Vernichtungskrieg, Reaktionen, Erinnerung. Die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941-1944

Vernichtungskrieg, Reaktionen, Erinnerung. Die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941-1944

Organisatoren
Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.11.2012 - 24.11.2012
Url der Konferenzwebsite
Von
André Kasubke, Universität Potsdam

Vom 22.-24. November veranstaltete das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst eine Konferenz zum Thema "Vernichtungskrieg, Reaktionen, Erinnerung. Die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941-1944". Die Organisatoren dieser international besetzten Veranstaltung hatten sich das Ziel gesetzt, die Facetten der deutschen Besatzungsherrschaft zu beleuchten, zugleich aber auch die Reaktionen und den Lebensalltag der einheimischen Bevölkerung in den Blick zu nehmen. Wie sah der Alltag in den besetzten Gebieten aus? Gab es geschlechtsspezifische Erfahrungen? Wie sahen die Überlebens- und Widerstandsstrategien der Bevölkerung aus und wo gab es Schnittpunkte mit den Besatzern? Wie wird heute in Russland, Weißrussland, dem Baltikum und der Ukraine an diese Zeit erinnert? Das waren die Leitfragen, die der Konzeption dieser Konferenz zugrunde lagen.

Aufgrund der Vielzahl an interessanten Vorträgen, deren detaillierte Vorstellung den Rahmen sprengen würde, sei an dieser Stelle auf den geplanten Tagungsband verwiesen. Daher musste eine Beschränkung auf die Impulsvorträge und einige interessante Panels erfolgen. Erstgenannte bildeten das Korsett der Konferenz, indem sie zu den verschiedenen Themenkomplexen Stellung bezogen und bisherige Forschungsergebnisse hinterfragten bzw. vorhandene Desiderate offen legten.

DIETER POHL (Klagenfurt) wandte sich der Gesellschaft unter deutscher Besatzung zu. Grundlegend bei der Beschäftigung mit diesem Themenkomplex ist die Frage, um was für Gesellschaften es sich da genau handelte, die unterworfen werden sollten? Von diesen wüsste man auch weiterhin viel zu wenig. Das einzige Bindeglied wäre die Erfahrung des Stalinismus gewesen, was dazu führte, dass mit dem Einmarsch der deutschen Truppen im Sommer 1941 bestimmte Hoffnungen auf Besserungen freigesetzt wurden, die sich nicht erfüllten. Durch Flucht, Evakuierung und Einziehung der Männer in die Rote Armee veränderte sich zudem die Zusammensetzung der Gesellschaften maßgeblich. Führende Schichten verschwanden vorerst, verbliebene mittlere lokale Verwaltungsebenen kooperierten mit den Besatzern, um das tägliche Überleben der vornehmlich aus Alten, Jungen und Frauen bestehenden Bevölkerung zu gewährleisten. An diesen Punkten müsse auch die zukünftige Forschung ansetzen. Die Erforschung der Geschlechtergeschichte des Alltags steht ebenso erst am Anfang wie auch die kooperierende Arbeit der Kommunalverwaltungen und anderer einheimischer Hilfsorgane, die vor allem in den ländlichen Gegenden einen autonomen Status einnehmen konnten. Unweigerlich damit verknüpft ist auch die Tatsache, dass die Besatzungsherrschaft neue Orientierungspunkte bot, wie zum Beispiel ein gewisses Maß an religiöser Freiheit. Dadurch wurden nationalistische Untergrundbewegungen auf den Plan gerufen, die auch Konflikte innerhalb der verschiedenen Bevölkerungsschichten entfachten. Um all diese Facetten, ebenso wie die auch ohne deutsches Zutun vorhandenen antisemitischen Einstellungen zu erfassen, wären zukünftig Mikrostudien wünschenswert, die vor allem vergleichende Ansätze bieten, in denen die unterschiedlichen besetzen Gebiete, die unterschiedlichen Besatzungsarmeen und die Zeit über das Ende des Krieges hinaus betrachtet werden.

