Stress in der Leistungsgesellschaft. Flexible Systeme zwischen Erholung und Kollaps

Stress in der Leistungsgesellschaft. Flexible Systeme zwischen Erholung und Kollaps

Organisatoren
Lea Haller, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich; Sabine Höhler, KTH Royal Institute of Technology Stockholm; Heiko Stoff, Technische Universität Braunschweig
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
08.03.2012 - 10.03.2012
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Von
Ulrich Koch, Professur für Philosophie, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

„Stress“ als latente Bedrohung eines „inneren Gleichgewichts“, als Herausforderung und Bewährungsprobe für die Bewältigungs- und Adaptationsfähigkeiten von Menschen, Banken und Kernreaktoren ist nicht nur medial allgegenwärtig. Seit den ausgehenden 1970er-Jahren häufen sich die Klagen über zunehmenden Alltagsstress. Angesichts der beispiellosen Karriere des Stresskonzepts – die in den Material- und Ingenieurwissenschaften ihren Ausgang nahm, erst in der Physiologie und bald darauf in klinischen sowie sozialwissenschaftlichen Disziplinen eine Fortsetzung fand – fragte eine vom 8. bis zum 10. März 2012 in Zürich durchgeführte Tagung nach dessen Genese und Reichweite: Wie kam es zur Verbreitung des Stressbegriffs? Und inwiefern widerspiegelt die abhebende Begriffskonjunktur im ausgehenden 20. Jahrhundert gesellschaftliche Transformationsprozesse, wie denjenigen hin zu einer Dienstleistungsökonomie, die von den Wirtschaftssubjekten „Flexibilität“ und „permanente Anpassung“ fordert?

Der Titel der von Lea Haller (Zürich), Sabine Höhler (Stockholm) und Heiko Stoff (Braunschweig) initiierten Tagung, „Stress in der Leistungsgesellschaft. Flexible Systeme zwischen Erholung und Kollaps“, brachte letztere Fragestellung prägnant zum Ausdruck. Er gab die zeithistorische Problemorientierung zu erkennen, der sich die Referentinnen und Referenten zu verpflichten hatten. Vor allem der klar hervortretende thematische Fokus der Tagung dürfte dazu beigetragen haben, dass sich zwischen den Referaten immer wieder Anknüpfungspunkte ergaben und sich die Plenumsdiskussionen im Laufe des zweieinhalbtägigen Anlasses inhaltlich verdichteten. Dadurch wurden thematische Fluchtpunkte erkennbar, die für die historische bzw. kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung fruchtbar sein dürften. Das in den Einzelbeiträgen präsentierte historische Fallmaterial trug schließlich viel zur produktiven Konkretisierung der von den Initiatoren aufgeworfenen Fragen bei.

Im Eingangsreferat zeichnete PATRICK KURY (Bern) die Konjunkturen des Stresskonzepts seit den 1930er-Jahren nach. So fand der Stressbegriff zunächst während der Weltkriege in militärmedizinischen Kreisen Verwendung. In diesem Kontext geschah der Verweis auf den Stress jedoch meist ohne ihn in den entsprechenden endokrinologischen bzw. physiologischen Ansätzen Hans Selyes und Walter B. Cannons konzeptuell zu verankern. – Selye und Cannon gelten gemeinhin als die Begründer der medizinischen Stressforschung. „Stress“ als vage Kennzeichnung einer chronischen äußeren Belastung trat somit erstmals in medizinischen Diskursen in Erscheinung. Kury schlug vor, in methodischer Hinsicht zwischen solchen „Belastungsdiskursen“, dem endokrinologischen Stresskonzept und dem Stress als „kulturellem Code“ zu unterscheiden. Während den 1950er- und 1960er-Jahren lasse sich nur eine zögerliche Rezeption des Stresskonzepts beobachten. In der deutschsprachigen Medizin kam es gewissermaßen zu einer Fortsetzung des Belastungsdiskurses mit anderen Mitteln: Die als Herz-Kreislauf-Erkrankung beschriebene „Managerkrankheit“ stand im Fokus des medizinischen sowie des öffentlichen Interesses; erst im Laufe der 1970er-Jahre wurde sie vom allgemeinen Anpassungssyndrom verdrängt. Zum Durchbruch des Stresskonzepts wesentlich beigetragen habe dessen Verwendung in der psychologischen Ratgeberliteratur seit den 1980er-Jahren. Mit der zunehmenden Rede vom Stress, so Kury, ging eine „Entgesellschaftung gesellschaftlicher Probleme“ einher. Das Konzept konnte als „Relais“ dienen zwischen gesellschaftlichem Wandel und individueller Anpassung. Als Selbstbeschreibung gestresster Individuen erfülle der Stressbegriff zugleich eine diskursive Doppelfunktion: Einerseits leidet das gestresste Individuum an „äußeren“ Umständen und bedarf einer Schonfrist, andererseits gibt es, als ein an Stress leidendes, seine Leistungsbereitschaft zu erkennen.

