Attraktion der Nazi-Bewegung

Attraktion der Nazi-Bewegung

Organisatoren
Gudrun Brockhaus, Arbeitskreis „Sozialpsychologie der NS-Zeit“; Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing
Ort
Tutzing
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.02.2013 - 15.02.2013
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Von
Claudia Moisel, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München

Zum 80. Jahrestag der „Machtergreifung“ hatte die Evangelische Akademie zu einer Tagung über die „Attraktion der Nazi-Bewegung“ eingeladen mit dem Ziel, Historiker, Sozialpsychologen und Psychoanalytiker miteinander ins Gespräch zu bringen. Es war dies bereits die dritte Veranstaltung in Tutzing zur NS-Geschichte in interdisziplinärer Absicht, diesmal mit einem Schwerpunkt auf der Bewegungsphase vor 1933.1

In ihrer instruktiven Einführung benannte GUDRUN BROCKHAUS (München) die Frage nach den subjektiven Motiven, nach der aktiven Mitbeteiligung „ganz normaler Männer“ und nach der Anziehungskraft der Nazi-Bewegung als Untersuchungsgegenstände. Auf der Suche nach plausiblen Erklärungen benannte die Sozialpsychologin Kontrollverlust und Kränkung in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg als grundlegende Erfahrungen einer Gesellschaft auf der Suche nach neuen Orientierungen und berief sich auf Hans-Ulrich Wehler, der die Anziehungskraft der NS-Bewegung jüngst in Erlebniskategorien verortet hat. Bei der Frage der Vergleichbarkeit der Zwanzigerjahre mit heute diskutierte Brockhaus sozio-kulturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede. Der zeitgenössischen Kriegsverherrlichung, den Welteroberungsfantasien und dem grassierenden Antisemitismus stellte Brockhaus die heute weit verbreitete Unkenntnis militärischer Riten und Gebräuche gegenüber, politische Utopien hätten sich verbraucht.

In seinem überzeugenden Eröffnungsvortrag über die Entstehung des Nationalsozialismus als Massenbewegung, betonte PETER LONGERICH (London/München) nachdrücklich die Bedeutung allgemeiner historischer Rahmenbedingungen für ein angemessenes Verständnis des Nationalsozialismus. Ohne die grundsätzliche Schwäche der Weimarer Republik, vielfältige Krisenphänomene und vor allem die mangelnde Bereitschaft der konservativen Eliten, diese Krisen innerhalb des Systems zu lösen, sei der Aufstieg des Nationalsozialismus nicht zu verstehen. Psychosoziale Ursachen, so Longerich, seien immer unter den Bedingungen eines spezifischen politischen Systems zu untersuchen. Seinen Ausführungen über die SA als Erlebniswelt stellte Longerich deshalb harte sozialpolitische Fakten voran. Den Kern der SA hätten Jugendliche und junge Männer gebildet, die arbeitslos waren oder von der Krise deklassiert zu werden drohten. Die Mitgliedschaft in der SA war für sie verbunden mit konkreten Versorgungsangeboten. Die SA als Subkultur bot eine Heimat für die ins Abseits Geratenen und befriedigte viele Bedürfnisse zwischen paramilitärischer Aktion und Geselligkeit. Anschaulich geriet Longerich die Darstellung der von der Partei sorgfältig inszenierten Hitlerversammlungen in den späten zwanziger Jahren, die er gemäß dem Veranstaltungsthema als „Erlebniswelten“ deutete. Seine Überlegungen zur zeitgenössischen Saaltechnik – Hitlers Reden seien wegen akustischer Probleme von manchem kaum verstanden worden – vertiefte er in der Diskussion unter Rückgriff auf neuere Ansätze in der Zeitgeschichte, die audiovisuelle Quellen vermehrt zu erschließen sucht. Bereits zeitgenössisch ist die Frage nach den Wählern und Mitgliedern der NSDAP als „Panik im Mittelstand“ gedeutet worden. Diese Deutung ist von der zeithistorischen Forschung seitdem vielfältig diskutiert und grundsätzlich bestätigt worden. Longerich vertrat die These, die NS-Bewegung hätte seit Ende der zwanziger Jahre ein eigenes Milieu konstituiert. Konservativ-agrarisches und bürgerlich-mittelständisches Milieu hätten sich im freien Fall befunden. Mit dem Zerfall konservativer und liberaler Milieus nach dem Ersten Weltkrieg erkläre sich der Zustrom zum Nationalsozialismus, der sich Ende der zwanziger Jahre als fünftes Milieu formiert habe und sich als nationalistisch und rechtsextrem charakterisieren lasse. In der überaus zustimmend geführten Diskussion zeichnete sich ab, dass die Mehrzahl der Teilnehmer die eigenen Familiengeschichten in die von Longerich skizzierten Milieustudien einzupassen vermochte. Auf Rückfrage von Gudrun Brockhaus betonte der Referent erneut grundlegende Unterschiede zwischen sozialpsychologischem Erkenntnisinteresse und historischer Methode, die politische Rahmenbedingungen als Voraussetzung für spezifische Erlebniswelten zu untersuchen habe.

