Kulturlandschaft: Wahrnehmung - Inventarisation - Regionale Beispiele

Kulturlandschaft: Wahrnehmung - Inventarisation - Regionale Beispiele

Organisatoren
Arbeitsgruppe "Angewandte Historische Geographie" im Arbeitskreis für genetische Siedlungsforschung in Mitteleuropa; Institut für die Didaktik der Geographie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M.; Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Archäologie und Paläontologie, Wiesbaden
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.03.2004 - 20.03.2004
Url der Konferenzwebsite
Von
Udo Recker, Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden

Über 200 Vertreter aus Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung, Politik und Wirtschaft sowie von Natur- und Umweltschutzverbänden trafen sich im März 2004 in Frankfurt a.M., um vor dem Hintergrund umfassender Neuregelungen auf nationaler und europäischer Gesetzgebungsebene den bisherigen und zukünftigen Umgang mit historischen Kulturlandschaften zu diskutieren. Angesichts des ungebremsten Flächenverbrauchs und dem damit einhergehenden Verlust an historisch gewachsenen Kulturlandschaften war die Frankfurter Tagung für Deutschland und speziell für Hessen von großer Bedeutung. Die Situation in Hessen war und ist leider keinesfalls vergleichbar mit der in anderen Bundesländern. Während beispielsweise die nordrhein-westfälischen Bemühungen um ein digitales Kulturlandschaftskataster (KULADIG/KULANDIS) bereits in die Realisierungsphase übergehen, hat der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main gerade erst mit der Erstellung eines ersten entsprechenden Katasters innerhalb seines Zuständigkeitsbereichs begonnen. Hinzu kommen aktuelle Diskussionen um die Neugestaltung der UVP-Gesetzgebung, der Umgang mit der Kulturlandschaft des Mittelrheintals im Sinne der UNESCO-Konvention zum Weltkulturerbe und der Umsetzung des Managementplans zum bundesländerübergreifenden Weltkulturerbeantrag Limes.

Angesichts der Bedeutung des Themas und des dringenden Bedarfs an raumübergreifender Koordination vielfältigster Einzelmaßnahmen haben sich das Institut für die Didaktik der Geographie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M., das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Archäologie und Paläontologie, Wiesbaden, sowie die Arbeitsgruppe "Angewandte Historische Geographie" im Arbeitskreis für genetische Siedlungsforschung in Mitteleuropa mit Sitz am Geographischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn entschlossen, im Rahmen einer gemeinsamen Tagung, die Themenfelder "Inventarisation und Kulturlandschaftskataster" sowie "Wahrnehmung und regionale Identität" auf allgemeiner Basis und am Beispiel konkret konzeptionell übertragbarer Projekte zusammenzuführen. Als weitere Kooperationspartner für die Tagung konnten die Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen (KAL) mit Sitz am Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg, das Archäologische Spessart-Projekt, Aschaffenburg, und der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main, Frankfurt a.M. gewonnen werden.
Als Medienpartner begleitete der Hessische Rundfunk die Veranstaltung.

Die in drei Sektionen und eine abschließende Exkursion gegliederte Tagung wandte sich daher sowohl an ein internationales wissenschaftliches Publikum als auch an regionale und lokale Entscheidungsträger, die als Multiplikatoren für das Anliegen der Veranstalter dringend benötigt werden. Als Referenten/-innen konnte eine Reihe der führenden Vertreter/-innen verschiedener Fachrichtungen gewonnen werden, die sich schwerpunktartig den vielfältigen Facetten des Themas Kulturlandschaft näherten.

Themenschwerpunkt "Wahrnehmung"

Zu Beginn der Tagung führte Winfried Schenk (Geographisches Institut, Universität Bonn) in die aktuellen Schwerpunkte der Kulturlandschaftsforschung ein und schuf damit einen Rahmen für die gesamte Veranstaltung. Er wies auf die Schwierigkeiten des Begriffs der Landschaft hin, forderte eine konsequente Bestandserhebung sowie einen besonnenen Umgang mit der Kulturlandschaft und ihren Elementen. Damit legte er die Grundlage für eine z.T. kontrovers geführte aber sehr fruchtbare Diskussion im weiteren Verlauf der Tagung.

