Refocusing the Modern American Family

Refocusing the Modern American Family

Organisatoren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Familienwerte im gesellschaftlichen Wandel: Die US-amerikanische Familie im 20. Jahrhundert", Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.06.2013 - 29.06.2013
Url der Konferenzwebsite
Von
Cora Schmidt-Ott, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; Michael Geuenich, Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

"Familie" ist als hochgradig wandelbares gesellschaftliches Konzept inzwischen ein ertragreiches Feld geschichtswissenschaftlicher Forschung, das als Sonde für die Erforschung breiterer gesellschaftlicher Entwicklungen dienen kann. Gerade in den Vereinigten Staaten war und ist der Begriff der "Familie" bzw. "Normalfamilie" ideologisch aufgeladen und wurde im 20. Jahrhundert in verschiedenen Kontexten politisch eingesetzt. Vom 27. bis 29. Juni 2013 lud die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Familienwerte im gesellschaftlichen Wandel: Die US-amerikanische Familie im 20. Jahrhundert" des Historischen Seminars der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter Leitung von Isabel Heinemann daher zu einer international wie interdisziplinär besetzten Konferenz nach Münster. Ziel der Konferenz war es, die Forschungen der Noether-Gruppe zu Veränderungen von Familienkonzepten und Gendernormen in den USA des 20. Jahrhunderts im Lichte aktueller Forschungen zu gesellschaftlichen Wandlungsprozessen zu diskutieren und in eine vergleichende Perspektive auf die westeuropäischen Gesellschaften einzubinden.

Das erste Panel fragte nach den Veränderungen in den Konzepten von Kindheit und Generation im 20. Jahrhundert. Es wurde von CLAUDIA ROESCH (Münster) eröffnet, die am Beispiel der amerikanischen Sozialarbeit mit mexikanischen Jugendlichen zwischen 1917 und 1969 den Einfluss historischer Umbrüche und Paradigmenwechsel im sozialwissenschaftlichen Diskurs auf die Sozialarbeit offenlegte. Während Sozialarbeiter sich in der Zwischenkriegszeit vor allem um die moralische Erziehung von Mädchen sorgten, habe sich der Fokus ab 1937 auf die Kriminalität männlicher mexikanischer Jugendlicher verschoben. Um die Lücke zwischen traditionellen Familienstrukturen und den Erfordernissen einer modernen Industriegesellschaft zu schließen, sollten die jungen Männer als Speerspitze eine veränderte Werthaltung in ihre Familien tragen. Daraus habe sich ab Mitte der 1950er-Jahre eine Politik der Einbeziehung der ganzen Familie entwickelt, da Armut wie auch Straffälligkeit als Effekte der fehlenden Anpassung an das angloamerikanische Familienideal der Kernfamilie aufgefasst worden seien.

Im zweiten Vortrag dieses Panels untersuchte LAURA LOVETT (Amherst), wie die amerikanische Frauenbewegung der 1970er-Jahre der Forderung nach nicht-sexistischer Kindererziehung Geltung verlieh, insbesondere die Women's Action Alliance, eine der wichtigsten Akteurinnen der Frauenbewegung. Die Aktivistinnen argumentierten, dass besonders Spielzeug einen starken Einfluss auf die kindliche Entwicklung habe; die darin enthaltenen Stereotype einer simplen Geschlechterdichotomie verwehrten den Kindern eine freie Entfaltung ihrer Möglichkeiten und Interessen. In den 1980er-Jahren habe sich das Engagement der Frauenbewegung dann zunehmend auf liberalere und egalitärere Familienkonzepte jenseits der Kernfamilie bezogen.

GRACE HALE (Charlottesville/Erfurt) zeichnete in ihrem Vortrag ein historisch-ethnographisches Bild der Musikszene der kleinen Universitätsstadt Athens, Georgia in den 1980er-Jahren, die sich gezielt als Gegenentwurf zur gängigen Jugendkultur konzipierte. Der Kleinstadt-Bohème, die sich selbst als künstlerische Avantgarde auffasste, versuchte sie mit dem Leitmotiv des "Child's Play" näher zu kommen. "Child's Play" meint hier sowohl eine spielerische Einfachheit in der künstlerischen Ästhetik als auch eine bewusst inszenierte emotionale Intensität und eine kindlich-jugendliche Konzeption von Originalität im Gegensatz zu künstlerischer Massenproduktion. Mit dem Konzept korrespondiere auch die Sozialstruktur von Universitätsstädten allgemein und Athens im Besonderen, da dort durch die stets nachströmenden Studienanfänger Adoleszenz dauerhaft präsent sei.

