Streit und Spiel. Venezianische Streit- und Konfliktkulturen von der frühen Neuzeit bis heute

Streit und Spiel. Venezianische Streit- und Konfliktkulturen von der frühen Neuzeit bis heute

Organisatoren
Deutsches Studienzentrum in Venedig; Universität Augsburg; Universität Ca' Foscari Venezia
Ort
Venedig
Land
Italy
Vom - Bis
16.05.2013 - 18.05.2013
Url der Konferenzwebsite
Von
Annika Willer, Seminar für Geistesgeschichte und Philosophie der Renaissance, Ludwig-Maximilians-Universität

Die Stadt Venedig als Bedingung für die besondere Dichte dort ausgetragener und von dort ausgehender Polemiken und Kulturkonflikte war der rote Faden der Tagung „Streit und Spiel. Venezianische Streit- und Konfliktkulturen von der frühen Neuzeit bis heute“, die vom 16. bis 18. Mai im Deutschen Studienzentrum Venedig, in der Università Ca’ Foscari und in den Galerie dell’Accademia Venezia stattgefunden hat.

Die Organisatorinnen Rotraud von Kulessa (Universität Augsburg), Sabine Meine (Deutsches Studienzentrum Venedig) und Daria Perocco (Università Ca' Foscari di Venezia) haben ein überaus breites Spektrum an Themen und Zeiträumen – Streit um die Geschlechter, Streit in und um Literatur, Dichtung und Kunst, Musik, Theater und Philosophie von der Renaissance bis heute – unter dem Dach einer Tagung zusammengeführt. In den einzelnen Vorträgen wurden exemplarisch die sechs Charakteristika einer Querelle, eines Kulturkonflikts, manifest, die ROTRAUD VON KULESSA in ihrer Einleitung – paradigmatisch für die drei Tagungstage mit 18 Vorträgen zu sechs inhaltlichen Schwerpunkten – anführte:

Erstens ein „carattere ludico“, also das Ablaufen einer Debatte nach dem Modell eines Spiels und zweitens die Vielschichtigkeit von Debatten, die in der Thematisierung von ästhetischen, sprachlichen, philosophischen und bildlichen Aspekten durch Beiträge aus verschiedenen Disziplinen zum Ausdruck kamen.Drittens der Prozess – das heißt der Ablauf und die Dynamik einer Debatte, worauf etwa Laura Schnieders in ihrem Vortrag über die Geschlechterpolemik zwischen Lucrezia Marinella und Giuseppe Passi einging – und viertens die Produktivität, also die Innovationskraft und Ergiebigkeit von Debatten.Das fünfte Charakteristikum – die Medialität – kam in der Vielfalt der auf der Tagung behandelten Konfliktmedien besonders effektiv zum Ausdruck. Beispielhaft wäre der Vortrag von Doris Lehmann zu nennen, die das Bild als Streitmedium betrachtete. Als sechstes wurde schließlich die Charakteristik der Intertextualität thematisiert.

MARGARETE ZIMMERMANN (Berlin) sprach in ihrem Eröffnungsvortrag, der zugleich wegweisend für den ersten Themenschwerpunkt – den Geschlechterstreit – war, über die Etymologie des Begriffs Querelle und beschrieb den einzigartigen, radikalen Charakter des venezianischen Geschlechterstreits, der einerseits in Dichte und Qualität der in Venedig entstandenen Debattenbeiträgen besteht und andererseits im Eintreten der Frauen in die Querelle (etwa von Moderata Fonte und Lucrezia Marinella). Zimmermann nannte den venezianischen Polyzentrismus, die Buchkultur und die Verbreitung des Buchdrucks sowie die breite Zirkulation von Beiträgen zum Geschlechterstreit als Faktoren, die das Entstehen der venezianischen Querelle begünstigten und schlug vor, den Begriff Querelle als Forschungskonzept für die Geisteswissenschaften – die Querelle als Problemgeschichte – zu begreifen und so etwa die Auswirkungen des venezianischen Geschlechterstreits auf den europäischen Kontext sichtbar zu machen. In der anschließenden Diskussion wurden besonders Fragen nach der Eingrenzung der Querelle besprochen: Wo handelt es sich um ein lokales Phänomen, wo um eine europäische Debatte, wie sieht es mit Schnittstellen zur Medizingeschichte aus?