Den Themenblock "Wahrnehmung" eröffnete Jürgen Hasse (Institut für Didaktik der Geographie, Universität Frankfurt a.M.). Er führte in das Begriffspaar "Kulturlandschaft - Landschaftskultur" ein und verwies darauf, daß heutige Landschaften stets menschliche Hervorbringungen seien und es sich somit immer um Kulturlandschaften handele. Die sie "möblierenden" Dinge bildeten ihre reale/materielle Seite. Ihre Wirklichkeit hänge am Erleben landschaftlicher Ganzheiten. Der reale, dinglich erfüllte Raum erscheine daher situativ wechselhaft und symbolisch verschlüsselt - je nach persönlicher Stimmung und gesellschaftlichem Ort. Dies nahm Michael Großheim (Institut für Philosophie, Universität Rostock) auf, der sich zur Phänomenologie der Wahrnehmung jenseits von Projektionismus und Konstellationismus äußerte. Zum Abschluß dieses ersten Blocks setzte sich Klaus-Dieter Kleefeld (Geographisches Institut , Universität Bonn) seinerseits mit der Komplexität des Begriffs der Kulturlandschaft auseinander. An einer Reihe von Beispielen hinterfragte er kritisch die Wahrnehmung und Reflexion von Forschungsansätzen zur Analyse und Erfassung von Kulturlandschaften außerhalb des Wissenschaftsbetriebs.

Die multidimensionale Erfahrbarkeit von Kulturlandschaften unterstrichen im folgenden Werner Nohl (Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und -planung, Technische Universität München), Justin Winkler (Geographisches Institut, Universität Basel) und Werner Bischoff (Institut für Didaktik der Geographie, Universität Frankfurt a.M.). Zunächst nahm Nohl Aspekte des ersten Vortragsblocks auf und referierte über die Umweltverträglichkeit von Windkraftanlagen. Ihm gelang es, aufzuzeigen, daß es sich dabei nicht allein um eine Frage technischer Umweltnormen handelt. Winkler näherte sich dem Phänomen der Klanglandschaften. Er unterstrich die Bedeutung flüchtiger Archive - wie beispielsweise den Geräuschen in einer Landschaft - bei der Erfahrbarkeit von Kulturlandschaften und zeigte mögliche Wege der Erfassung und Interpretation derartiger Raumzeitphänomene auf. Unter dem Titel "Wenn Landschaften `näher´rücken - Von den Merkwürdigkeiten des urbanen Geruchraumes" befaßte sich Bischoff schließlich mit dem Geruchsempfinden des Menschen im Hinblick auf das Erleben einer städtischen Kulturlandschaft.

Barbara Happe (Universität Jena) lenkte den Blick auf eine besondere Form der Kulturlandschaft, in dem sie Einblicke in die Entwicklung der Friedhöfe im Wandel der Zeiten ermöglichte. Abschließend erläuterte Jürgen Knauss (Agrar- und Freilichtmuseum Schloss Blankenhain in Sachsen) am Beispiel des Agrar- und Freilichtmuseum Schloß Blankenhain Vermittlungsmöglichkeiten historischer Kulturlandschaften und ihrer Elemente im Ecomuseum Zwickauer Land.

Als wesentlichstes Ergebnis des ersten Tagungstages kristallisierte sich die Bedeutung des Wahrnehmungsaspekts bei der Beurteilung und Erfahrbarkeit von Kulturlandschaften durch den darin lebenden Menschen heraus. Gleichzeitig wurden die Schwierigkeiten diskutiert, die mit der Erfassung und Bewertung solcher raumzeitlichen Phänome einhergehen, da gerade in der fachbehördlichen Arbeit die Notwendigkeit besteht, Verfahren objektivierter Dokumentation anzuwenden. Im Grenzbereich zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften auf der einen Seite und angewandter Informatik auf der anderen Seite ergeben sich des weiteren Fragen zum gesellschaftlichen Umgang mit Kulturlandschaften: Sind wahrgenommene Kulturlandschaften andere als die mit Hilfe neuer Technologien inventarisierten? Inwiefern können computergestützte Methoden der Kartierung auf das Landschaft konstituierende Erleben konstruktiv Rücksicht nehmen?

