Charlemagne after Charlemagne. 11. Jahrestagung der International Medieval Society

Charlemagne after Charlemagne. 11. Jahrestagung der International Medieval Society

Organisatoren
International Medieval Society
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
26.06.2014 - 28.06.2014
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Von
Julian Führer, Deutsches Historisches Institut Paris

Die International Medieval Society (Paris) veranstaltet jährlich eine dreitägige internationale und interdisziplinäre Tagung, die diesmal dem Nachleben Karls des Großen gewidmet war. Der Zeitrahmen reichte von 814 bis 1500. Die Vorträge beleuchteten unterschiedliche Facetten der Nutzung und Aktualisierung Karls des Großen in verschiedenen Regionen und Kontexten; der Schwerpunkt lag wie stets bei den Symposia der International Medieval Society (IMS) in Frankreich, es gab aber wertvolle Vergleichsperspektiven aus Italien, Spanien und Böhmen. Die Beiträge kamen aus der Geschichtswissenschaft, den mediävistischen Philologien, der Kunstgeschichte, der Archäologie und der Musikwissenschaft.

Als Keynote Speaker hatte ELIZABETH A.R. BROWN (New York) gewonnen werden können. In ihrem Beitrag „Charlemagne and Saint-Denis“ wies sie auf etliche Details der grundsätzlich bekannten Karlstradition in Saint-Denis hin. Der beeindruckend hohe Anteil der Fälschungen am Gesamtcorpus der Urkunden auf den Namen Karls des Großen sowie die Aktualisierung dieser Figur belegt die Popularität Karls, aber auch die Wandelbarkeit als Projektionsfläche. Im Hochmittelalter war der sogenannte Pseudo-Turpin von entscheidender Bedeutung – ein Werk, das Karls Spanienfeldzug und die Geschichte Rolands breit ausmalt und in über 200 Handschriften überliefert ist, sowohl in der lateinischen Fassung als auch in Übersetzungen, wobei der Text im Laufe der Zeit noch weiter angereichert wurde. Besonders erhellend war in diesem Vortrag der Verweis auf die Überlieferung und Einbettung von Karlsurkunden in frühneuzeitlichen Geschichten von Saint-Denis, die Jacques Doublet (1625) und Michel Félibien (1706) veröffentlichten. In diesem Zusammenhang äußerte Brown die Vermutung, bei der seit langer Zeit umstrittenen gefälschten Karlsurkunde D Kar I 286, in der Karl der Große dem Kloster weitreichende Privilegien erteilt haben soll, handele es sich unter Umständen um eine neuzeitliche Fälschung.

