Identitäten im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmungen. Zuschreibungen, Aushandlungsprozesse und methodische Überlegungen am Beispiel Osteuropas

Identitäten im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmungen. Zuschreibungen, Aushandlungsprozesse und methodische Überlegungen am Beispiel Osteuropas

Organisatoren
Fachrichtung Osteuropäische Geschichte, Universität Konstanz
Ort
Konstanz
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.10.2011 - 08.10.2011
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Von
Sven Jüngerkes, Kleinmachnow; Agata Sadowska, Fachrichtung Osteuropäische Geschichte, Universität Konstanz; Ruslan Schejngeit, Mainz/Konstanz

Wie CARMEN SCHEIDE (Konstanz) einleitend betonte, hatte sich die von der Fachrichtung Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz veranstaltete Tagung zum Ziel gesetzt, die Produktivität konstruktivistischer Identitätskonzepte für die Erforschung Osteuropas auszuloten und dabei neuere Anregungen aus dem wissenschaftlichen Diskurs aufzugreifen. Dementsprechend gehörte es zu den besonderen Anliegen der von der Universität Konstanz, vom Exzellenzcluster EXC 16 und von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde finanzierten Konferenz, verstärkt auf die Perspektiven zu achten, aus denen die Konstruktion von Identitäten erfolgt, und einen Akzent auf die Erforschung transnationaler Identitäten zu setzen. Darüber hinaus sollte die Bedeutung des Performativen für die Identitätsbildung berücksichtigt und die unterschiedliche Bindungsintensität von Identitäten bedacht werden. Im Mittelpunkt der Analysen standen vier Aspekte: die Konstruktion kollektiver Identitäten in krisenhaften Endphasen von Imperien, Identitätsbildung als transnationales Phänomen, Selbst- und Fremdbeschreibungen nationaler und sozialer Gruppen und schließlich Aushandlungsprozesse der Identitätsbildung im Kontext von Konflikten. Chronologisch lag der Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert, ergänzend wurden auch die frühe Neuzeit und das 19. Jahrhundert in den Blick genommen. Vereinzelt ging der geografische Fokus über Osteuropa hinaus, um Vergleiche zu ermöglichen.

Im Zentrum des ersten Panels standen Fragen nach der Rolle von Identitäten und ihren symbolischen Repräsentationen für die (Des-)Integration imperialer Ordnungen. NADA BOŠKOVSKA (Zürich) beschäftigte sich mit den Selbst- und Fremdbeschreibungen verschiedener Bevölkerungsgruppen Makedoniens im ausgehenden Osmanischen Reich. Zwischen beiden Perspektiven stellte sie signifikante Diskrepanzen fest. Bis zur Gründung des bulgarischen Exarchats 1870 hätten die Selbstbeschreibungen vorwiegend auf der Religionszugehörigkeit beruht, danach eher auf der Sprachzugehörigkeit. Die Fremdbeschreibungen der in Makedonien lebenden Bevölkerungsgruppen durch ausländische Beobachter/innen hingegen seien stark von ethnischen Kategorien geprägt gewesen. Darüber hinaus beobachtete Boškovska diachrone Wandlungsprozesse, etwa die zunehmende Identifikation der slavischen Bevölkerung mit dem Begriff „Makedonier“ nach dem Ersten Weltkrieg. Die beiden folgenden Referate des Panels konzentrierten sich auf Strategien der Identitätskonstruktion im postsowjetischen Raum. MARIAMI PARSADANISHVILI (Konstanz) analysierte Identitätskonstruktionen, die im postsowjetischen Georgien entwickelt wurden, um dessen fragile Staatlichkeit zu stützen. Zum einen werde behauptet, die georgische Staatlichkeit habe eine jahrhundertealte, bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition, zum anderen werde die fast zweihundertjährige Fremdherrschaft Russlands und der Sowjetunion ausgeblendet. Für die Konstruktion des Nationalen sei in Georgien der sakralisierende Bezug auf die georgische Sprache und auf den christlich-orthodoxen Glauben konstitutiv, wobei die Trias Vaterland-Glaube-Sprache essentialisiert werde. Kombiniert mit der Abgrenzung von allem Russisch-Sowjetischen diene dies der Herstellung eines starken georgischen Zusammengehörigkeitsgefühls. RUSLAN SCHEJNGEIT (Mainz/Konstanz) zeigte anhand von drei Aspekten der Identitätsbildung, dass ein „nationales Projekt“ dem „polyphonen Raum“ der Ukraine nicht angemessen sei. Erstens machte er auf den Widerspruch zwischen den Selbstzuschreibungen der Ukrainer/innen und den Ukraine-Imaginationen der national orientierten Eliten aufmerksam. Ukrainer/innen definierten sich vorwiegend über ihre staatsbürgerliche Loyalität und weniger über ihre ethnische Zugehörigkeit oder ihre Sprache. Zweitens bezeichnete er auch die landläufige These von der Zweiteilung der Ukraine in einen rechts- und einen linksufrigen Teil (westlich und östlich des Dnepr) als nationalistisches Konstrukt, das aufgrund der regionalen Vielfalt des Landes erheblich differenziert werden müsse. Drittens betonte Schejngeit, dass die ukrainische Erinnerungskultur eine Mischung aus sowjetischen, national-ukrainischen und russländisch-imperialen Komponenten sei, woraus sich wiederum unterschiedliche Identitätskonstruktionen ableiten ließen.

