Auftrag Auslandseinsatz: Neueste Militärgeschichte an der Schnittstelle von Geschichtswissenschaft, Politik, Öffentlichkeit und Streitkräften

Auftrag Auslandseinsatz: Neueste Militärgeschichte an der Schnittstelle von Geschichtswissenschaft, Politik, Öffentlichkeit und Streitkräften

Organisatoren
Bernhard Chiari, Militärgeschichtliches Forschungamt
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.09.2011 - 28.09.2011
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Von
Anna Kappler, Universität Potsdam

Mit modernen Streitkräften sowie den Auslandseinsätzen seit 1990 widmete sich die 52. Internationale Tagung für Militärgeschichte einem für die Geschichtswissenschaften neuen Thema. In Deutschland galt die neueste Geschichte der Bundeswehr bislang als zu gegenwartsnah und angesichts unzugänglicher Akten als quellenmäßig zu ungesichert, um Untersuchungsgegenstand der neuesten Zeitgeschichte zu sein. Auch mentale Hindernisse standen dem im Weg. Der Topos „Krieg und Militär“ wurde über Jahrzehnte mit dem Zeitalter der Weltkriege gleichgesetzt, aber selbst innerhalb der boomenden Disziplin Militärgeschichte paradoxerweise kaum mit der Berliner Republik oder gar der Bundeswehr in Zusammenhang gebracht.

In seinem einleitenden Vortrag näherte sich BERNHARD CHIARI (Potsdam) dem Gegenstand auf mehreren Ebenen an. Chiari umriss die historischen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, unter denen sich Auslandseinsätze und ihre Erforschung in Deutschland vollziehen. Zweitens lotete er Gegenstand und Aufgaben der Disziplin aus und widmete sich drittens der individuellen Wahrnehmung und damit den persönlichen Motiven insbesondere der eingesetzten Soldaten, welche die Auslandseinsätze und die Entwicklung der Bundeswehr insgesamt voranbringen. Viertens thematisierte er die Quellenproblematik, um schließlich fünftens die Frage nach dem Zweck der Militärgeschichte insbesondere innerhalb der Bundeswehr selbst zu stellen. Dort müsse die Militärgeschichte zukünftig verstärkt Orientierungswissen für Soldaten bereitstellen und so Grundlagen für deren Selbstverständnis im Sinne militärischer Identität schaffen. Eine solche Aufgabenzuweisung birgt freilich erheblichen Zündstoff, wie im Tagungsverlauf immer wieder deutlich wurde: Kritiker befürchten insgesamt eine zunehmende Anwendungsorientierung der Wissenschaftsdisziplin. Diese laufe angesichts einer neuen Ausrichtung der Bundeswehr Gefahr, auf den Stand eines Informations- und Rechercheinstruments zurückzufallen, und verliere so Unabhängigkeit und Qualität.

Die Vielfalt der neuen Aufgabe und der sich daraus ergebende Anspruch der Interdisziplinarität spiegelten sich im Tagungsprogramm wider. Der inhaltliche Bogen spannte sich von der historischen bzw. gegenwärtigen Rolle des Militärs in der Gesellschaft über den strukturell-organisatorischen Wandel und die Anforderungen an Einsatzarmeen bis hin zur Auseinandersetzung mit konkreten Einsätzen und ihren Rahmenbedingungen. Das Spektrum umfasste makro- und mikroperspektivische Betrachtungen, die Analyse supranationaler Akteure und Strukturen bis hin zur Erfahrungswelt des einzelnen Soldaten im Einsatz. Neben Einblicken in den Wissenschafts- und Ausbildungsbetrieb an Institutionen der Bundeswehr wie dem MGFA, dem Zentrum für Innere Führung oder auch dem Zentrum Operative Information bestach die Tagung durch ein breites, auf Vergleich angelegtes Angebot europäischer und nordamerikanischer Beiträge, das hier nur in Ausschnitten wiedergegeben werden kann.