Die ersten Sektionen der Tagung blieben in diesem Themenkreis und widmeten sich dem Bild Karls des Großen bis etwa 1300, wie es insbesondere in königsnahen Kreisen des westfränkischen Reiches und des kapetingischen Frankreich entwickelt wurde. Unmittelbar nach dem Tod Karls am 28. Januar 814 war das dichterische Echo erstaunlich gering, wie ENIMIE ROUQUETTE (Paris) unterstrich; in der lateinischen Literatur gewann die Gestalt nach Einhard im westfränkischen Reich erst nach 840 unter der Herrschaft Karls des Kahlen konturiertere Gestalt und wurde bereits dort den veränderten Rahmenbedingungen angepasst. ANNE LATOWSKY (Tampa) fragte nach dem Entstehungszusammenhang des „Voyage de Charlemagne à Jérusalem et à Constantinople“ und nahm einen anglonormannischen Ursprung an, der in parodistischer Weise auf die Propagierung des Karlskultes im römisch-deutschen Reich nach der Heiligsprechung von 1165/1166 reagiert habe. Der „Voyage“ sei gewissermaßen als „Prequel“ des ebenfalls anglonormannischen Rolandsliedes mit einer Fülle typologischer Bezüge aufzufassen. Um mehr oder weniger explizite Bezüge ging es auch RICHARD LANDES (Boston), der sich speziellen Erscheinungsformen von Millenarismus, Eschatologie und Apokalyptik im Kontext des Verhältnisses Ottos III. zu Karl dem Großen widmete. Nach der in der Komputistik gängigen Zählweise sei Karl der Große am ersten Tag des Jahres 6000 zum Kaiser gekrönt worden. Otto III. habe sich, so Landes, nach der von ihm initiierten Öffnung des Grabes Karls des Großen im Jahr 1000 selbst als Endkaiser gesehen. Den Mangel an Quellenbelegen für diese Bezüge versuchte er mit Hinweisen auf verschiedene Indizien auszugleichen. Eine andere Ausprägung von Quellenarmut war das Thema des Vortrags von MATTHEW GABRIELE (Blacksburg). Von den frühen Kapetingern sind uns nur wenige Urkunden erhalten, noch weniger davon sind dem Umfeld des jeweiligen Herrschers zuzuweisen; üblich war im 11. Jahrhundert die Redaktion durch den Empfänger. Wenn nun in manchen Königsurkunden bestimmte Bibelzitate erscheinen, sei das, so Gabriele in Weiterführung eines Gedankens von Geoffrey Koziol, auch eine Form der Exegese. Über die in den Klosterbibliotheken des Hochmittelalters verbreitete karolingische Exegese sei karolingisches und, was die Legitimation von Herrschaft angehe, Gedankengut der Zeit Karls des Großen in diesen Urkunden als Subtext vorhanden. Karl war somit nicht als ausdrücklich genannte Gestalt, aber als „Ghost“ präsent. Als Beispiel wurde die Urkunde König Philipps I. (1060-1108) für Marmoutier (Nr. 132 der Edition von Maurice Prou) mit der Unterstellung von Saint-Magloire in Paris unter die Mönche von Marmoutier (Tours) einer genauen Interpretation unterzogen.

Die Fragestellung von CLAIRE TIGNOLET (Évry) bezog sich auf die im 11. Jahrhundert sehr aktive historiographische Produktion des Klosters Fleury: Wie wurden die karolingerzeitlichen Quellen benutzt und gegebenenfalls aktualisiert? Ausgehend von der Feststellung, dass die Gestalt König Chlodwigs bei Aimoin von Fleury und Karl der Große in Abbos von Fleury „Apologia“ aktualisiert wurden, untersuchte sie speziell das Werk Hugos von Fleury. Hugo ging chronologisch vor und orientierte sich grundsätzlich an Einhards „Vita Karoli“, so dass Karl ein karolingischer Herrscher blieb (dies im Gegensatz zu den sehr viel drastischeren Aktualisierungen des Pseudo-Turpin). Dennoch würden kleine Veränderungen im Text zu einer Fokussierung führen, die Karl in die Nähe des Klosters Fleury und der aktuell regierenden kapetingischen Dynastie rückten. Diesen Bezug zur regierenden Familie unterstrich auch JACE STUCKEY (Marymount) in einer Herangehensweise, die sowohl die lateinische als auch die altfranzösische Schriftproduktion ins Blickfeld nahm und bei Suger von Saint-Denis ebenso wie in einzelnen Chansons de geste die Rolle des idealtypischen Königs als Kämpfer im Rückgriff auf Karl den Großen herausarbeitete. CHRISTOPHER PATRICK FLYNN (Twin Cities) näherte sich dem „Speculum Historiale“ des Vincenz von Beauvais anhand des Kapitels über Karl den Großen. Vincenz war kein Autor im modernen Sinn, sondern ein Kompilator, dessen Textauswahl für das Bild etwa Karls des Großen zur fraglichen Zeit in der Mitte des 13. Jahrhunderts signifikant war. Auch hier wurde Karl der Große zu einem an Kreuzzügen teilnehmenden Herrscher aktualisiert. CHRIS JONES (Canterbury) legte dar, wie in Frankreich um 1300 in Herrscherlisten je nach Perspektive unterschieden wurde, ob eine Figur wie Karl der Große als Kaiser, König und Kaiser oder nur als König verbucht wurde. Eine Bezeichnung Karls als König brachte die Möglichkeit mit sich, Karl als Vorbild für den Kampf gegen tyrannische Kaiser und damit als Vorläufer Philipps II. als Sieger von Bouvines 1214 ins Bild zu setzen. Karl der Große war ohne Zweifel eine legitimierende Gestalt, aber nicht zwingend legitimierend für Expansion.

