Fünf-Länder-Tagung „Gedächtnisräume. Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland“

Fünf-Länder-Tagung „Gedächtnisräume. Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland“

Organisatoren
Janina Fuge, Hans-Bredow-Institut für Medienforschung, Universität Hamburg; Rainer Hering, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig/Kiel; Harald Schmid, Historisches Seminar, Christian-Albrechts-Universität Kiel; _Mitveranstalter:_ Arbeitsstellte Regionale Geschichtskulturen, Universität Oldenburg; Erinnern für die Zukunft e.V., Bremen; Evangelische Akademie der Nordelbischen Kirche, Hamburg; Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg; Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, Kiel; Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen, Hannover; Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig; Politische Memoriale e.V. Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.06.2012 - 16.06.2012
Url der Konferenzwebsite
Von
Sebastian Diziol, Universität Hamburg

In den vergangenen Jahren richtete sich das Interesse der Erinnerungsforschung in Norddeutschland verstärkt auf die lokale und die regionale Ebene und bezog damit besonders die Dimension „Raum“ in die Untersuchung ein. Grundlage dieses Ansatzes war dabei ein von den Veranstaltern dieser Tagung geleitetes Panel zum Thema „Das Gedächtnis von Stadt und Region“ auf der Jahrestagung der German Studies Asscoiation in St. Paul/Minnesota 2008. Der durch das Panel und den dazu erschienen Aufsatzband eingeschlagene Weg sollte nun konsequent weiterverfolgt und das Nachdenken über Gedächtnisräume auf der subnationalen Ebene angeregt werden. Die Leitfrage der Hamburger Tagung lautete: Wie konstruiert Raum Gedächtnis? Das Ziel war es, sowohl die methodisch-theoretische Auseinandersetzung über dieses Thema zu vertiefen, als auch anhand von empirischen Fallbeispielen die Möglichkeiten und Grenzen dieses Ansatzes auszuloten, ohne dabei die modische Dimension „Raum“ überzugewichten.

In seinem die Sektion 1 zu „Raum und Erinnerung. Theoretische Annäherungen“ einleitenden methodisch-theoretischen Vortrag bezeichnete HARALD SCHMID (Hamburg/Kiel) regionale Gedächtnisse als subnationale Verdichtungsmuster von Vergangenheit, welche die Schaltstellen zwischen der lokalen und der nationalen Ebene bilden. Der Raum sei die conditio sine non qua jeglichen Gedächtnisses, daher sprach Schmid vom Raumbedarf des Gedächtnisses einerseits und dem Gedächtnisbedarf von Räumen andererseits. Er schlug drei analytische Leitfragen zur Entstehung von Erinnerungsorten vor: Welche Akteure sind für deren Genese und Aufrechterhaltung verantwortlich? Wie sind lokale und regionale Gedächtniskulturen mit denjenigen auf der überregionalen, nationalen und transnationalen Ebene verknüpft? Welche regional dominanten Narrative prägen Gedächtnis? In der Diskussion ging es um die Vergleichbarkeit und die Verbindung der verschiedenen Ebenen sowie die Rolle von politischen Grenzen für die Konstitution von Erinnerungsräumen.

ALINA BOTHE (Berlin) stellte die These auf, dass Geschichte in den Raum hineingeschrieben, aber auch wieder aus ihm herausgelöscht würde. Walter Benjamin verknüpfe in seinem Text „Berliner Kindheit um 1900“ paradigmatisch Raum und Geschichte. Bothe ging exemplarisch auf zwei von Benjamin beschriebene „medialisierte Räume“ ein, die sie unter Rückgriff auf Begriffe des postcolonial-turn als „Zwischenräume“ bezeichnete: das Telefon als Schöpfer eines neuen Kommunikationsraums und das Kaiserpanorama, wobei sie dessen Wesen auf der Schwelle zwischen Realität und Imagination verortete. Abschließend forderte sie dazu auf, den Raum als integralen Bestandteil der Geschichtswissenschaft zu behandeln und die Dimensionen Raum und Zeit in der Forschung in ein ausgeglichenes Verhältnis zu bringen. Die Diskussion drehte sich um die Verbindung von Literatur und Geschichte, den Raum „Stadt“ als Palimpsest sowie die individuelle und kollektive Konstruktion von Kindheit.

