Magia daemoniaca, magia naturalis, zouber. Schreibweisen von Magie und Alchemie in Mittelalter und Früher Neuzeit

Magia daemoniaca, magia naturalis, zouber. Schreibweisen von Magie und Alchemie in Mittelalter und Früher Neuzeit

Organisatoren
Jutta Eming / Tilo Renz, Forschungsprojekt „Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens in der Literatur des Mittelalters“, Berliner Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung“; Peter-André Alt / Volkhard Wels, Forschungsprojekt „Formen der Paradoxie als Indikatoren epistemischer Umbrüche im 16. und 17. Jahrhundert“, Berliner Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung“
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.11.2013 - 17.11.2013
Url der Konferenzwebsite
Von
Isabel von Holt / Tilo Renz, Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der Alten Welt bis in die Frühe Neuzeit“, Freie Universität Berlin

Die internationale und interdisziplinäre Tagung „Magia daemoniaca, magia naturalis, zouber. Schreibweisen von Magie und Alchemie in Mittelalter und Früher Neuzeit“ brachte vom 15. bis 17. November 2013 an der Freien Universität Berlin Germanisten und Wissenschaftler verschiedener anderer geisteswissenschaftlicher Disziplinen (Wissenschaftsgeschichte, Philosophie, Latinistik, Kunstgeschichte, Religions- und Theaterwissenschaft) zusammen, um über das Verhältnis von magischem und alchemischem Wissen zu den unterschiedlichen, zumeist sprachlichen Darstellungsformen, in denen dieses Wissen vorliegt, zu diskutieren. Zwei Forschungsprojekte des noch recht jungen Berliner Sonderforschungsbereichs 980 „Episteme in Bewegung“ hatten zu der Veranstaltung eingeladen: „Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens in der Literatur des Mittelalters“ (Jutta Eming, Tilo Renz) und „Formen der Paradoxie als Indikatoren epistemischer Umbrüche im 16. und 17. Jahrhundert“ (Peter-André Alt, Volkhard Wels).

Untersucht wurde das Verhältnis von Wissen und seinen Darstellungsformen anhand von Verbindungen und Austauschprozessen, die zwischen den Wissensbereichen Magie, Alchemie und Literatur beobachtet werden können. Zum einen wurde der Fragenkomplex erörtert, wie magisches und alchemisches Wissen in literarische Texte aufgenommen wird, wie es in der Literatur als besondere Wissensform kenntlich gemacht wird und welche Veränderungen der Wissensgehalte selbst mit diesem Transfer einhergehen. Zum anderen wurde gefragt, welche Rolle literarische Verfahrensweisen bereits in magischen und alchemischen Sachtexten spielen und welche Funktion ihnen im jeweiligen historischen Zusammenhang zukommt. Damit war allen Vorträgen ein Interesse an den genrespezifischen Arten und Weisen der – vor allem sprachlichen – Konfiguration magischen und alchemischen Wissens gemeinsam sowie an den Transformationsvorgängen, denen dieses Wissen in unterschiedlichen Textformen unterworfen ist.

FRANK FÜRBETH (Frankfurt am Main) eröffnete die Tagung mit einem Beitrag über die Präsenz magischer Texte in Bibliotheken des Mittelalters sowie über deren systematischen Status in Bibliothekskatalogen und wissenssystematisierenden Schriften wie dem „puch aller verpotten kunst“ (1456) des Johannes Hartlieb. Fürbeths Auswertung der wenigen dokumentierten Werke magischen Inhalts ergab, dass unter ihnen nigromantische sowie geomantische Titel am weitesten verbreitet sind. Ausgerechnet das berühmte Buch „Picatrix“ ist in keiner anderen Bibliothek verzeichnet als in der Kaiser Maximilians I. Die fehlenden Einträge in Bibliothekskatalogen haben vermutlich mit der Gefährlichkeit zu tun, die diesem Buch zugemessen wurde und die Dokumentation seines Besitzes nur Personen gestattete, welche (wie der Kaiser) keine Verfolgung zu fürchten hatten. Das Beispiel deutet darauf hin, dass mit einer größeren Zahl magischer Texte im Mittelalter gerechnet werden muss als die Bibliothekskataloge überliefern.