Sektion 1 widmete sich den juristischen und zivilgesellschaftlichen Rahmenbedingungen deutscher Einsätze nach 1945 und verdeutlichte die Zäsur, welche die Einsätze der Bundeswehr in Somalia, auf dem Balkan oder in Afghanistan sowohl für die Streitkräfte als auch für die zeitgenössische Militärgeschichte bedeuteten. Der Einstieg durch THOMAS BREITWIESER (Leipzig) und MICHAEL EPKENHANS (Potsdam), welche die verfassungsrechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Auslandseinsätze charakterisierten, wurde durch den Vortrag JUSTYNA GOTKOWSKAs (Warschau) ergänzt. Sie charakterisierte die deutschen sicherheitspolitischen Entscheidungen seit 1990 – gefasst teils ohne Abstimmung mit den Bündnispartnern in NATO und EU – als Normalisierungsprozess einer wieder erstarkten Mittelmacht. Die „Normalisierung“ wurde in der Diskussion auf die Pole einer Militarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik oder Politisierung der Streitkräfte seit 1990 zugespitzt.

Sektion 2 war den methodischen Herausforderungen des Zeithistorikers und insbesondere der Entstehung von Quellen sowie Zugang und Archivierung gewidmet. BIANKA ADAMS (Fort Belvoir, Virginia) veranschaulichte aus Sicht eines „Field Historian“ der US-Streikräfte die dortige Entwicklung systematischer Verfahren der Quellensicherung am Beispiel des Irak-Einsatzes und umriss Potenzial und technische Herausforderungen durch den massenhaften Anfall digitaler Daten. DANIEL JOST (Freiburg im Breisgau) betrachtete die Erfassung und Bestandsbildung aus Sicht des Archivars. Während sich Web 2.0, Facebook oder E-Mail-Korrespondenzen von Einsatzsoldaten dem archivischen Zugriff weitgehend entzögen, bestehe Nachholbedarf auch für die Einhaltung einheitlicher Überlieferungsverfahren und Bestandsbildungen innerhalb der Bundeswehr. Josts Forderung greift der neue Forschungsbereich des MGFA auf, der seit 2010 individuelle Aufzeichnungen aus den Einsätzen sichert.

RICHARD VAN GILS (Den Haag) veranschaulichte das niederländische System der „War Diarists“. Das Massaker von Srebrenica 1995 und die tragische Rolle niederländischer Blauhelmsoldaten leiteten eine Trendwende zur systematischen, lückenlosen und transparenten Einsatzdokumentation ein. Srebrenica bildete den Ausgangspunkt für die Ausgestaltung eines Systems speziell ausgebildeter Einsatztagebuchführer, die unter Einsicht in alle Bereiche der Operationsführung Daten sammeln, um später Entscheidungsprozesse darstellen und auswerten zu können. Die NATO-Archivare INEKE DESERNO (Brüssel) und GREGORY PEDLOW (Mons) umschrieben das Spannungsfeld, das sich aus den Schutzfristen eingestufter Verschlusssachen einerseits und dem zeithistorischen Anspruch auf Auswertung durch zivile Wissenschaftler andererseits ergibt. Die Diskussion war bestimmt durch Nachfragen zu unterschiedlichen nationalen Konzepten und zur notwendigen militärischen Ausbildung der War Diarists. Angesichts des erschwerten Quellenzugangs kommt für die militärische Zeitgeschichte alternativem Quellenmaterial wie individuellen Einsatzerinnerungen, Facebook-Profilen und diskursiven Blogbeiträgen erhebliche Bedeutung zu.

Klar strukturiert zeigte sich die dritte Sektion „Strukturen, Aufgaben und Fähigkeiten moderner Streitkräfte“. Die multiperspektivische Betrachtung der Heeresorganisation aus militärischer, wirtschaftlicher und soziologischer Sicht durch MARTIN RINK (Potsdam) erlaubte einen Einblick in die Dimensionen der seit 1990 zunehmend auf dem Bottom-up-Prinzp basierten Streitkräfteentwicklung. Drei Vorträge zur Entwicklung der Luftwaffe sowie der deutschen und französischen Marine lieferten analoge Erkenntnisse zu Anpassungsprozessen in zwei weiteren Teilstreitkräften. RALF VOLLMUTH (Hammelburg) widmete sich detailliert der Geschichte des Sanitätsdienstes und ihrer historischen Aufarbeitung. Die Geschichte der Wehrmedizin als multiperspektivisches Forschungsfeld zeigte er als wissenschaftliches Desiderat im Rahmen der allgemeinen Militärgeschichte auf.