DIETMAR VON REEKEN (Oldenburg) und MALTE THIEßEN (Oldenburg) befassten sich mit der näheren Bestimmung der räumlichen Dimensionen „lokal“ und „regional“. Nach Thießen sind Orte im alltäglichen Leben ihrer Bewohner präsente materielle Spuren der Vergangenheit und ihrer Verarbeitung, die Eigensinn entwickeln und immer neu gedeutet werden können. Er betonte ihre Funktion als Erinnerungsauslöser und die Bedeutung lokaler Erinnerungsorte für die Weitergabe von Erinnerung und Familiengedächtnis. Dabei werde Bedeutung auch durch die räumliche Anordnung und infrastrukturelle Zugänglichkeit von Erinnerungsorten konstruiert. Von Reeken befasste sich mit dem analytisch weit schwerer zu greifenden Begriff der „Region“. Das Diffuse dieser Kategorie sei der Heterogenität der regionalen im Vergleich zur lokalen Ebene und der nicht eindeutigen Abgrenzung nach außen geschuldet. Er wies auf das Wesen der Region als Übergangsraum hin und lenkte den Blick dabei besonders auf die Akteursebene. So sei es in der regionalen Forschung möglich, die Bedeutung von „natürlichen“ Erinnerungslandschaften einerseits und von Emotionen andererseits für die Konstruktion gemeinsamer Erinnerung zu untersuchen. Im Fazit forderte Thießen die stärkere Konzeptualisierung von kleinen Räumen und eine theoretische, interdisziplinäre Auseinandersetzung über diese Kategorien. Vor allem der Einfluss von Bedeutungseliten, Konfessionen und sozialen Milieus sowie die Differenzen und Wechselverhältnisse zwischen den Ebenen sollten dabei in den Blick genommen werden. Die Diskussion befasste sich mit der analytischen Unschärfe der regionalen Ebene und der Frage nach der Identitätsstiftung der „kleinen Räume“.

Die Sektion 2 zu verschiedenen Fallstudien eröffnete KNUD ANDRESEN (Hamburg). Er untersuchte die Herausbildung und identitätsstiftende Wirkung regionaler Geschichtskulturen am Beispiel des Hamburger Stadtteils Altona. Historische Literatur und geschichtliche Darstellungen über Stadtteile seien als Medium für Identitätskonstruktionen weniger die Grundlage als einer unter vielen Faktoren bei der Konstruktion lokaler Identität. Die Trägerschicht von Erinnerung besonders in städtischen Räumen bestehe aufgrund der hohen Fluktuation der Bevölkerung oftmals nur aus einem kleinen Teil der Einwohner. Als konstituierendes Merkmal der Aneignung des Stadtteils durch die Akteure der lokalen Geschichtskultur in Altona stellte er die immer wieder betonte Alterität des Viertels zu Hamburg heraus – erst diese Abgrenzung ermögliche die Konstruktion eigener Identitäten. Andresen schrieb Migranten sowohl in der Selbst- als auch in der Fremdzuschreibung eine wichtige Rolle bei der Herausbildung von Altonaer Geschichtskulturen zu, was er am Beispiel des Regisseurs Fatih Akin verdeutlichte. Insgesamt sei die politische Wirkungsmacht von lokaler Identität nicht allzu hoch. Andresen forderte dennoch genauere Untersuchungen von einzelnen Stadtteilen zur Bestimmung der lokalen Identität von Städten. In der Diskussion ging es um die widerstreitenden Identitäten innerhalb der verschiedenen Bezirke Altonas sowie die marginale Bedeutung des „Dritten Reiches“ in der lokalen Geschichtserzählung. Zudem wurde gefordert, die Rolle von Migranten bei der Herausbildung von lokaler und regionaler Identität stärker in den Blick zu rücken.

Nach einleitenden methodischen Überlegungen zu Schlachtfeldern als narrative Verdichtungsräume für das komplexe Ereignis Krieg gingen TOBIAS ARAND (Ludwigsburg) und CHRISTIAN BUNNENBERG (Duisburg-Essen) auf den „Besitzerwechsel“ ein, den das Schlachtfeld Düppel erfahren hat. Sie betonten, dass sich in dem Ereignis „Düppel“ die lokale, regionale und die nationale Ebene überlagern und stellten die Wechselbeziehung von individueller und kollektiver Erinnerung dar. Wie integrierten die jeweiligen „Besitzer“ Deutschland beziehungsweise Dänemark den Erinnerungsort „Düppel“ in ihr Geschichtsbild? Die Referenten stellten die konkurrierenden Narrative sowie den jeweiligen Umgang mit symbolischen Objekten gegenüber und benannten die verschiedenen Medien der Erinnerung. Auf preußisch-deutscher Seite sei vor allem der Moment des Sieges, auf dänischer Seite besonders der Moment des Zusammenhaltens und des gemeinschaftlichen Ausharrens betont worden. Die Diskussion befasste sich mit der konzeptuellen Trennschärfe von kollektiver und nationaler Erinnerung, wobei als entscheidendes Merkmal betont wurde, dass die kollektive Erinnerung ungelenkt, die nationale Ebene von oben gesteuert sei, sich beide Ebenen aber mit der Zeit annähern würden.