HANS-GEORG HOFER (Bonn) schloss in seinem Beitrag zeitlich an das Referat von Kury an. Im Mittelpunkt seiner Erörterungen stand die Etablierung des Stresskonzepts während der 1970er-Jahre in der deutschen Sozialmedizin. Stress bot sich als Rahmenkonzept an, so Hofer, um die sozialen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche epidemiologische Untersuchungen zu Tage gefördert hatten, konzeptuell zu bündeln. In den 1970er-Jahren wurden gesellschaftliche Bedrohungsszenarien wie Massenarbeitslosigkeit und Überbevölkerung zu entscheidenden Stimuli für die Stressforschung. Gerade dessen konzeptuelle Offenheit habe das Stresskonzept als ätiologisches Modell für eine medizinische Forschung attraktiv gemacht, deren Erklärungen sich nicht mehr auf laborwissenschaftlich untersuchte pathophysiologische Abläufe beriefen, sondern sich an statistischen Daten und stochastischen Zusammenhängen orientierten.

Im letzten Referat des Auftaktpanels, das der Genealogie des Stresskonzepts gewidmet war, befasste sich MARK JACKSON (Exeter) sowohl mit wissenschaftlichen als auch mit popularisierten Vorstellungen von Stress. Die von ihm eingenommene Perspektive der longue durée zielte darauf ab, eine Kontinuität in der Auseinandersetzung mit gesundheitsschädigenden „Belastungen“ und Lebensweisen seit dem 19. Jahrhundert aufzuzeigen: Im Neurasthenie-Konzept des 19. wie auch im Stresskonzept des 20. Jahrhunderts komme die in der Moderne um sich greifende Sorge um eine prekär gewordene gesellschaftliche Stabilität zum Ausdruck, so Jackson. Die Stressforschung lasse sich somit als eine „science of stability“ verstehen. Am Beispiel von Alvin Tofflers Buch „Future Shock“ (1970)1 zeigte Jackson, wie unter Bezugnahme auf physiologische, psychologische sowie kommunikationstheoretische Ansätze das Szenario einer schockhaft erfahrenen, sich innerhalb zu kurzer Zeit zu schnell entwickelnden Gesellschaft heraufbeschworen wurde. Der „Zukunfts-Schock“ verweise somit in Tofflers Weltbild auf eine „krankmachende Sozialstruktur“.

Ausgehend von der Thematisierung des Herzinfarkts als einem stressinduzierten Leiden in literarischen Texten (Gerold Späth, Kurt Guggenheim, Rolf Dieter Brinkmann) behandelte ROBERT SUTER (Konstanz) dessen kultursemiotische bzw. anthropologische Dimension. Die im Medium der Literatur erfolgte Auseinandersetzung mit den von der Medizin beschriebenen Risikofaktoren habe zur Konstitution eines hypochondrischen Selbst beigetragen, eines stets gefährdeten Subjekts, das eine krankmachende, weil stressinduzierende Form von Risikovermeidung betreibe. Reflexivität tritt in der literarischen Auseinandersetzung als Quelle von Stress hervor, als gesundheitsschädigender „autoinduktiver“ Vorgang. Die Literatur reflektiere, so Suter resümierend, „die Kosten sozialer und medialer Selbstreflexivität“ im Rahmen der Anpassung an eine im Wandel begriffene Umwelt.