GERHARD HIRSCHFELD (Stuttgart) eröffnete die zweite Sektion mit einem Beitrag über „Die Attraktion des Ersten Weltkriegs für die Nazi-Bewegung“. Hirschfeld resümierte eingehend den Stand der Forschung zur Frage der Mobilisierungserfolge der Nationalsozialisten. Welche Bedeutung die persönliche Erfahrung des Kriegs bei der Ausbildung der Nazi-Ideologie gespielt habe, sei weiterhin umstritten. Zwar seien männliche Vergemeinschaftungserlebnisse im Krieg als Schlüssel zum Verständnis Hitlers zu deuten. Hirschfeld wies aber auch darauf hin, dass nicht alle in der Partei diese Erfahrungen geteilt hätten. Es habe keinen Automatismus gegeben, der von einer spezifischen Kriegserfahrung in den Nationalsozialismus geführt habe. Die unter anderem von Michael Wildt vorgelegten Thesen zur Kriegsjugendgeneration (Best, Heydrich, Schirach), die ihre verpasste Chance durch besonderes Engagement für das Regime auszugleichen suchte, bewertete Hirschfeld als stichhaltig. Hirschfeld berief sich in seinen Ausführungen über nationalsozialistische Neu- und Umdeutungen des Ersten Weltkriegs – die Instrumentalisierung der Dolchstoßlegende durch die Nationalsozialisten, die Mythisierung der Volksgemeinschaft aus dem „Augusterleben“ und spezifische Opferdiskurse – über weite Strecken auf die neuere Studie von Arndt Weinrich über den „Weltkrieg als Erzieher“, betonte aber gleichzeitig, dass der Erfolg dieser integrativen Symbolpolitik kaum angemessen zu gewichten ist. Ob der Begriff der „Volksgemeinschaft“ als heuristisches Instrument von Nutzen sein kann, werde seit der Londoner DHI-Konferenz vom März 2010 kontrovers diskutiert, und die Forschung zu diesem Thema sei weiterhin „herzlich uneinig“.

SABINE BEHRENBECK (Köln) vertiefte diese Überlegungen zum Ersten Weltkrieg mit einem Beitrag über „Heroische Mythenbildung nach dem Ersten Weltkrieg“. Ihr anthropologischer Zugriff auf Mythen und Riten des Nationalsozialismus identifizierte den Nationalsozialismus als politische Religion und nationalsozialistische Mythenbildung als Antwort auf Krisen und verstörende Erfahrungen im Ersten Weltkrieg, wobei dem Parteimärtyrer Horst Wessel als „erster Version des ausgereiften Mythos“ ihre besondere Aufmerksamkeit galt. Behrenbeck stelle die psychosoziale Funktionen des Heldenideals in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Je unerträglicher die Erfahrung von Leid und Not, um so größer die Bereitschaft zur Mitwirkung an der „Revolution“ auf der Suche nach Sinn für die Kriegsniederlage. Die Wirkung des Kriegsopfers hätten die Nationalsozialisten in die Zukunft verlagert, der Heldenkult habe sich nach 1933 in den Führerkult überführen lassen. In der Diskussion wurde der Einbezug wirtschaftshistorischer Daten in diese Überlegungen zur psychosozialen Attraktivität der Nazibewegung angemahnt und der Fortbestand dieses spezifischen Heldengedenkens in der frühen Bundesrepublik als eigenes Thema benannt. Während die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs vielfach schamvoll beschwiegen wurden, habe nachweislich im ländlichen Raum der Opferkult um die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auch in der frühen Bundesrepublik Bestand gehabt.