MARTIN SABROW (Potsdam) beschäftigte sich im Abendvortrag besonders mit der Verbindung zwischen Raum und Authentizität, die sich durch unterschiedliche Arten an den Raum der Erinnerung binde. Als Räumlichkeiten der Erinnerung identifizierte er Objekte, klar eingrenzbare Orte sowie die Ausdehnung dieser Orte zu Regionen, wobei Objekten die räumlich stärkste Erinnerungspräsenz innewohne. Das liege an ihrer auratischen Aufladung, an der größeren Mobilität von Objekten gegenüber Orten sowie an der bei ihnen eindeutigeren Beziehung von Raum und Erinnerung. Deshalb würden Objekte die entscheidende Trägerrolle bei der „echtheitsbeglaubigenden“ Wirkung von Erinnerungsräumen übernehmen. Zudem beschäftigte sich Sabrow mit der Kategorie „Region“, betonte deren analytische Unschärfe und bezweifelte die Existenz regionaler Identitäten, weil sie nur schwer auratisch aufladbar sei. Die Diskussion drehte sich um die Möglichkeit der Definition und Eingrenzung von Regionen sowie deren analytischen Mehrwert für die Erforschung von Erinnerungskulturen. Auch die Beziehung von Raum, Erinnerung und Authentizität wurde aufgegriffen.

DIRK THOMASCHKE (Oldenburg) ging auf das Raumkonzept nordfriesischer Ortschroniken bei der Darstellung des Nationalsozialismus ein, wobei er den Blick besonders auf die Akteure richtete. Thomaschkes zentrale These lautete, dass die Chroniken das eigene Dorf räumlich strikt von der „Umwelt“ abgrenzten. Während das lokale Umfeld konkret eingrenzbar sei, eine vertraute Lebenswelt biete und einen Ort für Gemeinschaftsbildung darstelle, bleibe die „Umwelt“ diffus und werde als der Platz der Politik und der Ideologien imaginiert. Zwischen beiden Bereichen werde keine Verbindung hergestellt, das jeweilige Dorf stehe in der Darstellung der Chroniken passiv außerhalb der „großen Politik“. Als Beispiel dafür gab er an, dass den größten Platz in den Quellen bei der Beschreibung des Zweiten Weltkriegs das entkontextualisierte Gedenken an die eigenen Opfer ausmache. Der Krieg werde somit zu etwas katastrophenartigen, das von außen über das „sturmumtoste Dorf“ hereinbricht. In der Diskussion wurde die Bedeutung des Raums für die Darstellung des Kriegs in den Chroniken aufgegriffen. Auch auf die Akteursebene wurde eingegangen, wobei festgestellt wurde, dass sich im Untersuchungszeitraum zwischen 1980 und 2011 ein Generationenwechsel der Autoren nicht bemerkbar mache.

NINA HINRICHS (Paderborn) befasste sich mit der Kunst als Reflektionsmedium geschichtlicher Prozesse am Fallbeispiel der künstlerischen Repräsentation des Wattenmeers als Erinnerungs- und Projektionsraums. Dabei zeigte sie, dass verschiedene künstlerische, politische, ideologische und wirtschaftliche Vorstellungen auf das Wattenmeer und die Nordsee projiziert wurden und die Künstler sich jeweils durch ihre subjektive Landschaftsauffassung den Raum zu Eigen machten. So prägten sie auch das lokale und regionale Selbstbild mit.

ANDREAS WAGNER (Schwerin) untersuchte die Repräsentationen der Geschichte der innerdeutschen Grenze. Dabei betonte er die unterschiedliche Perspektive von Ost- und Westdeutschen sowohl vor als auch nach der Wiedervereinigung, die zur Etablierung zweier unterschiedlicher Gedenkkulturen führe. Der wichtigste Unterschied sei, dass der innerdeutsche Grenzraum für Ostdeutsche identitätsstiftend wirke. Wagner identifizierte fünf verschiedene Mediengruppen der erinnerungspolitischen Nutzung: Überreste, Erinnerungszeichen, Gedenksteine, museale Einrichtungen und das „grüne Band“. In der Diskussion wurde die Frage nach den Akteuren und Trägern des Gedenkens aufgeworfen, zudem wurde die Überlagerung der lokalen, regionalen, nationalen und europäischen Ebenen hervorgehoben.