ANNE SCHREIBER (Berlin) diskutierte in ihrem Referat das Stress- bzw. Emotionskonzept Walter B. Cannons. Sie wies insbesondere darauf hin, dass im Zuge der Experimentalisierung der Emotionsforschung während der Weltkriege Modelle der Regulierung und Steuerung von reflexartigen Emotionen an Plausibilität gewannen.

TORSTEN HEINEMANN (Frankfurt am Main) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem aktuellen Thema „Burnout“ unter historischen sowie soziologischen Gesichtspunkten. Von ihm skizziert wurde die ursprüngliche Konzeptualisierung eines arbeitsbezogenen Belastungs-Syndroms durch den amerikanischen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger sowie die inhaltlichen Verschiebungen und Ausweitungen, die das Burnoutkonzept seit den 1980er-Jahren auszeichnen. Während Freudenberger in seiner ursprünglichen Arbeit von 1974 über „Staff Burn-Out“ unter engagierten Freiwilligenarbeitenden noch einen deskriptiven Ansatz verfolgt habe, lasse sich in den Folgejahren eine zunehmende positive „emotionale und normative Besetzung“ des Begriffs beobachten, so Heinemann. Burnout wurde zur Krankheit von sogenannten „Leistungsträgern“. Zugleich wurde die Gruppe der potentiell von einem Burnout Betroffenen ausgeweitet: Neben Angestellten in klinischen und sozialen Arbeitsfeldern gelten heute Beschäftigte in allen Berufsgruppen als gefährdet. Diese Veränderungen gingen gemäß Heinemann mit der Individualisierung des Leidens bzw. einer Verantwortungsverschiebung einher: Aus einem Leiden an belastenden Arbeitsbedingungen wurde eine „Diagnose mit Selbstoptimierungsauftrag“.

BRIGITTA BERNET (Zürich) ging in ihrem Referat der Beachtung nach, welche stressbedingten psychischen Leiden, allen voran der Depression, in Zeitkommentaren zum seelischen Zustand des postmodernen Subjekts zuteilwird. Anhand dreier kritischer Beiträge („Die Müdigkeitsgesellschaft“ von Byung-Chul Han, Ines Geipels „Seelenriss“ und Alain Ehrenbergs „Das Unbehagen in der Gesellschaft“)2 wies Bernet auf das in der außer-klinischen Literatur verhandelte Motiv der krankmachenden Gesellschaft hin. Diesen philosophischen, literarischen und soziologischen Versuchen, psychiatrische Störungsbilder der klinischen Deutungshoheit zu entziehen, gelinge es jedoch in der Regel nicht, so Bernet, den postulierten Zusammenhang zwischen Psyche und Gesellschaft selbst analytisch in den Blick zu bekommen. Einzig Ehrenberg historisiere und kontextualisiere die Rede von den krankmachenden Lebensbedingungen des Neoliberalismus und frage nach den Dilemmata und Konflikten, die in einem das Soziale pathologisierenden Diskurs zum Ausdruck kommen.

HEIKO STOFF (Braunschweig) lenkte mit seinem Beitrag die Aufmerksamkeit auf die Figur des sich von den Anforderungen der Leistungsgesellschaft distanzierenden „Aussteigers“, der in der BRD in den 1960er-Jahren für kurze Zeit als „Gammler“ medial in Erscheinung trat. Der bewusste Bruch mit gesellschaftlichen Konventionen, wie er von den US-amerikanischen Beatniks vorgelebt wurde, habe im Laufe des 20. Jahrhunderts, so Stoff, zur Verbreitung und Etablierung einer neuen „Glückstechnik“ geführt: dem „Nicht-Anpassen“. Unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen setzten sich idiosynkratische Lebensweisen als Anpassungsformen an neue, flexibilisierte Leistungsansprüche durch: In den 1970er-Jahren wurde das produktive Nichtstun, in Form von gleitenden Arbeitszeiten, Fitness, Freizeitbewusstsein und Wellness, entdeckt und nur wenige Jahre später zum gesellschaftlichen Mainstream.

