Melioration und Migration in der Habsburgermonarchie im Vergleich zu Preußen und anderen deutschen Staaten zwischen 1700 und 1850

Melioration und Migration in der Habsburgermonarchie im Vergleich zu Preußen und anderen deutschen Staaten zwischen 1700 und 1850

Organisatoren
Márta Fata, Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.11.2013 - 30.11.2013
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Von
Thomas Schröter, Institut für Neuere Geschichte, Eberhard Karls Universität Tübingen

Vom 28. bis 30. November 2013 fand in Tübingen die Jahrestagung des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde zum Thema Melioration und Migration in der Habsburgermonarchie im Vergleich zu Preußen und anderen deutschen Staaten zwischen 1700 und 1850 statt. Im Zentrum der Tagung stand die Leitfrage nach dem Zusammenhang größerer Migrationsbewegungen, die sowohl durch Überbevölkerung, rechtliche Marginalisierung, aber auch gezielte landesherrliche Peuplierungspolitik in Gang gesetzt wurden, und Meliorationsbestrebungen, die vornehmlich hydrologischer Natur waren. Für die Tagung wurde ein komparativer Ansatz gewählt, dessen Prämisse die Wahl ökologisch unterschiedlicher Regionen war, die vom norddeutschen Tiefland über vorderösterreichisch-alpine Gebiete bis hin zu ostmitteleuropäischen Flusslandschaften reichten, die jedoch durch signifikante anthropogene Einflüsse gestaltet wurden. Gerade der Zeitraum nach der demographischen Krise des 17. Jahrhunderts scheint für eine solche Diskussion besonders geeignet, da es im Alten Reich und in dessen Peripherie nicht nur zu einer demographischen Rekuperation kam, sondern vielerorts die Grenzen der ökonomischen Tragfähigkeit erreicht und überschritten wurden. Gleichzeitig verfügten einzelne Territorien, wie etwa Brandenburg-Preußen oder die Habsburgermonarchie, über beträchtliche Flächen, die wenig Gewinn abwarfen. Für den frühmodernen, kameralistischen Staat stellten diese Situationen nicht nur Herausforderungen sondern auch Chancen dar, die im Erfolgsfall Einnahmen und – vielfach sogar noch wichtiger – Reputation auf europäischer Ebene in Aussicht stellten. Der technische Fortschritt, die verfügbare manpower, neue Finanzierungsmethoden und der Optimismus, die Natur beherrschen zu können, trugen ganz entscheidend zu Großprojekten bei, die aus natürlichen Ökologiesystemen anthropogene Ökonomiesysteme formten.

Im Auftaktreferat der ersten Sektion sprach UWE FOLWARCZNY (Tübingen) über die Kolonisation von Sumpfgebieten – hierbei exemplarisch über das Netzebruch – in der Mark Brandenburg, die bereits unter Kurfürst Joachim Friedrich Teil der Staatsräson war. Das im Amt Driesen gelegene Netzebruch war eine wildreiche Landschaft, die den Kurfürsten zur Jagd diente und erst Ende des 16. Jahrhundert besiedelt wurde. Zur Erschließung des 27.000 ha großen Landstriches wurden ab 1606 32 Familien angesiedelt. Zur Unterstützung erhielten die Kolonisten Rechte, wie die niedere Gerichtsbarkeit; materielle Unterstützung für Hausbau oder Deichbau. Das meliorierte Land konnte hauptsächlich als Weide genutzt werden. Die Melioration des Netzebruches diente wohl hauptsächlich der Errichtung von Verteidigungsanlagen gegen Polen und der Versorgung der Garnison mit Lebensmitteln. Während des Dreißigjährigen Krieges verloren die Kolonien mehr als die Hälfte ihrer Einwohner, da sie mitten im Kriegskorridor lagen, wodurch in der Folgezeit die Peuplierung in den Vordergrund rückte.