In ihrem Kommentar zog ASTRID BAERWOLF (Münster) eine Bilanz dieses Panels, indem sie die Leitmotive "Generation" und "Kindheit/Elternschaft" in den drei Beiträgen verfolgte. Bezüglich des Motivs der "Generation" zeigten Roesch und Lovett beispielhaft einen Kampf um die Erziehung von Kindern und Jugendlichen zwischen soziohistorischen wie genealogischen Generationen auf, während Hale ein Exempel für die Selbstkonstituierung einer soziohistorischen "Generation" entworfen habe. Ein weiteres verbindendes Moment besonders der ersten beiden Vorträge sei die Thematisierung des Wandels der Konzepte von Kindheit und Elternschaft.

Im öffentlichen Keynote-Vortrag betrachtete JOANNE MEYEROWITZ (New Haven) die Politik der staatlichen US-Entwicklungshilfe als einen Indikator für den Wandel des amerikanischen Familienkonzepts im Allgemeinen und den Wandel der Konzeptualisierung der Frau im Speziellen. Dabei konzipierte sie Entwicklungshilfe als eine Form von "Bio-Politik" im Foucaultschen Sinne, mittels derer nicht nur Familiennormen ins Ausland exportiert worden seien, sondern auch "Bio-Macht" (Geburtenkontrolle, Körperdisziplinierung) ausgeübt worden sei. Meyerowitz machte für die Zeit zwischen 1950 und 1990 vier ineinandergreifende Phasen der amerikanischen Entwicklungshilfepolitik aus, in denen Frauen jeweils primär als Kindererzieherinnen, als exzessiv Gebärende, als Erwirtschafterinnen von Einkommen bzw. als Mikrokredit-Kleinunternehmerinnen konzeptualisiert worden seien. Parallelen zum Wandel der amerikanischen Familienkonzepte vom Beharren auf dem männlichen Hauptverdiener bis zur aktuellen Akzeptanz auch des Alleinerziehenden-Haushalts seien dabei evident.

ANNE OVERBECK (Münster) leitete das Panel "The Family as an Object of Social Therapy" mit einem Vortrag über die Geburtenpolitik gegenüber afroamerikanischen Familien in 1920er- und 1930er-Jahren ein und bettete das Thema in die Geschichte der Eugenik in den Vereinigten Staaten ein. Das sich in der Öffentlichkeit herausbildende Ideal der weißen Mittelschichtfamilie sei durch ein Schreckbild dysfunktionaler schwarzer Großfamilien kontrastiert worden, die als Bedrohung der gesamten Gesellschaft gezeichnet worden seien. So sei der Ausschluss der afroamerikanischen Bevölkerung von geburtenfördernden Maßnahmen gerechtfertigt worden.

In ihrem Vortrag über die Stilisierung von Müttern als "Bedrock of Society" in den USA im 20. Jahrhundert machte ISABEL HEINEMANN (Münster) eine langfristige Akzentverschiebung in der öffentlichen Diskussion über Frauenrollen von Beschäftigungsoptionen hin zu Reproduktionsoptionen aus. Ehescheidungen, weibliche Erwerbstätigkeit und ihre Vereinbarkeit mit Mutterschaft und Abtreibungsrechten bildeten in unterschiedlichen Zeiträumen die Schwerpunkte in medialen Debatten und im Expertendiskurs. Dass sich dabei beispielsweise die Infragestellung traditioneller Rollenverteilung mit der Durchsetzung des genderabhängigen Konzepts der "Kernfamilie" als Ideal zeitlich überschnitt, verdeutliche die Komplexität öffentlicher Verhandlungsprozesse, die lineare Wertewandelsnarrative wie Ronald Ingleharts "Silent Revolution" in Frage stellten.

CORINNA UNGER (Bremen) lenkte in ihrem Kommentar das Augenmerk auf die Sozialexperten als wichtigste Akteure innerhalb der untersuchten Debatten um Familien und Frauen. Die Herkunft ihrer Deutungshoheit und die Mechanismen für die Vermittlung von Expertenmeinungen könnten genauer untersucht werden. Dabei lasse sich auch nach deren Nutzung statistischer Daten für ihre Argumentation und der Instrumentalisierung von deren scheinbarem Objektivitätsversprechen fragen.