Eingehender mit der Geschichte der Wellness-Bewegung befasste sich PHILIPP HAUß (Wien) in seinem Referat. In den Blick genommen wurde die für die Konstituierung der Bewegung wichtige Episode der Gründung einer Wellness-Klinik im kalifornischen Mill Valley durch den Mediziner John Travis; ab 1975 wurden dort unter Aufsicht von Medizinern und Psychologen Techniken wie Floating, Bio-Feedback, Yoga, Aerobic und Tischgebete zur Steigerung von Gesundheit und Wohlbefinden eingesetzt. Die Frühgeschichte der Wellness-Bewegung lasse sich auch, so Hauß treffend, als Geschichte der Datenverarbeitung lesen: Durch die Anwendung avancierter, an der Physis ansetzender Techniken und Verfahren wurde der Körper als Informationsverarbeitungsmaschine konzipiert und imaginiert.

Die Soziologin ALEXANDRA RAU (Frankfurt am Main) thematisierte den durchschlagenden Erfolg des Stresskonzepts im Hinblick auf die Etablierung einer Form der Machtausübung, die sie in Anlehnung an Michel Foucault als „Psychopolitik“ verstanden wissen mochte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts sei es zur Ablösung der Psychotechnik, die auf die Disziplinierung eines als statisch begriffenen Menschen ausgerichtet gewesen sei, durch die Psychopolitik gekommen, welche größere Flexibilität zulasse. Innerhalb letzteren Machttyps lasse sich, so Rau, die Verzahnung einer „therapeutischen“ mit einer „ökonomischen Selbstsorge“ beobachten, deren entpolitisierenden Effekte in einer fortwährenden Selbstoptimierungsarbeit sichtbar würden.

Aus technikhistorischer Perspektive befasste sich LEA HALLER (Zürich) mit der Rezeption des Stresskonzepts in der militärischen Flugmedizin während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Während der Topos des durch den technischen Fortschritt gleichsam an seine „natürlichen“ Grenzen getriebenen Menschen eine Konstante der Moderne und somit auch der Luftfahrt bilde, wurde das Mensch-Flugmaschine-Verhältnis in den 1940er-Jahren unter Rückgriff auf Selyes bio-chemisches Stressmodell neu verhandelt. Es ergab sich, so Haller, eine produktive Konvergenz zwischen dem Belastungsdiskurs der Flugmedizin und dem zuvor nur tierexperimentell untersuchten Anpassungssyndrom: Zum einen wurde Stress zu einem Untersuchungsgegenstand außerhalb des Labors; und zum anderen eröffnete sich mit dem Stresskonzept eine dynamische Sichtweise auf die unmittelbaren, kurz- oder langfristigen Folgen anhaltender Belastungen auf den Menschen. Anfang der 1940er-Jahre wurde, so Haller weiter, mit den Arbeiten Selyes sowie Hudson Hoaglands diese dynamisierte Anpassungsgeschichte zugleich ins „Innere“ des Organismus verlegt: Mit dem allgemeinen Anpassungssyndrom standen die Entstehung und der schädliche Verlauf von endokrinologisch beschriebenen Stressreaktionen im Fokus der Forschung.

Mit der Geschichte des Mensch-Maschine-Verhältnisses und dessen Optimierung setzte sich auch SUSANNE BAUER (Frankfurt am Main) in ihrem Beitrag auseinander. Sie skizzierte die russisch-sowjetische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Extrembedingungen auf den Menschen, wie sie während den 1970er-Jahren in der Arbeitsphysiologie, der Luft-und-Raumfahrt- sowie geographischen Medizin stattfand. „Sowjetische ‚Cyborgs‘“, argumentierte Bauer, dienten dabei als „Entwürfe der Anpassung an industrielle und klimatische Extreme“.

Im letzten Tagungsbeitrag befasste sich SABINE HÖHLER (Stockholm) mit der Geschichte der Ökosystemtheorie. Der Fokus ihrer Auseinandersetzung lag nicht auf der Verwendung des Stressbegriffs im Kontext der Ökologie. Mit ihrem Beitrag strich Höhler vielmehr die Bedeutung des sich komplementär zum Stress- verhaltenden Resilienz-Konzepts heraus. Wie sie ausführte, beschäftigten sich Systemökologen wie René Dubois seit den 1970er-Jahren mit den Regenerationsfähigkeiten von Ökosystemen. Mit der Betonung systemischer Resilienz verlor die Idee eines vorgegebenen Gleichgewichtszustands an Plausibilität. Anstelle der Leitidee eines anzustrebenden „steady state“ traten die Vorstellungen „multistabiler Systeme“ und eines lernfähigen Ökosystems, in dem Ungleichgewichte nicht Ausnahmen, sondern Schwellenereignisse innerhalb einer unvorhersehbaren, indeterminierten ökologischen Entwicklung darstellen.