Wie wichtig der Einbezug verschiedener Disziplinen ist, wurde am zweiten Tagungstag ganz besonders deutlich. CESARE MASCITELLI (Siena) hatte das Ziel, den Zeitpunkt festzustellen, zu dem die französische Karlslegende in Italien angekommen ist. In den Textquellen ist vor Ende des 13. Jahrhunderts keine konkrete Spur nachweisbar, aber eine Olifant-Darstellung am Dom von Modena aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert, Inschriften und andere Zeugnisse belegen eine deutlich frühere Rezeption. Lovato Lovati berichtet gegen Ende des 13. Jahrhunderts in einem Brief von der mündlichen Darbietung einer Chanson de geste in einer franko-venezianischen Mischsprache; die weitere norditalienische Rezeption zeichnet Karl den Großen eher als den trägen und jähzornigen Herrscher, was Mascitelli mit der allgemeinen Wahrnehmung des Kaisertums im 14. Jahrhunderts in Beziehung setzte. In Prag hingegen spielte Karl der Große, wie VÁCLAV ŽŮREK (Prag / Paris) unterstrich, eine bedeutende Rolle, da Karl IV. dieses neue Zentrum der Herrschaft mit Hilfe des Karlskults konsolidieren wollte. Hierzu konnte er Reliquien aus Aachen gewinnen und den Karlshof als Regularkanonikerstift gründen, wobei die Stiftskirche in klarer Reverenz an die Aachener Marienkirche als Oktogon gebaut war und als Patrone Karl und Maria bekam.

Dass solche Bezüge mitunter auch künstlich hergestellt wurden, zeigte PATRICIA KROSCHWALD (Leipzig) anhand der Karlsverehrung in Halberstadt, wo Karl der Große als Gründer des Bistums in Anspruch genommen wurde. In Ermangelung von Belegen für diese Gründung, die seit dem 11. Jahrhundert behauptet wurde, wurde zum Beispiel ein Glas mit Architekturelementen eingefasst und als Karls Trinkgefäß bezeichnet. Ganz ähnliche Phänomene schilderte JOAN MOLINA FIGUERAS (Girona) anhand der 1345 in Girona eingeführten Karlsverehrung. Mehrere neugeschaffene Karlsfiguren waren im Neubau der Kathedrale sichtbar, und der romanische Campanile des 11. Jahrhunderts wurde als Turm Karls des Großen bezeichnet. Solche Verehrungsformen oder Anlehnungen gingen nicht isoliert vor sich, sondern orientierten sich an Modellen. ERIC NORTH RICE (Storrs) zeigte dies anhand der in Aachen gepflegten Karlsliturgie. Die Karlssequenz „Urbs Aquensis, urbs regalis“ ist in Melodie und Inhalt an eine Sequenz Adams von Saint-Victor angelehnt, die der Kreuzanbetung gewidmet ist. Da Karl seit der sogenannten „Descriptio qualiter“ eine besondere Rolle in der Gewinnung von Kreuzreliquien zugeschrieben wurde, konnte durch die Karlssequenz eine auf das Kreuz bezogene Metaebene evoziert werden, die Karls Verdienste noch einmal hervorhob. In der Darstellung und Aufstellung der Reliquien Karls des Großen bzw. des Karlsschreins konnte Rice Parallelen zur Pariser Sainte-Chapelle aufzeigen, wo das Andenken des heiligen Ludwig gepflegt wurde. Die bekannte Karlsbüste hatte ein Gegenstück in einer Büste Ludwigs IX., die ebenfalls gezeigt und bei Prozessionen umhergetragen wurde. Die Karlsbüste sei mithin nicht als Einzelstück der Verehrung eines heiligen Herrschers zu interpretieren.