Die Beiträge zum zweiten Panel beschäftigten sich teils mit konzeptionellen Fragen, teils mit der Problematik transnationaler Identitäten. Zunächst wies MARTIN SCHULZE WESSEL (München) auf einige Defizite des Identitätsbegriffs hin, insbesondere auf seine essentialistische Tendenz und auf seine analytischen Unschärfen. Als Alternative schlug er das Konzept der Loyalitäten vor, das sich leichter historisch verankern lasse, weil Loyalitäten stets auf ein Gegenüber bezogen und offensichtlich konstruiert seien. Denn Loyalitäten müssten immer erst hergestellt und gepflegt werden. Die entscheidenden Vorzüge des Loyalitätsbegriffs sah Schulze Wessel in seiner guten Operationalisierbarkeit und darin, dass er die Kombination diskursanalystischer und praxeologischer Ansätze ermögliche. Dies unterstrich er anhand der drei Hauptcharakteristika von Loyalitäten: Erstens würden diese durch bestimmte Praktiken performativ hervorgebracht, was sie sichtbar und damit auch beobachtbar mache. Zweitens verfügten sie über eine narrative Struktur, da Loyalitäten in der Regel eine Vor- und Nachgeschichte hätten. Drittens könne Loyalität trotz dieser strukturkonservativen Elemente auch situativ und fluide sein, insbesondere in Krisensituationen. Im darauf folgenden empirischen Teil des Panels referierte ISABELLE DE KEGHEL (Konstanz) über Inszenierungen von DDR-Identität in der transnationalen Kommunikation mit der UdSSR. Basierend auf der vergleichenden Analyse jeweils einer auflagenstarken Zeitschrift aus der Sowjetunion und aus der DDR kam de Keghel zum Ergebnis, dass das hierarchische Verhältnis zwischen beiden Ländern in den 1950er-Jahren noch sehr betont wurde, dass sich jedoch ab der Wende zu den 1960er-Jahren in der ostdeutschen Zeitschrift die mediale Konstruktion einer spezifischen DDR-Identität beobachten ließ, die mit einer gewissen Emanzipation von der sowjetischen Hegemonie einherging. Das neue Selbstbewusstsein beruhe vor allem auf Erfolgen in der chemischen und optischen Industrie. Die sowjetische Zeitschrift habe diese Erfolge heruntergespielt, weil sie die Hegemonialansprüche der UdSSR unterminiert hätten. Vereinzelt seien aber Selbstbeschreibungen aus der DDR in die sowjetische Presse übernommen worden und hätten so die Fremdwahrnehmung der DDR in der UdSSR beeinflusst.