Themenschwerpunkt "Inventarisation"

Der zweite Tagungstag beschäftigte sich mit verschiedenen deutschen und europäischen Ansätzen zur Inventarisation von Kulturlandschaften. Wenn vorstehend bereits auf die Notwendigkeit objektivierbarer Dokumentationsmethoden hingewiesen wurde, so kam in diesem Zusammenhang vor allem die Möglichkeit zur Sprache, mit Hilfe Geographischer Informationssysteme (GIS) Kulturlandschaften in ihrem Bestand zu archivieren.

Die Bemühungen um die Erstellung von Kulturlandschaftskatastern ist in den deutschen Bundesländern auf einem sehr unterschiedlichen Stand. Bereits am Beginn der Realisierungsphase steht das von den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe für Nordrhein-Westfalen entwickelte digitale Kulturlandschaftskataster KULADIG (Rheinland) bzw. KULANDIS (Westfalen-Lippe). Während Karl-Heinz Buchholz (Umweltamt, Landschaftsverband Rheinland, Köln) die Konzeption und den Aufbau des digitalen Katasters erläuterte, gingen Claus Weber (Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege, Bonn) und Elke Janssen-Schnabel (Rheinisches Amt für Denkmalpflege Pulheim) auf die speziellen Belange der archäologischen Denkmalpflege wie der Bau- und Kunstdenkmalpflege innerhalb des Kulturlandschaftskatasters ein.
Im Gegensatz dazu stehen entsprechende Bemühungen im Bundesland Hessen erst am Anfang. Während Christian Wiegand (KuG - Büro Kulturlandschaft und Geschichte) und Petra Kopp (Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main) die Erfassung kulturhistorischer Landschaftselemente für den Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und deren Inventarisierung in einem GIS vorstellten, beschäftigte sich Egon Schallmayer (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege) mit den Regionalparkrouten im Rhein-Main-Gebiet. Udo Recker (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege) äußerte sich zu den rechtlichen Grundlagen für eine Inventarisation der historischen Kulturlandschaft und schloß mit der programmatischen Forderung: Hessen braucht ein Kulturlandschaftskataster.
In einem dritten Block ging es zunächst um die Frage, inwieweit und in welcher Form der Einsatz von Geographischen Informationssystemen (GIS) bei der Erfassung von Kulturlandschaften den Diskurs über ein zukunftsweisendes Kulturlandschaftsmanagement bereichern kann.
Jürgen Jung (Forschungsinstitut Senckenberg, Forschungsstation für Mittelgebirge, Biebergemünd - Bieber) und Gerrit Himmelsbach (Archäologisches Spessart-Projekt, Aschaffenburg) berichteten über die im Archäologischen Spessart-Projekt gesammelten Erfahrungen und Anwendungsmöglichkeiten der erhobenen Daten, während Per Grau Møller (University of Southern Denmark, Cartographical Documentationscentre, Odense) auf die Methodenentwicklung und Internetpräsentation des digitalen Kulturlandschaftsatlasses in Dänemark einging. Abschließend kehrte Rolf Plöger (Geographisches Institut, Universität Bonn) mit seinen grundsätzlichen Ausführungen zur Methodik und der notwendigen Softwareanpassung einschließlich des Codiervorgangs beim Aufbau des digitalen Kulturlandschaftskatasters KULADIG inhaltlich zum Beginn des zweiten Tagungstages zurück.

Das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS) gehört zu den umfassendsten und engagiertesten Vorhaben zur Erfassung von Kulturlandschaftselementen in Europa. Zum Abschluß des über 20 Jahre andauernden Projekts gaben Klaus Aerni (Geographisches Institut, Universität Bern), Heinz E. Herzig (Historisches Institut, Universität Bern) und Cornel Doswald (Viastoria, Büro Ostschweiz) einen Überblick über die Ergebnisse der Forschungsarbeiten. Aerni ging v.a. auf das IVS als Instrument der Landschaftspflege ein und erläuterte darüber hinaus exemplarisch die Entwicklung des Wegenetzes in den Vispertälern im Wallis. Herzig thematisierte das Problem der Ansprache von Römerstraßen im Jura und Doswald beschäftigte sich mit der Ansprache von Wegen, Fahrstrassen und Brücken im Schweizer Mittelland.