Wie in Girona, so wurde auch anderswo Karl der Große in einem kirchlichen Rahmen bildlich dargestellt. Eine Wandmalerei in der Kathedrale von Chartres stellt Jacobus, Nicolaus, Clemens, Aegidius und am Rand Karl den Großen dar. CLARK MAINES (Middletown) interpretierte diesen Zusammenhang als Kapelle für Beichten vor dem Aufbruch zum Kreuzzug; er wies darauf hin, dass bereits Urban II. die Befreiung Spaniens mit der Befreiung der heiligen Stätten im Nahen Osten gleichgesetzt habe, wodurch sich die Präsenz des heiligen Jacobus, die auf Compostela verweist, erkläre. In Müstair im schweizerischen Engadin gibt eine Karlsstatue schon lange Rätsel auf. JÜRG GOLL (Müstair) erläuterte die durch dendrochronologische Untersuchungen nunmehr gesicherte Datierung der ersten Bauten an dieser Stätte um 775 und demonstrierte dann die verschiedenen Techniken, um sich einer Datierung der Karlsstatue zu nähern. Durch die vielfältigen Restaurierungen (es lassen sich allein schon sechs Bemalungsschichten feststellen) ist eine konkrete Datierung ohnehin kaum möglich; eine Frühdatierung von Teilen der Statue auf die Karolingerzeit scheint jedoch nicht ausgeschlossen.

Am letzten Tag der Konferenz stand das literarische Bild Karls des Großen im Vordergrund, das aber immer wieder zu den Befunden aus Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte und anderen Disziplinen in Bezug gesetzt wurde. Zu diesem Thema existieren seit anderthalb Jahrhunderten teils monumentale Vorarbeiten; dennoch unterstrich DOMINIQUE BOUTET (Paris) im zweiten Hauptvortrag der Tagung, wieviel Material noch kaum behandelt wurde. Sein besonderes Augenmerk galt den sogenannten „Chansons de geste tardives“ nach 1200; diese vermeintlichen Spätwerke bilden aber letztlich drei Viertel des Gesamtcorpus, so dass es fahrlässig wäre, nur die Textproduktion des 12. Jahrhunderts zu untersuchen. Die hohe Wertschätzung Karls des Großen wird etwa an dem Umstand deutlich, dass Philippe Mouskès nicht weniger als ein Drittel seiner etwa 30.000 Verse umfassenden Reimchronik der Person Karls widmete, wobei er hauptsächlich auf eine Version des Pseudo-Turpin zurückgriff, in Einzelfällen aber auch Einhards „Vita Karoli“ heranzog. Weitere Beispiele waren die „Istoire le roi Charlemaine“ des Girart d’Amiens, eine erst seit kurzer Zeit im Druck zugängliche, biographisch ausgerichtete Chanson de geste von etwa 1300. Auch hier greifen Texttraditionen der altfranzösischen Literatur, der Grandes Chroniques de France und Einhards ineinander. DAISY DELOGU (Chicago) interpretierte die „Istoire le roi Charlemaine“ ihrerseits als Anleitung zur Frömmigkeit. Die Vision Karls des Großen, in der der heilige Jacobus die Befreiung des Weges nach Compostela fordert, sowie das Gleichgewicht der militärischen Siege und der Momente der Schwäche habe für das intendierte Publikum etliche Identifikationspunkte geboten. Der letzte Abschnitt des Vortrags von Dominique Boutet wurde von LUKE SUNDERLAND (Durham) noch vertieft. Beide behandelten den „Myreur des Histors“ des Jean d’Outremeuse. Jean kam aus einem Lütticher Umfeld und betonte entsprechend die Heldentaten des mit dem historischen Notger von Lüttich gleichgesetzten Ogier, auch wenn sie gegen Karl gerichtet waren. Die grundsätzlich positive Figur Karls erschien hier reich an Ambivalenzen, da Karls ausschweifendes Geschlechtsleben und seine Vertrauensseligkeit gegenüber schlechten Beratern ins Licht gesetzt wurden. Dennoch wurde seine Seele gerettet, da bei der Seelenwägung durch ein Eingreifen Marias die Steine und Bretter der vielen Kirchengründungen Karls letztlich schwerer wogen als seine Sünden. JADE BAILEY (Bristol) präsentierte eine aus Rouen stammende Sammelhandschrift (heute London, British Library, Royal 15 E VI), die 1445 Margerite von Anjou anlässlich ihrer Heirat mit Heinrich VI. von England überreicht wurde. Karl der Große wurde hier in verschiedenen Chansons de geste präsentiert, die aber in einen didaktischen Zusammenhang eingebunden wurden.