CLAUDIU TOPOR (Iasi) machte in seinem Vortrag über transnationale Beziehungen in Rumänien deutlich, wie das von einem friedlichen Miteinander geprägte deutsch-rumänische Verhältnis zu Beginn des Ersten Weltkriegs durch die Konstruktion antideutscher Feindbilder in einen Antagonismus umgeschlagen sei. Seitdem habe die Atmosphäre einer „kollektiven Psychose“ geherrscht, die das Misstrauen gegenüber der deutschen Minderheit geschürt und zu Bespitzelungspraktiken ermutigt habe. Schließlich habe die Kriegspropaganda in der Forderung kulminiert, die Deutschen in ihre Heimat zurückzuschicken oder in Internierungslager einzuweisen. Ausgehend von theoretischen Überlegungen und empirischem Material referierte ANDREA ZEMSKOV-ZÜGE (Berlin) über den Zusammenhang von Identität und Erinnerung bei der zivilgesellschaftlichen Bearbeitung des georgisch-abchasischen Konflikts. Anhand eines akteurszentrierten Erinnerungsmodells unterstrich sie die wichtige Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure für die Konstruktion von Geschichtsbildern. Zemskov-Züge stellte fest, dass der Konflikt im Kaukasus von vielen Vertreter/innen beider Seiten zunächst ausschließlich als Opfernarrativ erinnert wurde. Erst wenn die eigene Täterschaft in das Geschichtsbild integriert werde, mache dies eine Anerkennung des Leidens der anderen Seite und einen konstruktiven Dialog nach dem „Reißverschluss-Prinzip“ möglich, in dem die Erinnerungen beider Seiten zusammengeführt würden und dann ein ganzheitliches Geschichtsbild ergäben.

Das dritte Panel war der Thematik der Selbst- und Fremdwahrnehmungen gewidmet. CARSTEN GOEHRKE (Zürich) rekonstruierte die Wahrnehmung des Eigenen und des Fremden durch russische Bauern in der Frühen Neuzeit. Er betonte, die bäuerliche Lebenswelt sei nach dem Zwiebelprinzip strukturiert gewesen. Im Zentrum habe die Familie gestanden, umringt von einem engeren und einem weiteren konzentrischen Kreis: von der Verwandtschaft und der Dorfgemeinschaft. An der Dorfgrenze habe das „gute“ Eigene geendet und das „böse“ Fremde begonnen. Von dieser Dichotomie sei nur der Zar ausgenommen gewesen. Die äußere Welt habe man vorwiegend mit Ansprüchen der Obrigkeit verbunden, etwa mit Steuerlasten, aber auch mit Gefahren von anderer Seite, etwa von Räuberbanden. Erst in zweiter Linie hätten die Bauern das Fremde mit Chancen assoziiert, beispielsweise mit Verdienstmöglichkeiten.

GALINA ULIANOVA (Moskau) vertrat in ihrem Vortrag über Unternehmerinnen im zarischen Russland die These, dass die Identität dieser Frauen maßgeblich durch ihre Geschäftspraktiken geprägt worden sei. Sie betonte die Singularität des Phänomens, dass Frauen in Russland bereits im 19. Jahrhundert das Recht hatten, unternehmerisch tätig zu sein. Diese Praxis habe der Behauptung von der Existenz „getrennter Sphären“ – einer männlich kodierten Sphäre der Öffentlichkeit und einer weiblich kodierten Sphäre des Privaten – widersprochen, die in den 1990er-Jahren von der Forschung aufgestellt worden war. Allerdings seien die Unternehmerorganisationen Männern vorbehalten geblieben. Hieran lasse sich ablesen, dass sich die unternehmerische Tätigkeit von Frauen kaum auf ihre gesellschaftliche Stellung ausgewirkt habe.

Nach diesen russlandbezogenen Beiträgen wurde der Blick auf die west- und außereuropäische Geschichte ausgeweitet. SILVIA MERGENTHAL (Konstanz) stellte den transnationalen Erinnerungsort Gallipoli vor, der in der Türkei liegt, aber für Australien identitätsstiftende Bedeutung habe. Sie analysierte, wie der Angriff auf Gallipoli während des Ersten Weltkriegs zu einem Gründungsmythos der Geschichte Australiens stilisiert wurde, weil hier australische Militäreinheiten erstmals separat agierten. Dabei fragte Mergenthal nach Wandlungsprozessen und Kontinuitäten in der Konstruktion Gallipolis, nach seiner Aneignung als australischer Erinnerungsort und türkischen Reaktionen hierauf sowie nach Bezügen zwischen dem exterritorialen Erinnerungsort Gallipoli und australischen lieux de mémoire. Dabei nahm sie ein breites Spektrum an Quellen in den Blick, das von Denkmälern über literarische und visuelle Repräsentationen bis zu Feldpostbriefen, zeitgenössischen Zeitungsberichten und Zeugnissen des australischen Tourismus in Gallipoli reichte.