IMKE HANSEN (Hamburg) beschäftigte sich mit den Erinnerungen an den Großen Vaterländischen Krieg im Spannungsfeld von Sieg und Verlust. Während im westeuropäischen Diskurs der Zweite Weltkrieg und die deutsche Besatzung Bausteine eines negativen Gründungsmythos sind, berufen sich in den postsowjetischen Staaten die Erinnerungen an diesen Konflikt noch heute auf Werte wie Kampf, Sieg und Heldentum. Opfern der Besatzung, den Kriegsgefangenen und Vertriebenen wurde und wird daher in der öffentlichen Erinnerung ebenso wenig Raum geboten wie der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Zwar konnte nach dem Zusammenbruch des Ostblocks erstmals bisher tabuisierte Punkte thematisiert werden, wie z.B. die Massenerschießungen polnischer Offiziere in Katyn. Doch einen endgültigen Durchbruch in der Gesellschaft fanden diese nicht. Im Gegenteil, durch die EU-Osterweiterung würden die verschiedenen Geschichts- und Selbstbilder der post-sowjetischen Staaten in beständiger Konfrontation untereinander und mit dem Geschichtsbild der ehemaligen Sowjetunion stehen, lautet die These von Hansen. Vor allem die baltischen Staaten würden durch eine eigenständig betriebene Erinnerungspolitik versuchen, Legitimationsflächen und Abgrenzungen gegenüber Russland zu schaffen, wobei die Monopolisierung der Erinnerungskultur, wie sie die Sowjetunion betrieben hat, auch heute noch durchgängig – wenn auch in verschiedenen Abstufungen – nachweisbar ist. „Die Darstellung von Vergangenheit produziert Macht und umgekehrt“, so lautete Hansens Formel zu diesem Prozess.

Der prägnanteste Impulsvortrag stammte aber von CHRISTIAN GERLACH (Bern). Seine Thesen und Ausführungen wurden in den unterschiedlichen Diskussionsrunden immer wieder aufgegriffen. Ausgehend von der Beobachtung, dass der Deutsch-Sowjetische Krieg stets als Auseinandersetzung zwischen zwei politischen Systemen beschrieben wurde und die Forschung daher auch eminent politisch aufgeladen war und ist, plädierte Gerlach für eine stärkere sozialgeschichtliche Sicht auf diese Ereignisse. Eine Grundvoraussetzung dafür ist die Abkehr von der Fixierung auf den Staat als angenommenen Hauptakteur von Massengewalt. Vor allem um die deutsche Gewaltherrschaft aus sozialgeschichtlicher Sicht besser zu verstehen, sei es wichtig, die Gewalt nach verschiedenen Gruppen, unterschiedlichen Formen und unterschiedlichen Maßen aufzufächern. Erst auf diesem Weg sei der partizipatorische Charakter von Gewalt erkenntlich, das heißt die Erkenntnis, dass diese mehr war als staatlich sanktioniert und befohlen. Gerlach sieht für eine Forschung aus dieser Perspektive eine große Anzahl an Desideraten: das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen ist immer noch ungenügend erschlossen, vor allem hinsichtlich des Alltags in der Gefangenschaft, der Interaktion mit deutschen und einheimischen Wachmannschaften, aber auch die Folgen der Gefangenschaft für die Überlebenden. Als absolute Notwendigkeit für eine sozialgeschichtliche Gewaltforschung des Individuums und der Gesellschaften sieht Gerlach eine Befreiung von politischen Vorgaben an, um gleichzeitig die These aufzustellen, dass die Umsetzung kaum möglich sei. Zu dominant sei die nationalistisch und politisch motivierte Forschung.