Nachdem im ersten Teil der Tagung der Stand der historischen Forschung zur Bewegungsphase vorgetragen und vielfältig diskutiert worden war, stand mit FALK STAKELBECK (München), der psychodynamische Überlegungen zu Hitler vortrug, erstmals ein Psychoanalytiker auf dem Podium. Als Mensch mit geringen geistigen Gaben und sozialen Fähigkeiten (Fest, Haffner) habe Hitler dennoch ungewöhnliche Wirkung entfaltet. Seine narzisstische Persönlichkeitsstruktur habe ihm erlaubt, beschämende Erfahrung durch grandiose Selbstaufwertung abzuwenden. Sozialpsychologisch von ausschlaggebender Bedeutung sei die große Resonanz auf Hitlers Person gewesen und der Umstand, dass die Deutschen sich mit dieser Persönlichkeitsstruktur hätten identifizieren können. Stakelbeck entwickelte seine Überlegungen in Anlehnung an Ian Kershaw und verwies auf den Umstand, dass der Hitler-Mythos als integrative Kraft bewusst inszeniert worden sei. Angesichts der Tatsache, dass vieles in Hitlers Biographie als sozial- und milieutypisch zu bewerten ist, standen in der Diskussion Fragen nach der Zwangsläufigkeit dieser Entwicklung im Mittelpunkt. Sehr nachdrücklich wiederholte Stakelbeck seine argumentativ überaus sorgfältig vorgetragene Auffassung, dass die Psychoanalyse entgegen landläufiger Meinungen keine Kausalerklärungen anbieten könne. Mögliche Verbindungslinien zwischen individualpsychologischen Erklärungsversuchen und einer allgemeinen Geschichte des Nationalsozialismus entwarf auch Longerich in der anschließenden Diskussion und identifizierte überzeugend Hitlers megalomane Visionen als Utopien, die in einem spezifischen Kontext hohe Anziehungskraft entwickelt hätten. Hitlers Defizite hätten sich in einem bestimmten politischen Milieu als außergewöhnliche Qualitäten erwiesen.

Diesen Befund variierte FRANKA MAUBACH (Jena) mit Überlegungen zur bereits in der Diskussion angemahnten Frage nach der Anziehungskraft des Nationalsozialismus auf Frauen. Unter dem Titel „Hilfe beim Aufbau der Volksgemeinschaft, Hilfe zum Sieg“ dekonstruierte Maubach die massenmedial weit verbreiteten Bilder von jubelnden Frauen bei Auftritten Hitlers. Ihr Zugang zu den Quellen sei von erfahrungsgeschichtlichem Interesse geleitet, weniger nach einem spezifischen Interesse an Hitler als vielmehr nach der Anziehungskraft des Nationalsozialismus für Frauen und nach ihrer Beteiligung am Aufbau der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft habe sie gefragt. Zumindest auf den unteren Ebenen, so ihr Fazit, sei der Nationalsozialismus auch ein Führerinnenstaat gewesen. Das Konzept der „Volksgemeinschaft“ analysierte Maubach als „Realität sozialer Verheißung“. Die Möglichkeit der Integration über Leistung habe für die von ihr interviewten „arischen“ Frauen neue Handlungsoptionen und bislang ungekannte Machterfahrungen erschlossen. Die Kategorie Rasse sei wichtiger gewesen als Geschlecht, und hier berief sich Franka Maubach auf frühe Arbeiten von Gisela Bock aus den achtziger Jahren. Als besonders eindrucksvoll erwies sich die Einblendung von Originaltönen, Ausschnitten aus den Lebensberichten ehemaliger Nachrichtenhelferinnen des Heeres, die Franka Maubach selbst Anfang der 2000er-Jahre interviewt hatte. Am Ende der Diskussion stand die Forderung nach der geschlechterintegrierten Erforschung einer historischen Epoche, die von vielen der von Maubach befragten Nachrichtenhelferinnen als „schönste Zeit“ erinnert wird.