SILVIA PALETSCHEK (Freiburg) arbeitete für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts populäre Geschichtskonstruktionen der damals wichtigsten Zeitschrift der deutschen Frauenbewegung, Neue Bahnen, und ihre Relevanz für feministische Identitätsbildung heraus. Als Ergebnis hob sie drei Punkte hervor: Erstens habe das Periodikum ein Modernisierungsnarrativ enthalten, das vom zukünftigen Erfolg der Frauenbewegung ausgegangen sei. Zweitens habe die Zeitschrift Bezugspunkte historischer Identitätsstiftung geboten, indem sie historische Frauengestalten vorgestellt und Beiträge zur Geschichte der Freiheits- und Revolutionsbewegung veröffentlicht habe. Artikel zu Technik- und Wirtschaftsfragen hätten die „Neuen Bahnen“ teilweise genutzt, um Bezüge zu den weiblichen Lebenswelten herzustellen. Drittens beginne in den 1860er-Jahren eine verstärkte Reflexion und Historisierung der eigenen Geschichte. Insgesamt habe anders als in der preußisch-kleindeutschen Geschichtswissenschaft in der Zeitschrift eine zwar national eingefärbte, aber letztlich europäische Geschichte dominiert.

Im vierten Panel kam die von Konflikten geprägte Aushandlung von Identitäten zur Sprache. KLAUS GESTWA (Tübingen) betonte die wichtige Rolle von Bedrohungskommunikation für die Konstruktion einer sowjetischen Identität. Dass Bedrohungskommunikation darüber hinaus als Schrittmacher des Wandels gewirkt habe, zeigte er anhand der Großbaustellen des Kommunismus, in deren Kontext die Natur als Feind des Fortschritts konstruiert worden sei. Bei der Zügelung der Naturgewalten und der Erschließung peripherer Räume sei nach sowjetischer Lesart der „neue Mensch“ entstanden und das Sowjetvolk zu einem großen Ganzen verschmolzen. Viele Menschen hätten die Großbaustellen als Orte des Enthusiasmus wahrgenommen. Erst Anfang der 1960er-Jahre habe es in der UdSSR erste Proteste gegen Großprojekte gegeben. Nach dem GAU von Černobyl hätten erschlossene Räume wieder aufgegeben werden müssen. Dennoch hätten technische Erfolge in Russland bis heute eine wichtige identitätsstabilisierende Rolle.

Mit den Identitätskonflikten der im Zweiten Weltkrieg gegen ihren Willen in die Wehrmacht eingezogenen Oberschlesier beschäftigte sich KLAUS ZIEMER (Trier). Die von der Zwangsrekrutierung Betroffenen seien im Nachkriegspolen als Landesverräter betrachtet worden, obwohl sie in der Regel an ihrer polnischen Identität festgehalten hätten und viele von ihnen bald zu den Westalliierten übergelaufen seien. Noch im Präsidentschaftswahlkampf von 2005 hätten politische Gegner den Kandidaten Tusk mit Erfolg als national unzuverlässig diskreditiert, indem sie darauf verwiesen, dass sein oberschlesischer Großvater in der Wehrmacht gedient habe. Das seit dem Krieg auf der Selbstwahrnehmung der zwangsweise eingezogenen Oberschlesier liegende Tabu sei erst vor kurzem durch zwei Filme polnischer Regisseure gebrochen und teilweise als ein Beispiel für die langjährige Diskriminierung Schlesiens in Polen interpretiert worden.

RAINER WIRTZ (Konstanz) machte darauf aufmerksam, dass die ausgeprägte Elitenkontinuität zwischen dem Dritten Reich und der Bundesrepublik sowie die hierfür relevanten Netzwerke und Kommunikationsstrukturen bisher nicht hinreichend erkannt worden seien, weil die Behauptung von der gelungenen Reintegration der Nationalsozialist/innen hierauf den Blick verstellt habe. Da die Elitenkontinuität als politisches Problem gelöst worden sei, habe man sie als gesellschaftliches Problem zu wenig wahrgenommen. Das politische Handeln sei stark von Legenden geprägt gewesen, die bestimmte Institutionen gezielt glorifizierten, etwa das Auswärtige Amt als Hort des Widerstandes. Laut Wirtz trug die starke Elitenkontinuität dazu bei, dass in Westdeutschland bis in die 1970er-Jahre hinein keine positive nationale Identität entwickelt werden konnte.