MÁRTA FATA (Tübingen) stellte ihre komparativen Forschungen zu Tirol und dem Banat – stark unterschiedliche Gebiete der Habsburgermonarchie – vor. Im ersten Beispiel wurde das Bozener Becken vorgestellt, das eine schrittweise Versumpfung erfuhr, was zu Ertragsrückgängen und der Ausbreitung von Krankheitserregern führte. Zur Trockenlegung der 562 ha großen Fläche gründeten Bozener Bürger eine Gesellschaft, die sich den Dammbau und die Flussumleitung zum Ziel setzte und von der Wiener Regierung finanziell unterstützt wurde. Das Banat hingegen war durch die Kriege mit dem Osmanischen Reich stark entvölkert und durch ständige Hochwasser bedroht. Der Zuzug tausender deutscher Kolonisten zwang die Wiener Regierung zum Kampf gegen Hochwasser und Versumpfungen. Durch die Kanalisierung der Flüsse konnten große Flächen für die agrarische Nutzung gewonnen werden. Beide Gebiete unterschieden sich insofern als dass in Tirol der Bevölkerungsdruck die Melioration erzwang, wohingegen im Banat durch eine gezielte Peuplierungspolitik und eine gleichzeitige Melioration hohe Einnahmen für die Staatskasse erwartet wurden.

MARTIN SCHMID (Wien) referierte über die Kolonisierung von Naturräumen bei der die Donau als sozionaturales Hybrid dargestellt wurde, deren Regulierung erst im Laufe der Industrialisierung gelang. Durch die Kolonisierung natürlicher Systeme versuchte der Mensch, ihm dienliche Ordnungen zu erschaffen. Gleichzeitig kolonisierte er sich aber auch selbst, da er sich an diese geschaffenen Systeme band und für deren Erhalt sorgen musste. Exemplarisch wurde dies am Donaumoos dargestellt, dessen Trockenlegung erheblichen Aufwand erforderte, letztlich aber in einem ökonomischen Desaster endete, da die Landschaft höchst vulnerabel war und sich die dortige Bevölkerung nur sehr unzureichend versorgen konnte. Bis heute sind große Regenfälle und die Absackung der Böden für die Landwirtschaft ein erhebliches Problem.

In der zweiten Sektion sprach ALWIN HANSCHMIDT (Vechta) über Grenzsicherung und Landgewinnung im Emsland. In der untersuchten Region um Papenburg herum wurden ab Mitte des 15. Jahrhunderts Grenzbefestigungen gegen die Niederlande errichtet. Die angeworbenen Kolonisten erhielten zahlreiche Privilegien und Vergünstigungen und sollten langfristig zur Versorgung des katholischen Vorpostens in der Region beitragen. Daneben sicherten die sogenannten Fehnkolonien einen erheblichen Teil ihres Lebensunterhalts durch den Torfexport. Parallel dazu entwickelte sich ein florierender Schiffsbau, der für den Torftransport unerlässlich war. Die zweite untersuchte Gemeinde, Twist, lag in einem Moorgebiet, das durch einen starken Bevölkerungszuwachs durch Moorbrandwirtschaft, Buchweizenanbau und Viehwirtschaft intensiver genutzt werden musste.

HEINRICH KAAK (Potsdam) thematisierte in seinem Vortrag die Frage, ob bereits ansässige Untertanen oder neu zugezogene Kolonisten in der Region des Oder- und Warthebruches besser die Epochenwende vom 18. zum 19. Jahrhundert meistern konnten. Das Oderbruch wurde ab 1747 intensiver besiedelt und wasserbaulich reguliert. Neben einer Reihe von Vergünstigungen trafen die Faktoren von hohen Siedlerzahlen, großen Dorffluren und geringe Lasten zusammen, die eine Kolonisierung ermöglichten. Das Warthebruch dagegen war bereits seit dem Mittelalter teilweise besiedelt; Grenzneuvermessungen führten zu Konflikten mit der alteingesessenen Bevölkerung und Wetterschwankungen verhinderten einen zügigen Deichbau. Durch vermehrte Überschwemmungen 1775 und 1785 verringerte sich zudem der Siedlerzustrom. Die großen Verlierer waren letztlich die unterbäuerlichen Schichten, die eine größere Anzahl an Diensten leisten und länger auf Freiheiten warten mussten.

EBERHARD FRITZ (Altshausen) skizzierte die Entwicklung der Kolonie Wilhelmsdorf im Königreich Württemberg, bei der die intensive Nutzung von Moorflächen im Lengenweiler Moosried durch Pietisten ab 1824 in Angriff genommen wurde. Die aus der Pietistengemeinde Korntal kommenden Neusiedler wurden durch eine negative Sozialauswahl rekrutiert und nur mit ungenügenden Mitteln ausgestattet, wodurch die Neugründung rasch in finanzielle Nöte geriet. Defizite in der Landwirtschaft führten bald zu einer existenzbedrohenden Hungerkrise und als 1846 die schrittweise Rückzahlung des Kaufpreises erfolgen sollte, drohte gar der Bankrott der Gemeinschaft. Nur durch die Ausweisung der ärmsten Familien konnte eine drastische Sanierung gelingen. Das Gesamtprojekt wurde als göttliche Prüfung hin zu einem Gründungsmythos verklärt.