Während die ersten beiden Vorträge des Panels ihr Augenmerk auf Presse, Politik und Experten richteten, bezogen JOHANNA SCHOEN (New Brunswick) und JENNIFER NELSON (Redlands) auch deren Publikum und die Rolle der Rezipientinnen innerhalb der öffentlichen Diskussionen mit ein. Schoen zeichnete nach, wie sich in den Jahrzehnten nach der Legalisierung von Abtreibungen in den USA 1973 eine Gegenbewegung formierte, in deren Rhetorik nicht nur Bilder von Föten, sondern auch die Erzählungen von Abtreibungsanbietern und betroffenen Frauen politisch instrumentalisiert worden seien. In der Argumentation der Abtreibungsgegner seien Abtreibungen nun nicht mehr nur als lebensfeindlich, sondern vor allem als frauenfeindlich erschienen. Frauen, die sich einer Abtreibung unterzogen hatten, seien als Opfer einer gesellschaftlichen Maschinerie ohne Optionen für eine selbstbestimmte Entscheidung dargestellt worden. Gleichzeitig wies Schoen darauf hin, dass dieses Narrativ aktiv von Organisationen betroffener Frauen wie den in den 1980er-Jahren gegründeten "Women Exploited by Abortion" geprägt worden sei. Nelsons Fallstudie einer Frauenklinik in Seattle stellte die vermeintlich passive Rolle von Frauen innerhalb der Debatten um weibliche Körper ebenfalls in Frage. Wie die Förderung weiblicher Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und die Einbeziehung von Laien in die Untersuchungen in Seattle zeige, sei gerade ein positiver Umgang mit Mutterschaft und weiblicher Körperlichkeit ein wichtiger Bestandteil der Frauenbewegung der 1970er-Jahre gewesen. Dies widerspräche den bis heute präsenten Stereotypen über die feministische Bewegung jener Zeit.

Im ersten Vortrag des Panels "The Family as a Subject of Popular Culture" fragte CHRISTINA VON HODENBERG (London) anhand der überaus erfolgreichen Familiensitcom "All in the Family" (CBS, 1971-1979) nach der Bedeutung des Unterhaltungsfernsehens für Familienkonzeptionen in der Öffentlichkeit. Das Interesse der Zuschauer insbesondere an den weiblichen Hauptfiguren habe die Produktionsentscheidungen beeinflusst und die Emanzipation der Serienmutter und -hausfrau Edith Bunker im Verlauf der Serie vorangetrieben. "Edith Bunker" habe sich so in der amerikanischen Öffentlichkeit zu einer wichtigen und selbstständigen Trägerfigur für einen moderaten Feminismus entwickelt, ohne dass die Sendung eine klassische Rollenverteilung als Ideal in Frage gestellt hätte. ANDRE DECHERT (Münster) hingegen richtete die Aufmerksamkeit auf Vaterrollen und Konzepte von Männlichkeit in Familiensitcoms in den 1980er-Jahren. Sowohl die Gestaltung der Sendungen als auch deren mediale Rezeption würden darauf verweisen, dass das Familienideal der 1950er-Jahre mit einer patriarchalischen, weißen, heterosexuellen Vaterfigur im Zentrum im späten 20. Jahrhundert durch einen größeren Spielraum für die Definition eines idealen Vaters abgelöst worden sei. Damit ließen sich auch die 1980er- und frühen 1990er-Jahre in einen langfristigen Wertewandelprozess einfügen.

SIMON WENDT (Frankfurt am Main) betonte in seinem Kommentar die Wechselwirkungsprozesse von Zuschauerreaktionen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen und der Konzeption der Sendungen. Auch ließe sich stärker nach der Bedeutung negativer Darstellungen für die Festschreibung bestimmter Ideale fragen. In der folgenden Diskussion wurde außerdem eine Vertiefung der Ergebnisse durch die Einbeziehung neuerer theoretischer Arbeiten aus der Männlichkeitsforschung oder der Forschung zu Starfiguren innerhalb der populären Kultur angedacht.