VOLKHARD WELS (Berlin) verortete die frühneuzeitliche Alchemie zwischen Wissenschaft, Religion und Dichtung im Horizont einer spezifischen Wissensgeschichte. Eine Darstellung der vormodernen Chemie dürfe diese nicht als ‚esoterische‘ Alchemie im Gegensatz zur ‚wissenschaftlichen‘, modernen Chemie behandeln. Eine solche Darstellung verkenne oft nur den arkansprachlichen Charakter der Alchemie, der als solcher nicht poetisch oder ‚esoterisch‘ zu verstehen sei, sondern nur der Verschlüsselung eines ökonomisch relevanten Wissens diente. An der Wende zum 17. Jahrhundert verliert dieser arkansprachliche Charakter zunehmend an ökonomischer Relevanz, entfaltet aber nun ästhetische Faszinationskraft.

SVEN DUPRÉ (Berlin) analysierte Johann Kunckels deutsche Übersetzung der „Ars Vitraria Experimentalis“ (1612) des Alchemikers Antonio Neri. Kunckel erweiterte das Vokabular seiner Übersetzung durch die Aufnahme zahlreicher nicht übersetzter Fachtermini und versuchte auf diese Weise das wissenschaftliche Ansehen von Neris Werk zu erhöhen. Darüber hinaus inkorporierte Kunckel in seine Version gezielt lokale Materialien und Arbeitsbedingungen, die ihm durch die Arbeit als Glasmacher in Brandenburg vertraut waren. Das Beispiel macht die zeitgenössische Reflexion über Prozesse des Lesens und Verstehens alchemischer Literatur fassbar und zeigt, mit welchen Modifikationen eine Übersetzung alchemischen Wissens im frühneuzeitlichen Kontext einhergehen kann.

SANDRA LINDEN (Tübingen) erörterte den Konnex von Magie und Tugendlehre in mittelalterlichen Minnereden. In der „Klage“ Hartmanns von Aue werde der Minnezauber zu einem Tugendzauber und repräsentiere damit eine eigene Dynamik des Zustandswechsels. Ziel des Tugendzaubers sei es, die Tugenden in einer „magischen Rezeptur“ so zu mischen, dass Minneglück erreicht werden kann. Anhand von Minnereden des Spätmittelalters zeigte Linden, dass die Magie häufig als Form der Diskursivierung von Minne dient, durch die bestimmte Tugenden als erstrebenswerte Verhaltensformen inszeniert und gepriesen werden. Dabei wird die Magie in ihrem transformatorischen Potential inhaltlich produktiv gemacht.

MARINA MÜNKLER (Dresden) setzte sich mit der Ordnung magischen und alchemischen Wissens im 16. Jahrhundert auseinander. Sie charakterisierte Magier und Alchemiker als „epistemische Figurationen“, die beide auf Formen der Naturbeherrschung verweisen: Der Magier bemühe sich um die Beherrschung der Geister, der Alchemiker um die der Elemente. Sie gründen ihr Wissen auf Erfahrung, die sich im Spannungsfeld von experientia und experimentum verorten lasse. Schon nach dem aristotelischen Begriff der empeiria allerdings sind Erfahrung und Wahrnehmung nicht identisch, sondern zwischen sie tritt stets die Erinnerung. Ganz in diese Sinne bestimmt noch Paracelsus das experimentum als Wahrnehmung, aus dem erst durch memoria die experientia, die Erfahrenheit, hervorgehen könne. Die Alchemie des 16. Jahrhunderts markiere damit keinen epistemischen Bruch, sondern mit ihrer Fundierung in der Signaturenlehre sei sie als Teil der „Episteme der Ähnlichkeit“ (Foucault) zu verstehen.

JOST EICKMEYER (Heidelberg) analysierte die Darstellung eines Schadenszaubers in zwei ausgewählten Gedichten des Johannes Bisselius S.J. Neulateinische Schriften beziehen das Hexenwesen häufig auf antikes Material, behandeln es aber nur selten in poetischer Form. Anders als in den populären Teufelsbüchern, Traktaten und anderen dämonologischen Texten der Zeit führt Bisselius in seinen Elegien zwar Zaubersprüche an, macht diese jedoch als Imitationen kenntlich. So wird die Existenz solcher Praktiken verifiziert, ohne sie zu reproduzieren. Die poetischen Schriften des Bisselius, der ein Verfechter der institutionellen Hexenverfolgung war, sollten offenbar als Warnungen vor dem zauberischen Unwesen dienen.