Themenschwerpunkt "Regionale Beispiele"

Der dritte Tagungstag war regionalen Beispielen vorbehalten, die anhand verschiedener Vorhaben Perspektiven und Grenzen im Bereich der modernen Kulturlandschaftsforschung aufzeigen konnten. Vor allem die Auseinandersetzung mit den technischen Möglichkeiten aber auch systembedingten Beschränkungen beim Einsatz von Geographischen Informationssystemen (GIS) nahm breiten Raum ein. Offenkundig wurde der z.T. vorhandene Gegensatz zwischen Qualität und Quantität, aber vorwiegend auch die immer wieder nur schwer miteinander zu vereinbarenden geisteswissenschaftlichen Ansprüche einerseits und deren eingeschränkte Umsetzungsmöglichkeiten aufgrund von System- und Softwarebeschränkungen andererseits. Einige Referenten unterstrichen zudem, daß es nicht nur um eine fundierte und umfassende Dokumentation "landschaftlicher Inhaltsstoffe" gehen kann, sondern diese qualitativ durch die Hinzunahme einer neuen inhaltlichen Diskursebene ergänzt werden müssen. Damit wurde am regionalen Beispiel wie auch in der theoretischen Auseinandersetzung die grundsätzliche Frage aufgeworfen, wie in der heutigen Zeit über Kulturlandschaften gesprochen werden kann und soll.

Sabine Schade-Lindig (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege) verdeutlichte auf eindrucksvolle Weise am Beispiel des Kleinraums Idsteiner Senke in Hessen, die Erkenntnismöglichkeiten, die moderne Prospektionsmethoden der archäologischen Denkmalpflege bieten. Mittels dieser rekonstruierte sie eine heute unsichtbare, vor Jahrtausenden gewachsene Kulturlandschaft. Stephan Bender (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege) befaßte sich mit dem römischen Limes auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe. Neben der Erfassung des Bodendenkmals zeigte er v.a. Perspektiven aber auch Gefahren beim künftigen Umgang mit diesem größten Bodendenkmal Europas auf. Christoph Morrissey (Büro Südwest. Archäologie, Landeskunde, Geschichte, Kulturlandschaft, Tübingen) stellte den beiden hessischen Beispielen den Forschungsstand zum Thema Kulturlandschaften in Baden-Württemberg gegenüber.

Oliver Bender (Institute for Urban and Regional Research, Wien) wählte bei seinen Ausführungen zur Bewertung der historischen Kulturlandschaft auf kommunaler Ebene einer durchweg theoretischen Ansatz, in welchem er Landschaften und deren Elemente auf mathematische Formeln herabbrach. Thomas Büttner (Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Technische Universität Berlin) und Hans Leicht (Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Augsburg) stelltem diesem Konzept ein Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Landesämter für Umweltschutz und für Denkmalpflege gegenüber, das die Erfassung der historischen Kulturlandschaft in der Region Oberfranken-West zum Ziel hatte. Einem speziellen Kulturlandschaftselement wandte sich Martin Pries (Studiengebiet Kulturgeographie, Universität Lüneburg) zu. Am Beispiel der Lüneburger Landwehr wies er auf Inventarisationsdefizite und Verluste bei diesen seltenen Elementen der Kulturlandschaft hin. Ein letztes Beispiel beschäftigte sich mit dem sowohl in West- wie auch Ostdeutschland unwiederbringlichen großflächigen Kulturlandschaftsverlust durch Braunkohlentagebaue. Dirk Maier (Lehrstuhl für Technikgeschichte Universität Cottbus) und Torsten Meyer (Lehrstuhl für Technikgeschichte Universität Cottbus) stellten die Genese und Veränderungen der Niederlausitzer Kulturlandschaft unter Einfluß des Braunkohlenbergbaus dar.