Das „Außengerüst“ zu diesen Impulsvorträgen bildeten die Panels zu unterschiedlichen Themenbereichen, die mit jeweils zwei Referaten bedient wurden. Im Panel „Massenmord“ beschäftigten sich BORIS ZABARKO (Kiew) und MARTIN HOLLER (Berlin) mit den systematischen Ermordungsaktionen an den ukrainischen Juden und den Angehörigen der Roma. Beide bestätigten Gerlach hinsichtlich des politisch aufgeladenen Interesses am Deutsch-Sowjetischen Krieg. Dies sei auch der Grund, warum die Verbrechen an Juden und Roma noch heute eine eher nur marginale Wahrnehmung in der Erinnerungskultur der Ukraine finden. Zabarko sprach davon, dass der Holocaust noch heute zu den schwierigsten und schmerzhaftesten Themen in der Ukraine gehört. Seine Landsleute seien sich gar nicht bewusst, was für reiche und vielfältige Kultur in diesen Jahren vernichtet wurde. Holler wies darauf hin, dass die bisher marginale Erforschung der Roma-Verfolgung vor allem hauptsächlich an der jahrzehntelang vertretenen These lag, es hätte keine systematische Ermordung gegeben, da nicht nach sesshaften Roma gesucht wurde. Doch ebenso wie die jüdische Bevölkerung wurden auch die Roma schon kurz nach dem deutschen Einmarsch Ziel von Ermordungsaktionen, die im Frühsommer 1942 mit den vollständigen Vernichtungen ganzer Kolchosen ihren grausamen Höhepunkt fanden. Für zukünftige Forschungsfelder stellte Holler die Verknüpfungen der Juden- und Roma-Verfolgung, die Täuschungspolitik der Besatzer, sowie die sozialen Verbindungen zwischen Roma-Angehörigen und Einheimischen und die Kollaboration letztgenannter mit den deutschen Behörden in den Ausblick.

KAREL C. BERKHOFF (Amsterdam) und JÖRG GANZENMÜLLER (Zeithain) schilderten die Hungerpolitik an den Beispielen Kiew, Charkow und Leningrad. Berkhoff nahm die künstlich hervorgerufenen Hungersnöte in den westukrainischen Großstädten in den Blick, die initiiert wurden, um unnützes Menschenmaterial loszuwerden und den Willen der Bevölkerung zu brechen. Dabei steht die Frage nach der Absicht im Mittelpunkt bzw. ob diese Hungerpolitik ein Ergebnis des gescheiterten Blitzkrieges oder von Anfang an Teil des weltanschaulichen Kampfes war. Laut Berkhoff deutet die kohärente Hungerpolitik auf letztgenanntes hin.

Die gleiche Frage gilt auch für den Fall Leningrad – entsprang die Belagerung der zweitgrößten Stadt der Sowjetunion einem vorgefertigten Plan oder geschah diese erst aus der Situation des gescheiterten Blitzkriegs heraus? Ganzenmüller kam bei der Beantwortung zu folgendem Fazit: die Entscheidung zur Aushungerung Leningrads stammte nicht unmittelbar aus der NS-Ideologie, wurde aber bestimmt durch die Ansicht, dass der Sieg nur durch radikale Methoden möglich sei. Die Unmöglichkeit, die Zivilbevölkerung zu ernähren, steigerte sich zu einem Dogma, dem nicht widersprochen wurde. Um das Ausmaß dieses Prozesses genauer zu ergründen, müsse zukünftig der Blick der Forschung auf die Entscheidungsträger direkt vor Ort gerichtet werden, die oftmals bereits aus Eigeninitiative handelten.