ALMUT-BARBARA RENGER (Berlin) zeichnete an der Figur des Pythagoras den Zusammenhang von Reisenarrativen und Wissensbewegungen zwischen Griechenland und dem Orient nach. Sie charakterisierte Pythagoras dabei als Grenzfigur zwischen Mythos und Historie. Indem Pythagoras als „altehrwürdiger Verwalter von Wissen“ gilt, verbürgt er die Kontinuität und Stabilität von Wissensbeständen; indem seine Reisen geschildert werden, wird das mit ihm assoziierte Wissen zugleich in den Osten transferiert: In seiner Person kommt die griechische Faszination für die alten Kulturen des Orients zum Ausdruck. Die Verknüpfung des Pythagoras mit alchemischem Wissen werde zunächst nur im arabischen Kulturraum vorgenommen. Erst durch die Übersetzung der „Turba philosophorum“ aus dem Arabischen werde er in veränderter Gestalt in den westlichen Kulturraum reintegriert.

BERND ROLING (Berlin) charakterisierte die Wissenschaftsgeschichte der Wünschelrute in der Frühen Neuzeit als Prozess zunehmender Verwissenschaftlichung. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts verbinden sich in den Beschreibungen magisch-okkulte und naturphilosophische Wissensbestände; zum Beispiel Paracelsus, Basilius Valentinus, Georg Philipp Harsdörffer und Athanasius Kircher korrelieren beide Erklärungsmöglichkeiten auf je eigene Weise. Erst im 18. Jahrhundert werden dämonologische und magische Argumentationen suspendiert. Einen besonderen Fall stellt Johann Gottfried Zeidlers „Pantomysterium“ (1700) dar: Hier werden zahlreiche zuvor erwogene Erläuterungen aufgegriffen und in einer Weise überspitzt, die Züge einer literarischen Bearbeitung des Diskurses trägt und als Persiflage bezeichnet werden kann.

STEFANIE STOCKHORST (Potsdam) widmete sich dem „Philosophischen Phoenix“ (1638) von Johann Rist. Der Text verquickt Anweisungen zur praktischen Alchemie und deren Labortechnik mit poetischen Bildern im Sinne einer aemulatio. Mit dem Bild des Phönix verweise Rist auf den Rätselcharakter der alchemischen Arkansprache. Das Werk stehe aber vor allem im Dienste einer theologischen Wirkungsästhetik, denn Rist gibt den mit der Laboralchemie verbundenen Aufwand der Lächerlichkeit preis und stellt stattdessen die Gedankenarbeit als Tugend eines guten Christen in den Vordergrund. Effektiver als die Alchemie führe die kontemplative Betrachtung der Natur zur Erkenntnis der Natur als einer Schöpfung Gottes.

HARALD HAFERLAND (Osnabrück) parallelisierte den alchemischen Prozess der multiplicatio, der die Streckung von Edelmetallen meint, mit einer „Streckung der Sprache“ bei der Schilderung alchemischer Praktiken. In Johannes de Monte-Raphaims „Vorbothe der am philosophischen Himmel hervorbrechenden Morgenröthe“ (1703) werde mittels einer Ausweitung der sprachlichen Beschreibung versucht, die Vermehrung des Materials, auf die der Vorgang der multiplicatio zielt, zu erfassen. Dies sei allerdings nur durch das ingenium des Einzelnen möglich. Mit dem Verweis auf eine geistige Leistung trete bei Monte-Rahaim, so Haferland, der Prozess der Versprachlichung selbst in den Vordergrund.

WILHELM SCHMIDT-BIGGEMANN (Berlin) zeigte an Pico della Mirandolas „900 Thesen“ die magisch-kabbalistische Begründung der alttestamentarischen Schöpfungslehre auf. Die jüdische Kabbala betont nachdrücklich den Umstand, dass die Welt aus Worten geschaffen ist, so dass die Schöpfung als Erschaffung aus dem Nichts selbst als urmagischer Vorgang verstanden werden kann. Die Wiedererlangung dieser göttlichen Sprache durch eine Überwindung des Sündenfalls ist das Ziel der Kabbala. Um es zu erreichen, kommt den Namen für göttliche Instanzen besondere Bedeutung zu.

JAN-DIRK MÜLLER (München) widmete sich dem Verhältnis der Begriffe Zauber, Kunst und erotische Verführung im Roman und in der Romankritik des 16. und 17. Jahrhunderts. In der „Historia von D. Johann Fausten“ (1587) sei die Zauberei als letzte Stufe der dämonischen Verführung zum Abfall von Gott entwickelt. Zauberei erscheine als Radikalisierung der curiositas und gleichzeitig als Instrument der cupiditas. Ähnlich wird den Amadis-Romanen von der Kritik eine Verquickung von sexueller Ausschweifung und Zauberei attestiert, wobei hier die teuflische Verführung des Lesers in ästhetischer Einkleidung camoufliert werde. Das Beispiel zeigt, wie Teile des Diskurses über Magie in einen ästhetischen Diskurs über die Kräfte der Literatur überführt werden, der in der Folgezeit durchaus auch mit positiven Bewertungen einher gehen kann.