GUDRUN BROCKHAUS (München) sprach im Anschluss über „große Gefühle“ als Teil des nationalsozialistischen Erlebnisangebots. Die psychische Funktion des Abhebens in „große Gefühle“ – nämlich die Negierung und Verleugnung des alltäglichen Erlebens von Krise und Ohnmacht – werde nach ihrem Eindruck von der historischen Forschung noch immer unterschätzt. Das Erlebnisangebot („aber die Fackelzüge!“), das in so vielen Erinnerungen einen so breiten Raum einnimmt, sei als Untersuchungsthema wahrzunehmen. Die Faszinationskraft der NS-Inszenierungen habe mit dem Wunsch einer großen Zahl von Menschen nach eben dieser Überwältigung korreliert, sie hätten Hitler „emotional entgegengearbeitet“. Schweigen über das eigene emotionale Mitgehen habe sich nach 1945 im privaten, aber auch im öffentlichen Erinnern gezeigt.

ROGER GRIFFIN (Oxford) variierte diese Überlegungen zur plötzlichen Begeisterung für Hitler in den Jahren 1930 bis 1933 aus anthropologischer Sicht. „People do strange things in extreme situations“, so sein Fazit, das den Nationalsozialismus ganz weitgehend losgelöst von seinen spezifischen Bezügen zur deutschen Geschichte beschrieb. Menschen in einer „sinnstiftenden Krise“ seien in allen Kulturen auf der Suche nach alternativen Weltbildern und Deutungen, um diese Umbrüche zu verarbeiten. Als weiterhin maßgeblich bewertete auch Griffin die Hitler-Biographie von Ian Kershaw.

MARINA MAYER betonte in ihrem zusammenfassenden Kommentar die Zugewandtheit des Publikums und die entspannte Gesprächsatmosphäre. Diese haben sich von den emotionaler geführten Debatten auf den beiden vorangegangenen Tagungen deutlich unterschieden, was von der Kommentatorin positiv bewertet wurde. Mayer begründete das Ausbleiben starker Emotionen mit der thematischen Fokussierung auf die Weimarer Zeit. Der „Abschied von den Zeitgenossen“, den Norbert Frei bereits vor einigen Jahren pointiert diskutiert hat, wurde auf der Tagung nicht explizit benannt.2 Es steht zu aber zu vermuten, dass die von Mayer registrierten Veränderungen sich auch als Folge der von Frei beschriebenen zunehmenden Entfernung zu den Ereignissen analysieren lassen.

Die letzte Sektion war der soziopsychischen Ähnlichkeit gegenwärtiger Krisenerfahrungen gewidmet und dem Versuch, aktuelle Bezüge zum Rechtsextremismus heute zu diskutieren. Einleitend sprach der Sozialpsychologe HEINER KEUPP (München) als Zeitzeuge, wenn er darüber berichtete, dass er den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main Anfang der sechziger Jahre als Schüler mitverfolgt hatte. Im Zentrum seines Vortrags standen anschließend sozialpsychologische Zugänge zum Rechtsextremismus der Gegenwart. Bei seinen Ausführungen über rechtsradikale Milieus heute verwies Keupp auf die empirisch dicht belegte „Verrohung“ bürgerlicher Mittelschichten. Rechtspopulistische Einstellungen würden die höchsten Werte in den niedrigen Einkommen aufweisen, es finde sich jedoch eine deutliche Zunahme in der bürgerlichen Mitte.

THOMAS MÜCKE (Berlin) vertiefte diese Überlegungen mit Fallbeispielen aus der praktischen Arbeit mit straffälligen Jugendlichen. Jugendliche im Vollzug hätten in der Regel vielfältige familiäre und soziale Desintegrationserfahrungen gemacht. Rechtsextremismus werde von den Betroffenen als eine Option bewertet, Handlungsfähigkeit zurückgewinnen. Sein Kollege JAN BUSCHBOHM (Berlin) ergänzte diese Ausführungen mit Einblicken in jugendkulturell geprägte Ausdrucksformen rechtsextremer Gruppen (flashmobs, Rechtsrockkonzerte). Besonders die anwesenden Lehrer zeigten sich interessiert an seinen Schilderungen vom versierten Umgang rechtsextremer Gruppierungen mit den modernen Kommunikationsmedien.