JENS NAGEL (Zeithain) und FELIX RÖMER (London) setzten sich mit dem Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen in den besetzten Gebieten und den Auswirkungen des Kommissarbefehls auf die Wehrmacht auseinander. Nagel widerlegte die weitverbreitete Meinung, dass die Kriegsgefangenen erst im Deutschen Reich registriert wurden. Somit besteht nach wie vor ein Forschungsbedarf für die besetzten Gebiete hinsichtlich des Umfangs und der Art der Registrierung, sowie aber auch des Umgangs mit den Kriegsgefangenen. Antworten darauf sind deshalb so wichtig, um anhand von Zahlen die Dimension und den Verlauf des Massensterbens sowjetischer Kriegsgefangener in den besetzten Gebieten ermitteln zu können. Römer führte aus, dass der Legende von der sauberen Wehrmacht anhand des Kommissarbefehls keine Bestätigung mehr widerfahren dürfe. Nahezu 80 % der eingesetzten Divisionen hätten die Vollstreckung des völkerrechtswidrigen Befehls gemeldet, das entspricht einer flächendeckenden Befolgung, auch wenn die Intensität unterschiedliche Ausmaße hatte. Die Bedeutung des Befehls liege aber nicht im quantitativen Bereich, eher war und ist der Kommissarbefehl ein Symbol für die Einbeziehung der Wehrmacht in die verbrecherische Politik des NS-Regimes. Zudem trug er maßgeblich zur wechselseitigen Verhärtung des Krieges bei. Allerdings ist der Kommissarbefehl aus der Perspektive der Roten Armee in der Forschung weiterhin unterrepräsentiert.

Der Frage für die Motivation der Täter nahmen sich HARALD WELZER (Berlin) und FRANK WERNER (Bielefeld) an. Beide Vorträge gingen der Leitfrage nach, was die situativen Bedingungen sind, die jemanden verleiten etwas zu tun? Welzer wies eindringlich darauf hin, dass es weder besonders disponierte Tätergruppen noch disponierte Opfergruppen gäbe. Bisher sei dazu aber ein extremer Mangel an figurativen Analysen zu beachten, in denen die Wechselwirkungen zwischen beiden Gruppen berücksichtigt werden. Werner fügte dem ergänzend hinzu, dass die Frage nach Männlichkeit im Kontext von Krieg und Vernichtung beachtet werden muss, da der männliche Gefühlswert für den Frontsoldaten enorm hoch und mit emotionalen Gratifikationen verbunden war.

IRINA REBROVA (Krasnodar) und REGINA MÜHLHÄUSER (Hamburg) spezifizierten den Ansatz, Alltag und Überlebensstrategien näher zu untersuchen, indem sie diesem „Geschlechtsspezifische Erfahrungen“ hinzufügten. Erstgenannte berichtete von ihren Untersuchungen über die Alltagserfahrungen der Frauen in den besetzten Gebieten, die auf Interviews mit Zeitzeuginnen beruhen. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass der Krieg Härte und Grausamkeit aber auch den Ausbruch aus dem patriarchalischen System bedeutete, dass nach der Befreiung jedoch schnell wieder errichtet wurde. Als weitere Erkenntnis berichtete sie, dass die Erinnerungen der Frauen sehr viel emotionaler und metaphernreicher sind, aber gleichzeitig auch authentischer, da die Erinnerungsschriften im Gegensatz zu der männlichen Erinnerungsliteratur nicht systematisch zensiert wurden. Mühlhäuser verwies die lange verbreitete Mär, Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe hätte es nur durch Rotarmisten gegeben, endgültig in das Reich der Fabeln. Die Verschmelzung von Sexualität und Gewalt war auch unter deutschen Soldaten normal. Obwohl eindeutige Verbote sexueller Handlungen existierten, wurden diese nur selten umgesetzt. Sogar der Vorwurf der Rassenschande spielte nur eine Nebenrolle. Generell sei die Untersuchung über sexuelle Handlungen im Kriegsalltag nach wie vor ein Forschungsdesiderat.

Die Thematik der Kollaboration/Kooperation, die sich wie ein roter Faden durch die Konferenz zog, erhielt im Vortrag von BABETTE QUINKERT (Berlin) eine interessante Deutung. Sie definierte gleich zu Beginn den Begriff „Kollaboration“ als zeitgenössischen politisierten Begriff, der nicht mehr zu Erkenntnisgewinnen beitragen kann. Sie bevorzugt den Begriff Kooperation, da durch diesen eine Politisierung vergleichsweise neutralisiert werden kann. Dass dies notwendig ist beweist die Tatsache, dass eine Annäherung von deutschen und russischen Historikern bei weitem nicht so vorangeschritten ist wie erhofft.