WOLFGANG ZIMMERMANN (Karlsruhe) sprach über die Korrektion des Oberrheins zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch das Großherzogtum Baden. Von Goethe wurde das natürliche Flusssystem als paradiesische Kulturlandschaft geschildert, dessen tausende Inseln und Auenlandschaften eine reichhaltige Flora und Fauna beheimateten. Durch seinen sich verändernden Lauf entstanden aber häufige Streitigkeiten und finanzielle Verluste für die Anrainerstaaten. Daher begann Johann Gottfried Tulla im badischen Auftrag mit der Rheinbegradigung, die als zentrales Referenzprojekt des Landes Baden galt. Die Gesamtlänge des Flusses konnte bis 1880 um 80 km verkürzt werden und über 10.000 ha neues Ackerland wurde gewonnen. Insgesamt gingen von diesem Projekt wichtige wirtschaftliche Impulse aus, die maßgeblich zum Selbstverständnis des Großherzogtums als fortschrittsorientierter Staat beitrugen.

KARL PETER KRAUSS (Tübingen) sprach über den Zusammenhang von Hochwasserschäden und Bevölkerungszunahme in der mittleren Batschka. Die josephinische Kolonisationspolitik führte Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Siedlerzustrom von ca. 2.500 Familien in das an Schwarzerde reiche Pannonische Becken. Durch häufige Überflutungen der Siedlungsflächen drohten jedoch Zerstörung von Häusern und Ackerbauflächen sowie Epidemien die Siedlungsbemühungen Zunichte zu machen. Als Lösung wurde mit dem Bau von Abflusskanälen und des Franzens-Kanals begonnen. Die josephinische Kolonisation hatte letztlich einen eher reaktiven Charakter, der den intendierten Ressourcenabbau vor den drohenden Überflutungen schützen sollte.

MATEVŽ KOŠIR (Ljubljana) referierte über die Entsumpfung des Laibacher Moors. Dieses Moor war in der Frühen Neuzeit ein regelrechter See, der mit Schiffen befahren werden konnte, gleichzeitig der landwirtschaftlichen Nutzung aber verschlossen war. Unter Kaiserin Maria Theresia sollte deshalb der Fluss Ljubljanica vertieft und das Gebiet kanalisiert werden. Die Finanzierung wurde dabei weitgehend von der Bürgerschaft der Stadt übernommen, die dafür Weiderechte erhielt. Im trockengelegten Gebiet konnten sich mehrere Siedlungen etablieren, die durch eine rege Torfstecherei das gewonnene Land industrialisierten, indem sie genügend Energie zur Verfügung stellten, und so etwa für den Bau einer Zuckerfabrik und einer Ziegelei die notwendigen Voraussetzungen schafften. Nach der Erschöpfung dieser Ressource 1880 kam es zu einem Exodus der ärmeren Kolonisten.

Über die Entwässerung von Sümpfen und Landnutzung in Ofen-Pest und seiner Umgebung im 18. Jahrhundert, die maßgeblich entscheidend für den weiteren Ausbau des heutigen Budapest war, referierte ELEONÓRA GÉRA (Budapest). Im 16. Jahrhundert wurde das Umland von Buda/Ofen von der lokalen Bevölkerung gezielt überflutet, um die Stadt gegen eine osmanische Eroberung zu schützen. Das entstandene Sumpfgebiet bot in der Folgezeit besonders der ärmeren Bevölkerung des Umlandes eine Zuflucht und war Fundort des sogenannten Wundersalzes, das teuer exportiert werden konnte. Nach der Rückeroberung durch die Habsburgermonarchie wurde der Sumpf als Quelle vielfältiger Erkrankungen und als Hindernis einer ökonomischen Expansion angesehen, weshalb ab 1780 Trockenlegungsarbeiten begonnen wurden.