Der letzte Beitrag verwies nochmals mit aller Deutlichkeit auf eine, bereits in einigen der vorangegangenen Referate berührte Problemstellung, nämlich auf die weitreichende Frage, wie die am Fließgleichgewicht bzw. multistabilen Systemen orientierte dynamische Anpassung, im Gegensatz zur am homöostatischen Modell orientierten statischen Anpassung, zu denken sei. Mit dieser verbunden ist auch die im Verlauf der Tagung wiederholt behandelte Frage nach den Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der wissenschaftlichen und außer-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Stress. Wann und unter welchen Bedingungen fand der Wechsel vom statischen zum dynamischen Paradigma statt? Ist er schon vollzogen? Kommt das dynamisierte Anpassungsverständnis – in jeweils allen Wissensbereichen, in denen es sich beobachten lässt – ohne eine normalisierende Ziel- oder Richtungsvorgabe aus? Lässt sich angesichts der in unterschiedlichen Wissensbereichen artikulierten Konzeptionen dynamischer Anpassung überhaupt noch von einem allgemeinen Anpassungsbegriff reden? – Dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Tagung mit diesen präzisierenden und weiterführenden Fragen zurückgelassen wurden, spricht nicht gegen, sondern für die Qualität der Einzelbeiträge sowie der gesamten Tagung.

Konferenzübersicht:

Begrüßung und Einführung durch Lea Haller und Heiko Stoff

Panel 1: Stress: Genealogie eines modernen Konzepts

Patrick Kury (Bern): Vom Anpassungssyndrom zu den Techniken des Stressmanagements. Überlegungen zu einer Geschichte des Stresses

Hans-Georg Hofer (Bonn): „Eine Provokation für Gesellschaft und Medizin“: Westdeutsche Stressforschung in den 1970er-Jahren

Mark Jackson (Exeter): Future Shock. Alvin Toffler and the Stress of Modernity

Panel 2: Normale Katastrophen: Amplituden der Belastung

Robert Suter (Konstanz): „Herz im Stress“. Herzinfarkte in der deutschsprachigen Literatur

Anne Schreiber (Berlin): Stress und Emotionen. Überlegungen zu einer Geschichte der Gefühle

Torsten Heinemann (Frankfurt am Main): Burnout im historischen Wandel. Von arbeitsbezogenem Stress zu einer Diagnose mit Selbstoptimierungsauftrag

Brigitta Bernet (Zürich): „High-Tech-Stress“. Psychopathologische Zeitkommentare zur Leistungsgesellschaft

Panel 3: Elastisches Gleichgewicht: Dynamische Anpassung und Psychopolitik

Heiko Stoff (Braunschweig): Vom Gammeln bis zur Wellness. Leistungsgesellschaft und Stressbewältigung seit den 1960er-Jahren

Philipp Hauß (Wien): „Das Paradies liegt unter 13 Hertz“. Wellness – von der Ermüdung zur Information

Alexandra Rau (Frankfurt am Main): Stress im Zeichen der Psychopolitik

Panel 4: Flexible Systeme: Rechnen mit der Umwelt
Lea Haller (Zürich): Stress im Cockpit. Technologischer Wandel und die Grenzen physischer Anpassung

Susanne Bauer (Frankfurt am Main): Im Stress der Modernisierung. Sowjetische „Cyborgs“ als Entwürfe der Anpassung an industrielle und klimatische Extreme

Sabine Höhler (Stockholm): Stress und Resilienz der Ökosysteme. Konzepte einer Dienstleistungsökologie seit den 1970er-Jahren

Abschlussdiskussion

Anmerkungen:
1 Alvin Toffler, Future Shock, New York 1970.
2 Byung-Chul Han, Müdigkeitsgesellschaft, Berlin 2010; Ines Geipel, Seelenriss. Depression und Leistungsdruck, Stuttgart 2010; Alain Ehrenbergs, Das Unbehagen in der Gesellschaft, Berlin 2011.