JUTTA EMING (Berlin) analysierte die Ästhetik der Verrätselung im „Parzival“ anhand des Begriffs des Wunderbaren. Elemente des Wunderbaren reorganisieren und ästhetisieren unterschiedliche Wissenstraditionen – zu denen im „Parzival“ auch magisches und alchemisches Wissen gehören – in einer Weise, durch die nicht nur fiktionale Literatur entsteht, sondern auch neu-konfiguriertes Wissen. Insbesondere markiere das Wunderbare die Schwelle zwischen Wissen und Nicht-Wissen. Verrätselungsstrategien zeigen sich unter anderem im Geschehen am Hof des Anfortas. Angesichts einer Situation, die sich dem Protagonisten nicht unmittelbar erschließt und die zudem unterschiedliche Handlungsoptionen eröffnet, bleibt Parzival passiv. Ob die in den folgenden Szenen nachgelieferten Erklärungen des Geschehens den Protagonisten erreichen, ist fraglich. Bestände magischen und alchemischen Wissens werden hier in die Schilderung von Verwunderung angesichts einer rätselhaften Situation eingebunden, die allerdings nicht zur Akkumulation von Wissen führt, sondern eher zur Darstellung seiner Unverfügbarkeit.

MIREILLE SCHNYDER (Zürich) rekonstruierte die im Mittelalter verschiedentlich bezeugte Geschichte des Jonitus (zum Beispiel in Petrus Comestors „Historia scholastica“, Rudolfs von Ems „Alexanderroman“, Hartmann Schedels „Weltchronik“), des vierten Sohns Noahs. Bevor er im 18. Jahrhundert vollständig vergessen worden ist, galt Jonitus als Astronom und Astrologe, als Experte in Herrschaftsführung, als Weiser mit prophetischer Begabung. Das ihm von Gott gegebene Wissen ist ein abstraktes Arkanwissen, das durch seinen Schüler Nimrod verbreitet und in praktische Tätigkeiten überführt wurde, so dass anhand der Verknüpfung beider Figuren ein Transfer zwischen Wissensmodi erzählt werden kann.

TOBIAS BULANG (Heidelberg) zeigte, wie Johann Fischarts Vorrede zu dem von ihm herausgegebenen „Correctorium Alchymiae“ des Ricardus Anglicus mit ihren Spottversen und Exempeln in satirischem Duktus als Warnung vor einer alchemischen Arkansprache zu verstehen ist, die durch ihre Unverständlichkeit zur Verballhornung einlädt. Fischart fordert eine verständlichere Sprache und ein „naturgemäßes Schreiben“, das den Gesetzen der deutschen Sprache entspricht. In diesem Sinne sind auch die Neologismen zu verstehen, die Fischart für die alchemische Terminologie einführt.

MICHAEL LORBER (Berlin) beschrieb, wie die Alchemie bei Johann Joachim Becher die Abgeschlossenheit des Labors überwindet und für politische Belange dienstbar gemacht wird. Becher nutzte das höfische Interesse an der Alchemie, um politisch-soziale Projekte zu propagieren. Damit knüpft er an eine Verbindung von Alchemie und Sozialutopismus an, die sich bereits bei Paracelsus findet. Die der Alchemie eingeschriebene transformative Kraft sollte für die Vervollkommnung des sozialen Verbandes eingesetzt werden, welche wiederum Voraussetzung sei für die Prosperität des Staates. Rhetorisch geschickt verknüpfe Becher die Transformation von Material in der Alchemie mit dem Projekt der sozialen Veränderung.