Die letzte Sektion war dem Bild Karls des Großen auf den Britischen Inseln gewidmet. PHILLIPA HARDMAN (Reading) hinterfragte die modernen Titel der Epen – das Rolandslied habe eigentlich Karl im Zentrum der Darstellung, zumal Roland lange vor Ende des Epos sterbe; ebenso sei eine Fassung des „Fierabras“ von Jean Bagnyon bereits 15. Jahrhundert als Geschichte Karls des Großen betitelt worden. MARIANNE AILES (Bristol) plädierte dafür, die bekannteste Handschrift des Rolandsliedes, den sogenannten Oxforder Roland, als Produkt einer Überarbeitung für ein anglonormannisches Publikum zu sehen und mithin die im 19. Jahrhundert entwickelte Interpretation als französisches Nationalepos des Mittelalters als verfehlt zu verwerfen. Wenn das Rolandslied je eine spezifisch französische, königsnahe Ausrichtung gehabt habe, dann in späteren Versionen. GERNOT WIELAND (Vancouver) unterstrich ein zunächst auffallendes Desinteresse an der Figur Karls im angelsächsischen England. Heiraten mit weiblichen Nachfahren Karls seien nicht zwingend als Ansippung an Karl zu sehen, sondern als Bündnisse mit der wichtigsten Herrscherfamilie des Kontinents. In der Vita Alfreds des Großen von Ende des 9. Jahrhundert hingegen war die Anlehnung an Einhards "Vita Karoli" sehr deutlich, auch wenn Karl der Große im Bericht Assers mit verschiedenen Erzählmotiven angereichert wurde.

Im Schlussvortrag hob JULIAN FÜHRER (Paris) hervor, dass gerade bei einer Figur wie Karl dem Großen eine interdisziplinäre Herangehensweise unerlässlich ist. Auch wenn Karl der Große in den historiographischen und im engeren Sinne literarischen Texten eine unterschiedliche Formung gewinnt, bestand doch ein stetiger Austausch zwischen den Textgenres, so dass vor einem allein auf den ‚altfranzösischen Karl‘ oder die lateinische Geschichtsschreibung gerichteten Fokus nur gewarnt werden könne. Ein Bereich, der auf der Tagung nicht behandelt wurde, wäre etwa die Nicht-Nennung Karls in Augenblicken, wo man ihn erwarten würde; die Ambivalenz dieser Figur, die von einem monumentalen Herrscher wie bei Einhard zu einem schwachen und müden König, von einem Heiligen zu einem Lüstling im Mittelalter diverse Ausprägungen erfahren hat, habe manche Autoren vielleicht vor einem Anklang an Karl zurückschrecken lassen. Der Verweis auf Karl den Großen durchzieht auch die späteren Jahrhunderte bis in die Gegenwart, doch dies wäre das Thema einer Tagung für sich.

Die Konferenz war gut besucht; die regen Diskussionen zeigten, dass der interdisziplinäre Dialog anhand eines konkreten Themas zu einem realen Erkenntnisfortschritt führen kann. Auch wenn zum Nachleben Karls des Großen bereits 1865 große Studien vorlagen, sind noch etliche Fragen auch grundsätzlicher Natur offen.