JANA HOFFMANN (Münster) und ANJA-MARIA BASSIMIR (Münster/Mainz) analysierten im Panel "Religious Beliefs and Family Values" dem Umgang protestantischer Institutionen mit sozialen Veränderungen und Liberalisierungsprozessen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jana Hoffmann stellte ihr Dissertationsprojekt zum Wandel von Familienwerten im amerikanischen Mainline-Protestantismus vor. Protestantische Ideale seien über Zeitschriften, Ratgeberliteratur, aber auch durch direkte Beratung und Aufklärungsarbeit innerhalb der Gemeinden kommuniziert worden. Liberale Zeitschriftenautoren setzten sich sowohl für Empfängnisverhütung, beispielsweise für junge verheiratete Paare, als auch für die Legalisierung von Abtreibung ein. Dabei seien sie freilich stets einem heteronormativen Familienideal verhaftet geblieben, wie auch die Debatten um Homosexualität belegten. Ein ähnlich rigides Leitbild habe laut Bassimir für Familienvorstellungen innerhalb evangelikaler Strömungen in der protestantischen Kirche der USA in den 1970er- und 1980er-Jahren gegolten. Charakteristisch für die Behandlung von Familienthemen in evangelikalen Zeitschriften sei vor allem die Kluft zwischen den propagierten Idealen und der Darstellung der Realität gewesen. Anders als im Mainline-Protestantismus seien in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre vor allem Konflikte innerhalb der Familie und Eheprobleme als Bedrohung wahrgenommen worden, während die sich abzeichnende gesellschaftliche Liberalisierung in Bezug auf Frauenrollen, Abtreibung und Homosexualität nur am Rande behandelt worden sei.

In ihrem Kommentar fragte UTA BALBIER (London) nach dem Einfluss von Säkularisierungsprozessen auf das Selbstverständnis und den Einfluss der von Bassimir und Hoffmann untersuchten Medien. Die dort propagierten Ideale seien mit der gesellschaftlichen Realität kaum vereinbar gewesen, sodass zu untersuchen sei, inwieweit den Zeitschriftenlesern Möglichkeiten zur Adaption an die Hand gegeben worden seien.

Den Abschluss der Konferenz bildete eine transdiziplinär besetzte Podiumsdiskussion, die den Blick über die USA und ebenso über den Horizont der Geschichtswissenschaft hinaus erweitern sollte. JOANNE MEYEROWITZ (New Haven) betonte die Komplexität der Thematik, die sich in den verschiedenen Familienkonzepten der Beiträge gezeigt habe. Zudem unterstrich sie, dass Familie und Familienwerte nicht an einer Stelle "gemacht" werden, sondern vielfältigen Einflüssen unterlägen. Für künftige Forschung forderte sie, den Einfluss von Ökonomie und Konsumgesellschaft jenseits von einfachen Kausalbeziehungen ebenso wie die Institution der Ehe stärker in den Blick zu nehmen.

Die Kulturanthropologin ELISABETH TIMM (Münster) brachte zum einen den Begriff der "Verwandtschaft" in die Diskussion, dessen Dichotomie zur Familie auf Hegel zurückginge. Zum anderen erinnerte sie an die massiven Kürzungen im deutschen Wohlfahrtsstaat seit den 1980er-Jahren, die eine Delegation der Betreuungsaufgaben an nichtstaatliche und insbesondere kirchliche Organisationen erforderte, sowie an die westdeutsche Hegemonie bei der Konzeptualisierung der Kinderbetreuung nach 1989, die innerhalb einer Generation die umfassende staatliche Betreuung im Osten Deutschlands desavouiert habe. Eine vergleichende Perspektive auf Westeuropa lieferte TILL VAN RAHDEN (Montréal). Zum einen sei der amerikanische Begriff "family values" von den deutschen "Familienwerten" durchaus verschieden; die Verknüpfung des ökonomischen Wert-Begriffs mit ethisch-moralischen Fragen, dem auch ein patriarchales Demokratieverständnis inhärent sei, habe im Deutschen weit weniger Einfluss. Zum anderen wies er auf die grundlegend andere Einschätzung des Zweiten Weltkriegs hin; während in Europa das Selbstverständnis eines historischen Bruchs herrschte, galt der Krieg in den USA als „guter Krieg“, der sich in die demokratische Geschichte des Landes füge.