ZOLTÁN KAPOSI (Pécs) referierte über die südliche Region im heutigen Westungarn, die durch die osmanische Besatzung einen wirtschaftlichen Niedergang erlebte, da sie unmittelbar an der Heeresstraße von Ofen nach Istanbul lag. Im Laufe der Zeit verfielen die lokalen wasserbaulichen Strukturen und die Sumpfgebiete drangen weiter vor. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wanderten vermehrt Siedler in die Region ein. Fast zeitgleich stiegen die Nahrungsmittelpreise stark an, da aus diesem Gebiet das habsburgische Heer beliefert wurde. Die Urbarmachung weiterer Flächen war somit dringend erforderlich. Ab 1819 erfolgte daher die Entsumpfung der Flüsse (Donau, Drau etc.) auf Betreiben der lokalen Großgrundbesitzer.

In der dritten Sektion stellte KARSTEN MÜLLER-SCHEESSEL (Scheeßel) seine Forschungen zum kurhannoverschen Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff, und damit eine historische Persönlichkeit vor, die nach wie vor ein beträchtliches Ansehen für ihre Koordination während der Hochmoorkultivierung im 18. Jahrhundert genießt. Kurhannover litt weit weniger unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges als andere Länder des Alten Reichs und konnte einen demographischen Überdruck effektiv durch Hollandgängerei und einige Moorkolonisationsprojekte verringern. Findorff, als gelernter Schreiner, empfahl sich durch erfolgreiche Projekte und stieg sukzessive zur treibenden Kraft hinter den Kolonisationsanstrengungen Kurhannovers auf.

ANDRÁS DEÁK (Esztergom) referierte über die Landnahme in der Batschka in den 1780er-Jahren, die maßgeblich durch die Tätigkeit der Wasserbauingenieure József und Gábor Kiss vorangetrieben wurde. Die Gebrüder Kiss durchliefen die Wiener Militärakademie und erlangten zusätzliches Wissen über Wasserbautechniken während ihrer Studienreisen in die Niederlande und nach England. 1792 wurden sie mit dem Bau des Franzens-Kanal beauftragt, der für wichtige wirtschaftliche Impulse in Ungarn sorgen sollte, da sich Transportzeiten entscheidend verkürzten. Die für diesen Zweck gegründete erste Aktiengesellschaft Ungarns erhielt Konzessionen auf Tabak, Salz und Kupfer für 52 Jahre und sicherte den Anteilseignern eine jährliche Dividende von 9-10% zu. Durch zeitliche Verzögerungen wurden die Gebrüder aber vor Bauende im Jahr 1802 von der Leitung des Projekts abberufen.

Die vierte Sektion wurde von MARTIN KNOLL (Darmstadt) mit einem komparativen Ansatz zum Thema Moor und Landnutzung in der deutschsprachigen historisch-topografischen Literatur eröffnet, dessen Fokus auf dem bayerischen Donaumoos und Preußen lag. Während in Preußen die Moore eine identitätsstiftende Wirkung entfalteten, konnten sie in Bayern kaum für die herrschaftliche Selbstdarstellung inszeniert werden. Die preußische Publizistik glich einer Arena des intensiven Ineinandergreifens von gesellschaftlicher Praxis und materieller Grundlage. In Bayern hingegen wurden hauptsächlich adelige Akteure in Schrift und Bild dargestellt – Landarbeiter und andere Standesgenossen fehlen häufig, da sie mutmaßlich nicht zum Ruhm des schöpferisch tätigen Landesherrn beitrugen.

Im letzten Referat der Tagung sprach ENDRE HÁRS (Szeged) über die Verwendung von Sumpflandschaften in den Schriften des liberalen Schriftstellers Mór Jókai. Jókai schuf Romane, die romantisch-realistische Elementen mit Fachkenntnissen zu hydrologischen Fragen kombinierten. Im Zentrum seiner Schriften standen immer wieder Helden, die ihren Ruhm durch wasserbauliche Leistungen zu vermehren wussten. Jókais Darstellungen standen unter dem starken Vorzeichen des aufklärerischen Verbesserungsglaubens und widerspiegelten den Modernisierungswunsch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