ANDREA GREWE (Osnabrück) beschrieb in ihrem Vortrag die Terze Rime der Veronica Franco sowohl als konkretes Beispiel für den Geschlechterstreit als auch als Beitrag zur literarischen Debatte der Zeit. So dienen der dialogische Charakter der Terze Rime und die Metaphorik des Geschlechterkrieges dazu, männliche Bilder der Frau von einem weiblichen Standpunkt aus zu dekonstruieren. Zugleich wird durch den Rückgriff auf die Tradition der Ariost’schen Capitoli den dominierenden literarischen Bewegungen des Petrarkismus und Antipetrarkismus eine andere Form der Liebesdichtung entgegengestellt, die ein gleichrangiges Geschlechterverhältnis mit einer Körper und Geist vereinenden Liebeskonzeption verbindet.

LAURA BENEDETTI (Washington) stellte Lucrezia Marinellas Spätwerk Esortazioni alle donne e agli altri von 1645 vor und erklärte, dass der Text nicht nur als Verleugnung von La nobiltà e l’eccellenza delle donne co’ difetti e mancamenti degli huomini – Marinellas weitbekannten und früheren Beitrag zum Geschlechterstreit von 1600/1601 – zu lesen sei, sondern auch als Ausdruck der Distanzierung von Arcangela Tarabotti. Im Vergleich zur jüngeren, radikaleren Tarabotti ist Marinellas Position konservativ und sie lobt ausgerechnet das Kloster, gegen dessen Zwangsmauern Tarabotti so leidenschaftlich anschreibt, als einen guten Ort für Frauen. Obgleich die beiden Autorinnen ihre Leben keine drei Kilometer voneinander entfernt verbracht haben, sind sie sich zwischen den Buchseiten nur mit Vorbehalten begegnet.

LAURA SCHNIEDERS (Augsburg) untersuchte in ihrem Beitrag die Querelle zwischen der venezianischen Schriftstellerin Lucrezia Marinella und dem Literaten Giuseppe Passi aus Ravenna, auf dessen frauenfeindliche Schrift Donneschi diffetti (1599) Lucrezia Marinella mit ihrem Traktat La nobiltà (1600; 1601) reagierte. Der Ernsthaftigkeitsgrad dieses Geschlechterstreits ist für den modernen Leser schwierig zu erschließen. Als Grundlage ihrer Ausführungen dienten Schnieders Textpassagen aus Marinellas La nobiltà, in welchen die Venezianerin den biografischen Hintergrund von frauenfeindlichen Autoren introspektiv zu rekonstruieren versucht und nach Motiven sucht, die Philosophen und Literaten zur Misogynie geführt haben könnten. Die Möglichkeit, dass der Streit zwischen Marinella und Passi als literarisches Spiel zu verstehen ist, schloss Schnieders nicht aus.

IRMGARD SCHAROLD (Würzburg) stellte die jüdische Intellektuelle und Autorin Sara Coppio Sullam vor und schilderte deren zwischen die Jahre 1619 und 1621 fallende Querelle mit dem Kleriker Baldassare Bonifacio. In Briefen und einem Traktat beschuldigt dieser Coppio Sullam, nicht an die Unsterblichkeit der Seele zu glauben. Coppio Sullam antwortet mit einem außergewöhnlichen Manifest auf die judenfeindlichen und misogynen Argumente Bonifacios.

Der erste Tagungstag und Themenschwerpunkt wurde durch einen Abendvortrag von DARIA PEROCCO (Venedig) mit dem Titel „Männlich gegen Weiblich: kontrastives Schreiben im Venedig der goldenen Zeitalter“ beschlossen, der für das Publikum geöffnet und gut besucht war. Perocco skizziert einen Kulturkrieg von „männlich gegen weiblich“, wobei diese Termini hier nicht Geschlechtsbezeichnungen meinen, sondern Konfliktlinien, zwischen denen sich kulturelle Debatte verschiedenster Thematiken abspielen, die Perocco anhand einer Fülle von Beispielen aus verschiedenen Zeitperioden deutlich macht.

Den zweiten Themenbereich, Streit um die Religion, begann NICOLAS GILLEN (Frankfurt am Main) mit Erörterungen zu dem komplexen Verhältnis zwischen kirchlicher und weltlicher Gerichtbarkeit in Venedig vor Beginn des Konzils von Trient. In seinem Vortrag wendete er sich gegen die aus dem 19. Jahrhundert stammende Auffassung, es habe einen erbitterten, auf dem Konzept der Trennung von Kirche und Staat beruhenden Kampf zwischen den Gerichtbarkeiten gegeben – ein Konzept, dessen Entstehung Gillen auf selektive Quellenarbeit zurückführte. Er berichtete aus seiner Forschung an Gerichtsakten und schlug fünf Differenzierungen vor, um die alltäglichen Verflechtungen der Gerichtbarkeiten besser zu verstehen.