Der Zeithistoriker CHRISTOPHER NEUMAIER (Potsdam) zeichnete Familie als ambivalentes Gebilde zwischen einer Institution und einer Form privater Partnerschaft. Familie selbst sei eine Sozialisationsinstanz, die das Bild von Familie präge und könne daher als ein Indikator für gesellschaftliche Umbrüche, wie beispielsweise die zunehmende funktionale Differenzierung genutzt werden. Entgegen dem fraglichen Befund des Soziologen Helmut Klages sei der Wertewandel in der Bundesrepublik zudem nicht nur zwischen 1965 und 1975 vollzogen worden. Neumaier bestätigte daher den Ansatz der Forschungsgruppe, mit dem gesamten 20. Jahrhundert einen längeren Zeitraum auf etwaige Normwandelsprozesse zu untersuchen und nicht nur einzelne vermeintlich wandlungsintensive Jahrzehnte zu analysieren.

Wie die Beiträge dieser Tagung zeigten, ist das voraussetzungsreiche Konzept der "Familie" einem steten Wandel seitens des öffentlichen Diskurses wie auch durch Paradigmenwechsel der Sozialexperten unterworfen. Aus verschiedenen Perspektiven warfen die Vortragenden Schlaglichter auf vielerlei dieser exemplarischen Umbrüche und Diskurse. Auch mithilfe methodischer Vielfalt – etwa durch die Verknüpfung der Themen mit neueren Herangehensweisen aus Emotionsgeschichte, Mediengeschichte und Genderforschung – wurden soziologische Wertewandelsnarrative wie bei Inglehart und Klages in den Beiträgen zumeist relativiert. Dennoch bleibt die Frage offen, welche langfristigen Entwicklungen sich im Bereich der Familienwerte ausmachen lassen. Insbesondere die abschließende Podiumsdiskussion zeigte auf, dass die vorgestellten Ergebnisse auch Relevanz über Amerika hinaus für die "Alte Welt" haben können. Allerdings bedürfte es hier weiterer Forschung, die das Familienkonzept in historische und nationsspezifische Kontexte einbettet.

Konferenzübersicht:

Isabel Heinemann (Münster): Einleitung – Refocusing the Modern American Family

Panel 1: Childhood and Generational Conflict

Leitung: Simon Wendt (Frankfurt am Main)
Claudia Roesch (Münster): Familia, Machismo, Compadrazgo? – Mexican American Families and Changing Social Norms in the 20th Century USA
Laura Lovett (Amherst): From Free Children to Family Values – Children in the American Women’s Movement
Grace Hale (Charlottesville/Erfurt): Child’s Play – Making an Alternative Culture in Athens, Georgia in the Reagan Era
Kommentar: Astrid Baerwolf (Münster)

Keynote

Joanne Meyerowitz (New Haven): Exporting the Modern American Family – U.S. Foreign Assistance and the Politics of Gender, 1960s-1980s

Panel 2: The Family as an Object of Social Therapy

Leitung: Andre Dechert (Münster), Claudia Roesch (Münster)
Anne Overbeck (Berlin): "The Mass of Ignorant Negroes Still Breeds Disastrously." – The Debate on Birth Control for African Americans in the 1920s and 1930s
Isabel Heinemann (Münster): Preserving the Bedrock of Society – Public Debates and Expert Discourses on Divorce, Women’s Work and Reproduction in the 20th Century United States
Jennifer Nelson (Redlands): Coven to Client: The Reproductive (Maternal) Body in Feminist Women's Health Activism
Johanna Schoen (New Brunswick): The Construction of Anti-Abortion Narratives – Abortion Providers, Women, and Fetuses as Objects in Anti-Abortion Rhetoric
Kommentar: Corinna Unger (Bremen)

Panel 3: The Family as a Subject of Popular Culture

Leitung: Sandra Kraft (Münster)
Christina von Hodenberg (London): Archie, Edith and their Viewers – Post-patriarchal Marriage on 1970s Television
Andre Dechert (Münster): Dad on TV – Public Debates on Fatherhood and Family Representations in US-American Sitcoms, 1981-92
Kommentar: Simon Wendt (Frankfurt am Main)

Panel 4: Religious Beliefs and Family Values

Leitung: Heike Bungert (Münster)
Jana Hoffmann (Münster): Family Values in the 1950s American Mainline-Protestantism
Anja-Maria Bassimir (Münster/Mainz): Envisioning the "American Family" – An Analysis of Family Ideals in Evangelical Magazines
Kommentar: Uta Balbier (London)

Abschlussdiskussion: Family Values and Social Change in Modern Western Societies

Leitung: Isabel Heinemann (Münster)
Joanne Meyerowitz (New Haven)
Till van Rahden (Montréal)
Christopher Neumaier (Potsdam)
Elisabeth Timm (Münster)


Redaktion
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