In der Abschlussdiskussion merkte MARTIN KNOLL (Darmstadt) durchaus zutreffen an, dass in den dargelegten Fallbeispielen vornehmlich zwei unterschiedliche Motive der anthropogenen Eingriffe in die Natur präsent waren: In den westlichen Reichsgebieten zwang in aller Regel eine hohe Bevölkerungsdichte die lokale Administration zu Meliorationsbemühungen, um die vorhandenen Flächen einer intensiven Bewirtschaftung zu unterwerfen und die wachsende Bevölkerung besser versorgen zu können. Für die so gewonnen Flächen wurden nach Abschluss der Arbeiten gezielt Siedler geworben, die häufig eine Starthilfe in Form von rechtlichen Freiheiten und materieller Unterstützung erhielten. Ganz anders gestaltete sich die Situation häufig in Ostmitteleuropa und den westelbischen Gebieten: Meist trafen zuerst Siedler in diesen dünnbesiedelten, peripheren Reichsteilen ein und hatten dort mit äußerst ungünstigen Bedingungen, wie etwa lebensbedrohlichen Hochwassern, schlechter Infrastruktur und weitverbreiteten Seuchenherden zu kämpfen. Aus dieser Not heraus sahen sich die verantwortlichen Regierungsstellen gezwungen, Meliorationsbemühungen in die Wege zu leiten, um somit einerseits die pure Not zu lindern und andererseits aus faktisch bis dato ungenutzten Gebieten einen Gewinn für die Staatskasse zu erzielen. Im Verlauf der Tagung gelang somit eine gute Darstellung verschiedenster Regionen Zentral- und Ostmitteleuropas, die differenzierte Vorgehensweisen der Melioratoren verlangte. In vielen Beiträgen wurde allerdings ein Wissenstransfer – vornehmlich aus den Niederlanden – angedeutet; die genauen Hintergründe wurden jedoch ein Stück weit vernachlässigt und hätten gerade in Anbetracht der hohen Bedeutung dieses Transfers eines größeren Spielraums bedurft.

Konferenzübersicht:

I. Neulandgewinnung in Mittel- und Ostmitteleuropa

Uwe Folwarczny (Tübingen), Kolonisation und Melioration des Netzebruches von ihren Anfängen bis 1740

Márta Fata (Tübingen), Neulandgewinnung und Siedlungsmigration in der Habsburgermonarchie im Überblick

Martin Schmid (Wien), Kolonisierung von Natur: ein interdisziplinäres Konzept und seine Erprobung in der Umweltgeschichte der Donau

II. Länder und Regionen im Vergleich

Alwin Hanschmidt (Vechta), Grenzsicherung und Landgewinnung. Zur Moorkolonisation im Emsland im 17. und 18. Jahrhundert

Heinrich Kaak (Potsdam), Wer kam besser ins 19. Jahrhundert? Alte Untertanen und neue Kolonisten im Oder- und Warthebruch 1750 bis 1810

Eberhard Fritz (Altshausen), Kolonie im Moor: Wilhelmsdorf und andere Trockenlegungsprojekte im Königreich Württemberg

Wolfgang Zimmermann (Karlsruhe), „... einer der merkwürdigsten Ströme in Europa.“ Die Korrektion des Oberrheins im frühen 19. Jahrhundert

Karl Peter Krauss (Tübingen), „Dieses böse Schicksaal traf 27 Ortschaften“. Ansiedlung und Überschwemmung in der Batschka

Matevž Košir (Ljubljana), Das Laibacher Moor: Entwässerungsprojekte im 18. und 19. Jahrhundert in der Krain

Eleonóra Géra (Budapest), Entwässerung von Sümpfen und Landnutzung in Ofen-Pest und seiner Umgebung im 18. Jahrhundert

Zoltán Kaposi (Pécs), Herrschaften und Neulandgewinnung durch Melioration in Südtransdanubien im 19. Jahrhundert

III. Im Dienst von Melioration und Neulandgewinnung

Karsten Müller-Scheeßel (Scheeßel), Der kurhannoversche Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff

András Deák (Esztergom), Landnahme in der Batschka in den 1780er-Jahren. Die Tätigkeit zweier Wasserbauingenieure, der Gebrüder József und Gábor Kiss

IV. Wahrnehmung von Natur und Landnutzung

Martin Knoll (Darmstadt), Prekäre Schauplätze. Moor und Landnutzung in der deutschsprachigen historisch-topografischen Literatur

Endre Hárs (Szeged), Vom Nutzen literarischer Sumpflandschaften. Technischer Fortschritt und Natursymbolik bei Mór Jókai (1825–1904)