Über die kontroverse Beziehung zwischen Arcangela Tarabotti und Angelico Aprosio schrieb SIMONA BORTOT (Venedig), die zwar nicht persönlich vortragen konnte, aber ihren Aufsatz in Papierform zur Verfügung stellte: Nach anfänglicher Freundschaft entwickelte sich eine intensive Feindschaft zwischen dem Augustinermönch und Schriftsteller Aprosio und der Benediktinernonne und Autorin Tarabotti, die sich in ihren Werken und Briefen nachvollziehen lässt. Neben persönlichen Angriffen läuft die Kontroverse in den Bahnen des Geschlechterstreits, und darauf bezieht sich das Fazit Bortots: In Fragen der Gleichberechtigung könne es keine unilaterale Lösung geben, da es sich im Kern um Probleme von Beziehung und Interaktion handele – eine Erkenntnis, die sich in den Schriften Tarabottis, in ihrer Vermeidung von Verallgemeinerungen, erkennen lasse.

MARIO INFELISE (Venedig) sprach in seinem Vortrag über den päpstlichen Nuntius Francesco Vitelli, der einen Privatfeldzug gegen den Schriftsteller Ferrante Pallavicino führte – dieser hatte den Nuntius mit einem imaginiertem Wikileaks des 17. Jahrhunderts herausgefordert: In seinem Il corriero svagliato von 1641 taucht eine einem Boten gestohlene Tasche voller Briefe auf, in denen die aktuelle politische Situation thematisiert und beispielsweise Kritik am Papst geäußert wird. Francesco Vitelli reagiert mit vehementen Forderungen an den Dogen nach Verhaftung Pallavicinos und Begrenzung der Buchverbreitung – ein privater Kulturkrieg, eine Debatte über Literatur und Politik entfaltet sich, die Infelise in seinem Vortrag nachzeichnete.

Der Themenschwerpunkt Streit in und um Literatur öffnete mit RICCIARDA RICORDAs (Venedig) Vortrag zu dem komplexen Netzwerk von Debatten über die Gattung des Romans und seine Definition im Venedig des 18. Jahrhunderts: Während der Roman sich in der Öffentlichkeit großer Beliebtheit erfreute, stritten sich die Literaten erbittert um die Bewertung des Genres. Ricorda zeichnete Positionen von Giuseppe Baretti, Gasparo und Carlo Gozzi, Pietro Chiari, Giuseppe Antonio Costantini sowie Giambattista Roberti nach – und zeigt, dass sich die Autoren trotz kontrastierender Positionen letztendlich darin einig waren, der neuen Erzählform ein großes Potenzial zuzusprechen.

ROBERT FAJEN (Halle) sprach über die obszöne, aggressive Poesie des Patrizierdichters Zorzi Baffo und skizzierte drei Deutungsebenen der meist in handschriftlicher Form in einer semi-privaten Grauzone kursierenden Dichtung, die er nicht als Ausdruck einer dekadenten Aristokratie verstanden wissen will: Als spielerisches Kommunikationsmittel der Identitätspolitik, das ein Gefühl der Gleichheit zwischen „normalen“ und besonders reichen und mächtigen Patriziern zu erzeugen vermochte, sowie als Attacke Baffos gegen den Klerus und Personen, die seiner Ansicht nach für Spaltungen innerhalb der Klasse verantwortlichen waren, und schließlich als Autoaggression, als Todeslied des Dichters auf sich selbst und das venezianische Patriziat.

Die Sitzung zum Streit in Theater und Musik fand in der Galerie dell’Accademia Venezia statt – in einem prächtigen Saal umgeben von Wandmalereien aus fünf Jahrhunderten venezianischer Kunst sprachen die Vortragenden gleichsam wie auf einer Theaterbühne und fanden in den Museumsgästen ein unerwartetes Publikum. Der Themenschwerpunkt wurde von SUSANNE WINTER (Salzburg) mit einem Vortrag zur satirisch-polemischen Literatur Carlo Gozzis eröffnet, dem sie einen „spirito satirico“ attestiert, der sich in einer großen Vielfalt von Texten und Experimenten mit neuen Formen äußert. Winter verwies auf die lange Tradition des Genres und dokumentierte Gozzis Arbeit am Genre mit einer Darstellung seiner Übersetzung der Satiren von Nicolas Boileau.