Dieser Hinweis wurde von KENNETH SLEPYAN (Lexington) aufgegriffen, der versuchte eine Antwort auf die Frage zu finden, ob die sowjetischen Partisanen eine soziale Bewegung darstellten, die das Ziel hatte, eine Veränderung oder Modifizierung der politischen und sozialen Ordnung zu erreichen? Letztendlich verneinte Slepyan dieses, da das Hauptziel einzig die Vertreibung der Eindringlinge war, alle anderen Zielsetzungen waren zweitrangig. Da viele Partisanengruppen aber einen Mikrokosmos der sowjetischen Gesellschaft darstellten, wären Einzeluntersuchungen dringend notwendig.

Dass der Umgang mit den vorherrschenden Erinnerungskulturen in den postsowjetischen Staaten aus westeuropäischer Sicht überaus kompliziert ist, verdeutlichte FRANK GOLCZEWSKI (Hamburg) am Beispiel der Ukraine. Hier geht die öffentliche Erinnerung auf unterschiedliche Erinnerungsträger zurück, die sich aus dem speziellen ukrainischen Nationalismus speisen, der sich sowohl gegen Deutschland als auch gegen die Sowjetunion richtete. Das Ergebnis ist, dass die Zusammenarbeit mit den Deutschen während der Jahre 1941-44 auch heute noch unzureichend thematisiert wird. Die nach wie vor bestehende Forderung nach einer einheitlichen ukrainischen Nationalgeschichte, um dem Staat eine Basis der Identität zu geben, ist nach wie vor ein Motor dieser „Zwiespältigkeit des Erinnerns.“

Ähnlich verhält es sich mit der Erinnerungskultur in Weißrussland. Diese erhielt nach 1944 laut CHRISTIAN GANZER (Kiew) folgende sowjetische Elemente: den heroischen Soldaten der Roten Armee und Stalin als obersten Kriegsherrn. In diese flossen nationale Spezifika ein, die eine konkretere Identifikation mit der Erinnerung ermöglichten. Auch heute noch wird das Vergessen von Soldaten kultiviert, die in deutsche Gefangenschaft gerieten, da dies Schande und Verrat bedeutete. Diese Perspektiven lassen sich auch in den von ihm näher vorgestellten Erinnerungsorten, der Breslauer Heldenfestung und der Gedenkstätte von Kathyn, nachweisen.

Die voran gestellten Leitfragen konnten innerhalb dieser drei Tage nicht vollständig beantwortet werden. Allerdings war dies auch nicht die Intention der Organisatoren. Vielmehr sollten die Vorträge und die jeweils daran anschließenden Diskussionsrunden den Blick öffnen auf bisher Geleistetes, noch bestehende Forschungslücken und vor allem auch auf Probleme, die es zu überwinden gilt. Dieses Ziel wurde erreicht. Alle Vorträge boten interessante Sichtweisen auf verschiedene Aspekte des mörderischen Konflikts zwischen den beiden großen Diktaturen des 20. Jahrhundert und hinterließen doch verschiedene Hinweise auf Forschungsfelder, deren Bearbeitung ein breites Tätigkeitsfeld für die Zukunft offen lässt. Für die Organisation der Konferenz als Ganzes kann man den Verantwortlichen nur ein großes Kompliment aussprechen.

Konferenzübersicht:

Eröffnung der Konferenz

Begrüßung: Jörg Morré, Leiter Museum Berlin Karlshorst

Podiumsdiskussion
Der Zweite Weltkrieg im Museum. Erinnerungskultur in Russland, Weißrussland, und der Ukraine
Moderation Stefan Troebst (Leipzig)
N.N., Museumsvertreter aus Russland, Weißrussland und der Ukraine

Vernichtungskrieg
Impulsvortrag: Christian Gerlach (Bern): Von der Geschichte einer Konfrontation zweier politischer Systeme zu einer zwischen zwei Gesellschaften im Konflikt

Panel 1: Massenmord
Mod. Wolfgang Benz (Berlin)

Boris Zabarko (Kiew): Der Holocaust in der Ukraine

Martin Holler (Berlin): Die Vernichtung der Roma in der deutsch besetzten Sowjetunion, 1941-1944

Panel 2: Hungerpolitik
Mod. Alex J. Kay (Frankfurt a. M.)

