Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike

Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike

Organisatoren
Fabian Goldbeck, Humboldt-Universität Berlin; Johannes Wienand, Universität Düsseldorf
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.10.2012 - 06.10.2012
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Von
Wolfgang Havener, EXC 16/Fachbereich Geschichte & Soziologie, Universität Konstanz

Der Triumph war eines der zentralen politischen und religiösen Rituale Roms. Die Forschung hat das Potential, das eine Untersuchung dieser Zeremonie und ihrer Entwicklung für das Verständnis sozialer und politischer Prozesse bietet, natürlich längst erkannt. Im Fokus stand dabei jedoch zumeist der Triumph in republikanischer Zeit. Ziel der Tagung, die von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wurde, war es daher, den kaiserzeitlichen und spätantiken Triumph als Untersuchungsobjekt überhaupt zu definieren: Die Etablierung der römischen Monarchie und die sich daraus ergebenden fundamentalen strukturellen Wandlungen des politischen Systems hatten zur Folge, dass auch der Triumph im Rahmen der Herrschaftslegitimierung der römischen principes eine wesentliche Rolle einnahm. Durch die Einbeziehung in den umfassenderen Bereich der Präsentation kaiserlicher Sieghaftigkeit wurde das Ritual im Vergleich zur Republik mit neuen kommunikativen Funktionen versehen, um es auf diese Weise für die neuartigen Kontexte, in denen es durchgeführt wurde, anschlussfähig zu machen. Vor diesem Hintergrund hatten es sich die Veranstalter zum Ziel gesetzt, Charakteristika des römischen Triumphs in Kaiserzeit und Spätantike herauszuarbeiten. Auf diese Weise sollte aufgezeigt werden, wie der Triumph von den Kaisern zum Zweck von „symbolischer Profilbildung, politischer Integration und Dynastieerhalt“ instrumentalisiert werden konnte.

Die erste Sektion (Moderation: Aloys Winterling, Berlin) befasste sich mit der spezifischen Entwicklung des Triumphrituals im Übergang von der Republik zum Prinzipat. Die Vorträge verfolgten dabei insbesondere das Ziel, die Bedingungen eines Prozesses zunehmender Monopolisierung des Rituals durch die Kaiser nachzuzeichnen.

TANJA ITGENSHORST (Reims) widmete sich in ihrem Vortrag der Frage nach einer augusteischen „Rekonfiguration“ des republikanischen Triumphs. Einerseits, so ihre These, könne man zwar davon sprechen, dass der erste princeps den Triumph durch eine Reihe von Maßnahmen zukunfts- und für die Monarchie anschlussfähig gemacht habe. Zugleich müsse man aus Sicht der Republik jedoch konstatieren, dass Augustus das Siegesritual in seiner ursprünglichen Form dadurch zum Verschwinden gebracht habe.

Der Vortrag von FABIAN GOLDBECK (Berlin) beleuchtete die Triumphe und triumphähnlichen Feiern der iulisch-claudischen Kaiser von Tiberius bis Nero. Eine Durchsicht der entsprechenden Zeremonien erbringe insbesondere zwei Ergebnisse: Zum einen habe jeder Kaiser mindestens einen Triumphzug durchgeführt oder durchführen wollen. Zum anderen lasse sich am zum Teil deutlich divergierenden Umgang der einzelnen Herrscher mit dem Ritual ablesen, wie ihre jeweilige Herrschaftskonzeption ausgesehen habe.