TANJA ZIMMERMANN (Konstanz) demonstrierte anhand einer Videodokumentation des polnischen Filmemachers Artur Żmijewski, wie Prozesse der Bildung und des Verlusts von Identität und die Existenz konkurrierender Identitäten in künstlerischen Repräsentationen reflektiert werden können. In seinem Film ließ Żmijewski Senior/innen, die aus Polen nach Israel ausgewandert waren, Lieder aus ihrer Jugend und die polnische Nationalhymne singen. Wie Zimmermann betonte, wurden in der Körpersprache der Protagonist/innen die durch das Singen ausgelösten starken emotionalen Reaktionen sichtbar. Der Film verdeutliche die Spannungen zwischen der polnischen und der jüdischen Identität, zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis, ebenso die Vergänglichkeit der an die alternden Körper gebundenen Identitäten.

Insgesamt hat die thematisch und chronologisch breit angelegte Tagung vor Augen geführt, welches Potenzial nach wie vor in der Identitätsforschung steckt, sowohl im Bezug auf die Region Osteuropa als auch darüber hinaus. Als besonders produktiv erwies es sich, die Konstruktion von Identität im Kontext transnationaler Kommunikation zu untersuchen und die Entwicklung von Identitäten über die Zäsuren von Systemwechseln hinaus zu verfolgen. Auch die Analysen von Identitätskonflikten und von Prozessen der Identitätsdiffusion eröffneten interessante Forschungsperspektiven.

Konferenzübersicht:

Einführung in das Tagungsthema: Carmen Scheide (Konstanz)

Panel 1: Kollektive Identitäten und imperiale Ordnungen

Nada Boškovska (Zürich): Identitäten im Fruchtsalat. Ethnische Selbst- und Fremdzuschreibungen in Makedonien in der ausgehenden osmanischen Periode.

Mariam Parsadanishvili (Konstanz): Zur Bildung der kollektiven Identität der Georgier vor dem Hintergund der fragilen Staatlichkeit.

Ruslan Schejngeit (Mainz/Konstanz): Aktuelle Identitäts- und Nationsbildungsprozesse in der Ukraine.

Panel 2: Transnationale Identitäten

Martin Schulze Wessel (München): Das Konzept der "Loyalitäten".

Isabelle de Keghel (Konstanz): Aus eigener Kraft! Inszenierungen von DDR-Identität in der transnationalen Kommunikation mit der Sowjetunion.

Claudiu Topor (Jasi/Rumänien): Der "inländische" Feind – Das Schicksal der Deutschen im Altrumänien zwischen nationaler Identität und Rhetorik des Krieges (1914 /1916).

Andrea Zemskov-Züge (Berlin): Wir und die Anderen. Konflikt, Identität und Erinnerung bei Geschichtswerkstätten im Kaukasus.

Panel 3: Selbst- und Fremdwahrnehmungen

Carsten Goehrke (Zürich): Zur Selbst- und Fremdwahrnehmung russischer Bauern der frühen Neuzeit.

Galina Uljanova (Moskau): "Separate spheres" paradigm in nineteenth-century Russian female entrepreneurship: between patriarchal and new identity models.

Silvia Mergenthal (Konstanz): Das Wetter in Gallipoli: Der Erste Weltkrieg und australische Erinnerungsorte.

Sylvia Paletschek (Freiburg): "Neue Bahnen": Populäre Geschichtskonstruktionen und feministische Identitäten im 19. Jahrhundert.

Panel 4: Konflikte und Aushandlungsprozesse

Klaus Gestwa (Tübingen): Bedrohungskommunikation und Identitätskonstruktion in der Sowjetunion. Der Klassenfeind Natur und der "neue Mensch".

Klaus Ziemer (Trier): Selbst- und Fremdwahrnehmung der zwangsweisen polnischen Wehrmachtsmitglieder und ihrer Angehörigen.

Rainer Wirtz (Konstanz): Elitenkontinuität und Identitätsdiffusion – Aspekte des Übergangs vom Dritten Reich zur BRD.

Tanja Zimmermann (Konstanz): Unversöhnliches: Polnische Juden in den Videos Artur Żmijewskis.