CARMELO ALBERTI (Venedig) fand in seinem Vortrag zu Polemik und Wettkampf im venezianischen Theater des 18. Jahrhunderts Anschluss an die vorangegangenen Vorträge und Diskussionen. Er betonte den Ausnahmecharakter der Stadt Venedig als Kultur- und Ideenlaboratorium, der auch in mehreren der anderen Beiträge herausgestellt wurde, und zeigte, wie dieser gerade im Bereich des Theaters und der Musik im 18. Jahrhundert den Wettstreit zwischen Autoren beförderte. Dazu präsentierte er den in einem Manuskript des deutschen Händlers und Sammlers Amadeo Svajer (Amadeus Gottlieb Schweyer) gesammelten Theaterkonflikt zwischen Carlo Goldoni und Pietro Chiari.

Auf das postmoderne Theater ging FRANCO VAZZOLER (Genua) in seinem Vortrag zum Konflikt im Rahmen der umstrittenen Theater-Biennale 1989 ein – dort hatte der legendäre Theatermann Carmelo Bene zunächst die künstlerische Leitung der Theatersektion übernommen und nach einem Jahr verfrüht und im Streit mit der Institution wieder niedergelegt. Vazzoler charakterisierte die Auseinandersetzung als Streit von Theater versus Spektakel und skizziert die künstlerischen und theoretischen Voraussetzungen der Ideen Carmelo Benes.

Den zweiten Konferenztag beschloss ein öffentliches Konzert auf zwei Cembali von Michele Benuzzi und Lorenzo Feder, das legendäre Duelle zwischen Händel und Scarlatti 1709 zum Thema hatte und eigens für diesen Anlass konzipiert wurde. Nach einer Einführung von SABINE MEINE (Deutsches Studienzentrum Venedig) wurde musikalisch deutlich, wie lebendig sich ein mittels Musik ausgetragenes Duell anhören kann.

Den dritten Konferenztag und den Schwerpunkt zu Streit in Malerei und Kunst begann CANDIDA SYNDIKUS (Taipeh) mit einem Vortrag über Anekdoten zum Spannungsverhältnis zwischen Künstler und Auftraggeber im Venedig der Renaissance. Sie berichtete von handschriftlichen Verträgen zwischen Künstler und Kunden, in denen Details der Arbeit wie die Kunstgattung, das darzustellende Objekt und Zeitpunkt der Fertigstellung des Kunstwerks festgehalten wurden. Erhalten sind nur wenige dieser Verträge, die oft auf ein problematisches Verhältnis der Vertragspartner hindeuten. Syndikus schilderte eine Anekdote zur negativen Beurteilung der Frari-Assunta von Tizian durch die auftraggebenden Franziskaner, welche 1557 von Lodovico Dolce beschrieben und 1648 von Carlo Ridolfi erneut aufgenommen, ausgeschmückt und zu einem Künstlerwettstreit stilisiert wurde.

DORIS LEHMANN (Bonn) sprach in ihrem Vortrag über Bilder als Medien des Streits und beschrieb Venedig als einen herausragenden Ort des Künstlerstreits, wo sich Auseinandersetzungen zwischen Künstlern öffentlich abspielten und so auf die Rezeption der Künstler abfärbten. Ihre These, dass Bilder den Malern eine weitere Dimension des Streits böten, belegte sie eindrücklich mit der Analyse eines Stiches der „Verleumdung des Apelles“, den Girolamo Mocetto nach dem Vorbild einer Zeichnung von Andrea Mantegna anfertigte. Der Kupferstecher gibt darin die Figurengruppe der Zeichnung wieder und ergänzt im Bildhintergrund den venezianischen Campo Santi Giovanni e Paolo, der zur Entstehungszeit des Bildes (1500-1506) gerade neu gestaltet und mit einer Reiterstatue bestückt worden war, über deren Anfertigung ein Künstlerstreit entbrannt war. So deutete Mocetto mit dem Stich der Verleumdung auf einen prominent sichtbaren Ort des Künstlerstreits in der Stadt hin und kommentierte so den Streit selbst – auf eine Art, die nur von mit venezianischen Begebenheiten vertrauten Personen zu dechiffrieren war.

Den letzten Themenbereich, Streit um Philosophie, eröffnete SABINE SCHWARZE (Augsburg) mit einem Vortrag zu der Debatte um den „philosophischen Geist“ der Sprache im Venedig des 18. Jahrhunderts. Dahinter steht das Konzept, dass Einflüsse aus Fremdsprachen wie dem Französischen nicht nur den Wortschatz einer Sprache, hier des Italienischen, veränderten, sondern auch die Bewusstseinsebene prägten und das Denken beeinflussten – und so aus der Sichtweise der Traditionalisten die moralische und religiöse Gesundheit der Italiener gefährdeten.