JAN MEISTER (Berlin) befasste sich mit dem Körper und den Insignien des Triumphators. Für den Bereich des Triumphs müsse man dabei zwischen zwei Ebenen unterscheiden: der Statuserhöhung des Triumphators während des Rituals selbst, die sich beispielsweise im Ornat widerspiegelte, und seiner dauerhaften „post-triumphalen“ Statuserhöhung als Mitglied einer herausgehobenen Gruppe von Ex-Triumphatoren innerhalb der römischen Aristokratie. Die Entwicklungen der Kaiserzeit setzten an dieser Unterscheidung an: Die situationsgebundene Statuserhöhung im Rahmen des Triumphs wurde Angehörigen der Senatsaristokratie von nun an verwehrt. Ausgeglichen wurde dies jedoch Meister zufolge auf dem Gebiet der post-triumphalen Statuserhöhung durch die Einführung der ornamenta triumphalia.

MARTIJN ICKS (Düsseldorf) demonstrierte in seinem Beitrag, wie die Schilderungen kaiserlicher Triumphfeiern dazu genutzt werden konnten, bestimmte Herrscher in einem negativen Licht darzustellen. Die Strategien der Autoren konzentrierten sich dabei Icks zufolge im Wesentlichen auf die Frage, ob der vom Kaiser für sich in Anspruch genommene Erfolg eine solche Ehrung wie den Triumph überhaupt rechtfertige. Auch Abweichungen von der rituellen Tradition und bewusste Transgressionen konnten den triumphierenden Herrschern zum Nachteil ausgelegt werden.

Im Rahmen der zweiten Sektion (Moderation: Carsten Hjort Lange, Rom), sollten die Entwicklungslinien der hohen Kaiserzeit von den Flaviern bis zu den Severern aufgezeigt werden. Bereits die Untersuchung der frühen Kaiserzeit hatte gezeigt, welche neuen Potentiale ein flexibilisiertes Ritual, das von den Kaisern seit Augustus zu mehr als nur der reinen Darstellung militärischer Sieghaftigkeit genutzt werden konnte, zur Verfügung stellte. Die Vorträge der zweiten Sektion befassten sich mit der Frage, wie diese Potentiale unter den Bedingungen der etablierten Monarchie von den einzelnen Herrschern genutzt wurden.

Die Schilderung des flavischen Triumphs im Bellum Iudaicum des Flavius Josephus wird in der Forschung oftmals als eine Art Blaupause für die Rekonstruktion des Ablaufs kaiserzeitlicher Triumphzüge verwendet. STEVE MASON (Aberdeen) wies darauf hin, dass es für ein umfassendes Verständnis der Passage notwendig sei, diese in ihrem spezifischen historischen und narrativen Kontext zu betrachten. Josephus habe im Rahmen der Schilderung des Triumphzuges immer wieder implizit Bezug genommen auf die komplexeren Fragestellungen, die seinem Text zugrundelagen: die Stellung des Werkes im Bereich der Historiographie sowie die Auseinandersetzung mit den inneren Spaltungen des Judentums und der jüdischen Gesellschaft.

Militärischer Erfolg, so konstatierte GUNNAR SEELENTAG (Frankfurt am Main) in seinem Beitrag, sei insbesondere vor dem Hintergrund des Dynastiewechsels in der Zeit der Flavier und Adoptivkaiser zu einem zentralen Element kaiserlicher Selbstdarstellung geworden. Der Triumph stelle vor diesem Hintergrund insbesondere unter Domitian und Trajan ein Mittel dar, den jeweiligen Vorgänger auf diesem Gebiet zu übertreffen und auf diese Weise die eigene Herrschaft zu legitimieren. Hadrian und Antoninus Pius hätten demgegenüber eine andere Facette der imperialen Rolle hervorgehoben: die Fürsorge für Italien und das Reich. Marc Aurel wiederum sei zu den Prinzipien Domitians und Trajans zurückgekehrt und habe der Präsentation militärischer Sieghaftigkeit wieder einen prominenten Platz eingeräumt.