Die vierte Sektion widmete sich Afghanistan als Fallbeispiel einsatzbezogener Zeitgeschichte aus historiographischer, politischer und praktischer Perspektive vor Ort. ARTHUR TEN CATE (Den Haag) skizzierte die Entwicklung der niederländischen Militärgeschichtsschreibung, beginnend bei der deutschen Okkupation Belgiens und den Kolonialkriegen über die Beteiligung am Koreakrieg bis hin zum Irak- und Afghanistaneinsatz. Historiker/innen wirkten in den Niederlanden dabei immer wieder als „Mythbuster“. Die Praxis von Dokumentation und Aufarbeitung illustrierten die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Provincal Reconstructions Teams (PRT) insgesamt sowie ein Beitrag zum Einzelbeispiel des norwegischen PRT in Faryab, Nordwestafghanistan. TORUNN LAUGEN HAALAND (Oslo) und PETER DREIST (Bonn) gingen der Diskrepanz zwischen lokalen Anforderungen und westlich geprägtem Einsatzverständnis nach. Die ausdifferenzierten, an die Gegebenheiten der jeweiligen Provinz angepassten Strukturen der PRT stellten sie dem übergeordneten Streben nach vereinheitlichten und allgemein gültigen Richtlinien gegenüber, wie sie unter anderem für den Aufbau afghanischer Sicherheitsstrukturen notwendig ist. Dreist sezierte im historischen Rückblick die ineinanderfließenden zivilen und militärischen Aufgaben der PRT. Ohne Expertise im humanitären Bereich und einheitliche Führung falle die Koordinierung der NGO-Projekte vor Ort schwer, was die Bevölkerung irritiere und die Unparteilichkeit der beteiligten Organisationen aufs Spiel setze. NORBERT GEBBEKEN (München) erläuterte die Herausforderungen infrastruktureller Planung im Einsatz und ging hierbei neben Beispielen des Brücken- und Straßenbaus auf die Symbiose sicherheitstechnischer Aspekte und psychologisch notwendigen „Wohnkomforts“ in Feldlagern ein. Fragen nach den Kanälen und Formen des Technologietransfers in die afghanische Gesellschaft und dem ökonomischen Nutzen der westlichen Interventionsarmeen ließen die Verschränkung der Einsatzgeschichte mit den jeweiligen Interventionsgesellschaften zumindest erahnen.

Die Betrachtung des Afghanistaneinsatzes schloss CONRAD SCHETTER (Bonn) mit seinem öffentlichen Abendvortrag „Wer sind die Taliban?“ ab. Ausgehend von den Dimensionen tribalistischer Kultur, der Rolle des Islam und dem Einfluss der Globalisierung zeichnete Schetter die Entstehung einer Kultur der Taliban nach. Die mögliche Entwicklung Afghanistans nach dem für 2014 geplanten Truppenabzug aus der Fläche diskutierten die Teilnehmer anhand möglicher Szenarien zwischen gradueller Stabilisierung und Ausgleich der afghanischen Zentralregierung bis hin zur Remilitarisierung der Stammesgesellschaft und neuerlichem Bürgerkrieg.

Die fünfte Sektion „Einsatzerfahrung und Kriegserlebnis“ wurde dominiert von den Phänomenen Tod und Gewalt. MARC HANSEN (Flensburg) fokussierte aus kulturhistorischer Perspektive die Wahrnehmung kriegerischer Gewalt, ihre konkreten Anwendung und ihre Auswirkung auf Gefecht und Kampf als Bestandteile der Einsatzrealität insbesondere im Rahmen der ISAF. LORETANA DE LIBERO (Potsdam) machte den Tod im Einsatz, das Erleben, Erfahren und Erinnern von Tod anhand privater Einsatztagebücher, Briefe, persönlicher Gespräche und Interviews zugänglich. Vorträge und Diskussion verdeutlichten den schmalen Grat, den Zeithistoriker/innen bei der wissenschaftlichen Vereinnahmung akteursspezifischer Erlebnisse zwischen den Polen einer respektvollen, wiewohl kritischen Abgrenzung gegenüber der individuellen Erfahrungswelt von Soldaten einerseits und pathetischer Rhetorik aus der Schreibtischperspektive andererseits beschreiten. MARCO DI STEFANO (Mayen) ergänzte die individuelle Einsatzperspektive um die Analyse von Stellenwert und Ausbildung interkultureller Kompetenz für den Einsatz. Seine Forderung nach einer höheren sozialen Kompetenz von Rekruten, definiert als allgemeine Befähigung zum zwischenmenschlichen Umgang, erhielt vor dem Hintergrund der jüngst vollzogenen Veränderung der Wehrform in Deutschland und der Notwendigkeit, geeignete Freiwillige für den Dienst in den Streitkräften zu werben, eine grundsätzliche Dimension.