Karel C. Berkhoff (Amsterdam): Famine in the Cities of Ukraine during World War II

Jörg Ganzenmüller (Jena): Hungerplan oder Hungerstrategie? Die Entscheidung zur Belagerung Leningrads im Herbst 1941

Panel 3: Kriegsgefangene

Mod. Christian Streit (Heidelberg)

Jens Nagel (Zeithain): Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener in den besetzten Gebieten. Forschungsstand zu Dimensionen und Verlauf

Felix Römer (London): Die Wehrmacht und der Kommissarbefehl 1941/42

Panel 4: Zwangsarbeit und -migration
Mod. Jens-Christian Wagner (Nordhausen)

Markus Eikel (Den Haag): Arbeitsrekrutierungen und Arbeitsdeportationen im Reichskommissariat Ukraine 1941-1944

Pavel Polian (Freiburg im Breisgau): Zwangsmigration und ihre Auswirkungen

Panel 5: Täter
Mod. Michaela Kipp (Göttingen)

Harald Welzer (Berlin): Soldaten und andere Gewaltakteure im Vernichtungskrieg

Frank Werner (Bielefeld): Krieg, Massenmord und Männlichkeit. Selbstbilder deutscher Soldaten im Vernichtungskrieg 1941-1944

Reaktionen
Impulsvortrag: Dieter Pohl (Klagenfurt): Gesellschaft unter deutscher Besatzung in der Sowjetunion

Panel 6: Alltag und Überlebensstrategien
Mod. Michael Wildt (Berlin)

Tanja Penter (Hamburg): Alltag im Donbass

Christoph Dieckmann (Keele/Frankfurt): Die „schwarzen Märkte“. Beziehungen inner- und außerhalb der Ghettos in Litauen 1942/43

Panel 7: Geschlechtsspezifische Erfahrungen
Mod. Beate Fieseler (Düsseldorf)

Irina Rebrova (Krasnodar): Überlebensstrategien von Frauen unter der Besatzung und in den Partisaneneinheiten: Kampf, Arbeit und Alltag

Regina Mühlhäuser (Hamburg): Krieg und Geschlecht. Sexuelle Gewalttaten, Prostitution und einvernehmliche Verhältnisse deutscher Soldaten und einheimischer Frauen

Panel 8: Kollaboration / Kooperation
Mod. Rolf-Dieter Müller (Potsdam)

Babette Quinkert (Berlin): Aufrufe zur Kooperation. Die deutsche Propaganda gegenüber Roter Armee und Zivilbevölkerung

Sergei Kudryashov (Moskau): Russische Kollaboration

Panel 9: Widerstand
Mod. Peter Klein (Berlin)

Kenneth Slepyan (Lexington): Did the Soviet Partisans Form a Social Movement?

Anika Walke (St. Louis): Flucht und Widerstand: Sowjetische Juden in Weißrussland und der nationalsozialistische Genozid

Erinnerung
Impulsvortrag: Imke Hansen (Hamburg): Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg im Spannungsfeld von Sieg und Verlust

Panel 10: Erinnerung in Russland und der Ukraine
Mod. Irina Scherbakowa (Moskau)

Julia Demidienko (St. Petersburg): Erinnerung in Russland heute

Frank Golczewski (Hamburg): Dilemmata der ukrainischen Erinnerung

Panel 11: Erinnerung in Weißrussland und im Baltikum
Mod. Cordula Gdaniec (Berlin)

Christian Ganzer (Kiew): Die Erinnerungen an Krieg und Besatzung in Weißrussland

Saulius Sužiedėlis (Pennsylvania): Baltic Memories and the War of Destruction, 1941-1945


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