KATARZYNA BALBUZA (Poznan) ging in ihrem Beitrag der Frage nach, wie das Triumphritual in den Dienst der dynastischen Politik der römischen Kaiser gestellt werden konnte. Die Zurschaustellung militärischen Erfolges, so Balbuzas Grundthese, habe die Funktion erfüllt, der römischen Öffentlichkeit den präsumtiven Nachfolger vorzustellen und ihn gleichzeitig bereits vor Antritt seiner Herrschaft auszuzeichnen. Auf diese Weise habe man die Eignung eines Kandidaten für den Thron demonstrieren und zugleich auf das Fehlen einer rechtlich begründeten Nachfolgeregelung reagieren können.

Im Laufe der Kaiserzeit wurden immer wieder Elemente aus dem Bereich des Triumphituals in andere Zusammenhänge übertragen und erfüllten in diesen neuen Kontexten neue kommunikative Funktionen. LUKAS DE BLOIS (Nijmegen) demonstrierte diesen Sachverhalt anhand einer Untersuchung der Decennalien-Feier des Septimius Severus (202 n. Chr). De Blois lenkte die Aufmerksamkeit dabei besonders auf den Aspekt der finanziellen Ausstattung der Zeremonie, auf die zu dieser Gelegenheit ausgegebenen Donative für Soldaten und Stadtbevölkerung sowie die triumphale Ikonographie der zu diesem Zwecke ausgeprägten Münztypen. Der Kaiser habe durch die Zurschaustellung seines Reichtums und seiner Großzügigkeit im Rahmen dieser Feier angesichts hoher Ausgaben insbesondere im Militärwesen den Eindruck ungebrochener finanzieller Potenz erwecken wollen. Durch Verweise auf die Beute aus dem Krieg gegen die Parther habe er dies explizit mit seiner militärischen Sieghaftigkeit verbinden können.

MATTHIAS HAAKE (Münster) widmete sich in seinem Vortrag dem Triumph zur Zeit der so genannten „Soldatenkaiser“ und unternahm den Versuch, die spezifischen Besonderheiten des Triumphs im dritten Jahrhundert im Vergleich zu den Siegesfeiern der vergangenen zwei Jahrhunderte herauszuarbeiten. Dabei lässt sich Haake zufolge eine explizite Tendenz zur „Entkonkretisierung“ des Triumphs feststellen: Das Ritual habe sich nicht mehr auf die Feier einzelner Siege bezogen, sondern sei zur Manifestation einer grundsätzlichen militärischen Sieghaftigkeit der Herrscher geworden. Zugleich habe sich diese Tendenz auch darin bemerkbar gemacht, dass der Triumph weitgehender als zuvor mit unterschiedlichsten Herrscherfesten verbunden worden sei.

Die dritte Sektion (Moderation: Ida Östenberg, Göteborg), stand im Zeichen des Raumes. Beleuchtet werden sollten sowohl die Integration des Triumphs in die städtischen Zusammenhänge Roms und Konstantinopels sowie das Ausgreifen triumphaler Symbolik, die ihre primäre Bindung an Rom im Laufe der Zeit verlor, in das gesamte Imperium.

Rom als „triumphaler“ Raum in der Kaiserzeit stand im Mittelpunkt der Ausführungen von TONIO HÖLSCHER (Heidelberg). Eine Betrachtung der Topographie Roms und der Art und Weise, wie der Triumph in diese Topographie integriert wurde, könne Hinweise darauf liefern, wie die grundsätzlich einander entgegengesetzten statischen und dynamischen Komponenten des Rituals zueinander in Beziehung zu setzen seien. Den Einfluss, den die Kaiser auf die Ausgestaltung Roms nehmen konnten, war durch die Grundstruktur der Stadt einerseits und die bereits existierenden (Triumphal-) Monumente andererseits begrenzt. Diese Monumente, so Hölscher, repräsentierten zugleich den Horizont ideologischer Normen und Erwartungen, die an die Kaiser herangetragen wurden. Wenn die Herrscher sich in spezifischen Situationen in diese bestehenden Zusammenhänge einschreiben konnten, mussten sie folglich die dynamischen Elemente des Rituals, die auf spezifische Situationen rekurrierten mit den statischen, situationsunabhängigen Elementen, die durch die Monumente verkörpert wurden, verbinden.