Die sechste Sektion beschäftigte sich abschließend mit dem Stellenwert der Militärgeschichte für die militärische Ausbildung. TAMIR LIBEL (Dublin) zeichnete die Veränderungen nach, welche die USA und Großbritannien nach Ende des Kalten Krieges in der Offiziersausbildung vornahmen. Die Identität des Offiziers beschrieb er als Symbiose wissenschaftlicher Expertise und praktischen Wissens. In die nähere Betrachtung rückten die „advanced warfighting institutions“ als moderner Typ militärischer Ausbildungseinrichtungen. Militärgeschichte gelte hier nicht nur als integraler sondern größter Bestandteil des Stundenplans, der eine Balance zwischen historischen und sozialen Wissenswelten anstrebt. Die Militärgeschichte spiele eine essenzielle Rolle für die zunehmende Professionalisierung unter den Bedingungen der Auslandseinsätze. Den Prozess der Nutzbarmachung von Militärgeschichte stellte MATTHIAS STROHN (Sandhurst) am Beispiel der Aufarbeitung von Counterinsurgency-Erfahrungen der britischen Streitkräfte im Irak- und Afghanistaneinsatz dar. Die Diskussion umschrieb das Spannungsfeld, in dem sich die Militärgeschichte zwischen ihrem Verständnis, eine Subdisziplin der allgemeinen Geschichtswissenschaft zu sein, und ihrer Anwendungsorientierung im Rahmen moderner Streitkräfte wiederfindet.

Über die Darstellung des italienischen Lessons learned-Prozesses gelangte die Sektion zur Bewertung militärischen Konfliktmanagements selbst. MATTHIAS DEMBINSKI (Frankfurt am Main) lieferte eine kritische Bilanz der Ergebnisse militärischer Interventionen seit dem 19. Jahrhundert. Unter Bezugnahme auf aktuelle Diskussionen über Funktion und Auswirkungen von COIN wog Dembinski das Leistungsvermögen zivilen und militärischen Konfliktmanagements ab und gelangte insgesamt zu einer ernüchternden Bilanz. Kontrovers diskutiert wurde die als ahistorisch kritisierte Gleichsetzung verschiedener Ansätze der Aufstandsbekämpfung. Dies rücke die Peacekeeping-Operationen des 21. Jahrhunderts in die Nähe von Interventionen des 19. Jahrhunderts.

Das Verhältnis von Armee, Gesellschaft und Geisteswissenschaften war Gegenstand eines abschließenden Round Table. Unter der Leitung von Manfred Görtemaker beleuchteten Vertreter aus Politik, Militär und Wissenschaften vor allem die Rolle und Funktion des Militärhistorikers. Über die Entwicklung der politischen Entscheidungsstrukturen und die Marksteine der Bundeswehr auf dem Weg zu einer Armee im weltweiten Einsatz seit 1990 gelangte HANS-ULRICH KLOSE (Berlin) zur Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Unterstützung von Auslandseinsätzen. Die Beratungsfunktion der Militärgeschichte müsse stärker forciert werden, gerade weil es im Rahmen der politischen Entscheidungsfindung häufig keine „richtigen“ Antworten sondern nur nachvollziehbarere Argumente gebe. Dies setzte eine pluralistische Debatte und eine strategische Kultur voraus, die in Deutschland bislang kaum ausgeprägt sei. HEW STRACHAN (Oxford) fokussierte die sich überschneidenden Themen des tagesaktuellen Journalismus und zeitgeschichtlicher Aufarbeitung sowie Einfluss und Deutungsangebote beider Disziplinen. Während die Medien die Wahrnehmung und Erinnerung an Kriege dominierten, komme der neusten Zeitgeschichte die Funktion eines „key tools“ strategischen Verstehens zu.