Die drei Beiträge wurden vom Publikum als überaus aufschlussreich bewertet und insbesondere die Fallbeispiele aus der Arbeit des Berliner Violence Prevention Network belegten eindrucksvoll die vielfältigen familiären Gewalterfahrungen, die dem Engagement in rechtsradikalen Gruppierungen in der Regel vorausgegangen waren. Die wichtige Frage jedoch nach den Verbindungslinien zu rechtsextremen Einstellungen in der bürgerlichen Mitte blieb unbeantwortet, was in der Diskussion umgehend angemahnt wurde. Zwar seien die studierten Rechtsextremisten in der Regel nicht im Gefängnis zu finden. Die Anschlussfähigkeit rechtsradikaler Rechtfertigungsversuche, das betonte Heiner Keupp noch einmal nachdrücklich, sei jedoch immer abhängig von dem, was in einer Gesellschaft „salonfähig“ werde. Damit aber schloss sich tatsächlich der Bogen, denn mit dem Verweis auf Ohnmachtserfahrungen in Zeiten ökonomischer Krisen und die herausragende Bedeutung gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen hatte im Eröffnungsvortrag über nationalsozialistische Erlebniswelten der zwanziger Jahre bereits Peter Longerich argumentiert.

Was zu kurz kam und in der Diskussion verschiedentlich angemahnt wurde: Nicht alle sind zeitgenössisch der Attraktion der Nazi-Bewegung erlegen. Alternative Deutungen und widerständige Lebensläufe wurden auf der Tagung kaum diskutiert. Biographisches Interesse an den Motivlagen der Eltern und Großeltern, die den Aufstieg des Nationalsozialismus gefördert haben, standen hier in Tutzing auf der Tagesordnung. Das Publikum erwies sich rundweg als gut informiert, die Diskussionsbeiträge waren auf hohem Niveau und historische Literatur – so der Eindruck in den Diskussionsrunden, der sich in den Salongesprächen vertiefte – wird gelesen: Die Bücher von Joachim Fest und Sebastian Haffner, die inzwischen zu Klassikern der Zeitgeschichte avanciert sind, gehören zum Kanon, aber auch die Neuerscheinungen finden ihre Leser. Das historische Orientierungsbedürfnis bleibt mit Blick auf den Nationalsozialismus groß. Es ist das große Verdienst der Tagungsveranstalterinnen, Historiker/innen und Psychoanalytiker/innen ins Gespräch gebracht zu haben und beide Kommunikationsstränge auf dieser Tagung zusammengeführt zu haben.

Konferenzübersicht

Gudrun Brockhaus, Einführung in das Tagungsthema

Peter Longerich, Erlebniswelten im nationalsozialistischen Milieu– Gewalt, Ordnung, Gemeinschaft

Gerhard Hirschfeld, Die Attraktion des Ersten Weltkriegs für die Nazi-Bewegung

Sabine Behrenbeck, Wie man Helden macht. Heroische Mythenbildung nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung

Falk Stakelbeck, Hitler – Psychodynamische Überlegungen

Franka Maubach, Hilfe beim Aufbau - Hilfe zum Sieg: Was zog Frauen am Nationalsozialismus an?

Gudrun Brockhaus, Große Gefühle – das nationalsozialistische Erlebnisangebot

Roger Griffin, „Machtergreifung“ or „Machtergriffenheit“? The sudden enthusiasm for Hitler in the years 1930-33

Christian Schneider, Marina Mayer, Kommentar zum Tagungsverlauf und Diskussion

Ewige Schönheit. Film und Todessehnsucht im Dritten Reich
Präsentation des Filmes von Marcel Schwierin

Heiner Keupp, Mit Gewalt aus der Ohnmacht. Sozialpsychologische Anmerkungen zum Rechtsradikalismus

Jan Buschbom, Ordnung und Rebellion – Rechtsextreme Gefühls- und Lebenswelten

Anmerkungen:
1 Arbeitskreis „Sozialpsychologie der NS-Zeit“ gemeinsam mit der Brockhaus-Stiftung: Mitscherlich-Tagung „Die Zukunft der Erinnerung“ (2007) und „Wie nationalsozialistisch waren die Deutschen“ (2011).
2 Norbert Frei, Abschied von der Zeitgenossenschaft. Der Nationalsozialismus und seine Erforschung auf dem Weg in die Geschichte, in: Ders., 1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewusstsein der Deutschen, München 2005, S. 41-62.
[3] Wilhelm Heitmeyer, Deutsche Zustände, 8 Bde., Frankfurt am Main 2002-2010.


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