Neben Rom selbst als Hauptstadt rückte mit der Bedeutungszunahme des Imperiums auch seine Rolle als „Resonanzraum kaiserlicher Sieghaftigkeit“ in den Fokus, wie EMANUEL MAYER (Chicago) in seinem Beitrag ausführte. So seien insbesondere im Bereich der Bildersprache zentrale Elemente der kaiserlichen Selbstdarstellung von lokalen Eliten immer wieder an lokale Vorstellungsmuster und spezifische Kontexte angepasst worden. Zugleich hätten auch die Kaiser selbst im Übergang zur Spätantike Rom selbst als alleinigen Ort ihrer Repräsentation aufgegeben, der Schwerpunkt verschob sich Mayer zufolge in die jeweiligen Residenzstädte. Vor diesem Hintergrund konnte sich eine neue Bildersprache entwickeln, da die nominelle Hauptstadt nicht mehr der alleinige Bezugspunkt imperialer Selbstdarstellung gewesen sei.

PETER FRANZ MITTAG (Köln) lieferte mit seinem Vortrag einen breit angelegten Überblick über die Ausgestaltung triumphaler Symbolik (insbesondere des in der Quadriga dargestellten Kaisers) in den Bildprogrammen der Reichsprägung. Dabei lässt sich Mittag zufolge eine schrittweise Verschiebung der Bezugsgrößen feststellen. Während bis zum Regierungsantritt Hadrians der Kaiser in der Quadriga nur im Zusammenhang mit tatsächlich gefeierten Triumphen in Erscheinung trat, wurde die gleiche Symbolik seitdem auch verwendet, um den kaiserlichen processus consularis und andere vom Triumph abgekoppelte Ereignisse darzustellen. Zugleich unterlag die Darstellung selbst immer wieder Wandlungen. Die Entwicklung des Motivs des in der Quadriga fahrenden Kaisers zeige beispielhaft, dass sowohl Anlässe wie auch ikonographische Ausgestaltung des Triumphmotivs einem stetigen Wandel unterworfen waren, an dessen Ende sich die Darstellung von ihrem ursprünglichen Kontext nahezu vollkommen gelöst hatte.

SARAH BASSETT (Bloomington) zeigte in ihrem Vortrag am Beispiel des konstantinischen Stadtbildes Konstantinopels und seiner Umgestaltung durch Theodosius I., wie einzelne Monarchen auch dort die Gestaltung des Stadtbildes zur Propagierung bestimmter Botschaften nutzten. Theodosius habe durch die Weiterentwicklung und Umformung zentraler Elemente des Stadtbildes sowie durch den Aufbau neuer topographischer Zentren einen Vergleich zum Gründer der neuen Hauptstadt gezogen, der ihn als logischen Nachfolger des Stadtgründers erscheinen ließ. Zugleich habe man jedoch keinen Zweifel aufkommen lassen, dass Theodosius Konstantin und seine Söhne in puncto Sieghaftigkeit weit in den Schatten stellte.

Die Vorträge der vierten Sektion (Moderation: Claudia Tiersch, Berlin) befassten sich vor dem Hintergrund der sich wandelnden Strukturen des Kaisertums im Übergang vom Prinzipat zur Spätantike jeweils auf spezifische Weise mit der Frage nach dem „Ende“ und Nachleben des römischen Triumphs.

