis auf den heutigen Tag hat keine Schadensersatzleistung stattgefunden." Der abschließende Themenblock fokussierte somit zugleich Neueste und Zeitgeschichte. Eine Remigration und Reintegration von jüdischen Unternehmern nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in der Bundesrepublik Deutschland und vor allem in Berlin in nur sehr geringem Umfang. Am Beispiel der Firmen Loewe und Ullstein sollten die Möglichkeiten und Chancen eines Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet und Licht in das Dunkel der bisherigen (ausgebliebenen) Forschung gebracht werden. Vor dem Hintergrund des Vier-Mächtestatus der Stadt und der unsicheren politischen Lage in Deutschland stießen Rückerstattungsbemühungen auf massive Gegenkräfte und machten die veränderten wirtschaftlichen und persönlichen Voraussetzungen die Anknüpfung an frühere Traditionen und Kontinuitäten zumeist unmöglich. Beide, Loewe und Ullstein, scheiterten längerfristig.

"Wir haben uns selbst Schaden zugefügt!" Ein resümierendes Fazit

Wenn man Ende der Tagung die Vorträge, die Diskussionen und Aussagen überblickt, stellt man fest, dass hier divergierende Einzelstudien präsentiert wurden und jeder Fall individuell erscheint. Von einem System der "Arisierung" kann also vor 1938 keineswegs gesprochen werden. Aber diese Individualstudien sind nicht nur für Berlin wichtig, sondern ergänzen auch solche fundamentalen Untersuchungen, wie diejenigen von Avraham Barkai oder die Forschungen zum Antisemitismus von Wolfgang Benz. Weiter fällt auf, dass die Rolle der Banken ein bisher zu wenig ausgelotetes Phänomen der Einflussnahme ist. Sie scheinen bei weit mehr "Arisierungen" beteiligt gewesen zu sein, als bisher angenommen wurde. Und der Verlust der jüdischen(Wirtschafts-)Kultur wiegt schwer. Wolfgang G. Gibowski (Ex-Sprecher der Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft) formulierte es am treffendsten: "Wir haben uns selbst Schaden zugefügt!"

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass ein Tagungsband erscheinen wird.

Anmerkungen:
1 Für nähere Informationen über das Netzwerk, das sich im Herbst 2001 gründete, siehe www.berlin-history.net
2 Bopf, Britta, "Arisierung" in Köln. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937-1939, Köln 2004.
3 Bajohr, Frank, "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung jüdischer Unternehmer 1933-1945, Hamburg 1997.
4 Selig,Wolfram, "Arisierungen" in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937-1939, Berlin 2004.
5 Bröcker, Nicola; Kress Celina, Südwestlich siedeln. Kleinmachnow bei Berlin - von der Villenkolonie zur Bürgerhaussiedlung, Berlin 2004.
6 Vergleiche hierzu: Gall, Lothar, Der Bankier Hermann Josef Abs, München 2004.
7 Hayes, Peter, Die Degussa im Dritten Reich. Von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft, München 2004.


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