Im Vortrag von MATHIAS MANKE (Schwerin) ging es um den Versuch der regionalen SED-Funktionäre, einen spezifisch auf Schwerin zugeschnittenen Gedächtnisraum für die örtliche Arbeiterbewegung zu schaffen. Manke zeichnete die Geschichte und Aktivitäten der dazu ins Leben gerufenen Kommission nach und zeigte, dass weder die kommunistische Arbeiterbewegung noch die Region Schwerin über genug Potenzial zur Schaffung eines regionalen Gedächtnisraums besaßen und die Kommission letztlich scheiterte. Anschließend wurde die Frage nach den Akteuren und Rezipienten der Propaganda diskutiert.

Nach einleitenden theoretisch-methodischen Überlegungen zu Erinnerung und regionaler Identität befasste sich THOMAS KÜSTER (Münster) mit verschiedenen regionalen Deutungen der Varusschlacht in den vergangenen zweihundert Jahren. Er betonte die Flexibilität des Gedenkens an dieses Ereignis sowie besonders die Suche nach Authentizität, die sich in dem Streit um den historischen Ort der Schlacht manifestiere. Dabei sei es den Akteuren um die Anbindung der Weltgeschichte an die eigene Region gegangen. Das Gedenken an die Varusschlacht habe sich von der Verehrung vermeintlicher Befreiungshelden hin zur historischen Aufwertung der eigenen Region entwickelt. Die Diskussion drehte sich darum, inwieweit Erinnerung heute wirtschaftlichen und marketingstrategischen Überlegungen unterworfen sei.

GÜNTER RIEDERER (Wolfsburg) thematisierte, wie die traditionslose, junge Stadt Wolfsburg nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte, sich eine kollektive Erinnerung zu geben. Seiner These nach hatte die Stadt lediglich ein kommunikatives, aber kein kulturelles Gedächtnis. Riederer ging besonders auf das Beispiel der Straßenbenennung ein. Dabei konnte eben nicht wie andernorts auf gewachsene Strukturen zurückgegriffen werden. Er skizzierte die Diskussionsprozesse, die Akteure sowie die geschichtspolitischen Implikationen der Umwidmungen. In der Diskussion ging es um die Frage, inwieweit sich der Prozess der Straßenbenennung in Wolfsburg von dem in anderen Städten unterscheidet.

In der dritten Sektion mit dem Titel: „Praktizierte Erinnerung. Geschichtsbilder und historisch-politische Bildung“ berichteten WIEBKE JOHANNSEN (Hamburg) und MARCUS MEYER (Bremen) aus der Praxis der Vermittlung von Geschichtsbildern. Johannsen ging in ihrem Vortrag auf den Erinnerungsort „Wikinger“, speziell in Haithabu ein. Sie machte deutlich, wie das Gedenken an die Wikinger sowohl im „Dritten Reich“ als auch heute noch von Nationalsozialisten und Rechtsradikalen missbraucht und ihrem Weltbild entsprechend umgedeutet wurde und wird. Sie wies besonders auf die Gender-Perspektive der Beschäftigung mit Wikingern hin, die sich beispielsweise bei historischem Re-Enactment manifestiere. Meyer berichtete von den praktischen Problemen beim Ausbau des Bunkers Valentin zu einer Gedenkstätte, wobei er die Kategorie „Raum“ betonte und die verschiedenen Ansätze zur geschichtspädagogischen Nutzung des Raums referierte. Kann und soll Unsichtbares im Raum wieder sichtbar gemacht werden?

In ihrem Tagungsresümee hob CLAUDIA FRÖHLICH (Hannover/Berlin) das Dreiecksverhältnis von Zeit, Raum und Ort hervor und betonte, dass diese analytisch in ein Gleichgewicht gebracht werden müssen, ohne eine dieser Dimensionen zulasten der anderen überzugewichten. Die Zeit sei ein unverzichtbares analytisches Instrument, Räume dagegen würden Macht abbilden und die Erforschung von Machtverhältnissen ermöglichen. Gerade im Verhältnis zwischen Geschichtspolitik, Raum und Ort gäbe es noch viele Forschungslücken, die geschlossen werden müssten. Diese Perspektive würde besonders die Akteure und Rezipienten der Geschichtspolitik sowie das Wechselverhältnis zwischen der lokalen, der regionalen, der nationalen und der transnationalen Ebene akzentuieren und so wichtige neue Erkenntnisgewinne ermöglichen.