Da ein angekündigter Vortrag von Mark Humphries (Swansea) zum Triumph im 4. und 5. Jahrhundert kurzfristig entfallen musste, übernahm es JOHANNES WIENAND (Düsseldorf), die Entwicklungen dieses Zeitraums darzustellen. Wienand legte den Fokus dabei insbesondere auf die steigende Bedeutung, die der Erfolg im Bürgerkrieg in dieser Epoche erlangte. In einer Zeit, in der das Kaisertum sich immer mehr von der Hauptstadt und von den dort ansässigen ursprünglichen Adressatengruppen des Triumphrituals entfernte und in der das Reich aufgrund von Herrschaftsteilungen immer weiter fragmentiert wurde, erachteten die Kaiser Rom noch immer als eine Bühne höchster Sichtbarkeit. Wenn der Sieg über römische Bürger dort nun im Rahmen des traditionellen Triumphrituals präsentiert wurde, so richtete sich diese Inszenierung jedoch nicht mehr an die stadtrömische Aristokratie, sondern an die gesamte Reichsbevölkerung.

GUY HALSALL (York) beleuchtete in seinem Beitrag die Entwicklung des poströmischen Triumphs im (ehemaligen) Westen des Imperium Romanum. Zwar blieb Halsall zufolge die Zurschaustellung herrscherlicher Sieghaftigkeit ein zentrales Charakteristikum der Nachfolgereiche. Dies ging jedoch einher mit dem Bedeutungsverlust der traditionellen römischen Darstellungsmodi. Die entscheidende Ursache für diese Entwicklung war eine Verschiebung des Referenzrahmens: Geehrt wurde im Rahmen der Siegesfeiern nicht mehr der Sieger selbst, sondern in zunehmendem Maße Gott als Instanz, der man den Erfolg überhaupt verdankte. Zwar hielten sich auch weiterhin Anklänge an die römische Tradition, doch wurden sie laut Halsall überlagert von neuen Aspekten der Darstellung von Sieghaftigkeit, die sich beispielsweise am Alten Testament orientierten.

Auch im Osten des römischen Reiches war das Triumphritual fundamentalen Wandlungen unterworfen: HENNING BÖRM (Konstanz) demonstrierte am Beispiel der Siegesfeier über die Vandalen im Jahr 534, dass nicht der siegreiche General Belisar der Mittelpunkt des Rituals war. Das eigentliche Zentrum war der Kaiser, vor dessen Loge im Hippodrom von Konstantinopel die Prozession mit dem simultanen Kniefall des gefangenen Vandalenkönigs und Belisars endete. Börm stellte vor diesem Hintergrund einige grundlegende Überlegungen zum Verhältnis von Kaiser und Militär in der Spätantike an. Er deutete die Siegesfeier und die mit ihr verbundene Demütigung des knieenden Belisar als Zeichen für die Stärke des Kaisertums, die sich vor allem auf die Rolle der Hauptstadt Konstantinopel und die weitgehende Kontrolle des militärischen Sektors gründete.

Den Abschluss der Tagung bildete ein zweiter Vortrag von JOHANNES WIENAND (Konstanz), in dem er die Rückführung der von den Persern zurückgewonnenen Kreuzreliquie nach Jerusalem durch Herakleios im Jahr 630 untersuchte. Die Inszenierung dieses Ereignisses deutete Wienand als Kristallisationspunkt einer neuartigen Konzeption triumphaler Herrschaft durch den Kaiser, in deren Mittelpunkt insbesondere die Frage nach der Stellung des Monarchen im göttlichen Heilsplan stand. Durch den Rekurs auf David, Jesus und Konstantin habe Herakleios seine eigene Regierung an den Beginn einer neuen christlichen Heilszeit gestellt und so versucht, das Kaisertum auf der Basis einer in hohem Maße religiös konnotierten Sieghaftigkeit erneut zu stabilisieren.