TON VAN LOON (Münster) plädierte für die Konstituierung einer neuen „art of war“, die ihrer eigenen Protagonisten bedürfe. Anhand des laufenden Afghanistaneinsatzes reflektierte er das konkrete Handwerk des Historikers, welcher sich anhand der Fragen ethischer Legitimität, der Sinnhaftigkeit und der klassischen Warum-Frage kriegerischen Einsätzen widmen müsse. Die neueste Zeitgeschichte könne maßgeblich zur Identitätsstiftung und Handlungsorientierung des Soldaten beitragen und ihm dabei helfen, seine individuelle Rolle zu verstehen. FRANK LEIDENBERGER (Ulm) konkretisierte den Bedarf an historischer Beratung, wie sie die Dynamik und Lageentwicklung von Einsätzen notwendig mache. Konfliktszenarien zeigten sich zunehmend komplexer. Die Bundeswehr treffe nicht auf leere Gefechtsfelder ohne Zivilbevölkerung, wie dies die Planer des Kalten Krieges irrigerweise vorausgesetzt hätten, sondern auf hoch dynamische, interdependente Beziehungs- und Menschengeflechte, welche die Orientierung zu einer Herausforderung mache.

Das MGFA präsentierte mit der 52. ITMG eine methodische wie inhaltliche tour d´horizon zum neuen Forschungsfeld einer interdisziplinären Geschichte der Auslandseinsätze. Der internationale Vergleich veranschaulichte die Sonderstellung, die Deutschland aufgrund der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs sowohl mit Blick auf den Einsatz militärischer Mittel als Teil von Außen- und Sicherheitspolitik als auch hinsichtlich der Berührungsängste der Geisteswissenschaften mit dem Militär einnimmt. Das gut besuchte Forum machte das Vernetzungspotenzial und mögliche Aufgabenteilungen bei der Analyse multinationaler Einsatzerfahrungen und des Wandels militärisch-politischer Strukturen innerhalb von NATO und EU deutlich. Im Verbund der allgemeinen Geschichtswissenschaft muss die Militärgeschichte nun unter Beweis stellen, für die Zeit nach 1990 quellenmäßig abgesicherte und methodisch reflektierte Studien anbieten zu können, die entlang von Disziplingrenzen zu den Sozial- und Politikwissenschaften im Kern erklären, wie Militär unter den Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts funktioniert und wie der einzelne Mensch seinen Platz im militärischen System findet.

Konferenzübersicht:

Introduction

Bernhard Chiari, MGFA: Krieg als Reise? Zur Betrachtung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr durch die Militärgeschichte

Panel I: Militarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik oder Politisierung der Streitkräfte? Zur Rolle der militärischen Macht nach 1990

Chair: Ulrich Lappenküper, Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh

Thomas Breitwieser, Bundeswehrdisziplinaranwalt beim Bundesverwaltungsgericht, Leipzig: Von der Landesverteidigung zum weltweiten Einsatz: Änderungen im Verständnis des Grundgesetzes

Michael Epkenhans, MGFA: Von Auschwitz nach Auschwitz. Der Wandel in Politik und Gesellschaft im Hinblick auf die Anwendung militärischer Gewalt

Justyna Gotkowska, Centre for Eastern Studies, Warschau: Die Entwicklung der deutschen Sicherheitspolitik seit 1990: Eine polnische Perspektive

Thijs Brocades Zaalberg, Netherlands Institute of Military History, Den Haag: A Gentle Occupation: Unravelling the Dutch Approach in Iraq, 2002–2005

David Bercuson, University of Calgary: Domestic Politics and Foreign Missions in Canada

Key Note Speech

Thomas de Maizière, Minister of Defense

Panel II: Einsatzüberlieferung und Quellenzugang

Chair: Michael Epkenhans, MGFA

Bianka Adams, Defense Threat Reduction Agency, Fort Belvoir, Virginia, USA: U.S. Historians in Combat and Stability Operations

Richard van Gils, Netherlands Institute of Military History, Den Haag: Historians in Peace & Stability Operations. The Dutch Experience

Gregory Pedlow, SHAPE Historian, Mons; Ineke Deserno, NATO Archivist, Brussels: NATO in the Balkans: Collecting and Managing the Operational Records of a Coalition

Andreas Kunz, Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, Freiburg im Breisgau: Im Zeichen von Transformation, Network Centric Warfare und Facebook. Quellenüberlieferung zur jüngsten deutschen Militärgeschichte

Daniel Jost, Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, Freiburg im Breisgau: Einsatzgeschichte am Beispiel von UNOSOM 1992-1995 im Bundesarchiv. Strukturen, Quellenwert und archivische Erschließung

Panel III: Strukturen, Aufgaben und Fähigkeiten moderner Streitkräfte

Chair: Burkhard Köster, MGFA

Martin Rink, MGFA: Effizienz oder Flexibilität? Zur Organisationsgeschichte des deutschen Heeres vor und nach 1990