CATRIONA SETH (Nancy/Metz) hielt den letzten Vortrag der Tagung zu einer frühen Auseinandersetzung des Casanova mit seinem Paten, dem Abt Grimani, über Casanovas Leidenschaft für schöne Haarpracht, die damit endete, dass der Abt dem jungen Autoren im Schlaf die Haare schnitt. Seth schilderte, wie Casanova aus Rache zum Stift griff, und so die Bewunderung des Adels auf sich zog – eine Episode, die Seth als sinnbildlich für den Charakter Casanovas beschrieb und als Moment der Geburt eines großen Schriftstellers.

In den facettenreichen Beiträgen der Tagung wurden die vielfältigen Modi des Streitens im Verlauf der Geschichte Venedigs verdeutlicht, wobei einerseits die Rolle Venedigs nie aus dem Blick geriet und andererseits durch das allen Vorträgen gemeine Leitthema des Streitens, des Kulturkonflikts und der Querelle zu einer wahrhaften Interdisziplinarität gefunden wurde. Margarete Zimmermann hatte in ihrem Eröffnungsvortrag auf den Wert der Querelle als Forschungskonzept für Geisteswissenschaften hingewiesen – wie tragfähig dieser Ansatz ist, wurde in der Summe der Vorträge offenbar. Ein Tagungsband ist geplant und soll 2014 bei Cesati Editore erscheinen.

Tagungsübersicht:

Sabine Meine (Leiterin des Deutschen Studienzentrums in Venedig): Begrüßung

Rotraud von Kulessa (Augsburg): Einleitung

Geschlechterstreit

Margarete Zimmermann (Berlin): „Die venezianische Ausnahme“: die italienische Querelle des femmes im europäischen Kontext

Andrea Grewe (Osnabrück): Geschlechterstreit und/oder Literaturstreit: Die Dichtung Veronica Francos als Ort und Gegenstand der Auseinandersetzung

Laura Benedetti (Washington): Lucrezia Marinella: Kontraste im Venedig des 17. Jahrhunderts

Laura Schnieders (Augsburg): Der Geschlechterstreit: Lucrezia Marinella und Giuseppe Passi

Irmgard Scharold (Würzburg): „Mirate assiduamente nello specchio di questo discorso.“ - Baldassare Bonifaccios gegenreformatorische Polemik gegen die jüdische Dichterin und Salonnière Sara Copio Sullam

Daria Perocco (Venedig): Männlich gegen weiblich: kontrastives Schreiben im Venedig der goldenen Zeitalter

Streit um Religion

Nicolas Gillen (Frankfurt): Zwischen Diplomatie und Konfrontation: Die Bestrafung von Klerikern durch die weltliche Gewalt in Venedig (15. u. 16. Jh.)

Simona Bortot (Venedig): Satire und Kutte: Polemiken zwischen Tarabotti und Ambrosio

Mario Infelise (Venedig): Ein libertiner Streit: der päpstliche Nunzius Vitelli und Ferrante Pallavicino (1641-1643)

Streit in und um Literatur

Ricciarda Ricorda (Venedig): Streit um den Roman im Venedig des 18. Jahrhunderts

Robert Fajen (Halle): Obszönität und Aggression: Kulturen des Konflikts in der Lyrik des venezianischen Patriziats im 18. Jahrhundert

Streit in Theater und Musik

Giovanna Damiani (Soprintendante Speciale per il Patrimonio storico, artistico ed etnoantropologico e per il Polo Museale della città di Venezia e die comuni della Gronda lagunare): Grußwort

Susanne Winter (Salzburg): Die Vorliebe für den Streit: Die satirischen Schriften Carlo Gozzis von den Gedichten zur Übersetzung Boileaus

Carmelo Alberti (Venedig): „In der Hitze des Streits“. Wettkampf, Kritik und Polemik im Kontext des venezianischen Theaters im 18. Jahrhundert

Franco Vazzoler (Genova): Theater gegen Spektakel: die umstrittene Biennale 1989

Sabine Meine (Deutsches Studienzentrum Venedig): Konzerteinführung

Streit in Malerei und Kunst

Candida Syndikus (Taipei): Auftraggeber und Künstler. Polemik und Streit um Kunst im Venedig der Renaissance

Doris Lehmann (Bonn): Mit den Waffen der Künstler. Künstlerstreit im Venedig der frühen Neuzeit

Streit um Philosophie

Sabine Schwarze (Augsburg): Der Streit um den „philosophischen Geist“ und die Rezeption von gefährlichen Büchern in Venedig am Ende des 18. Jahrhunderts

Catriona Seth (Nancy/Metz): Streit um Casanova


Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch, Italienisch
Sprache des Berichts