Benoit Sittler (Institut für Landespflege, Universität Freiburg) referierte über die beim Einsatz von Laser Scanning zur Erfassung von Strukturen unter Wald gewonnenen Ergebnisse, die auf beeindruckende Weise den möglichen Erkenntniszuwachs durch diese Methode verdeutlichten.

Den Abschluß des dritten Tagungstages bildeten mehrere Kurzbeiträge zu aktuellen Forschungsvorhaben, die nachfolgend kurz angeführt seien. Alexander Erb (Institut für Wirtschaftsgeographie, Universität München) und Moritz Warth (Institut für Wirtschaftsgeographie, Universität München) stellten den kulturlandschaftshistorischen Rahmenplan Münchner Norden vor, Kim Philipp Schumacher (Institut für Kulturgeographie, Universität Freiburg) veranschaulichte die Dynamik der Kaiserstuhler Kulturlandschaft und Korinna Thiem (Institut für Landespflege, Universität Freiburg) hob auf die anthropogenen Einflüsse auf die Fließgewässer des Münstertals im Schwarzwald ab. Abschließend nahm Heinz Schürmann (Geographisches Institut, Universität Bielefeld) zu der Situation und Entwicklung historischer Bausubstanz in Gussew/Gumbinnen (Nordostpreußen) Stellung.

Exkursion

Der im Verlauf der Tagung thematisierte Umgang mit der Kulturlandschaft wurde zum Abschluß der Tagung im Rahmen einer ganztägigen Exkursion im Rhein-Main-Gebiet und dessen Einzugsbereich abschließend veranschaulicht und zur Diskussion gestellt. Ziel waren einzelne Standorte der Regionalparkroute im Bereich Hochheim / Flörsheim, der Route der Industriekultur im Raum Hattersheim und der European Pathways to Cultural Landscapes in Mainaschaff.

Die viertägige Tagung diente der Bestandaufnahme, dem wissenschaftlichen Informationsaustausch und der Vermittlung von neuen Impulsen im Hinblick auf die Notwendigkeit und praktische Erstellung von flächendeckenden Kulturlandschaftskatastern in der Bundesrepublik Deutschland. Auf überzeugende Weise konnte die zwingende Notwendigkeit eines abgestimmten Vorgehens bei der Erfassung der historischen Kulturlandschaft dargestellt, der in einigen Bereichen bestehende konzeptionelle Nachholbedarf aufgezeigt, der vielfältige Nutzen eines Kulturlandschaftskatasters für weite Bereiche des privaten wie öffentlichen Lebens unterstrichen und die dringende Erfordernis einer breiten Diskussion über den künftigen Umgangs mit unserer Kulturlandschaft herausgearbeitet werden. Dabei wurde gerade angesichts der Tagungsbeiträge des ersten Themenblocks deutlich, daß die vielfach ausschließlich praktizierte Umsetzung dreidimensionaler Räume und ihrer Inhalte in zweidimensionale Kartenwerke nicht ausreichend sein kann. Die z.T. bestehende Kluft zwischen den geisteswissenschaftlichen Ansätzen und Ansprüchen sowie bestehenden technischen Beschränkungen bei deren Umsetzung wurde daher ausgiebig diskutiert.
Von der Tagung ist ein deutlicher Impuls ausgegangen, den es nun in den angesprochenen Bereichen der Wissenschaft, der öffentlichen Hand, der Politik und Wirtschaft aber auch dem privaten Bereich zu verfestigen gilt.

Die Veranstalter hoffen, daß die Tagung für Hessen als ein Startsignal für ein künftiges digitales Kulturlandschaftskataster verstanden wird.

Die Ergebnisse der Tagung werden möglichst zeitnah in einem umfassenden Tagungsband vorgelegt werden.

Kontakt

Dr. Udo Recker M. A.
Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Archäologie und Paläontologie
Schloß Biebrich / Ostflügel
65203 Wiesbaden
u.recker@denkmalpflege-hessen.de