Rüdiger Schiel, MGFA: SHARP GUARD. Die Deutsche Marine auf dem Weg von der Escort Navy zur Expeditionary Navy 1989/1992 bis 1996

Dominique Guillemin, Service historique de la Défense, Vincennes: From National Deployments to International Missions: The Adaptation of the French Navy to Foreign Operations, 1987-1999

Douglas C. Peifer, U.S. Air War College, Montgomery, AL: The Luftwaffe's Role in Expeditionary Bundeswehr Missions since Unifi cation

Ralf Vollmuth, Fachsanitätszentrum Hammelburg: Verloren im wissenschaftshistorischen Niemandsland: Die Geschichte des Sanitätsdienstes als Desiderat der Forschung

Panel IV: Fallbeispiel ISAF. Streitkräfte in der Transformation seit 2001 und Ebenen einsatzbezogener Zeitgeschichte

Chair: Bernhard Chiari, MGFA

Arthur ten Cate, Netherlands Institute of Military History, Den Haag: Writing Contemporary Military History in the Netherlands. Experiences and Best Practices, 1945–2010

Lucas Charles Neece, Graduate Institute of International and Development Studies, Genf: Enduring Alliance Solidarity: Germany in Afghanistan

Peter Dreist, Bundesministerium der Verteidigung, Bonn: Provincial Reconstruction Teams in Afghanistan als Teil von OEF und ISAF. Ansätze und Genese

Torunn Laugen Haaland, Norwegian Institute for Defense Studies, Oslo: The Norwegian Provincial Reconstruction Team (PRT) in Faryab, Afghanistan, as a Mirror of the Developments within the Norwegian Armed Forces in the 21. Century

Norbert Gebbeken, Universität der Bundeswehr München: Bauen im Einsatz: Herausforderungen für die Infrastrukturplanung der Bundeswehr seit 1990

Conrad Schetter, Zentrum für Entwicklungsforschung, Universität Bonn: Public Lecture: Wer sind die Taliban?

Panel V: Einsatzerfahrung und Kriegserlebnis

Chair: Reiner Pommerin, Dresden

Marc Hansen, Universität Flensburg: Vom Friedensalltag zur Kriegserfahrung. Eine kulturgeschichtliche Annäherung an die Wahr nehmung kriegerischer Gewalt von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz

Marco DiStefano, Zentrum für Operative Information, Mayen: Wahrnehmung von und Umgang mit den Kulturen im Kosovo durch deutsche Einsatzsoldaten

Loretana de Libero, MGFA: Tod im Einsatz

Peter Buchner, Zentrum Innere Führung, Koblenz: Andere Einsätze – Neue Legitimation? Legitimitätsfragen in der Einsatzarmee Bundeswehr

Mesut Uyar, Turkish Military Academy, Ankara: With the Germans in Afghanistan. A Turkish Staff Officer’s Experiences during the Establishment of the Kabul Multi-National Brigade (KMNB) 2002-2003

Panel VI: Dokumentation, Analyse, Ausbildung: Geisteswissenschaften und Auslandseinsätze

Chair: Konrad Clewing, Südost-Institut, Regensburg

Tamir Libel, University College Dublin: Historians in the Service of the Present: The Contributions of Historians and Historical Research for Educating Expeditionary Officers – Lessons from the US and UK, 1991-2008

Matthias Strohn, Royal Military Academy Sandhurst, Camberley, England: “We have ceased to be a learning organisation”. Die britische Armee und die Erfahrungen aus dem Irak und Afghanistan

Nicola Labanca, Università degli studi di Siena: Learned and not Learned Lessons. Military History and Some Italian Post Cold War Operations

Florian Stöhr, Deutsche Atlantische Gesellschaft, Berlin: Sicherheitspolitische Herausforderungen durch irreguläre Kämpfer: Handlungsrahmen der westlichen Demokratien für eine effiziente Counterinsurgency

Matthias Dembinski, Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung: Grenzen militärischen Konfliktmanagements

Public Round Table: Auslandseinsätze seit 1990 in Armee und Gesellschaft und die Rolle der Geisteswissenschaften

Chair: Manfred Görtemaker, Universität Potsdam

Hans-Ulrich Klose, MdB; Frank Leidenberger, Kommando Operative Führung Eingreifkräfte, Ulm; Ton van Loon, 1 (GE/NL) Corps, Münster; Hew Strachan, Oxford University


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