Der Durchgang durch die Tagungsbeiträge lässt die Themenkomplexe und Problemstellungen erkennen, die das Programm der Konferenz strukturierten und die wiederholt diskutiert worden sind. An unterschiedlichen Gegenständen wurden Formen und Funktionen literarischer Strategien magischer und alchemischer Texte verhandelt (zum Beispiel an der Verwendung arkansprachlicher Elemente, am Einsatz von Neologismen und Fachtermini oder am Bemühen um sprachliche Entsprechungen experimenteller Praktiken). Zahlreiche Beiträge erörterten die Aufnahme von Magie und Alchemie in literarische Texte und lassen in der Zusammenschau genrespezifische Differenzen deutlich werden, die sich aus dem Wissenstransfer in die Literatur ergeben können. Die Einbindung magischen und alchemischen Wissens in literarische Texte kann der inhaltlichen Auseinandersetzung mit diesen Wissensbeständen selbst dienen; in diesem Fall geht sie mit mehr oder weniger expliziten Wertungen einher. Magisches und alchemisches Wissen kann aber auch für Zwecke eingesetzt werden, die der Literatur eigen sind. Die Beschreibung des Wissenstransfers stellt eine besondere Herausforderung dar, wenn die literarischen Texte den propositionalen Gehalt magischen und alchemischen Wissens hinter sich lassen und beispielsweise lediglich Begriffe oder Bilder dieses Wissens nutzen, um ganz andere Inhalte zu behandeln oder um die Grenzen des Wissbaren auszuloten. Schließlich wurde an verschiedenen Stellen deutlich, dass Magie und Alchemie als Figuren zur Beschreibung der Wirkung von Literatur und als Elemente eines Diskurses über Literatur herangezogen werden können. Mit ihrem weit gefassten Programm und den unterschiedlichen Fallbeispielen aus Literatur- und Wissenschaftsgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit hat die Tagung vor Augen geführt, welche Dimensionen des Verhältnisses von magischem und alchemischem Wissen zu seinen Darstellungsformen künftig noch genauer zu untersuchen sind, und sie hat Ansätze zur systematischen Erfassung dieses facettenreichen Verhältnisses geliefert.

Konferenzübersicht:

Gyburg Uhlmann (Berlin), Einführung in das Forschungsprogramm des SFB 980

Peter-André Alt (Berlin), Einführung in das Tagungsthema

Moderation: Jutta Eming (Berlin)

Frank Fürbeth (Frankfurt am Main), Magische Texte in mittelalterlichen Bibliotheken

Volkhard Wels (Berlin), Die frühneuzeitliche Alchemie als Gegenstand der Wissensgeschichte

Sven Dupré (Berlin), Reading, Writing and Translating Alchemical Technology in the Seventeenth Century

Moderation: Volkhard Wels (Berlin)

Sandra Linden (Tübingen), Zauber der Minne. Magie und Alchimie in spätmittelalterlichen Minnereden

Marina Münkler (Dresden), Epistemische Figurationen: Der Magier, der Alchemist und ihre Transformationen im 16. Jahrhundert

Jost Eickmeyer (Heidelberg), Hexenflug und Hagelzauber. Zum poetischen Umgang mit Magie in zwei Elegien des Johannes Bisselius S.J.

Almut-Barbara Renger (Berlin), Von Pythagoras zur Alchemie. Reisenarrative und Wissensbewegungen zwischen Griechenland und dem „Orient“.

Moderation: Tilo Renz (Berlin)

Bernd Roling (Berlin), Virgula divinatrix – Frühneuzeitliche Debatten über die Wünschelrute zwischen Magie und Magnetismus

Stefanie Stockhorst (Potsdam), Satirische Erbauungsalchemie. Zum Verhältnis von Laborpraxis, Gotteserkenntnis und Humanistenschalk in Johann Rists „Philosophischem Phoenix“ (1638)

Harald Haferland (Osnabrück), Eine kurze Theoriegeschichte der alchemistischen multiplicatio und der Vorbothe der am philosophischen Himmel hervorbrechenden Morgenröthe des Johannes de Monte-Raphaim (Amsterdam 1703)

Wilhelm Schmidt-Biggemann (Berlin), Kabbala und Magie

Moderation: Uta Störmer-Caysa (Mainz)

Jan-Dirk Müller (München), Roman, Romankritik und Zauberei im 16. und 17. Jahrhundert

Jutta Eming (Berlin), „ez muoz unwizzende geschehen“. Zur Ästhetik der Verrätselung im „Parzival“

Mireille Schnyder (Zürich), Noahs vierter Sohn und die Magie der Künste

Moderation: Frank Fürbeth (Frankfurt am Main)

Tobias Bulang (Heidelberg), Johann Fischarts „Correctorium Alchymiae“

Michael Lorber (Berlin), Alchemia oeconomica – Johann Joachim Bechers (1635 – 1682) Sozialutopismus am Schnittpunkt von Projektemacherei, Staatsräson und Universalwissenschaft


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