Neben der Klärung einzelner Details zu den jeweiligen Vorträgen konzentrierten sich die Diskussionen immer wieder auf grundlegende Fragen, die für die systematische Untersuchung des kaiserzeitlichen und spätantiken Triumphs von zentraler Bedeutung sind. So ist zunächst zu klären, welche Siegesfeiern tatsächlich als „Triumph“ zu werten sind, ob sich objektive, vom Einzelfall abstrahierende Kriterien erstellen lassen, die eine umfassende Definition des Terminus „kaiserzeitlicher Triumph“ ermöglichen, und inwieweit „Randphänomene“, die triumphale Aspekte aufweisen, einbezogen werden müssen. Zugleich muss die Frage gestellt werden, ob und wie sich eine Untersuchung des Triumphs von einer Untersuchung der Inszenierung kaiserlicher Sieghaftigkeit im Allgemeinen abgrenzen lässt. Der kaiserzeitliche Triumph erweist sich als ein weit ausgreifendes Phänomen, sowohl was die thematische wie die chronologische Dimension betrifft. Im Verlauf der Tagung konnten einige entscheidende Brüche in der formalen und funktionellen Entwicklung des Rituals festgestellt werden, zugleich jedoch auch wichtige Kontinuitätslinien. Für eine Analyse des kaiserzeitlichen Triumphes ist es daher von Bedeutung, die sich wandelnden Kontexte, d. h. die Strukturveränderungen im Bereich der Herrschaftskonzeption und –legitimation, zu berücksichtigen und ihre Auswirkungen auf das Ritual in die Betrachtung einzubeziehen.

Konferenzübersicht:

Johannes Wienand (Düsseldorf): Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike – Einleitung

Sektion 1: Von der Republik zur Monarchie (Moderation: Aloys Winterling, Berlin)

Tanja Itgenshorst (Reims): Die augusteische Rekonfiguration des römischen Triumphs

Fabian Goldbeck (Berlin): Der Kaiser und der Triumph in julisch-claudischer Zeit

Jan Meister (Berlin): Körper und Insignien des Triumphators zwischen später Republik und früher Kaiserzeit

Martijn Icks (Düsseldorf): Turning Victory into Defeat. Negative Assessments of Imperial Triumphs in Greco-Roman Literature.

Sektion 2: Die hohe Kaiserzeit (Moderation: Carsten Hjort Lange, Rom)

Steve Mason (Aberdenn): Josephus‘ Portrait of the Flavian Triumph in Historical and Literary Context

Gunnar Seelentag (Frankfurt): Die Dynamik von Herrschaftsdarstellung und Triumphideologie am Ende des ersten und im zweiten Jahrhundert

Katarzyna Balbuza (Poznan): Der römische Triumph und dynastische Politik im Prinzipat

Lukas de Blois (Nijmegen): A Severan Triumph

Matthias Haake (Münster): Der römische Triumph in der Zeit der Soldatenkaiser

Sektion 3: Triumphator und orbis Romanus (Moderation: Ida Östenberg, Göteborg)

Tonio Hölscher (Heidelberg): Die Stadt Rom als triumphaler Repräsentationsraum

Emanuel Mayer (Chicago): Provinz- und Residenzstädte als Resonanzräume kaiserlicher Sieghaftigkeit

Peter Franz Mittag (Köln): Münzen und Medaillons als Medien triumphaler Selbstdarstellung (Prinzipat und Spätantike)

Sarah Bassett (Bloomington): The Topography of Triumph in Late Antique Constantinople

Sektion 4: Der spätantike Triumph (Moderation: Claudia Tiersch, Berlin)

Mark Humphries (Swansea): Der siegreiche Herrscher im 4. und 5. Jahrhundert (entfallen)

Johannes Wienand (Düsseldorf): Der fragmentierte Sieg. Triumphale Herrschaft in einem geteilten Reich

Guy Halsall (York): The Decline and Fall of the Ancient Triumph

Henning Börm (Konstanz): Justinian, Belisar und zwei „Triumphe”. Überlegungen zum Verhältnis zwischen Kaiser und Militär in der ausgehenden Spätantike

Johannes Wienand (Düsseldorf): Der apokalyptische Triumph. Heraklios in Jerusalem

Johannes Wienand (Düseseldorf): Schlussbemerkungen


Redaktion
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