Insgesamt bewies die Tagung, wie fruchtbar die Einbeziehung der räumlichen Dimension in die Erforschung von Erinnerungskulturen ist und welche neuen Erkenntnisse sie ermöglicht. So wurden wertvolle Beiträge zur Klärung der Begrifflichkeiten geliefert sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Vergleichbarkeit verschiedener Studien deutlich gemacht. Zugleich wurde deutlich, dass es gerade in der Theoriebildung noch immer Defizite gibt, besonders was die Begriffe „Region“ und „Identität“ angeht, die nach wie vor zu diffus bleiben. Auch die Verbindung der räumlichen Dimension von Erinnerungskulturen mit den Kategorien „Macht“ und „Authentizität“ ist noch nicht ausreichend untersucht. Der Hamburger Tagung ist es gelungen, nicht nur Forschungsdesiderate aufzuzeigen, sondern mit den Vorträgen und fruchtbaren Diskussionen zur Lösung der bestehenden Probleme beizutragen.

Konferenzübersicht:

Begrüßung durch Janina Fuge, Rainer Hering und Harald Schmid

Grußwort durch Kirsten Heinsohn

Sektion 1: Raum und Erinnerung. Theoretische Annäherungen

Harald Schmid (Hamburg/Kiel): Regionale Gedächtnisräume

Alina Bothe (Berlin): Raum, Stadt und Gedächtnis bei Walter Benjamin – die „Berliner Kindheit um 1900“

Dietmar von Reeken/Malte Thießen: Regionale oder lokale Geschichtskulturen? Reichweite und Grenzen von Erinnerungsräumen

Sektion 2: Fallstudien. Lokale und regionale Erinnerungskulturen in Norddeutschland

Knud Andresen (Hamburg): Historische Erzählungen über Altona als Elemente von Stadtteilidentität und lokaler Geschichtspolitik

Tobias Arand (Ludwigsburg)/Christian Bunnenberg (Duisburg-Essen): „Ohne Düppel kein Königgrätz, ohne Königgrätz kein Sedan, ohne Sedan kein Deutsches Kaiserreich!“ Der binationale Erinnerungsort Düppel/Dybbøl und seine Entwicklung in der deutschen und dänischen Geschichtskultur von 1864 bis zur Gegenwart

Abendvortrag: Martin Sabrow (Potsdam): Der Raum der Erinnerung

Dirk Thomaschke (Oldenburg): Die „tägliche Existenzsicherung“ in der „großen Weltpolitik“. Das Raumkonzept nordfriesischer Ortschroniken bei der Darstellung des Nationalsozialismus

Nina Hinrichs (Paderborn): Analyse historischer Sehweisen auf das Weltnaturerbe Wattenmeer und die Nordsee in der Kunst

Andreas Wagner (Schwerin): Die Repräsentation der Geschichte der innerdeutschen Grenze entlang der Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Fragmentierte Erinnerungspraktiken entlang einer Trennlinie zwischen zwei Erinnerungskulturen

Matthias Manke (Schwerin): Erinnerungsort im Gedächtnisraum? Die Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung im Raum Schwerin und die Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung des DDR-Bezirks Schwerin

Thomas Küster (Münster): Erinnerung oder Identität? Deutungen der Varusschlacht in der Region Südniedersachsen-Westfalen-Lippe

Günter Riederer (Wolfsburg): Kollektive Erinnerung in einer Stadt ohne Tradition – das Beispiel Wolfsburg

Sektion 3: Praktizierte Erinnerung. Geschichtsbilder und historisch-politische Bildung

Wiebke Johannsen (Hamburg): Wikinger! Vom Kampf um die deutsche Vorgeschichte zum Wochenendausflug für die ganze Familie

Marcus Meyer (Bremen): Forensische Pädagogik. Die Konzeption des „Denkortes“ Bunker Valentin in Bremen

Tagungsresümee

Claudia Fröhlich (Hannover/Berlin): Zur Bedeutung der analytischen Kategorie „Raum“ für die geschichtspolitische und erinnerungskulturelle Forschung – eine Tagungsbeobachtung


Redaktion
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Klassifikation
Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
Sprache des Berichts