Konferenzübersicht:

Ouverture: Katherine Baker (University of Virginia, Charlottesville / Paris), Kristin Hoefener (Würzburg)

Keynote 1: Elizabeth A.R. Brown (New York), Charlemagne and Saint-Denis

Session 1: Genesis of a Literary Figure
Chair: Philippe Faure (Orléans)

Enimie Rouquette (Paris), La figure de Charlemagne dans la poésie carolingienne: de 814 à la mort de Charles le Chauve

Anne Latowsky (University of South Florida, Tampa), Poésie et chronologie: la Terre sainte, l'Espagne et les vies de Charlemagne

Session 2: After Charlemagne, before Sanctity
Chair: Fanny Madeline (Paris)

Richard Landes (Boston), Charlemagne, Otto III et Adémar de Chabannes: l'empereur de l'an 6000 dans la pensée de l'an Mil

Matthew Gabriele (Virginia Tech, Blacksburg), The Ghost of Charlemagne and King Philip I of Francia at the End of the Eleventh Century

Claire Tignolet (Évry), Charlemagne au temps des premiers Capétiens: une figure de référence dans l'historiographie (Xe - XIIe siècles)?

Session 3: Charlemagne in Capetian France
Chair: Julian Führer (Paris)

Jace Stuckey (Marymount University, Arlington), The Memory of Charlemagne, Kingship, and the Uses of the Past in Capetian France

Christopher Patrick Flynn (University of Minnesota, Twin Cities), Speculum Caroli: The Representation of Charlemagne in the Speculum Historiale of Vincent of Beauvais

Chris Jones (Canterbury), King and Emperor? Perceptions of Charlemagne in Later Capetian France

Visit of the Deutsches Historisches Institut, Wine reception and IMS-Paris Prize Awards

Session 4: Views from the Outside
Chair: Amélie Sagasser (Paris)

Cesare Mascitelli (Siena), Charlemagne et la Geste Francor de Venise: l'empereur aux cours de Vérone et Mantoue

Vaclav Zurek (Prag / Paris), Saint patron et ancêtre: Charlemagne dans la politique de Charles IV de Luxembourg

Session 5: Charlemagne's Cult
Chair: Kristin Hoefener (Universität Würzburg)

Patricia Kroschwald (Leipzig), A reinvented tradition? The veneration of Charlemagne at Halberstadt Cathedral

Eric North Rice (University of Connecticut, Storrs), Charlemagne and the Consciousness of France in the Medieval Liturgy of Aachen (Aix-la-Chapelle)

Joan Molina Figueras (Girona), La mémoire de Charlemagne à Gérone à la fin du Moyen Age. Culte, objets et images

Session 6: Monumental Charlemagne
Chair: Katherine Baker (Charlottesville / Paris)

Clark Maines (Wesleyan University, Middletown), Charlemagne Iconography at Chartres Cathedral

Jürg Goll (Müstair), La statue en stuc de Charlemagne à Müstair

Symposium visit: Basilique de Saint-Denis

Keynote 2: Dominique Boutet (Paris), Charlemagne après Charlemagne dans la littérature vernaculaire épico-historiographique

Session 7: Exemplary Charlemagne
Chair: Irène Fabry-Tehranchi (Reading)

Luke Sunderland (Durham), Charlemagne in Medieval French Chronicles: 'les bienfaits qu'il avoit fais pesoient plus que le mal'

Daisy Delogu (Chicago), 'comment on conquiert Dieu': Charlemagne as a Devotional Guide in L'Istoire le roy Charlemaine

Jade Bailey (Bristol), Le Livre de Charlemaine: The Emperor Charlemagne as a Didactic Exemplar in a Late-Medieval 'Chivalric Textbook'

Session 8: Charlemagne in England
Chair: Raeleen Chai-Elsholz (Paris)

Phillipa Hardman (Reading), Carolingian Onomastics: Naming and Meaning in Middle English Narratives of Charlemagne

Marianne Ailes (Bristol), La Chanson de Roland d'Oxford: remaniement anglo-normand?

Gernot Wieland (Vancouver), 'Charlemagne' in Anglo-Saxon England

Julian Führer (Paris): Concluding Remarks


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